Langjähriger Leiter des Landeskirchlichen Archivs Bielefeld verstorben

Professor Dr. Bernd Hey ist tot: Der langjährige Leiter des Landeskirchlichen Archivs der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) verstarb am 27. Januar 2011 im Alter von 68 Jahren in Bielefeld. Präses Alfred Buß würdigte ihn als „leidenschaftlichen Historiker“, der die landeskirchliche Archivarbeit mit Kompetenz und Engagement weit über die landeskirchlichen Grenzen hinaus geprägt habe.

Durch persönlichen Einsatz und den Dialog sowohl in der Kirche als auch mit Wissenschaft und breiter Öffentlichkeit hat Bernd Hey einen wichtigen Beitrag zu einer geschichtlich verantworteten Präsenz der EKvW geleistet. Seit 1985 bis zu seinem Ruhestand im Mai 2007 stand der Historiker an der Spitze des Landeskirchlichen Archivs.

Geboren und aufgewachsen in Bielefeld, studierte Hey an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster Geschichte, Germanistik, Publizistik, Philosophie und Pädagogik. Nach Referendariat und Dissertation arbeitete er als Wissenschaftlicher Assistent an der Pädagogischen Hochschule und Universität Bielefeld.

1980 folgten die Habilitation in Geschichte und ihre Didaktik an der Universität Bielefeld sowie die Berufung zunächst zum Privatdozenten, 1984 zum Professor. 1985 wechselte Bernd Hey als Direktor an das Landeskirchliche Archiv Bielefeld. Lehraufträge an der University of Illinois/USA und in Potsdam sowie zahlreiche Veröffentlichungen runden seine wissenschaftliche Tätigkeit ab.

Hey war von 1997 bis 2009 auch Vorsitzender des Vereins für Westfälische Kirchengeschichte. Als Nachlassverwalter hat er darüber hinaus einen wesentlichen Beitrag zur Rehabilitierung und Anerkennung von Kurt Gerstein geleistet, der als Christ innerhalb der SS Widerstand gegen das Naziregime leistete.

Quelle: EKvW, Pressemitteilung, 28.1.2011

Neuer Honorarprofessor am FB Informationswissenschaften der FHP

Für Donnerstag, den 27. Januar 2011, lädt der Fachbereich Informationswissenschaften der Fachhochschule Potsdam um 17 Uhr zu einer akademischen Feier ein. Anlass dafür ist die Bestellung von Dr. Mario Glauert zum Honorarprofessor am Fachbereich Informationswissenschaften der Fachhochschule Potsdam. Die Veranstaltung findet im Hörsaal 067 im Hauptgebäude der FHP, Kiepenheuerallee 5, 14469 Potsdam statt.

Mario Glauert studierte Geschichte und Deutschen Philologie im Lehramt an der Freien Universität Berlin, legte die Erste Wissenschaftliche Staatsprüfung für das Amt des Studienrats ab und promovierte 1999 an der Freien Universität Berlin im Fach Geschichte. Über ein Archivreferendariat am Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin, die wissenschaftlichen Ausbildung an der Archivschule Marburg und die Laufbahnprüfung für den höheren Archivdienst des Bundes gelangte Mario Glauert 2002 ans Brandenburgische Landeshauptarchiv, zunächst als Referatsleiter für Bestandserhaltung. Seit 2006 ist er dessen Stellvertretender Direktor und Leiter der Abteilung I Zentrale Dienste.

In der Fachwelt hat sich Dr. Mario Glauert durch die Einpassung der archivischen Fachaufgaben in die digitale Welt, aber auch die Erhaltung des archivalischen Kulturguts einen Namen gemacht. Mit ihm eng verbunden ist die Losung „Vom Aufbruch der Archive zu ihren Nutzern“ sowie ein letztlich am praktisch Machbaren (Finanzierbaren) orientierter Ansatz in der Bestandserhaltung, für dessen Umsetzung er sich als Vorsitzender des Bestandserhaltungsausschusses der Archivreferentenkonferenz engagiert.

