63. Westfälischer Archivtag in Siegen

In drei Archivkartons dokumentiert das Stadtarchiv Siegen die Geschichte des Förderkreises Siegerland-Theater e. V. Die Unterlagen reichen bis ins Jahr 1971 zurück, als der Vorläufer des Förderkreises, der Verein zur Förderung des Theater- und Konzertbaues, für den Kernraum des Siegerlandes gegründet wurde. Die Dokumente geben Aufschluss über die Arbeit des Förderkreises in den Jahren seines Bestehens (1986-2003). „Die hier verwahrten Unterlagen des Förderkreises dokumentieren ausführlich das bürgerschaftliche Engagement, das schließlich zur Errichtung des Apollo-Theaters durch die Stadt Siegen führte“, so Stadtarchivar Ludwig Burwitz. „Solche Quellen gehören zu den Kronjuwelen eines jeden Archivs“, ergänzt Kreisarchivar Thomas Wolf: „Denn sie informieren über wichtige Aspekte der lokalen und regionalen Geschichte, die sich in der amtlichen Überlieferung der öffentlichen Archive nicht finden lassen.“

Um genau solche Dokumente – so genanntes „nichtamtliches Archivgut“ – geht es beim 63. Westfälischen Archivtag, der am 22. und 23. März 2011 in der Siegerlandhalle stattfindet. Zum „nichtamtlichen Archivgut“ gehören Überlieferungen der Vereine, von Bürgerinitiativen und den Ortsvereinen der politischen Parteien. „In Zeiten knapper personeller und finanzieller Ressourcen ist das Einwerben und Bearbeiten dieser ‚Kronjuwelen’ ein Drahtseilakt für die westfälischen Kommunalarchive zwischen der Bewältigung der gesetzlichen Pflichtaufgaben und dem archivischen Ziel, die kommunalen Lebenswelten umfassend zu bewahren“, so Burwitz und Wolf.

Als zentrale Fortbildungsveranstaltung des LWL-Archivamtes für Westfalen dient der Westfälische Archivtag seit 1949 der Weiterbildung und dem fachlichen Erfahrungsaustausch. Ca. 150 bis 200 Archivare aus Westfalen-Lippe und benachbarten Bundesländern nehmen jährlich teil. Nach 1981 – damals in Freudenberg und Hilchenbach – findet der Archivtag jetzt erstmals wieder in Siegen-Wittgenstein statt. Damit folgt das westfälische Archivamt einer Einladung der Stadt Siegen und des Kreises Siegen-Wittgenstein.

Link:

Quelle: Kreis Siegen-Wittgenstein, Pressemitteilung, 16.3.2011

Vom Sumpfgebiet zur Freizeitoase. 350 Jahre Aasee in Münster

Es herrschten unruhige Zeiten, als die Aa vor gut 350 Jahren zum ersten Mal gestaut wurde. Der See, der dabei vor den Toren Münsters entstand, war keineswegs als Freizeitparadies gedacht. Er diente allein militärischen Zwecken. Die Geschichte des Aasees nimmt der Themenabend am Donnerstag, 24. März 2011 (18 Uhr) im Stadtarchiv Münster in den Blick. Es bleibt dabei nicht nur bei einem Ausflug in die Historie: Auch die aktuelle Diskussion um eine zeitgemäße Nutzung der grünen Oase spielt eine Rolle.

Urheber des Sees war 1660 Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen. Er belagerte Münster, wollte die Stadt von der Lebensader „Wasser“ abschneiden und sie sich so seinem Willen und seinen Plänen unterwerfen. Doch dieser See war nicht von Dauer. Ein breites Sumpfgebiet dehnte sich bald wieder beidseitig der Aa aus.

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Idylle pur: Der Bootsanleger der Segelschule Overschmidt in den 1950er Jahren. Im Hintergrund erheben sich die Türme der Antoniuskirche an der Weseler Straße (Foto: Stadt Münster).

Mit vielen historischen Ansichten, Plänen und Fotografien wird Kunsthistorikerin Karina Hansen markante Etappen der Aasee-Geschichte beleuchten. Die Referentin hat als Kuratorin die große Aaseeausstellung im Stadtmuseum Münster mit gestaltet.

Fast 230 Jahre sollten vergehen, ehe Professor Hermann Landois die Idee zu einem See wieder aufgriff. Viel Überzeugungsarbeit musste noch geleistet werden, bis sich im Dezember 1931 dann endlich das Bassin mit Wasser füllte und der heute als „Kleiner Aasee“ bezeichnete Teil fertig war. Nun aber zum Schutz der Stadt vor Hochwasser und zum Freizeitvergnügen der Münsteraner. Der Eintritt zum Themenabend im Stadtarchiv ist frei.

Kontakt:
Stadtarchiv Münster
An den Speichern 8
48157 Münster
Tel. 02 51/4 92-47 01
Fax 02 51/4 92-77 27
archiv(at)stadt-muenster.de
www.muenster.de/stadt/archiv

Quelle: Stadt Münster, Pressemitteilung, 21.3.2011

Gestapo-Akten des Ruhrkaplans

Rund 71.000 Akten der Stapoleitstelle Düsseldorf beherbergt das Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland in Düsseldorf. Durch Zufall konnten die Akten, die gegen Ende des Zweiten Weltkriegs in einer Scheune in Westfalen ausgelagert waren, vor ihrer Vernichtung durch die Gestapo gerettet werden. Amerikanische Truppen übergaben sie an die Britische Militärregierung, 1952 gelangten die Akten ins damalige Staatsarchiv Düsseldorf. Dort wurden sie in den 1960er Jahren erschlossen und dienen seitdem für Forscher aus dem In- und Ausland als wichtige Quellen zur NS-Geschichte.

