Im Vorfeld der geplanten Kirchenfusion in der katholischen Kommunalgemeinde und Seelsorgeeinheit Bocholt-Süd zeigt das Stadtarchiv Bocholt eine Ansicht der früheren Notkirche Ss. Ewaldi am Mühlenweg als Foto des Monats Juni 2011. In diesem 1927 gebauten ehemaligen Kaufhaus an der Ecke zur Schützenstraße wurde im Frühjahr 1934 ein Gebetsraum eingerichtet.
Die Überlegungen zur Gründung eines eigenen Seelsorgebezirkes im Süden der Stadt Bocholt gehen aber bis in das Jahr 1926 zurück. Seinerzeit wurde der Gedanke von der Mutterpfarre St. Josef aufgegriffen und eine Sammlung für den Kirchbaufonds gestartet. Aus Anlass des 70. Geburtstages des damaligen Pfarrers und Dechanten Stephan Jürgens (1857-1935) kamen innerhalb von vier Monaten 8.000 Mark zusammen. Leider mussten die Pläne aber aufgrund der schlechten Wirtschaftslage immer wieder aufgegeben werden, gleichwohl das 440 Ruten umfassende Grundstück an der Schwertstraße schon im Besitz der Kirchengemeinde St. Josef war.
Abb.: Foto des Monats Juni 2011: Die frühere Notkirche Ss. Ewaldi am Mühlenweg in Bocholt (Foto: Stadt Bocholt)
Im April 1931 nahm Johannes Eickmann (1893-1946), bis 1929 Kaplan an St. Josef, den Faden wieder auf und wies auf die starke bauliche Geschlossenheit in der südlichen Vorstadt Fildeken und auf das rege Eigenleben unter den rund 4.000 Bewohnern hin. So war schon 1927 eine Zweigstelle der Borromäusbücherei St. Josef auf dem Fildeken eröffnet worden. Das Vorhaben zur Einrichtung einer Filialkirche war schon deswegen zu begrüßen, da die Kinder der 16 Klassen starken Volksschule am Mühlenweg durch verkehrsreiche Straßen geführt werden mussten, wenn sie die Frühmesse in der ferneren St.-Josef-Kirche besuchen wollten. Kirchliche und staatliche Behörden sprachen sich schließlich für die Gründung eines Seelsorgebezirks für das Fildeken und die Bauerschaft Biemenhorst aus. Im März 1934 kaufte die Gemeinde St. Josef das der städtischen Sparkasse gehörende frühere Bekleidungshaus Heinrich Schröer am Mühlenweg, das man im April zu einer Notkirche umbaute.
Der für die Kirche vorgesehene Raum umfasste rund 300 Sitz- und 500 Stehplätze. Er war insofern noch größer als derjenige der damaligen Notkirche Hl. Kreuz in der Pieron’schen Fabrik. Über dem Haupteingang, auf dem Dachgiebel sowie auf dem neuen Klockentürmchen wurden Kreuze angebracht. Dechant Jürgens weihte schließlich am 18. Mai 1934 die Kirchenglocke und drei Wochen darauf den Kirchenraum feierlich ein. Die Aufstellung des Taufbeckens folgte im Mai 1935. Bis zur Einführung des ersten Pfarrrektors Anton Hommel (1896-1967) am 26. August 1934 versahen die Patres aus dem Kapuzinerkloster den Gottesdienst. Die Notkirche blieb noch bis zur Weihe der neuen Pfarrkirche Ss. Ewaldi am 12. Juli 1953 in Benutzung und diente ab 1960 der Kirchengemeinde als Vereinsheim. Noch heute ziert das Kreuz als Symbol des christlichen Glaubens den Dachgiebel des Eckhauses am Mühlenweg.
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Quelle: Stadt Bocholt, Pressemitteilung, 30.5.2011