Der Dekan des Fachbereichs Informationswissenschaften, Prof. Dr. Hans-Christoph Hobohm, sieht im Wirken von Dr. Mario Glauert und der von ihm in der Reprografie vertretenen archiv- und spartenübergreifenden Digitalisierungsstrategie, die die Belange von Archiven, Bibliotheken, Museen etc. verbindet, eine Bestätigung des teilintegrativen Lehrmodell des Fachbereichs Informationswissenschaften: „Mario Glauert zeigt eindrucksvoll, dass der Spagat zwischen Bestandserhaltung des Archivguts und der digitalen Erschließung möglich ist und vereint in seiner Person Wertschätzung und Zugewandtheit zu Tradition wie Moderne. Wir haben ihn als fachlich versierten und pointierten Lehrenden kennen und schätzen gelernt und sind davon überzeugt, dass er die Lehre und Forschung am Fachbereich durch seine archivische Praxis und historische Forschungskompetenz, aber auch seine nationale und internationale Vernetzung bereichern wird.“

Im Rahmen der akademischen Feier wird Dr. Mario Glauert einen Vortrag zum Thema „Gemeinsam lernen, gemeinsam handeln. Kooperationsfelder von Archiven und Bibliotheken in Brandenburg halten.“

Ansprechpartner für weitergehende Informationen ist der Dekan des Fachbereichs Informationswissenschaften, Prof. Dr. Hans-Christoph Hobohm (Tel: 0331-580 1501 bzw. ›iw(AT)fh-potsdam.de).

Quelle: FHP, FB Informationswissenschaften, Medieninformation #7, 19.1.2011

Veranstaltungsreihe »Abend-Kultur« 2011 im Stadtmuseum Fürth

Nach großem Zuspruch im letzten Jahr wird die Veranstaltungsreihe „Abend-Kultur“ im Stadtmuseum Fürth Ludwig Erhard 2011 fortgesetzt. Wie gewohnt wird jeden ersten Donnerstag im Monat um 19 Uhr oder 19:10 Uhr eine kulturelle Darbietung, wie zum Beispiel eine Autorenlesung, Gesprächsrunde, Führung oder ein Vortrag, im Stadtmuseum geboten.

Die erste Veranstaltung in diesem Jahr: Nach dem großen Erfolg der ersten Gesprächsrunde zum 100-jährigen Ronhof-Jubiläum legt die Spielvereinigung Fürth (SpVgg) am Donnerstag, 3. Februar 2011, um 19:10 Uhr, nach. Diesmal erinnern sich die Größen aus den 1960er, 1970er, 1980er und 1990er Jahren an die besonderen Momente bei der SpVgg.

Link: Programm »Abend-Kultur« für das erste Halbjahr 2011

Kontakt:
Stadtmuseum Fürth Ludwig Erhard
Ottostraße 2
90762 Fürth
Tel.: (0911) 97 92 22 90
Fax: (0911) 97 92 22 99
museumspaedagogik@stadtmuseum-fuerth.de
www.stadtmuseum-ludwig-erhard.de

Wien, Venedig und der Hund von Venzone

Schon um 1200 lassen sich Handelsbeziehungen zwischen Wien und Venedig belegen, wo sie im "Kaufhaus der Deutschen", dem Fondaco dei Tedeschi, über eigene Niederlassungen verfügten. Unter den deutschsprachigen Händlern nahmen die Wiener eine führende Rolle ein. Umso wichtiger war die Absicherung der Route durch die vier großen Herrschaftsgebilde, nämlich Österreich, die Steiermark, Kärnten und schließlich das Patriarchat von Aquileia. Zwischenfälle auf der Strecke gab es immer wieder. Besonders dreist scheinen die Wiener Kaufleute in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts von den Bewohnern von Venzone (Peuschelsdorf) am Tagliamento-Übergang gestört worden zu sein. An der mautpflichtigen Brücke, die im Siegelbild des Ortes von einem gestrengen Hund bewacht wurde, dürften die Wiener über Gebühr behindert worden sein – sogar Arrestierungen wurden vorgenommen. Schließlich schritten die Gemeinde Wien und der österreichische Herzog gemeinsam ein. Es kam zur Streitbeilegung unter Androhung sehr hoher Strafen.

Am 13. Oktober 1343 wurde in Venzone (Peuschelsdorf), das in der Region Friaul-Julisch Venetien am Eingang zum Kanaltal liegt, eine bemerkenswerte Urkunde ausgestellt. Bürgermeister und Rat des Ortes verpflichteten sich gegenüber dem Bürgermeister, dem Rat und der Gemeinde von Wien, künftig keine Wiener Kaufleute mehr zu belästigen. Sollte es dennoch zu Übergriffen kommen, müssten 100 Mark in Silber als Buße gezahlt werden.