In beeindruckender Weise spiegeln die Akten wider, wie gnadenlos das NS-Regime seine Gegner verfolgte. Zu diesen gehörte auch der als „Ruhrkaplan“ bekannte Carl Klinkhammer (1903-1997), zu dem zwei Gestapo-Akten vorliegen. Schon früh geriet der unter anderem in der Pfarre St. Johannes in Altenessen tätige Klinkhammer ins Visier der Gestapo. Selbst „Redeverbote“ und Verhaftungen beeindruckten ihn nicht. Die Akten sprechen von Schutzhaft wegen staatsfeindlicher Betätigung und Beleidigung der Reichsregierung sowie von Redeverboten wegen „Kanzelmissbrauchs“.

Trotz aller Drangsalierung, mehreren Verhaftungen und Zwangseinsatz als Wehrmachtssoldat im Krieg gegen die Sowjetunion blieb Klinkhammer bei seiner Abneigung gegen das totalitäre Regime. Nach dem Krieg, nunmehr als Pfarrer in Düsseldorf-Heerdt, in der Bunkerkirche St. Sakrament, tätig, wandte er sich ebenso entschieden gegen den Kommunismus und den sittlichen Verfall. Dazu gehörten jugendbetreuerische Maßnahmen gegen Desorientierung und Verwahrlosung sowie sein Kampf gegen Schmutz und Schund.

Quelle: NRZ, Lokalausgabe Duisburg, 17.3.2011; http://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Klinkhammer (28.1.2011, 14:11)

Stadtarchiv Lingen mit neu verzeichneten Beständen im Archivportal Niedersachsen

Das Stadtarchiv Lingen ist nun mit seinen neu verzeichneten Beständen im Archivportal Niedersachsen vertreten. Die Daten aus dem Stadtarchiv sind über das Archivportal www.archivportal.niedersachsen.de abrufbar. Sie sind einerseits über den Gesamtbestand recherchierbar, in dem alle Archivalien der Teilnehmer am Archivportal zentral vorgehalten werden. Andererseits gibt es im Archivportal eine Unterseite, auf der nur die Daten des Stadtarchivs Lingen erreichbar sind (www.archivportal.niedersachsen.de/StadtA_LIN).

Ein Bestand des Stadtarchivs Lingen sticht in der Beständeübersicht mit einer längeren "Kurzbeschreibung" direkt ins Auge: der 114 Verzeichnungseinheiten umfassende Bestand "Eisenbahnausbesserungswerk Sammlung Rehring". Der Bestand "Eisenbahnausbesserungswerk" (EAW) ist eine Materialsammlung, die Bernhard Rehring, letzter Werksleiter des EAW, für eine Publikation zusammengestellt hat.

Bernhard Rehring schreibt zur Geschichte des Eisenbahnausbesserunsgwerkes: »Im Mittelpunkt dieses Rückblicks und der Erinnerung steht die faszinierende Geschichte des Eisenbahnausbesserungswerkes in Lingen. Hier war im Altkreis Lingen mehr als ein Jahrhundert der eigentliche industrielle Schwerpunkt. Noch zu Zeiten des Königreichs Hannover wurden mit der Inbetriebnahme der Hannoverschen Westbahn 1856 auch die Werkstätten für den Betrieb der Westbahn eingerichtet. Es waren die "Königlichen Bahnhofswerkstätten" zu Lingen, die sich im Laufe der Zeit zu einem modernen Fertigungsbetrieb entwickelten. So wurde bereits 1919 die 200m lange und 50m breite "Lokrichthalle" mit einer Taktfertigung für die Dampflokinstandhaltung in Betrieb genommen. Es war dies ein hochtechnisiertes Eisenbahnwerk mit einer vorbildlichen Lehrlingsausbildung. Das EAW Lingen bestand aus zwei großen Werken: das südlich gelegene Wagenwerk ("Mühle" genannt) und das eigentliche Lokwerk. Erst mit dem Strukturwandel der Bahn in den 70er Jahren wurden die Dampflokwerke ihrer Existenz beraubt und viele Werke geschlossen. Das Wagenwerk wurde bereits 1954 geschlossen und die Stadt Lingen erbaute hier später die Emslandhallen. Mit einer getakteten Güterwageninstandhaltung, einem Stahlbau und den Wartungsarbeiten der DB-Container-Krananlagen, mit der Reparatur von Güterwagendecken, der Instandsetzung von Druckmessern, einer Stempelfertigung, einer Feuerlöscherwerkstatt und einer Logistikleistung für das VW Werk Emden gelang es, nach dem Auslaufen der Dampflokzeit ab 1972 die nächsten Jahre sozialverträglich zu meistern. In Abhängigkeit vom jeweiligen Personalbestand wurden immer wieder Fertigungszweige aufgelassen, so dass zum Jahresende 1995 die noch verbliebene Stempelfertigung sowie die Feuerlöscherwerkstatt zu einer Sonderwerkstatt nach Osnabrück verlagert wurden. Ein Jahr später kam dann das "Aus" für die im Werk Lingen noch vorhandene Tischlerwerkstatt mit der bundesweiten Fertigung von Inneneinrichtungen der Fahrkartenausgaben und einer Schlosserei der ehemaligen Bahnmeisterei Lingen. 142 Jahre nach Gründung der "Königlichen Bahnhofswerkstätten Lingen" war kein Eisenbahner mehr im ehemaligen Eisenbahn-Ausbesserungswerk beschäftigt.«

Kontakt:
Stadtarchiv Lingen
Dr. Stephan Schwenke
Baccumer Straße 22
49808 Lingen (Ems)
Tel.: 0591 9167111
Fax: 0591 9167140
s.schwenke@stadtarchiv-lingen.de

Kulturstaatsminister Neumann zum Leiterwechsel in der BStU

Staatsministers Bernd Neumann würdigte in seiner Rede die Arbeit von Marianne Birthler als Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR. Zur Amtseinführung von Roland Jahn als neuem Bundesbeauftragten betonte Staatsminister Neumann, dass es für die Aufarbeitung der Stasi-Unterlagen keinen Schlussstrich geben darf.

