19 Schülerinnen und Schüler des Geschichts-Leistungskurses am Gymnasium Odenkirchen haben sich in ihrer Freizeit mit dem Schicksal von Manfred Leven beschäftigt. Das Schicksal des mit neun Jahren von der SS verschleppten Jungen jüdischen Glaubens recherchierten die Schüler anhand von Literatur und Zeitdokumenten. Leven wurde von der SS auf dem Schulweg aufgegriffen und zunächst in ein jüdisches Waisenhaus in Frankfurt überstellt und danach bis Kriegsende in den Konzentrationslagern Theresienstadt, Auschwitz-Birkenau und Buchenwald gefangen gehalten. Manfred Leven war 14 Jahre alt, als die Amerikaner am 13. April 1945 das Lager Buchenwald befreiten. Mit der Nummer A 1663 auf dem linken Arm kehrte er nach Hause zurück.
Die Schülerinnen und Schüler hatten Gelegenheit Fragen an die Tochter von Manfred Leven, Marion Öztürk, zu richten. Wie er diese schwierige Zeit überlebt habe, war dabei eine zentrale Frage. „Überlebt hat er nur, weil er mit größtem Gehorsam alles getan hat, was von ihm verlangt wurde“, erklärt Öztürk. Leven war aber für sein Leben geschädigt. Er war eigentlich eine rheinische Frohnatur. „Oft war er aber übertrieben lustig. Damit überspielte er seine Ängste“, weiß seine Tochter, die ihn oft nachts von Alpträumen geplagt schreien hörte. Die Schülerinnen und Schüler haben sich gemeinsam mit ihrem Geschichtslehrer Gerd W. Hochscherf mit Büchern, Urkunden und Akten im Stadtarchiv Mönchengladbach beschäftigt.
„Bisher war diese Zeit für uns immer sehr abstrakt. Seit dem wir uns aber mit dem Schicksal von Manfred Leven beschäftigt haben bekommt das Schicksal der jüdischen Kinder für uns ein Gesicht. Vor allem deshalb weil sich das hier in unserer Heimatstadt abgespielt hat“, berichtet Laura Butzheinen. „Besonders erschreckend fand ich, dass sein einziges ‚Vergehen’ darin bestanden hat, Jude zu sein“, meint Kagan Dogruluk.
Der Zug der Erinnerung ist eine \’rollende Ausstellung\‘ in Deutschland und Polen, die seit 2007 an die Deportation von mehreren hunderttausend Kindern aus Deutschland und dem übrigen Europa auf dem Schienennetz der damaligen Reichsbahn in die nationalsozialistischen Konzentrations- und Vernichtungslager erinnert. Der \’Zug der Erinnerung\‘ besteht aus mehreren Waggons, in denen die Geschichte der europäischen Deportationen in beispielhaften Biografien nacherzählt wird. Die Ausstellung ist in vier Themenbereiche gegliedert. Von der Organisation der Deportation und danach im zweiten Teil, der Vorstellung der Kinder. Der dritte Teil der Ausstellung widmet sich den Tätern. Im vierten Abschnitt werden die überlebenden Kinder vorgestellt. Ein Abteil ist im Ausstellungszug für lokale Arbeiten reserviert. Die Schülerinnen und Schüler haben für diesen Teil der Ausstellung eine Auswahl an Fotos, Texten, Collagen und Bildern zusammengestellt.
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Quelle: Stadt Mönchengladbach, Pressemitteilung, 21.2.2011; RP-Online, 17.2.2011