Das Wiener Stadt- und Landesarchiv zeigt die Urkunde zur Streitbeilegung mit Venedig. Das Wiener Stadt- und Landesarchiv ist Montag, Dienstag, Mittwoch und Freitag von 9.00 bis 15.30 Uhr und Donnerstag von 9.00 bis 19.00 Uhr geöffnet.

Mehr Informationen:
www.wien.gv.at/kultur/archiv/geschichte/zeugnisse/venzone.html

Kontakt:
Magistratsabteilung 8
Wiener Stadt- und Landesarchiv
Telefon: 01 4000-84832
hristoph.sonnlechner@wien.gv.at
www.archiv.wien.at

Quelle: Wiener Stadt- und Landesarchiv, Pressemitteilung, 24.1.2011

Neues Stadtarchiv Stuttgart öffnete mit Tag der offenen Tür

Es hat lange gedauert, doch jetzt besitzt das Stadtarchiv Stuttgart mit dem großzügigen Gebäudeensemble im Bad Cannstatter Bellingweg 21 endlich ein Domizil, das die verschiedenen, bisher über die Innenstadt verstreuten Archivgebäude und Räume unter einem Dach versammelt. Dabei bietet das ehemalige historische Kontor und Lagergebäude dem Archiv auch optisch und im Blick auf die eigene Vergangenheit eine absolut standesgemäße Unterkunft, schließlich ist es selbst in Teilen ein Kulturdenkmal und steht unter Denkmalschutz. Der Komplex befindet sich schon seit Längerem im Besitz der Stadt und wurde für seinen neuen Verwendungszweck komplett umgebaut. Mitarbeiter und Archivalien sind bereits vollständig in ihr neues Quartier umgezogen.

Am 22. Januar 2011 wurde mit einem Tag der offenen Tür offiziell Eröffnung gefeiert. Die Stuttgarterinnen und Stuttgarter konnten ihr neues Stadtarchiv dabei von 14 bis 17 Uhr gleich richtig kennenlernen. Im Angebot waren Führungen durch das gesamte Gebäude mit vielen Blicken hinter die Kulissen. Wer Lust hatte, konnte außerdem bei der Ausstellung \“Großstadtleben. Ein Bummel durch das Archiv und seine Bestände\“ auf Entdeckungsreise gehen oder die vielfältigen Arbeits- und Recherchemöglichkeiten im modernen Lesesaal ausprobieren. Für die jüngsten Besucher gab es ein kleines Quiz, verschiedene Angebote, sich spielerisch mit der Stadtgeschichte anzufreunden und eine Kinderbetreuung.

Seit Montag, dem 24. Januar, herrscht im Stadtarchiv Stuttgart wieder Normalbetrieb. Der Lesesaal ist dann zu folgenden Zeiten geöffnet: Montag 9 bis 13 Uhr, Dienstag, Donnerstag und Freitag 9 bis 16 Uhr und Mittwoch 9 bis 18 Uhr. Archivalien können jeweils bis 10 und 13 Uhr, mittwochs auch bis 15.30 Uhr bestellt werden, die Wartezeit beträgt zirka eine halbe Stunde.

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Abb.: Schnitt durch den Eisspeicher. Copyright: agn Niederberghaus und Partner

Oberbürgermeister Dr. Wolfgang Schuster ist dankbar, dass das Archiv als das \“Gedächtnis Stuttgarts\“ nun einen Ort besitzt, an dem es Wurzeln schlagen und sich optimal weiter entwickeln kann: \“Die Zeit der Provisorien hat ein Ende. Ich bin froh, dass wir 20 Millionen Euro in den Umbau des denkmalgeschützten Ensembles und damit in die Zukunft unserer Stadt investiert haben.\“ Und weiter: \“ Es ist ein gutes Zeichen, dass das Jahr in Stuttgart mit der Eröffnung eines wichtigen kulturellen Highlights beginnt, während in anderen Städten Kultureinrichtungen aus Geldmangel geschlossen werden müssen oder zur Disposition stehen.\“ Dr. Roland Müller, Direktor des Archivs, ergänzt: \“Für das Stadtarchiv bedeutet das neue Gebäude einen großartigen Schritt nach vorn. Die Zersplitterung ist zu Ende; erstmals verfügen wir über sachgerechte Magazine sowie Räumlichkeiten für unsere Bildungsarbeit.\“

