Der Nachlass von Raimund Marfels ist der wichtigste Bildbestand im Kreisarchiv Stormarn. Ca. 50.000 Aufnahmen zeigen die Entwicklung Stormarns nach dem Zweiten Weltkrieg von 1949 bis Ende der 1980er Jahre. Die rasante wirtschaftliche Entwicklung mit der Ansiedlung von Firmen, die in ihren Branchen als Weltmarktführer gelten, ist anhand des Bestandes genauso gut nachvollziehbar wie die Veränderung der persönlichen Lebenswelten, z.B. das Verschwinden von „Tante-Emma-Läden“. Viele Aufnahmen von Ereignissen sind einmalig und gerade auch deshalb wertvoll.
Seit der Übernahme des Bestandes 1987 arbeitet das Kreisarchiv daran, die Fotos zugänglich zu machen. Es wurden von den Negativen Kontaktabzüge gemacht, eine Gliederung nach Orten vorgenommen und 1999 eine Auswahl von Bildern veröffentlicht. Die notwendige Einzelerschließung aller Negative in einer Datenbank sowie die Überprüfung und Ergänzung von fehlenden Informationen konnte bislang nicht umgesetzt werden, weil die Ressourcen des Kreisarchivs dafür nicht ausreichten.
Abb.: Raimund Marfels 1984 (Foto: Kreisarchiv Stormarn)
Die Jürgen-Wessel-Stiftung aus Lübeck hat jetzt die finanzielle Unterstützung in Höhe von 225.000 € zur Realisierung dieses Mammutprojekts zugesagt! Bis Ende 2013 soll der gesamte Bestand inhaltlich erschlossen, die Negative digitalisiert und im Internet auf der Seite des Kreisarchivs eingestellt werden. Damit wird nicht nur ein wichtiger Abschnitt Stormarns erschlossen, der prototypisch für das gesamte Hamburger Umland steht, sondern auch die Arbeit eines Journalisten des 20. Jahrhunderts mit neuen Medien zugänglich gemacht. Auch das ist im Moment einmalig in Norddeutschland.
Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Jürgen-Wessel-Stiftung, Hans-Joachim Anrdt, betonte, dass der Beschluss über die Zuwendung vom Vorstand mit großer Freude getroffen worden sei. Jürgen Wessel hatte in seinem Testament niedergelegt, dass "heimatkundliche Sammlungen und Dokumentationen" gefördert werden sollen. Der Nachlass Marfels entspricht diesem Wunsch des Stiftungsgründers in exemplarischer Weise. Dass darüber hinaus das Lebenswerk eines Redakteurs der Lübecker Nachrichten in seinem Bestand dauerhaft gesichert werden wird, dürfte ebenfalls sehr im Sinne des früheren Verlegers der Lübecker Nachrichten sein.
Biografie Raimund Marfels (11.3.1917 Berlin – 26.10.1990 Bad Oldesloe):
Fotojournalist. Marfels kam 1946 kriegsbedingt nach Bad Oldesloe und begann, obgleich kaufmännischer Angestellter, 1949 als Autodidakt ein neues Berufsleben. Er arbeitete als Bildreporter und Journalist freiberuflich für die Deutsche Presseagentur (dpa) und verschiedene Zeitungen sowohl in Stormarn als auch überregional. 1957-1985 war er fester Mitarbeiter der Lokalredaktion Stormarn der „Lübecker Nachrichten“.
Seine Themen fand Marfels im gesamten Kreisgebiet: Politik und Verwaltung in Kreis und Gemeinden, Entwicklung der Dörfer und Städte, Ansiedlung von Gewerbe, Ausbau von Verkehrswegen und technischer Infrastruktur. Auch gesellschaftliche Ereignisse, Alltag und Kultur, Verbrechen, Unfälle und Brandkatastrophen hat er distanziert und sachlich festgehalten. 1983 wurde ihm für seine Verdienste um die kommunale Selbstverwaltung die Freiherr-vom-Stein-Gedenkmedaille verliehen. Sein Fotobestand von ca. 50.000 Negativen befindet sich im Kreisarchiv Stormarn und dokumentiert 40 Jahre Stormarner Zeitgeschichte und kommunales Leben.
Literatur:
Barbara Günther, Stormarn schwarz-weiß. Fotografien des Journalisten Raimund Marfels. Zeitgeschichte und kommunales Leben 1949-1989, Bad Oldesloe 1999.
Kontakt:
Kreisarchiv Stormarn
Mommsenstr. 14
23843 Bad Oldesloe
www.kreisarchiv-stormarn.de
www.kreisarchiv-stormarn.findbuch.net
Quelle: Kreis Stormarn, Pressemitteilung, 8.11.2010