Freischaltung der Online-Recherche im Stadtarchiv Nürnberg

Ab 14. September 2010 wird die Online-Recherche in den Beständen des Stadtarchivs Nürnberg für das Internet freigeschaltet. Der Zugang erfolgt über die Internetseite des Stadtarchivs, aber auch über allgemeine Suchmaschinen im Internet.

Mit rund 400.000 Verzeichnungen steht damit bei einem angenommenen Umfang von rund 3,5 Millionen Archivalieneinheiten derzeit etwa 1/8 des Gesamtfundus des Stadtarchivs online. Online geschaltet werden vor allem Altbestände des Stadtarchivs und die modernen Bestände, soweit sie in der Verzeichnungsdatenbank erfasst sind und rechtlich öffentlich zugänglich gemacht werden können.

Dieser neue Service des Stadtarchivs ermöglicht nun, bequem von zu Hause aus in den digital verfügbaren Findmitteln des Stadtarchivs zu recherchieren. Individuelle Suchergebnisse können nun schon im Vorfeld des Archivbesuchs zusammengestellt, in Auswahl ausgedruckt und bis zu zehn Treffern zur Vorlage im Lesesaal des Stadtarchivs bestellt werden. Auf diese Weise wird die eigentliche Forschungsarbeit im Archiv zeitsparend und bequem vorbereitet.

Die Online-Recherche unterstützt die Forschungsarbeit im Archiv wesentlich, kann einen Besuch vor Ort aber nicht ersetzen. Denn neben der umfassenden Beratung durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Stadtarchivs gibt es dort Informationen und Zugangsmöglichkeiten zu weiteren konventionell – d. h. als Word-Datei, als Schreibmaschinenausdruck oder auf Karteikarten – verzeichneten Archivbeständen. Ebenfalls nicht im Internet recherchierbar ist die Masse der rund 1,25 Millionen Einheiten der Fotobestände, deren online-Schaltung nur visualisiert als scan sinnvoll wäre, eine Reihe von Spezialinventaren sowie Archivalieneinheiten, die nach dem Bayerischen Archivgesetz Sperrfristen unterliegen.

Trotz dieser Beschränkungen bietet die online-Schaltung von ca. 400.000 Verzeichnungseinheiten eine enorme Verbesserung von Benutzerservice und Dienstleistungsangebot des Stadtarchivs, das sich damit seitens der Forschungsdienstleister an die Spitze der Bewegung setzt.

Kontakt:
Dr. Michael Diefenbacher
Ltd. Archivdirektor
Stadtarchiv Nürnberg
Marientorgraben 8
90402 Nürnberg
Tel.: 0911/231 – 2770/71
Fax: 0911/231 – 40 91
michael.diefenbacher@stadt.nuernberg.de

Dr. Walter Bauernfeind
Abteilungsleiter
Stadtarchiv Nürnberg
Marientorgraben 8
90402 Nürnberg
Tel.: 0911/231 – 2773
Fax: 0911/231 – 40 91
walter.bauernfeind@stadt.nuernberg.de
www.stadtarchiv.nuernberg.de

Quelle: Stadtarchiv Nürnberg, Presseinformation, 14.9.2010

Vor 300 Jahren trat der erste Archivar bei der Stadt Hamburg an

Das Staatsarchiv Hamburg feiert 2010 sein 300-jähriges Jubiläum (siehe Bericht vom 7.3.2010). Erstmals erwähnt wurde es im Jahre 1293. Seit seiner Gründung ist es der Aufbewahrungsort der wichtigen Dokumente der Stadt. Doch erst seit dem 11. September 1710, dem Amtsantritt von Nicolaus Stampeel als wissenschaftlicher Archivar bei der Stadt Hamburg, werden die Dokumente systematisch ausgewählt, bewahrt und erschlossen.

Die Aufgaben des Staatsarchivs Hamburg haben sich im Laufe der Zeit gewandelt. 1710 entstand mit dem heutigen Staatsarchiv eine Behörde, die den Rat mit Akten- und Urkundenkenntnis versehen sollte. Sie war zwar längst gewünscht worden, kam aber erst auf Betreiben der Kaiserlichen Kommission zustande. Sie erhielt weder die komplette Überlieferung noch waren ihre Bestände öffentlich zugänglich. Bis sie öffentlich etwa durch die Forschung genutzt werden konnte verging noch über ein Jahrhundert. Das Archiv erlangte jedoch schon früh Bedeutung durch die Leistung seiner durchweg juristisch gebildeten Archivare, die sich damit auch für politische Karrieren empfahlen.