Der Gebäudekomplex des neuen Stadtarchivs liegt am Rand des Bad Cannstatter Wohngebiets Veielbrunnen – der früher so genannten Fabrikvorstadt – und bildet einen V-förmigen Grundriss, der sich nach Südosten öffnet. Dort sollen auf der brachliegenden Fläche des ehemaligen Güterbahnhofs in Zukunft moderne Gewerbeflächen und ein Wohngebiet mit hohen Qualitätsstandards entstehen. Das Stadtarchiv am Bellingweg 21 wird dann den Übergang vom alten in den neuen Stadtteil markieren.

Der Hauptbau des Komplexes, das ehemalige Kontor und Lagergebäude, wurde 1921 nach Plänen des Stuttgarter Architekten Albert Schieber für den Großeinkaufsverein der Kolonialwarenhändler Württemberg (später EDEKA) errichtet und ist heute – insbesondere aus baugeschichtlichen und bautypologischen Gründen – als Kulturdenkmal eingestuft. Der dreischiffige Eisenskelettbau, dessen Bausubstanz weitgehend erhalten ist, gilt als gutes Beispiel für die durch Theodor Fischer geprägte Stuttgarter Schule in den 1920er-Jahren. Die späteren Lageranbauten und Erweiterungen von 1937 und 1953 sind nicht denkmalgeschützt, bilden heute aber mit dem Hauptbau eine städtebauliche Einheit.

Im repräsentativen, älteren Bauteil mit seinem markanten halbrunden Turm als ehemaligem Eingangsbereich sind jetzt neben den Büroräumen insbesondere die Nutzungseinheiten untergebracht, die große Flächen beanspruchen, wie etwa der Lese- und der Vortragssaal. Das Magazin, als Herz des neuen Stadtarchivs, hat seinen Platz dagegen in den neueren Anbauten gefunden, ebenso wie die Depots des künftigen Stadtmuseums.

Entsprechend den Vorgaben von Denkmalschutz und Stadtverwaltung sind im neuen Stadtarchiv trotz der notwendigen umfangreichen Umbauarbeiten Charakter und Geschichte des einstigen Lagergebäudes erkennbar geblieben. Die regelmäßig angeordneten Fensterelemente des Hauptgebäudes, die Sprossenfenster, der apsisartig angefügte Turm mit dem früheren Haupttreppenhaus und die sich abwechselnden großen und kleinen Dachgauben bilden zusammen mit den Baumaterialien Backstein und Sichtbeton den Außeneindruck des imposanten Gebäudes. Alle Fensterflächen wurden denkmalgerecht durch gut isolierte Nachbauten ersetzt. Auf eine energiesparende Dämmung in den öffentlich zugänglichen Bereichen innen wie auch auf der Außenfassade wurde dagegen aus Denkmalschutzgründen verzichtet, obwohl dies eine Einsparung bei den Heizkosten bedeutet hätte.

Im Inneren blieb außerdem die ehemalige Bahnladerampe des Kontors mit Tor und Schienen erhalten. Sie bilden jetzt einen Teil des zweigeschossigen Lesesaals. Als eine Art historisches Zitat wurden die Gleise im Inneren optisch fortgeführt und mit abgeschlossenen \“Arbeitszellen\“ für Archivnutzer bestückt, die auf den Betrachter wie Waggons auf Schienen wirken. Diese Überbleibsel der historischen Nutzung verleihen dem heutigen Lesesaal eine ganz besondere Atmosphäre. Der gläserne Aufzug, der die beiden Ebenen des Lesesaals verbindet, vereint Funktionalität mit Transparenz und vermeidet es damit, die Weite der ehemaligen Lagerhalle zu unterteilen.

Gerade im öffentlichen Bereich von Foyer, Lesesaal und Vortragssaal bleibt der Raumeindruck der ehemaligen Lagerhalle samt Stützen und Unterzügen erhalten. Ein Wandabschnitt mit einem historischen Eisenfenster, der im Originalzustand konserviert wurde, unterstreicht dies zusätzlich. Zusammen mit dem ebenfalls restaurierten Einfahrtstor für Güterzüge prägt dieses Wandelement die Stirnseite des Lesesaals.