Rede von Kulturstaatsminister Bernd Neumann zur Verabschiedung von Marianne Birthler und Amtseinführung von Roland Jahn:
»In einem Interview mit dem Deutschlandradio antwortete Marianne Birthler vor kurzem auf die Frage, ob die Stasi-Unterlagenbehörde – also die BStU – Deutschland verändert habe, folgendes: "Die Möglichkeit des Aktenzugangs ist – glaube ich – sehr wirkmächtig gegen die Tendenz, die Decke des Vergessens über die Vergangenheit zu breiten. Das halte ich für das Wichtigste." Dieser Satz ist in seiner Gradlinigkeit typisch für Marianne Birthler. Sie hat diese Eigenschaft schon 1992 bewiesen, als sie sich – nach kaum zwei Jahren – aus dem Kabinett Stolpe zurückzog und ihr Ministeramt aufgab.

Schon seinerzeit gehörten Sie, liebe Marianne Birthler, zu denen, die die Vergangenheit der SED-Diktatur auf keinen Fall ruhen lassen wollten – und der diese Vergangenheit selbst keine Ruhe ließ. In diesem Bewusstsein haben Sie in den letzten zehn Jahren die Stasi-Unterlagenbehörde geführt. Mit Recht verbindet man heute Ihren Namen mit der Aufarbeitung. Es braucht Rückgrat, Glaubwürdigkeit und einen klar ausgerichteten Kompass, um eines der sicher auch menschlich schwierigsten Ämter zu leiten, das wir in der Bundesrepublik haben. Bei der Stasi-Unterlagenbehörde geht es ja nicht nur um die fortlaufende Aktenerschließung und den Aktenzugang – auch wenn dies Kernaufgaben sind, von denen wir nicht abrücken werden. Es geht auch um Aufklärung in einem weiteren Sinn.

Wir sehen heute, über 20 Jahre nach dem Ende der DDR, dass es immer noch, oder vielmehr leider wieder Tendenzen gibt, die Diktatur zu verharmlosen und den DDR-Alltag in ein rosarotes Licht zu stellen. Das können wir nicht zulassen! Die SED-Diktatur darf nicht mit Hilfe der Unwissenheit und des Verleugnens weich gespült werden! Eines der wichtigsten Ziele der Aufarbeitung unserer Geschichte ist es, insbesondere den Jüngeren zu vermitteln, dass das Leben in der Diktatur ein Leben in Bevormundung und Entrechtung war. Es ist auch ein Verdienst von Marianne Birthler, dass unter ihrer Leitung die Bildungsarbeit der BStU verstärkt und auf die nachkommende Generation fokussiert wurde.

Meine Damen und Herren,
mit der Entscheidung, eine eigene Stasi-Unterlagenbehörde zu gründen, bewegte sich Deutschland auf Neuland – historisch wie juristisch. Heute ist sie Vorbild in ganz Europa und für die Demokratiebewegungen in der Welt. Kein Land hatte jemals zuvor direkt nach dem Untergang einer Diktatur die Hinterlassenschaften einer Geheimpolizei deren Opfern zugänglich gemacht. Die damalige Entscheidung beruhte entscheidend auf dem Engagement der Bürgerrechtsbewegung in der DDR und trug einem gesellschaftlichen Bedürfnis nach Aufklärung unmittelbar Rechnung. Dieses Bedürfnis ist auch 20 Jahre später ungebrochen. Rund 90.000 Anträge auf Akteneinsicht allein im vergangenen Jahr sprechen eine deutliche Sprache. In den letzten 20 Jahren wurden insgesamt rund 1,8 Millionen Bürgeranträge auf Akteneinsicht gestellt.

Unverändert ist die Frage nach individueller Schuld und Verantwortung aktuell; wollen Opfer und Betroffene Klarheit in ihren Lebensweg bringen. Das ist ein wesentlicher Grund, weshalb wir das Stasi-Unterlagengesetz derzeit erneut novellieren. Wichtige Punkte sind dabei die generelle Verbesserung der Zugangsregelungen sowie – und das ist aus meiner Sicht zentral – die Verlängerung der Möglichkeit, Angehörige des öffentlichen Bereichs zu überprüfen. Dazu zählen auch Regierungsmitglieder und Abgeordnete.

Es kann gar keine Frage sein: Für die Aufarbeitung der Stasi-Unterlagen darf es keinen Schlussstrich geben. Sie ist noch längst nicht beendet. Es ist selbstverständlich, dass den Besonderheiten dieser Unterlagen auch zukünftig Rechnung getragen wird, da sie rechtsstaatwidrig, oft aufgrund von Bespitzelung, Zwang und brutalen Verhören entstanden sind. Der Bundestag wird zu gegebener Zeit entscheiden, wie diese Aufgaben später einmal vom Bundesarchiv übernommen werden können. Die BStU wird aber erst einmal für längere Zeit ihre Arbeit fortsetzen.

Heute gilt es Marianne Birthler aus ihrem Amt als Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes zu verabschieden.
Liebe Frau Birthler, Sie haben eine öffentliche Einrichtung mit rund 2.000 Mitarbeitern 10 Jahre lang verantwortungsvoll geleitet. Sie, liebe Frau Birthler, waren immer für Ihre Mitarbeiter da und haben sich vor sie gestellt, wenn man diese aus Ihrer Sicht ungerechtfertigt kritisierte. Natürlich kommen in einer so großen Behörde auch Pannen vor. Sie mussten fragwürdige Personalentscheidungen bewältigen, die vor Ihrer Amtszeit getroffen wurden.

