Es war vermutlich im Herbst des Jahres 1928, als sich eine Gruppe Musiker zu einer Spielerkapelle zusammenschloss und kurze Zeit später der Freiwilligen Feuerwehr Bocholt beitrat. Bis dahin hatte es innerhalb der Wehr lediglich ein Trommlerkorps unter der Leitung von Anton Rexing gegeben.
Zum ersten Konzert auf dem Marktplatz am Ostersonntag, 31. März 1929, konnte eine Uniformierung noch nicht durchgeführt werden, weil sich die Lieferung der Bekleidungsstoffe verzögerte. Offiziell wurden die Musiker schließlich am 27. Mai 1929 in der Gaststätte „Bürgerkrug“ von Branddirektor Techtmann in die Wehr aufgenommen. Die Kapelle gehörte in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts zum festen Bestandteil des öffentlichen Musiklebens Bocholt.
Abb.: Feuerwehrkapelle Bocholt 1929 (Quelle: Stadtarchiv Bocholt)
Das alte Foto aus dem Jahre 1929 zeigt die 20-köpfige Musikkapelle der Freiwilligen Feuerwehr Bocholt mit ihrem Dirigenten, Zollaufseher Alfred Scholz (Mitte, mit Taktstock). Außer seinem sind nur wenige andere Namen von Musikern überliefert. Bekannt sind der Mitbegründer und Trompeter Theodor Grintz (sitzend, zweiter von rechts), der an der Staatlichen Hochschule für Musik in Köln ausgebildet wurde, sein Vater August sowie seine drei Brüder, Heinrich, Anton und August Grintz jr. (Letzterer ganz rechts, mit Sousaphon). Ferner gehörten der Schlagzeugspieler Johann Korb und der Trompeter Fritz Hermes mit zur Musikkapelle. Dieser übernahm beim Abschlusskonzert 1930 auf dem Marktplatz den Solopart. Überhaupt trat die Feuerwehrkapelle meist sonntags vor dem Historischen Rathaus zu einstündigen Platzkonzerten auf, und zwar immer dann, wenn am darauf folgenden Montag die Wehrleute zu einer Saalübung einberufen wurden.
Weitere Anlässe für Konzerte waren u. a. bis 1932 die jeweiligen Verfassungstage im August, die Einweihung des Kriegerdenkmals in Stenern am 29. September 1929, die Bundestagung des Vereins der ehemaligen Angehörigen des Infanterie-Regiments 144 am 11. Mai 1930, die Fahnenweihe der Schützenvereine Morssenhook und Mussum eine Woche später oder die Einweihung des Kriegerdenkmals des Turnvereins Bocholt am 4. September 1932. Selbst in einer Silvesternacht standen die Musiker einmal auf dem Marktplatz und begrüßten das neue Jahr mit einem Konzert. Darüber hinaus unterstützte die Kapelle von 1929 bis 1937 den Martinszug des Vereins für Heimatpflege.
Der bisherige Dirigent Alfred Scholz wurde 1934 als Zollaufseher nach Dorsten versetzt. In seine Nachfolge trat der Berufsmusiker Erwin Lippmann. Einige Mitglieder des Musikzuges traten 1934 in die neu gegründete SA-Standartenkapelle ein, welche die Feuerwehrkapelle nach 1938 schließlich ganz verdrängte.
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Quelle: Wolfgang Tembrink, Stadtarchiv Bocholt, Pressemitteilung, 28.2.2011