Johanna Hirsch, Schülerin der Gesamtschule Espenstraße, befragte über Monate Zeitzeugen in der damaligen Gemeinde Wickrath über die Jahre unmittelbar nach Kriegsende (1945 bis 1948). Das Stadtarchiv Mönchengladbach präsentierte die Arbeit jetzt gemeinsam mit der Abiturientin.
„Meine Arbeit befasst sich mit dem Leben in der Gemeinde Wickrath unmittelbar nach Kriegsende“, erklärt Hirsch. Zu Beginn ihrer Arbeit musste sie allerdings feststellen, dass die meisten Zeugen bereits verstorben waren. Tatsächlich wurden von ihr schließlich 15 Zeitzeugen befragt, die zu dieser Zeit als Kinder oder Jugendliche im Alter zwischen sechs und 20 Jahren in Wickrath gelebt haben.
„Anlass für die Arbeit war meine Facharbeit, die ich im vergangenen Schuljahr über das Thema „Alltag in Wickrath von 1945 bis 1949“ geschrieben habe“, berichtet Hirsch weiter. Bei der Recherche stand ihr Diplomarchivarin Ilona Gerhards vom Stadtarchiv zur Seite. „Mit der vorliegenden Arbeit wird auch für das Stadtarchiv eine Lücke geschlossen, da wir wenig Archivmaterial über diese Zeit haben und die Überlieferungen erst um 1950/1952 beginnen“, erklärt Gerhards.
Erstaunliches erfuhr Hirsch bei der Befragung der Zeugen. „Einige Menschen waren noch heute, 60 Jahre später, von den damaligen Ereignissen emotional betroffen. Andere wollten über diese Zeit nicht sprechen. Bei der Recherchearbeit tauchte die junge Autorin in das damalige Leben ein und erfuhr erstaunliche Details über die alltäglichen Sorgen der Bewohner, die sich u.a. um Wasserversorgung, Brotrationen und für die Kinder und Jugendlichen um den Schulalltag ohne Lehrmaterial drehten. Aber auch erstaunliche Sachen erfuhr sie. So kaufte eine Frau von ihrem ersten Geld eine Kaffeekanne, die noch heute in ihrem Besitz ist und einen Ehrenplatz in der Wohnung gefunden hat.
Aufgrund der Fülle der Informationen teilte Johanna Hirsch ihre Arbeit in Themenbereiche ein. Sie arbeitete wissenschaftlich einwandfrei. Alle Angaben wurden auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft und durch weitere Zeugen bestätigt und soweit eine Bestätigung zu Angaben nicht gefunden wurde, entsprechend vermerkt. „Eine sehr gute Arbeit, die sich auch gut liest“, meint auch Dr. Christian Wolfsberger, Leiter des Stadtarchivs. Für interessierte Bürger bietet das Stadtarchiv die Möglichkeit die Arbeit von Johanna Hirsch nachzulesen.
Johanna Hirsch fertigte ihre Arbeit als „Besondere Lernleistung“ an, die nach Empfehlung der Kultusministerkonferenz in die Abiturnote einfließt. Dazu können neben den Ergebnissen aus einem von den Ländern geförderten Wettbewerb auch Ergebnisse eines individuellen fachlichen Projektes eingereicht werden.
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Quelle: Stadt Mönchengladbach, Pressemitteilung, 20.4.2011