Und, meine Damen und Herren, lassen Sie mich gerade an dieser Stelle eine Bemerkung zu den Beschäftigten der BStU machen. Die übergroße Mehrheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leistet seit vielen Jahren eine engagierte, glaubwürdige Arbeit und hat zur Aufarbeitung unserer Geschichte einen unverzichtbaren Beitrag geleistet. Dafür sage ich Ihnen allen an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön! Sie, liebe Frau Birthler, haben mit Umsicht, Klugheit, Unaufgeregtheit, Kompetenz und vor allem mit großem, auch innerem Engagement Ihre Aufgabe wahrgenommen. Ihre moralische Rigorosität hat mir immer gefallen. Ich habe gern mit Ihnen zusammengearbeitet. Im Namen der Bundesregierung danke ich Ihnen herzlich.

Meine Damen und Herren,
die BStU wird auch weiterhin in guten Händen bleiben. Mit Roland Jahn haben wir einen neuen Leiter gefunden, der, wie auch Marianne Birthler, mit seiner Biographie für das bürgt, was die BStU leisten soll. Sein Name steht seit vielen Jahren für Opposition und Widerstand gegen das DDR-Regime. Nach seiner brutalen Zwangsausbürgerung aus der DDR 1983 hat er als Journalist immer wieder über die Situation in der DDR berichtet: packend und erschütternd. Ich freue mich, dass das Bundeskabinett am 30. November 2010 meiner Empfehlung folgte, Roland Jahn dem Deutschen Bundestag als nunmehr dritten Bundesbeauftragten vorzuschlagen. Es war ein wichtiges Signal, dass der Deutsche Bundestag am 28. Januar dieses Jahres Roland Jahn – fraktionsübergreifend – mit überwältigender Mehrheit gewählt hat. Dies ist ein Vertrauensvorschuss auf seine Arbeit, den er, da bin ich mir sicher, auch einlösen wird.

Lieber Herr Jahn, Sie haben nie aufgehört, das Unrecht anzuprangern. Wenn ich so sagen darf: Nicht umsonst wurden Sie bis zum Ende der DDR vom Ministerium für Staatssicherheit bespitzelt. Sie wissen, wie es sich anfühlt, wenn man als Verfolgter einem Stasi-Mitarbeiter gegenübersitzt. Ich bin mir darum sicher, dass Sie mit der gebotenen Sensibilität dazu beitragen werden, dass ehemalige Täter und Verstrickte nicht auch heute wieder über die Opfer von damals befinden können. Das gilt insbesondere für die in der Vergangenheit wie auch kürzlich bekannt gewordenen Fälle, nach denen es Mitarbeiter der BStU gibt, die früher für das MfS tätig waren. Diese Sachlage ist schwer nachvollziehbar, schon gar nicht für Stasi-Opfer. Die arbeits- und dienstrechtlichen Vorschriften setzen für mögliche Konsequenzen leider strikte Grenzen.

Der Ruf der Stasi-Unterlagenbehörde darf durch solche Einzelfälle keinen Schaden nehmen. Ich zähle hier auch auf Roland Jahn, der – so, wie wir ihn kennen – immer auch unbequeme Wahrheiten ansprechen und schlicht nicht locker lassen wird. Ich wünsche Ihnen, lieber Herr Jahn, für Ihre zukünftige Aufgabe viel Kraft und Energie. Ich bin mir schon heute sicher: Aus der Birthler-Behörde, die zuvor eine Gauck-Behörde war, wird recht schnell eine Jahn-Behörde werden. Auch Ihr Name wird in kürzester Zeit ein Synonym für die Aufarbeitung der SED-Diktatur – in einer Reihe mit Ihren verdienten Vorgängern!«

Links:

Quelle: Bundesregierung, Pressemitteilung: Rede von Kulturstaatsminister Bernd Neumann zur Verabschiedung von Marianne Birthler und Amtseinführung von Roland Jahn, 14.3.2011

Münsters Archive stellen sich mit neuer Broschüre vor

Münsters Archive bergen wahre Schätze. Die früheste Urkunde aus dem Jahr 813 zum Beispiel. Oder die Wappentafel der Gilden anno 1598. Sie bewahren die Sammlung Kardinal von Galen ebenso wie ein Werkbuch des Lyrikers Ernst Meister. Zu einer historischen Entdeckungsreise durch Münsters vielfältige Archivlandschaft lädt ein neuer Archivführer ein. Er informiert über Bestände, beschreibt Aufgaben und Arbeitsweise und macht mit zahlreichen Fotos und Abbildungen Geschmack auf einen Besuch der Einrichtungen.

Seit Jahrhunderten verwahren die großen Archive einzigartige historische Quellen im Original. Sie alle stehen Interessierten offen. Doch nicht immer erschließt sich auf den ersten Blick, wer welches Archivgut bereithält.

Der anschauliche Wegweiser stellt in Wort und Bild jede Institution vor: das Stadtarchiv Münster mit seinen Dokumenten zur Geschichte Münsters, das Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen mit Archivalien aus den Regierungsbezirken Münster und Arnsberg, das Bistumsarchiv Münster mit den Schriften der bischöflichen Zentralverwaltungen und diözesanen Einrichtungen sowie fast 400 Pfarrarchiven. Das LWL-Archivamt für Westfalen ist zuständig für die Überlieferung des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe. Doch wer hätte vermutet, dass dort auch 100 Adelsarchive betreut und ihre Bestände zugänglich gemacht werden? Die Geschichte der Westfälischen Wilhelms-Universität und ihrer Vorgängereinrichtungen dokumentiert das Universitätsarchiv Münster.

Eine Übersicht nennt dazu weitere 18 Archiv- und Dokumentationsstellen. Auch sie stellen ihre Unterlagen bereit, damit an Stadtgeschichte Interessierte forschen können. Dazu gehört zum Beispiel der Chorverband Münster Stadt und Land oder die Frauenforschungsstelle e.V.

Die Rückseite des Archivführers erinnert buchstabengetreu von A bis Z an die deutsche Schreibschrift, die dem Leser in vielen Akten, Briefen und Protokollen aus dem 19. und 20. Jahrhundert begegnet. Der Archivführer Münster ist kostenfrei in den genannten Archiven und in der Stadtbücherei Münster erhältlich.