Zum 300-jährigen Jubiläum präsentiert das Staatsarchiv Hamburg eine Auswahl seiner Archivalien zu Schlaglichtern der Hamburger Stadtgeschichte. Die Ausstellung vermittelt einen anschaulichen Eindruck vom umfassenden Spektrum des Archivgutes im Staatsarchiv. Zu sehen sind prunkvoll ausgestattete Urkunden, aber auch unscheinbare Dokumente, deren Wert sich erst auf den zweiten Blick erschließt. Die ausgewählten Archivalien reichen von 1142 bis in die Gegenwart.

Info:
11. September bis 8. Oktober 2010
Ausstellung im Foyer des Staatsarchivs Hamburg
Akta generalia betreffend … Original Stadtgeschichte

Veranstaltungen im September/Oktober 2010:
http://www.hamburg.de/contentblob/2094658/data/1710-flyer.pdf

Kontakt:
Staatsarchiv Hamburg
Kattunbleiche 19
22041 Hamburg
Fon: 040-428 31 – 3200
poststelle@bksm.hamburg.de
poststelle@staatsarchiv.hamburg.de
www.hamburg.de/staatsarchiv

Quelle: Stadt Hamburg, Medieninformation zum 11.9.2010

Ausstellung des Künstlers Theo Windges im Krefelder Stadtarchiv

Im Stadtarchiv Krefeld wird zwischen dem 13. September und dem 22. Oktober 2010 die Ausstellung "Zweidimensionale Räumlichkeiten" des Krefelder Künstlers Theo Windges gezeigt. Die Eröffnung findet im Rahmen von des Galeriensonntags "Kunst in Krefeld" am 12.9. um 11 Uhr (bis 18 Uhr) statt.

Es besteht die Möglichkeit, den Digitaldruck "Tribünenaufgang zur Pferderennbahn", 2009 (30 x 40 cm, Auflage: 15 Exemplare, handsigniert und nummeriert) für 50 Euro zu erwerben. – Öffnungszeiten des Krefelder Stadtarchivs (Girmesgath 120 – hinter dem Stadthaus – 47803 Krefeld: Mo-Fr 8.30 bis 12.30 Uhr, Mo-Mi 14.00 bis 16.00 Uhr und Do 14.00 bis 17.30 Uhr.

Zur Person: Theo Windges (geb. 1943) entnimmt seine künstlerischen Quelldaten seinen alltäglichen Wahrnehmungen, bevor er sie reduktiv zerlegt oder phantastisch, zeichenhaft einer neuen Wirklichkeit und Sicht komprimiert. Dabei nutzt er nur die Bild-Werdungsprozesse der Fotografie, inklusive aller heute verfügbaren digitaler Bildbearbeitung, jenseits klassischer oder synthetisierender Kunstpraxis.

Sein Atelier, das früher als Schwimmbad fungierte, wurde für Theo Windges zum magischen Ort seiner neuen, radikalen Raum-Konstrukte, die reduziert auf schwarze und weiße Flächen, den perspektivischen Raum mit seinen Kanten und Grenzen, wie mit einem Skalpell geschnitten, zu körper-, farb- und texturlosen Flächen überführen und in diesem entmaterialisierten Zustand einfriert, die er, scheinbar widersprüchlich, als "zweidimensionale Räumlichkeiten" tituliert.

Der Betrachter wird gezwungen den gewesenen Raum im Kopf neu zu ergänzen, zu rekonstruieren, mit eigener Phantasie zu reagieren. Theo Windges gelangt zu einer kompromisslosen, medial reinen Formensprache, die gerade in ihrer absolut, schemenhaften Reduktion provozierend auf das Ganze verweist. Seine Arbeiten sind der Konkreten-Fotografie zuzuordnen.

Kontakt:
Stadtarchiv Krefeld
Girmesgath 120
47803 Krefeld
Telefon: +49 2151 86-2700
Fax: +49 2151 86-2710
olaf.richter@krefeld.de
www.krefeld.de

Renoviertes Bistumsarchiv Münster wiedereröffnet

Nach zweijähriger Renovierung wurde das Bistumsarchiv Münster, eines der größten seiner Art in Deutschland, am 8. September 2010 wiedereröffnet. Das Archiv mit seinen wertvollen Beständen und Nachlässen, die bis 1190 zurückreichen, habe für das Bistum auch im Hinblick auf gegenwärtige Herausforderungen enorme Bedeutung, sagte Ulrich Hörsting. Der Leiter der Hauptabteilung Verwaltung im Bischöflichen Generalvikariat dachte dabei nicht nur an die umfangreiche Sammlung von Urkunden und Schriften des Generalvikariats, der Klöster und Schulen. Auch die zahllosen hier lagernden historischen Zeugnisse aus den Pfarreien hätten Anteil daran, dass man von einer unverzichtbaren Institution reden könne. "Hier wird der Gesellschaft ein großer Dienst erwiesen", betonte Hörsting.

