Der 13. August 1961 in Kino und Fernsehen bietet die Gelegenheit, die Darstellung eines Extremereignisses im Kalten Krieg in unterschiedlichen Medienformaten zu untersuchen. Dabei bewerteten Ost und West den Mauerbau zwar höchst abweichend, nutzten jedoch teilweise die gleichen Bilder. Im Vergleich verdeutlichen sich auch die technologischen Unterschiede von Fernsehen und Wochenschau. Arbeiteten TV-Beiträge bisweilen hoch aktuell mit O-Tönen, musste die Wochenschau hingegen die Nachrichten mehrerer Tage verdichten. Längst nicht alle Filmaufnahmen vom 13. August 1961 sind veröffentlicht worden. Das nicht verwendete Material gibt Auskunft über politische Vorbehalte und Rücksichtnahmen. So vermied es die DEFA, im ‚Augenzeugen’ Kampfgruppenangehörige zu zeigen, wie sie Mobiliar aus den geräumten Grenzhäusern tragen und Wohnungsfenster zumauern. Und die ‚SFB-Abendschau’ sah von Sequenzen des Adenauer-Besuches am Potsdamer Platz ab, weil sie mit der deutlich hörbaren Propaganda-Beschallung durch das ostdeutsche "Studio an der Mauer" versetzt sind. Ein weiterer Aspekt des dokumentarischen Filmprogramms widmet sich der retrospektiven Sicht auf das Ereignis. So schwingt im Rückblick „Ein Jahr danach“ der ‚Fox tönende Wochenschau’ das stille Eingeständnis mit, dass man im Westen die Mauer nicht habe rückgängig machen können. Der DEFA-‚Augenzeuge’ spricht 1966 triumphierend von einer Maßnahme zur Sicherung des Friedens.
Info:
Doppelprogramm in der gemeinsamen Veranstaltungsreihe von CineGraph Babelsberg und Bundesarchiv am 1. Juli 2011, Zeughauskino Berlin, 18.30 und 21:00 Uhr
„Niemand hat die Absicht eine Mauer zu errichten…“ – Der 13. August 1961 in Wochenschau und Fernsehen in Ost und West
Zeughauskino: 1. Juli 2011 18:30 Uhr
Filme:
DEFA-AUGENZEUGE 34/1961
Kopie: Progress
FOX TÖNENDE WOCHENSCHAU 77/1961 vom 18.8.1961
Kopie: Bundesarchiv-Filmarchiv
DEFA-AUGENZEUGE 35/1961 (Ausschnitte)
Kopie: Trion-Film
FOX TÖNENDE WOCHENSCHAU 78/1961 vom 25.8.1961
Kopie: Bundesarchiv-Filmarchiv
DEFA-AUGENZEUGE (Schnittreste, stumm, gedreht nach dem 15.8.1961, Neumontage)
Kopie: Trion-Film
SFB-Drehmaterial (Auszüge, Adenauer-Besuch Westberlin 22.8.1961)
Kopie: Trion-Film
SFB-Abendschaumaterial (13.8.1961)
Kopie: Trion-Film
DIE AKTUELLE KAMERA – HAUPTAUSGABE (DFF, 15.8.1961)
Kopie: Deutsches Rundfunkarchiv
FOX TÖNENDE WOCHENSCHAU 77/1962 vom 10. August 1962
Kopie: Trion-Film
DEFA-AUGENZEUGE 34/1966 vom 19.8.1966
Kopie: Bundesarchiv-Filmarchiv
VERSTUMMTE STIMMEN (BRD 1962)
Kopie: Bundesarchiv-Filmarchiv
Einführung: Ralf Forster (CineGraph Babelsberg)
GESCHICHTEN JENER NACHT (DDR 1967, R: Carl Heinz Carpentier, Ulrich Thein, Frank Vogel, Gerhard Klein, D: Jenny Gröllmann, Ulrich Thein, Erwin Geschonneck, Jaecki Schwarz, 104’)
Zeughauskino, 1. Juli 2011, 21.00 Uhr
Der Episodenfilm GESCHICHTEN JENER NACHT ist die erste Historisierung des Mauerbaus im DEFA-Spielfilm. Anhand von vier fiktiven Biografien werden die Ereignisse des 13. August 1961 in die Vergangenheitssicht der SED eingepasst und damit der offiziellen DDR-Geschichtsschreibung einverleibt. Im Kern beschwört der Film eine politische und intellektuelle Teilung Deutschlands, die schon vor dem Mauerbau bestanden habe: hier die fortschrittlichen Kräfte (Kommunisten, Antifaschisten, die DDR-Aufbaugeneration) und dort die Mitläufer und Reaktionäre (Nationalsozialisten, Republikflüchtlinge, der Monopolkapitalismus). Alle vier Männer sind Kampfgruppenangehörige, die in der Nacht vom 12. zum 13. August 1961 die Grenze nach Westberlin sichern und dabei entweder auf ihr bisheriges Leben oder in die Zukunft schauen. Die ohne Reue im Film vorgetragene Erinnerung an den Mauerbau lässt sich auch als Reaktion und Pflichtübung der DEFA im Nachgang des 11. Plenums des ZK der SED (dem sog. Filmplenum) lesen, mit dem der gescholtene Filmproduzent im Vorfeld des VII. Parteitags seine Linientreue demonstrieren, sowie Schauspieler und Regisseure rehabilitieren wollte.
Veranstaltungsdaten:
1. Juli 2011, ab 18.30 Uhr
Veranstaltungsort:
Zeughauskino
Deutsches Historisches Museum
(Zeughausgebäude Eingang Spreeseite)
Unter den Linden 2
10117 Berlin
Kontakt:
Zeughauskino
Deutsches Historisches Museum
(Zeughausgebäude Eingang Spreeseite)
Unter den Linden 2
10117 Berlin
Telefon: 030/20304444 (Kinemathek DHM, Mo. bis Fr. von 10.00 bis 18.00 Uhr) oder 030/20304770 (Kinokasse)
www.dhm.de/kino
CineGraph Babelsberg
Berlin-Brandenburgisches Centrum für Filmforschung e.V.
Bismarckstraße 46 B
12169 Berlin,
Telefon: 030/7850282
Telefax: 030/78896850
info@cinegraph-babelsberg.de
www.filmblatt.de/index.php?cinegraph
Bundesarchiv-Filmarchiv
Fehrbelliner Platz 3
10707 Berlin
Telefon: 03018/77700
Telefax: 03018/7770999
filmarchiv@bundesarchiv.de
www.bundesarchiv.de/benutzung/sachbezug/film/index.html.de
Quelle: Bundesarchiv, Pressemitteilung, 27.6.2011