Quelle: Stadt Münster, Pressemitteilung, 15.3.2011

Erste Einblicke in die Geheimdokumente des »Ufficio zone di confine«

In den ersten Nachkriegsjahren wachte Rom mit Hilfe des beim Ministerratspräsidium eingerichteten Grenzzonenbüros (Ufficio zone di confine) auch über Südtirol und das Trentino. Das "Ufficio zone di confine" war in den Jahren von 1946 bis 1954 Verhandlungspartner in all den delikaten Fragen und Problemen, die es in den Grenzgebieten nach Kriegsende zu lösen galt.

Nachdem der Archivbestand dieses Amtes geordnet, inventarisiert und in das neue Geschichtsarchiv des Ministerratspräsidiums eingegliedert worden ist, kann er seit kurzem zu Forschungszwecken eingesehen werden. Erste Forschungsergebnisse wurden am 10. März 2011 im Ansitz Rottenbuch auf einer gemeinsamen Veranstaltung des Südtiroler Landesarchivs und der Stiftung "Fondazione Museo Storico del Trentino" vor zahlreichen interessierten Bürgern sowie einer Vielzahl von Historikern und Experten präsentiert.

Maria Maione vom Generalsekretariat des Ministerratspräsidiums stellte den Archivbestand vor, der derzeit im Rahmen eines groß angelegten Forschungsprojektes von Historikern aus Triest, Trient und Bozen untersucht wird. Landesarchivarin Christine Roilo unterstrich dessen Bedeutung: "Es handelt sich hierbei um einen wichtigen Schritt in der Südtiroler Geschichtsforschung." So werden die nun zugänglichen Dokumente neue Informationen zu Themen wie die Klärung der Optanten-Frage, die Rolle des Präfekten Silvio Innocenti, sowie zu Bevölkerungs- und Wanderungsdaten für Südtirol liefern. Dass die Dokumente des "Ufficio zone di confine" neue Perspektiven öffnen, indem sie Einsicht in viele bisher unbekannte Sachverhalte gewähren, betonte in seiner Einführung auch Landeskonservator Leo Andergassen.

Für den Zeitgeschichtler Raoul Pupo von der Universität Triest ist die Öffnung des Archivbestands die Frucht einer über zwanzigjährigen Recherche, durch die es nun möglich sein wird, die italienische Politik in den Grenzgebieten in der unmittelbaren Nachkriegszeit in einer einheitlichen Sichtweise zu rekonstruieren und zu analysieren – mit besonderem Augenmerk auf den Umgang mit den sprachlichen Minderheiten in Triest und Südtirol. Der Bozner Historiker Giorgio Mezzalira von der Arbeitsgruppe "Geschichte und Region/Storia e regione", dem Raoul Pupo die eigentliche Entdeckung des Archivbestands zuschrieb, machte in seinen Worten die ungeheure Dimension des Bestands des Grenzzonenbüros deutlich: "Mit dieser riesigen Anzahl von Dokumenten kann im wahrsten Sinne des Wortes ein \’schwarzes Loch\‘ in der Geschichtsdokumentation der Nachkriegszeit gefüllt werden", so Mezzalira.

Andrea Di Michele vom Südtiroler Landesarchiv berichtete über erste Details aus den Forschungen. Einige der ersten Ergebnisse wurden in der Triester Fachzeitschrift "Qualestoria" veröffentlicht, das sei – so die Experten – aber nur ein erster Schritt dieses lang angelegten Forschungsprojekts, das auf eine umfassende Untersuchung der Beziehungen zwischen Zentralregierung und Grenzgebiete nach dem Zweiten Weltkrieg abzielt. Am 11.März fand am Sitz der Sparkassenstiftung in Trient eine Informationsveranstaltung zum selben Thema statt, an der auch der Trentiner Landeshauptmann und Vorsitzende der Stiftung "Fondazione Museo Storico del Trentino", Lorenzo Dellai, und Stiftungsdirektor Giuseppe Ferrandi teilnahmen.

Kontakt:
Südtiroler Landesarchiv
Armando-Diaz-Straße 8
39100 Bozen
Tel. 0471 411940
Fax 0471 411959
www.provinz.bz.it/landesarchiv

Quelle: Autonome Provinz Bozen/Südtirol, Pressemitteilung, 11.3.2011

Museum multimedial (CFP)

Moderne Medien versorgen uns nahezu jederzeit und überall mit einer Flut von Bildern und Sounds, als „normale“ Bestandteile unseres Alltags prägen sie große Teile unserer Welt und Welt-Wahrnehmung. Auch innerhalb der Kulturinstitutionenlandschaft sind facettenreiche audiovisuelle Sammlungen keine Ausnahmeerscheinungen mehr. Dennoch unterscheidet sich gerade ein Museum audiovisueller Objekte in wesentlichen Aspekten von anderen musealen Sammlungen, nicht nur durch ambivalente Rezeptionsgewohnheiten. Fotografien, Filme und Audiodokumente führten im Museum lange Zeit ein Schattendasein als Arbeitsbehelfe oder Visualisierungsinstrumente. Diese eigentlich als überholt zu betrachtende Tradition des „Hilfsmediums“ im Dienste dreidimensionaler Exponate prägt bis heute ihren Objektstatus in wenig vorteilhafter Weise.

Die vielschichtigen Bedeutungen und Funktionen audiovisueller Medien im Museum werden in dem Symposium "Museum multimedial. Foto / Film / Video / Audio zwischen scheinbar wertlosen Dokumentationshilfen und dem virtuellen Museum der Zukunft" (9./10.12.2011) ebenso diskutiert wie deren Entwicklung von sekundär wirksamen Dokumentationsgehilfen zu emanzipierten Kunstwerken und historisch relevanten Einzelstücken. Aktueller Bezugspunkt dieser Veranstaltung ist die Präsentation der neukonzipierten Multimedialen Sammlungen am Universalmuseum Joanneum, die aus dem vormaligen Bild- und Tonarchiv hervorgegangen sind.

