Die Notfallvorsorge als Präventivmaßnahme zur Sicherung und Erhaltung des kulturellen Erbes gehört zu den bislang vernachlässigten Aufgaben in den Archiven. Das LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum (LVR-AFZ) hat zu diesem Thema in den letzten Jahren in einem ersten Schritt Tagungen bzw. Fortbildungsveranstaltungen für Kolleginnen und Kollegen aus den unterschiedlichsten Kultureinrichtungen angeboten und zur Sensibilisierung in den Archiven für dieses wichtige Thema beigetragen.
In einem zweiten Schritt sollen jetzt flächendeckend nach und nach Notfallvorsorgestationen für die Archive im Rheinland aufgebaut werden. Dazu konnte das LVR-AFZ mit finanzieller Unterstützung der Bundesinitiative Bestandserhaltung bei der Stiftung Preußischer Kulturbesitz zehn Notfallboxen im Wert von 10.000 Euro erwerben. Diese Notfallboxen gehen an verschiedene Archivstandorte im Rheinland. Die erste Notfallbox wurde am 30. März 2011 dem Archiv der Stadt Düsseldorf übergeben. Mit ihrem Notfallpaket aus Werkzeug, Verpackungsfolien und Schutzkleidung dienen die Notfallboxen der schnellen Erstversorgung von geschädigtem Kulturgut.
Etwa 1.000 Euro kostet eine Notfallbox; das vermeintliche Baumarktmaterial entpuppt sich als High-Tech-Ware: Die Atemmaske ist schimmelresistent, Halogen-Knickleuchten können einen Kellergang vier Stunden lang erhellen, und Saugbarrieren für die Türen halten Wasser aus Räumen mit Archivmaterial fern. Die Mitarbeiter werden nun geschult, um die Ausrüstung im Notfall richtig nutzen zu können.
Langfristig sollen für solche Notfälle so genannte Notfallverbünde gegründet werden. Das Stadtarchiv Düsseldorf hat sich dahingehend bereits mit dem Heinrich-Heine-Archiv zusammen geschlossen. Andere Kultureinrichtungen sollen folgen. "Im Notfall könnte man dann mit der Box helfen oder über eine Telefonliste Leute anrufen, die wissen, wo ein Kühlhaus ist, um nasse Dokumente einzulagern", sagt Clemens von Looz-Corswarem, Leiter des Stadtarchivs. Die Notfallkiste steht im Keller des Archivs. "Sie ist griffbereit", so der Leiter. "Aber ich hoffe, wir müssen sie nie benutzen."
Die Städte Aachen, Bergisch Gladbach, Essen, Gummersbach, Kleve, Viersen und Wesel sollen als nächstes die Notfallboxen erhalten.
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Quelle: Juliane Kaelberlah, RP Online, 31.3.2011; LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum, Pressemitteilung, 31.3.2011