Der neue Lesesaal ist die entscheidende Schnittstelle zwischen Archiv und Öffentlichkeit. Hier erhalten interessierte Bürgerinnen und Bürger Zugang zu den im Stadtarchiv verwahrten Dokumenten und Unterlagen. Diese Archivaliennutzung findet unter fachkundiger Beratung jetzt in einem wesentlich geräumigeren und freundlicheren Umfeld statt als bisher in der Silberburgstraße. Der Lesesaal bietet insgesamt 33 Arbeitsplätze, darunter vier Rechercheplätze, die mit Computern ausgestattet sind, und drei Mikrofilmplätze; der Zugang ist barrierefrei.

Die Freihandbibliothek ist über dem Lesesaal auf großzügigen 370 Quadratmetern untergebracht. Sie beherbergt mit rund 2000 Bänden den größten frei zugänglichen Bücherbestand zur Stuttgarter Stadtgeschichte. Neu ist der direkte Zugriff der Nutzer auf Mikrofilme. Mehrere moderne Filmlesegeräte erlauben es, die umfangreichen historischen Zeitungsbestände selbstständig zu sichten und hochwertige Kopien anzufertigen. Sämtliche Arbeitsplätze im Lesesaal verfügen über Anschlüsse für Laptops. Ein separater EDV-Lesesaal für elektronische Dokumente soll in den kommenden Jahren noch ausgebaut werden. Interessierte können in fünf abgeschlossenen Arbeitszellen (im ehemaligen Gleisbett) Bild- und Tondokumente auswerten sowie eigene Fotografien von Archivgut anfertigen, soweit keine rechtlichen und konservatorischen Beschränkungen bestehen. Eine Zelle ist für Nutzer reserviert, die an längerfristigen wissenschaftlichen Projekten arbeiten.

Die regelmäßige Betreuung von Besuchergruppen, insbesondere von Schulklassen, zählen ebenso wie Ausstellungen, Vortragsveranstaltungen und Tagungen zur Routinearbeit eines Stadtarchivs. Diese Angebote können nun dank der komfortableren räumlichen Verhältnisse ausgedehnt und gleichzeitig direkt im Stadtarchiv angeboten werden. Speziell für Schulen werden projektbezogene Einführungen in die Archivarbeit angeboten. Sie sind vor allem für Geschichtskurse und Seminarkurse der gymnasialen Oberstufe gedacht. Für diese Bildungsarbeit steht ein in den Lesesaalbereich integriertes eigenes \“Klassenzimmer\“ zur Verfügung. Der Vortragssaal bietet bis zu 200 Plätze für öffentliche Kolloquien und Vortragsveranstaltungen, aber auch für Fachtagungen. Kleinere Präsentationen aus den Beständen des Hauses aber auch auswärtige Ausstellungen rund um das Thema Stadtgeschichte können in einem zweiteiligen Ausstellungsfoyer gezeigt werden.

Die in einem Archiv geschützten Original-Dokumente und Unikate bestehen zumeist aus Papier, Stoff oder Leder. Diese Materialien sind gegenüber Temperaturschwankungen und Feuchtigkeit sehr empfindlich und können dadurch auch zerstört werden. Ideal für sie ist eine konstante Raumtemperatur von 16 bis 18 Grad und eine Luftfeuchtigkeit von 50 bis 55 Prozent. Da mit dem Wetter die Außentemperaturen in unseren Breitengraden häufig schwanken, muss die Technik in der Lage sein, diese Veränderungen sofort auszugleichen und ganzjährig eine stabile Temperatur und Luftfeuchtigkeit zu gewährleisten.

Realisiert wurde schließlich ein maßgeschneidertes modernes und energiesparendes Konzept: eine gasbetriebene Absorptionswärmepumpe in Kombination mit einem angeschlossenen, betonierten Wasserbehälter. Dieser Speicher verfügt über ein Fassungsvermögen von rund 400 Kubikmeter und liegt oberhalb der das Grundwasser schützenden Tonschicht. Fordert der Heizmodus der Anlage Wärme an, dann wird diese dem Wasserspeicher entzogen, so dass das Wasser komplett durchfriert und zu Eis wird. Die so gespeicherte Kälte dient dann wiederum – wenn nötig – der Kühlung des Gebäudes. Durch dieses innovative System lässt sich außerdem der CO2-Ausstoß gegenüber einer konventionellen Klimatisierung um rund 25 Prozent reduzieren. Die mit dem Bau des so genannten Eisspeichers verbundenen Mehrkosten von rund 400.000 Euro werden durch die aus seinem Betrieb resultierenden Einsparungen beim Energieverbrauch während der auf 20 Jahre ausgelegten Betriebszeit vollständig amortisiert.