Panel 1: Objekt, Dokument oder doch Kunstwerk?

Anders als bei Bibliotheken und Archiven musste um die Aufnahme der Fotografie – ähnlich wie bei Film – ins Museum jahrzehntelang gerungen werden. Diese wurde dann über die Anerkennung der Fotografie als Kunstwerk gerechtfertigt. Gerade mal hochpreisige historische (Kunst-)Werke renommierter KünstlerInnen, wie etwa jene von Edward Steichen oder László Moholy-Nagy, bekommen demzufolge ausreichendes Marketingbudget und damit auch Aufmerksamkeit. Historische Fotos, Filme oder Audioaufzeichnungen sowie Dokumentationen ohne expliziten künstlerischen Anspruch fristen hingegen im musealen Kontext oft ein schmählich vernachlässigtes Schattendasein. Erst im Kontext neuer Diskurse und nach der Verneinung der Formel „Museum=Kunstmuseum“ wird der Wert dieser Arbeiten diskutiert. Folgende Fragen ergeben sich für dieses Panel:

  • Worin liegt die Ursache für diese „Minderbewertung“ vor allem im musealen Kontext? Welche historischen Leitlinien prägten und prägen die ästhetische Kategorie der „Erfahrung“, der Einschätzung und der Rezeption?
  • Fehlt multimedialen Objekten tatsächlich die vermeintliche Aura des Dreidimensionalen? Leiden sie unter der Bürde der „Flachware“ oder sind ihre Qualitäten nur über das Moment des wertenden Vergleichs greifbar?
  • Wie verhält es sich mit der hierarchisierenden Vorstellung, dass Fotografien und Audiodokumente eigentlich nur als Informationsträger gesellschaftlicher Entwicklungen – wie zum Beispiel in der Dokumentarischen Fotografie – oder als Objektfotografie ans Museum gekommen sind? Haben Fotografien allein die Chance, ihren Wert über den Status als Kunstwerk oder als Illustration historischer Ereignisse zu erreichen? Oder wäre es auch möglich, ihr grundsätzlichen Objekt- und Originalcharakter zuzugestehen? Was würde das bedeuten?
  • Wie und warum hat sich der Stellenwert der audiovisuellen Quellen, die von sogenannten „AmateurInnen“ erstellt wurden, im Lauf der letzten Jahre verändert? Welche Überlegungen stehen hinter den Neubewertungen dieser und verwandter Bestände (z. B. Werbe- und Industriefilm)?

Panel 2: Das „Original“: Digitale Reproduzierbarkeit vs. Bedeutung des Unikats?

Gerade Museen bauen, sowohl in den hausinternen Forschungen, bei Ausstellungen als auch in der aufgewerteten Frage der Vermittlung, auf den Objektcharakter des Originals. Nichts desto trotz und mit gutem Grund entstanden im Zuge der Digitalisierungswelle in den letzten Jahren gleichsam Paralleluniversen digitaler Daten. Zuerst als finale Strategie der Langzeitarchivierung, dann als Öffnung und damit einhergehend als Demokratisierung der Sammlungen gepriesen, produziert diese Situation eine Vielzahl potentieller und bereits spürbarer Konflikte:

  • Kann und muss das Museum weiterhin ein Ort der Deutung und Vermittlung sein oder muss es im Web 2.0 ihre Deutungsmacht an die breite Öffentlichkeit abgeben? Welches Spannungsverhältnis ergibt sich zwischen Expertinnen- bzw. Expertendiskurs und schwarmhaft gedachter öffentlichkeitsgetragener Meinungsbildung?
  • Welche Situation entsteht, wenn abseits kommerzieller Bilderflut auch Museen ihre audiovisuellen Daten frei zugänglich ins Netz stellen? Kann oder muss sich das Museum überhaupt von diesem „Datenrauschen“ abheben? Und wenn ja, weshalb und wie?
  • Inwieweit sind die institutionsgebundenen Zusatz- und Metadaten als integrativer Teil der jeweiligen Bestände anzuerkennen? Welche Spannungsverhältnisse ergeben sich zwischen Objekt und Beschreibungsdaten, nicht zuletzt unter Einrechnung aktueller, oft auch wirtschaftlich ausgerichteter Verwertungsversuche beider?
  • Ist es weiterhin möglich, insbesondere in den prekären Zeiten schmaler Kulturbudgets, (noch) von einem originären „Objekt“ sprechen zu können? Inwieweit stellen sich hier Fragen nach Bewahrung und Schutz?
  • Welche Strategien spiegeln sich in den aktuellen Debatten um den Status des „Objekts“?
  • Welche Möglichkeiten ergeben sich für die bewahrenden Institutionen hinsichtlich einer positiven Einbindung der Öffentlichkeit in der Auseinandersetzung mit dem „Original“? Wie beeinflussen Angebote wie Mashups oder UGC das Bewusstsein der zu sensibilisierenden Öffentlichkeit? Welche Vorteile und Risiken bergen entsprechende Ansätze?

Panel 3: Politiken des Sammelns: Regional, national, global – ganz egal?

