Das Stadtarchiv Lingen ist nun mit seinen neu verzeichneten Beständen im Archivportal Niedersachsen vertreten. Die Daten aus dem Stadtarchiv sind über das Archivportal www.archivportal.niedersachsen.de abrufbar. Sie sind einerseits über den Gesamtbestand recherchierbar, in dem alle Archivalien der Teilnehmer am Archivportal zentral vorgehalten werden. Andererseits gibt es im Archivportal eine Unterseite, auf der nur die Daten des Stadtarchivs Lingen erreichbar sind (www.archivportal.niedersachsen.de/StadtA_LIN).
Ein Bestand des Stadtarchivs Lingen sticht in der Beständeübersicht mit einer längeren "Kurzbeschreibung" direkt ins Auge: der 114 Verzeichnungseinheiten umfassende Bestand "Eisenbahnausbesserungswerk Sammlung Rehring". Der Bestand "Eisenbahnausbesserungswerk" (EAW) ist eine Materialsammlung, die Bernhard Rehring, letzter Werksleiter des EAW, für eine Publikation zusammengestellt hat.
Bernhard Rehring schreibt zur Geschichte des Eisenbahnausbesserunsgwerkes: »Im Mittelpunkt dieses Rückblicks und der Erinnerung steht die faszinierende Geschichte des Eisenbahnausbesserungswerkes in Lingen. Hier war im Altkreis Lingen mehr als ein Jahrhundert der eigentliche industrielle Schwerpunkt. Noch zu Zeiten des Königreichs Hannover wurden mit der Inbetriebnahme der Hannoverschen Westbahn 1856 auch die Werkstätten für den Betrieb der Westbahn eingerichtet. Es waren die "Königlichen Bahnhofswerkstätten" zu Lingen, die sich im Laufe der Zeit zu einem modernen Fertigungsbetrieb entwickelten. So wurde bereits 1919 die 200m lange und 50m breite "Lokrichthalle" mit einer Taktfertigung für die Dampflokinstandhaltung in Betrieb genommen. Es war dies ein hochtechnisiertes Eisenbahnwerk mit einer vorbildlichen Lehrlingsausbildung. Das EAW Lingen bestand aus zwei großen Werken: das südlich gelegene Wagenwerk ("Mühle" genannt) und das eigentliche Lokwerk. Erst mit dem Strukturwandel der Bahn in den 70er Jahren wurden die Dampflokwerke ihrer Existenz beraubt und viele Werke geschlossen. Das Wagenwerk wurde bereits 1954 geschlossen und die Stadt Lingen erbaute hier später die Emslandhallen. Mit einer getakteten Güterwageninstandhaltung, einem Stahlbau und den Wartungsarbeiten der DB-Container-Krananlagen, mit der Reparatur von Güterwagendecken, der Instandsetzung von Druckmessern, einer Stempelfertigung, einer Feuerlöscherwerkstatt und einer Logistikleistung für das VW Werk Emden gelang es, nach dem Auslaufen der Dampflokzeit ab 1972 die nächsten Jahre sozialverträglich zu meistern. In Abhängigkeit vom jeweiligen Personalbestand wurden immer wieder Fertigungszweige aufgelassen, so dass zum Jahresende 1995 die noch verbliebene Stempelfertigung sowie die Feuerlöscherwerkstatt zu einer Sonderwerkstatt nach Osnabrück verlagert wurden. Ein Jahr später kam dann das "Aus" für die im Werk Lingen noch vorhandene Tischlerwerkstatt mit der bundesweiten Fertigung von Inneneinrichtungen der Fahrkartenausgaben und einer Schlosserei der ehemaligen Bahnmeisterei Lingen. 142 Jahre nach Gründung der "Königlichen Bahnhofswerkstätten Lingen" war kein Eisenbahner mehr im ehemaligen Eisenbahn-Ausbesserungswerk beschäftigt.«
Kontakt:
Stadtarchiv Lingen
Dr. Stephan Schwenke
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