Bürgermeister Matthias Hahn, zuständig für die Durchführung der Baumaßnahme betonte abschließend: \“Nicht zuletzt wegen des innovativen Energiekonzepts kann das neue Archiv als gelungenes Beispiel für die Zukunftsfähigkeit historischer Bausubstanz bezeichnet werden.\“

Kontakt:
Stadtarchiv Stuttgart
Bellingweg 21
70372 Stuttgart
Telefon 0711/216-91512
Telefax 0711 216-91510
poststelle.stadtarchiv@stuttgart.de
www.stuttgart.de/stadtarchiv

Quelle: Stadt Stuttgart, Pressemitteilung, Jan. 2011; www.isocal.de.

Eröffnung des Digitalen Archivs Hessen

Am 26. Januar 2011 wird das „Digitale Archiv Hessen“ eröffnet. – Hessen gehört zu den Bundesländern, die in der elektronischen Bürokommunikation weit fortgeschritten sind. In den Dienststellen des Landes gibt es heute etwa 350 elektronische Fachanwendungen in allen Verwaltungszweigen. 2005 wurde mit der Einführung eines Dokumentenmanagementsystems für die elektronische Aktenführung begonnen, das inzwischen in allen Ministerien und in einigen anderen Stellen der Landesverwaltung im Einsatz ist.

Aber auch darüber hinaus dokumentieren immer häufiger digitale Unterlagen die Verwaltungstätigkeit, zum Beispiel digitale Fotos, digitale Veröffentlichungen der Behörden, Websites der Landesverwaltung oder Dateiablagen. Solche Unterlagen müssen dauerhaft und rechtssicher archiviert werden.

Das neue „Digitale Archiv Hessen“ ermöglicht es, originär digitales Archivgut in den Lesesälen der hessischen Staatsarchive vorzulegen. Hessen wird mit dieser Einrichtung wegweisend für die anderen Bundesländer sein.

Die Eröffnung des "Digitalen Archivs Hessen" findet durch Staatsministerin Eva Kühne-Hörmann am 26. Januar im Hessischen Hauptstaatsarchiv Wiesbaden statt (Programm).

Info: Dr. Sigrid Schieber: Das Digitale Archiv der hessischen Staatsarchive (aus: Archivnachrichten aus Hessen 10/1, S. 51-53)

Link: www.hauptstaatsarchiv.hessen.de

Quelle: Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst, Presseinformation, 21.1.2011

Das Gedächtnis der Stadt wird digital – Neuer Leiter des Stadtarchivs Speyer vorgestellt

Das Stadtarchiv Speyer vollzieht den Schritt ins Internetzeitalter. Dies hat Oberbürgermeister Hansjörg Eger gestern bei der Vorstellung des neuen Archivleiters Dr. Joachim Kemper hervorgehoben. Im Rahmen des bundesweiten Projektes „Virtuelles deutsches Urkundennetzwerk“ (VdU) werden in Speyer in den nächsten Wochen die Urkunden des Stadtarchivs, des Bistumsarchivs und der Stadtarchive Mainz und Worms eingescannt. Sie sollen dann im Laufe der nächsten Monate im Urkundenarchiv „Monasterium“ im Netz für alle Interessierten zur Verfügung stehen.

Der neue Speyerer Archivleiter Kemper sieht die Digitalisierung als kleinen Beitrag zum Salierjahr, denn es werden nicht zuletzt die Urkunden der deutschen Kaiser und Könige seit dem 12. Jahrhundert im Internet zur Verfügung gestellt. Auch die Forschung wird damit neue Impulse erhalten. Die wertvollsten Archivalien des Stadtarchivs können dann überall eingesehen und jederzeit benutzt werden. Die Digitalisierung schont die Originale, da sie jetzt im Lesesaal nicht mehr vorgelegt werden müssen.