Nicht nur im Wettstreit um BesucherInnenzahlen wird immer wieder auf international renommierte Objekte zurückgegriffen. Auch Wert und Ansehen institutioneller, insbesondere musealer Sammlungen scheinen sich zwangsläufig an deren wertvollsten Stücken zu bemessen. Wenn nun aber Institutionen, oftmals in derselben Stadt, Objekte der gleichen FotografInnen und KünstlerInnen sammeln, wodurch unterscheiden sich die Sammlungen dann überhaupt? Dürfen beispielsweise Objekte regionaler Provenienz für öffentliche Häuser und mit ebensolchen Geldern nur in der jeweiligen Region erworben werden? Oder sind solche lokalen Bezüge und Überlegungen in Zeiten der Globalisierung selbst für Museen längst passé? Mögliche Fragestellungen dieses Panels wären:

  • Erscheinen Strategien der Spezialisierung oder möglichst umfassende Generalsammlungen als der (derzeit) gangbare und auch zukunftsträchtige Weg? Welche Möglichkeiten sind hier auch hinsichtlich der Darstellung, Vermittelbarkeit und Auswertung von Sammlungsbeständen denkbar und plausibel?
  • Wie haben sich die Veränderungen von Sammlungspolitiken auf die generelle Vorstellung der „Sammlung“ und die Arten von regionalen/nationalen/internationalen Kooperationen ausgewirkt?
  • Welche technischen Limitationen hinsichtlich der Sammelbarkeit und langfristigen Einsetzbarkeit von Sammlungsbeständen stellen Herausforderungen dar? Wie kann Problemfeldern wie Konvertierungsaufwand oder Obszoleszenz begegnet werden?

Panel 4: Langzeitarchivierung zwischen Substanzerhaltung und Digitalisierung: Praktische Beispiele und Herausforderungen

Die aufrichtige, reflektierte Arbeitspraxis im Dienste der Öffentlichkeit hat einen immensen Effekt auf die Bestände, die auf dem idealen Zyklus von Sammlung, Erschließung, Restaurierung, Erhaltung und Wiederzugänglichmachung basieren. Die Anforderung eines ausgeglichenen Moderierens zwischen Zugänglichmachung und Bewahrung fördern und fordern – innerinstitutionelle Umstrukturierungen, technische Entwicklungen, das Spannungsverhältnis Theorie-Praxis, rechtliche Rahmenbedingungen und äußere Gegebenheiten einrechnend – ein wohldurchdachtes Umdenken angesichts komplexer Situationen.

Langzeitarchivierung hat, seine gesamtgesellschaftliche Wirkung ständig betonend, Vermittlungsfragen ebenso zu adressieren wie klassische Substanzerhaltung oder Digitalisierungsagenden. In diesem Panel sollen deshalb Projektvorstellungen und Hintergrundüberlegungen ihren Platz haben. Mögliche Themenfelder wären dabei:

  • Wie sehen laufende Langzeitarchivierungsstrategien aus, welche Überlegungen prägen ihre Planung, die eigentliche Arbeit und Umsetzung?
  • Gibt es Best Practise-Beispiele zu Archivierung und Wiederzugänglichmachung, die eine sinnhafte Darstellbarkeit der „unsichtbaren Arbeit“ der Institutionen erlaubt?
  • Wie sehen die spezifischen Erschließungsoptionen und Editionspolitiken innerhalb von Projekten aus? Welche Faktoren sind dabei, etwa auch bei der publikumswirksamen Zugänglichmachung thematisch wie formal sensibler Bestände, zu berücksichtigen?
  • Welchen Stellenwert haben Rechtsfragen im Rahmen einer umfassenden Langzeitarchivierung? Wie sind die Auswirkung europaweiter Diskussionen zu IPR Management und Copyright einzuschätzen? Wie soll, nicht zuletzt auch in diesem Kontext, mit UGC verfahren werden?
  • Ist eine Neuausrichtung von Förderkonzepten notwendig? Welche Veränderungen innerhalb der Förder- und Forschungslandschaft wären für eine sinnvolle, umfassende Langzeitarchivierung notwendig?
  • Wie können mittel- und langfristige Taktiken für eine reflektierte Langzeitarchivierung aussehen? Welche Fehler gilt es in Zukunft zu vermeiden, welche Lehren kann man aus gelungen umgesetzten Projekten ziehen?

Einreichbedingungen:

Die Einreichung muss folgende Teile enthalten:

  • Titel und Abstract des eingereichten Beitrags in deutscher und englischer Sprache im Umfang von max. 2500 Zeichen
  • Bei Paneleinreichungen ist ergänzend ein Überblickskonzept zu den zusammengeführten Beiträgen notwendig.
  • Kurzbiographie und ausgewählter Auszug aus der Liste eigener Publikationen und/oder anderer eigener Aktivitäten und Erfahrungen
  • Kontaktdaten der/des Einreichenden

Die eingereichten Beiträge werden auf Grundlage ihres Inhalts, ihrer Form und der Angemessenheit für die Tagung begutachtet. Alle Einreichenden werden bis 5. Juni 2011 über die Annahme oder Ablehnung des Einzelbeitrags bzw. Panels benachrichtigt.

Die Einreichungen für Einzelvorträge oder Panels sind bis 5. Mai 2011 per E-Mail an elke.murlasits@museum-joanneum.at zu schicken.

Info:
Museum multimedial. Foto / Film / Video / Audio zwischen scheinbar wertlosen Dokumentationshilfen und dem virtuellen Museum der Zukunft
Internationales Symposium der Multimedialen Sammlungen am Universalmuseum Joanneum in Kooperation mit den Medienarchiven Austria
9.−10.12.2011, Universalmuseum Joanneum, Joanneumsviertel 1, 8010 Graz, www.museum-joanneum.at

Die Konferenzsprachen sind Deutsch und Englisch. Eine Honorierung der Beiträge ist leider nicht möglich, Reise- und Unterbringungskosten übernimmt die einladende Institution.

Erlebnistag im Stadtmuseum Fürth am 27. März

Vor fast genau einem Jahr, am 26. März 2010, öffnete das Stadtmuseum Fürth Ludwig Erhard mit seiner neu konzipierten Dauerausstellung seine Tore in der Ottostraße 2. Seitdem begaben sich mehr als 8.500 Besucher auf eine Zeitreise durch die über 1000-jährige Geschichte der Stadt Fürth, nutzten die vielfältigen museumspädagogischen Angebote, besuchten die abwechslungsreichen Veranstaltungen oder die sehenswerten Sonderausstellungen.

Um das erfolgreiche Jahr gebührend zu feiern, lädt das Team des Stadtmuseums Fürth alle Interessierten und Freunde zu einem kurzweiligen Erlebnistag für die ganze Familie ein: Erlebnistag im Stadtmuseum Fürth Ludwig Erhard am 27. März 2011 von 11 bis 17 Uhr.

Ein vielseitiges und spannendes Programm mit Kurzführungen durch die Dauerausstellung, kreativen Mitmachaktionen, Lesungen für Groß und Klein und ein lustiges Familien-Quiz erwarten die Besucher. Höhepunkte am Nachmittag sind zum einen eine Autogrammstunde mit zwei Profis der Spielvereinigung Greuther Fürth (ab 13.30 Uhr), zum anderen gibt der bekannte Kinderliederautor Rainer Wenzel ein Konzert (ab 15 Uhr).

Für das leibliche Wohl ist im Museumscafé bestens gesorgt. Kalte und warme Getränke, Kuchen oder kleine Snacks können dort erworben werden.

Der Eintritt ist am Erlebnistag ermäßigt. Erwachsene zahlen 2 Euro, Kinder ab sechs Jahren 1 Euro. Familienkarten erhält man zum Preis von 5 Euro. Alle Programmangebote können ohne zusätzliche Kosten genutzt werden.

Kontakt:
Stadtmuseum Fürth Ludwig Erhard
Ottostraße 2
90762 Fürth
Tel.: 0911/ 97 92 22 90
Fax: 0911/ 97 92 22 99
www.stadtmuseum-fuerth.de

Vom Stadtarchiv zum Haus der Stadtgeschichte Heilbronn

Dank einer Spende des Heilbronner Unternehmers Otto Rettenmaier wird das Gebäude des Stadtarchivs Heilbronn ab Anfang Juni 2011 zum Haus der Stadtgeschichte umgebaut. Bereits ab 1. April 2011 müssen die stadtgeschichtlichen Ausstellungen des Stadtarchivs schließen. Das gesamte Archiv in der Eichgasse 1 ist ab dem 2. Mai für den Publikumsverkehr geschlossen – einschließlich des Lese- und Forschungssaals. Wiedereröffnung des neuen Hauses der Stadtgeschichte ist am 28. Juli 2012.

Teile der beliebten Ausstellung „Heilbronner Schauplätze“, die das Stadtbild vor der Zerstörung Heilbronns am 4. Dezember 1944 zeigt, werden im Übrigen ab 7. Juni im Fleischhaus zu sehen sein. Auf zwei Etagen wird man dann wieder durch die alten Gassen gehen und der Atmosphäre der untergegangenen Altstadt nachspüren können. Auch das vielgefragte „Archivkino“ findet dort vorübergehend Unterkunft und wird eine ganze Reihe von Filmen über Alt-Heilbronn im Angebot haben. Außerdem kann man im Internet weiterhin das Virtuelle Haus der Stadtgeschichte (www.stadtgeschichte-heilbronn.de) besuchen.

Interessierte, Schüler und Forscher können während der Schließung Anfragen telefonisch oder schriftlich stellen. Die Ausleihe von Büchern ist nach Absprache weiterhin möglich. Die Stadtbibliothek Heilbronn wird die wichtigste Literatur zur Stadtgeschichte anbieten. Schulen können auf Anforderung Literatur zur Stadtgeschichte als Präsenzbestand erhalten.

Für drei Millionen Euro erhält das Haus mit den charakteristischen Fenstern ein neues Foyer mit einem zusätzlichen Eingang vom großen Deutschhof aus; die Ausstellungsräume werden bis zur Eröffnung im nächsten Jahr Schauplatz einer vollständig neu gestalteten Ausstellung zur Heilbronner Stadtgeschichte.

Die architektonische Planung ist so weit gediehen, dass der Bau zurzeit ausgeschrieben wird und Anfang Juni startet. „Mehr Licht und Leichtigkeit“ will Architektin und Projektleiterin Daniela Branz vom Hochbauamt ins Haus bringen und verrät auch schon einige Details: „Der Balkon in der Eichgasse wird abgebrochen, dafür wird es eine große Glasfront geben.“ Ein zweiter, neuer Eingang entsteht spiegelbildlich zum Deutschhof. Darüber hinaus wird im Foyer die Treppe verschmälert und seitlich eingehaust. „Dadurch und durch die Verwendung neuer Materialien erhält es ein ganz neues Gesicht“, ist sich Branz sicher.

Berichte von der Baustelle auf Facebook
Trotz der Schließung lässt sich während der Bauarbeiten nachverfolgen, was im Gebäude passiert: auf Facebook. Der Start der Facebook-Seite „Haus der Stadtgeschichte Heil-bronn“ soll Anfang April erfolgen. Dann werden die Mitarbeiter von der Baustelle und aus den Planerrunden über den Fortschritt der Arbeiten im künftigen Otto-Rettenmaier-Haus berichten.

Wer sich vom Stadtarchiv in der bisherigen Form verabschieden will, hat dazu am Samstag, 2. April 2011, 12 bis 17 Uhr Gelegenheit. Bei einer „Abschiedsparty“ können letztmalig die Ausstellungen besucht werden. Außerdem gibt es einen großen Flohmarkt mit antiquarischen und neuen Büchern, Ausstellungsführungen und weitere Informationen.

Kontakt:
Stadtarchiv Heilbronn
Eichgasse 1
74072 Heilbronn
Tel. (07131) 56-22 90
Fax (07131) 56-31 95
stadtarchiv@stadt-heilbronn.de
www.stadtarchiv-heilbronn.de

Quelle: Stadt Heilbronn, Pressemitteilung; Stimme, 9.3.2011