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Foto v.l.n.r: OB Hansjörg Eger, Bürgermeisterin Monika Kabs, Dr. Joachim Kemper bewundern den Urkunden-Scan im Stadtarchiv

Mittelfristig soll auch den Archivnutzern ein PC für die digitalisierten Archivalien des Stadtarchivs zur Verfügung stehen. Weitere Digitalisierungsprojekte und Onlinepräsentationen sind angedacht, zum Beispiel was die Fotosammlung des Stadtarchivs angeht.

Kemper, ein gebürtiger Ludwigshafener, hat Mitte Januar 2011 die Leitung des Speyerer Stadtarchivs übernommen. Er hat Geschichte, Germanistik und Historische Hilfswissenschaften in Mannheim und Mainz studiert und 2004 zum Thema „Klosterreformen im Bistum Worms im späten Mittelalter“ promoviert. Von 2003 bis 2010 war er in der bayerischen Archivverwaltung tätig, zuletzt im Staatsarchiv München.

Als eine seiner Hauptaufgaben sieht er die Verbesserung der „Außenwahrnehmung“ des Archivs in der Stadt und der Region, um wieder stärker als „Gedächtnis der Stadt“ und Kompetenzzentrum für Stadtgeschichte wahrgenommen zu werden. Daneben wird sich das Stadtarchiv natürlich auch weiter am kulturellen Leben von Speyer beteiligen, zum Beispiel in der Vortragsreihe „Mittwochabend im Stadtarchiv“.

Kontakt:
Stadtarchiv Speyer
Johannesstraße 22a
Postfach 1980
67346 Speyer
Telefon: (0 62 32) 14 22 65
Telefax: 14 27 96
Stadtarchiv@Stadt-Speyer.de

Quelle: Medieninfo der Stadt Speyer, 20.1.2011

Dokumente des Kölner Stadtarchivs werden auch in Wermsdorf bei Leipzig restauriert

Der Kunst- und Kulturausschuss der Stadt Köln hat am 18.1.2011 dem Abschluss eines Kooperationsvertrages mit dem Sächsischen Staatsarchiv zugestimmt. Damit wird im Archivzentrum Hubertusburg neben dem erst kürzlich bezogenen Restaurierungs- und Digitalisierungszentrum in Köln-Porz-Lind eine zweite zentrale Stelle für die Bewältigung der umfangreichen Restaurierungsarbeiten entstehen.

Der Freistaat Sachsen überlässt dem Historischen Archiv der Stadt Köln unentgeltlich die im Archivzentrum vorhandenen Räume (3.000 qm) und hochmodernen technischen Anlagen zur Nutzung. Lediglich die Betriebs- und Verwaltungskosten sind anteilig von der Stadt Köln zu tragen. Unter der fachlichen Anleitung von vier Kölner Restauratorinnen und Restauratoren werden in Wermsdorf bis zu zehn angestellte Hilfskräfte und weitere elf Integrationskräfte Restaurierungsarbeiten durchführen. Der Kooperationsvertrag ist auf die Dauer von mindestens 5 Jahren angelegt. Er soll nun zeitnah unterschrieben werden.

Im Schloss Hubertusburg nahe Leipzig wurde es dem Kölner Stadtarchiv schon kurz nach dem Einsturz des Historischen Archivs ermöglicht, Arbeiten an geborgenem und erstversorgtem Archivgut durchzuführen. Insbesondere die in Wermsdorf zur Verfügung stehenden und seit März 2010 genutzten Gefriertrocknungsanlagen nehmen für die Aufbereitung des geschädigten Materials eine wichtige Rolle ein. Mittlerweile werden 4.600 kg des Kölner Archivguts im Schloss Hubertusburg gefriergetrocknet. Diese Zusammenarbeit soll nun im Rahmen des Kooperationsvertrages weiter ausgebaut werden.

Die Restaurierungsarbeiten am beschädigten Archivgut erfordern einen enormen Aufwand: Eine vollbeschäftigte Fachkraft würde geschätzte 6.300 Personenjahre benötigen, um das Material zu restaurieren. Die voraussichtliche Gesamtkosten betragen 350 Mio. Euro, die von Köln aufzubringen sind.

Kontakt:
Sächsisches Staatsarchiv
Wilhelm-Buck-Str. 4
01097 Dresden
www.archiv.sachsen.de

Quelle: Sächsisches Staatsarchiv Dresden, Medieninformation 1/2011, 19.1.2011

»Euthanasie« in der Kinderfachabteilung Waldniel 1941 bis 1943

Am 3. Februar 2011 ist Andreas Kinast zu Gast in der Villa Merländer (Friedrich-Ebert-Str. 42, 47799 Krefeld). Kinast hat ein Buch über ein Nazi-Verbrechen geschrieben, das sich ganz in der Nähe, in der „Kinderfachabteilung“ Waldniel, einer Außenstelle der Heil- und Pflegeanstalt Süchteln-Johannistal abgespielt hat.

Unter dem Vorwand, unheilbar Kranken zu einem schmerzlosen, würdevollen Sterben zu verhelfen (und damit Pflegekosten zu sparen), wurden in Deutschland ab 1939 tausende von geisteskranken Patienten ermordet. Parallel dazu betrieb das nationalsozialistische Gesundheitssystem die Erfassung und Tötung körperlich und geistig behinderter Kinder. In „Kinderfachabteilungen“ wurden sie untersucht und im Falle ungünstiger Gutachten an Ort und Stelle getötet. Es traf die „nicht bildungsfähigen“ bzw., wie der leitende Arzt der „Kinderfachabteilung Waldniel“ formulierte, die „nicht abrichtfähigen“ Kinder.

Die Abteilung in Waldniel war im Jahr 1941 eingerichtet worden. Obwohl sie mit einer Kapazität von ca. 200 Betten zu den großen Einrichtungen dieser Art zählte, wurde bislang wenig über sie geschrieben. In der Zeit ihres Bestehens sind hier nachweisbar 99 Kinder ums Leben gebracht worden – durch bewusste Vernachlässigung, Spritzen und Tabletten. Andreas Kinast fand bei seinen Recherchen bislang unbekannte Namen von Opfern aus Krefeld.

Die Grundlage für sein Buch sind Prozess-, Personal- und vor allem die noch erhaltenen Krankenakten. Zudem machte er Zeitzeugen ausfindig. Sie stellten zum Teil einzigartiges Material aus Familienbesitz zur Verfügung. Einiges davon wird Andreas Kinast in Krefeld zum ersten Mal öffentlich zeigen

Info:
Andreas Kinast
"Das Kind ist nicht abrichtfähig." "Euthanasie" in der Kinderfachabteilung Waldniel 1941-1943
Rheinprovinz Bd. 18
Köln 2010
ISBN: 978-3-89498-259-1
24,80 Euro

Der Eintritt zu der Veranstaltung ist frei. Reservierungswünsche können per Email (ingrid.schupetta@krefeld.de) oder Anrufbeantworter (Tel. 02151-503553) angemeldet werden.

Gesunkene Schätze – Die Kahnakten

Am 14. März 1945 sank infolge eines Bombenangriffs im Hafen Hannover-Linden die MS Main 68, die 25 Tonnen Archivgut aus dem Staatsarchiv Düsseldorf zur Sicherung ins Salzbergwerk Grasleben bei Helmstedt transportieren sollte. Erst ein halbes Jahr später konnte das Schriftgut als „übel riechende, zusammen gebackene, verschlammte Masse“ aus dem Rumpf geborgen werden.

Seit rund 65 Jahren befassen sich Werkstätten der staatlichen Archive in Nordrhein-Westfalen mit der so genannten "Kahnaktenrestaurierung". Es handelt sich um das umfangreichste Projekt zur Rettung kriegsbeschädigten Archivguts in der Bundesrepublik Deutschland. Erstmals werden in diesem Band die Schadensgeschichte und die Restaurierungsgeschichte zusammenhängend dargestellt. Damit wird nicht nur ein Aspekt der Archivgeschichte aufgearbeitet, sondern auch ein Beitrag zur Technikgeschichte der Papierrestaurierung geleistet. Vor dem Hintergrund der Kölner Katastrophe und der Bergung durchnässten Archivguts bis zu zwei Jahre nach dem Schadensereignis gewinnt das Thema zusätzlich an Aktualität.

Die Publikation "Gesunkene Schätze – Die Kahnakten" kann über das Landesarchiv NRW, Grundsätze der Bestandserhaltung – Technisches Zentrum, An den Speichern 11, 48157 Münster, kostenlos bezogen werden.

Quelle: Landesarchiv NRW, Neue Publikationen, 6.1.2011