Thomas Scharf-Wrede, stellvertretender Vorsitzender der Bundeskonferenz der kirchlichen Archive Deutschlands, verwies auf die notwendige Kontinuität, für die ein gut geführtes Archiv Sorge trage. Er gratulierte dem Bistum zu dem weitreichend modernisierten Bau und fügte mit Blick auf die Vertreter der Bistumsleitung hinzu: "Sie haben damit ein Instrument für eine aufgeklärte Pastoral geschaffen."

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Abb.: Neuer Flyer und neue Ausstattung im Lesesaal des Bistumsarchivs Münster

Den bisweilen unterschätzten pastoralen Nutzen des Bistumsarchivs führte auch Bischof Genn anlässlich der Wiedereröffnung des Archivs aus. Wenngleich er es bedauere, kaum Zeit zum Besuch und zum Studium in einem Archiv zu finden, seien diese Räume doch auch für ihn unentbehrlich. Die Aufgabe eines Archivs sei eng mit der eines Bischofs verknüpft, wenn es darum gehe, in einer facettenreichen Gegenwart Orientierungen zu schaffen. Nach seinem Grußwort segnete der Bischof die Räume und die neue Orgel der bischöflichen Kirchenmusikschule im selben Gebäude. An der zweiregistrigen Übungsorgel können sich künftig junge Kirchenmusiker auf ihre C-Prüfung vorbereiten.

Auch Archivdirektor Ulrich Helbach aus dem Erzbistum Köln legte in seinem Festvortrag den Schwerpunkt auf die pastorale Funktion kirchlicher Archive. Diese sei zuletzt 1997 in einem Schreiben der Päpstlichen Kommission für die Kulturgüter unterstrichen worden. "Die Kirche begreift sich – anders als staatliche Institutionen – maßgeblich durch den direkten Bezug auf ihre eigene Vergangenheit. Das gilt auch für den Bischof von Münster, der sich ganz bewusst als Nachfolger jener Bischöfe sieht, deren Wirken bis weit in die Geschichte zurückreicht", sagte Helbach.

Das Bistumsarchiv Münster steht nicht nur Wissenschaftlern, sondern auch Privatpersonen offen, die hier Ahnenforschung betreiben möchten. Im renovierten Lesesaal stehen 20 Nutzerplätze mit Computern zur Verfügung. Geöffnet ist das Bistumsarchiv montags bis freitags von 9 bis 12.30 Uhr sowie montags und mittwochs von 13.30 bis 17 Uhr. Wegen der beschränkten Zahl der Plätze wird eine Reservierung empfohlen.

Kontakt:
Bistumsarchiv Münster
Georgskommende 19
48143 Münster
Telefon: 0251/495-518
Telefax: 0251/495-491
bistumsarchiv@bistum-muenster.de

Quelle: Tim Schlotmann, Bistum Münster, kirchensite.de, 9.9.2010; Martin Kalitschke, Ahlener Zeitung, 9.9.2010

Zusammenarbeit zwischen Rumänien und Baden-Württemberg im Archivwesen intensiviert

Über Jahrhunderte hinweg haben deutsche Bevölkerungsgruppen die Geschichte und Kultur Siebenbürgens mitgeprägt. Ihre Spuren finden sich nicht nur in zahlreichen Baudenkmälern, sondern auch in den Rumänischen Nationalarchiven. Besonders das Staatsarchiv Klausenburg (Kreisdirektion Klausenburg der Rumänischen Nationalarchive) besitzt umfangreiche Unterlagen, die bis in das Mittelalter zurückreichen und für die Erforschung der Geschichte der deutschen Minderheit in dieser Region herausragende Bedeutung besitzen.

Ein Kooperationsprojekt zwischen den Rumänischen Nationalarchiven sowie dem Landesarchiv Baden-Württemberg und dem Tübinger Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde hat sich zum Ziel gesetzt, diese historischen Dokumente dauerhaft zu sichern und der historischen Forschung zugänglich zu machen. Das ehrgeizige Projekt wird durch den Bundesbeauftragten für Kultur und Medien aus Mitteln zur Sicherung und Erhaltung deutscher Bau- und Kulturdenkmäler im östlichen Europa finanziert.

Nachhaltigkeit ist das oberste Ziel des Unternehmens: Eine Archivarin aus Klausenburg (Cluj-Napoca) erhielt im Staatsarchiv Freiburg eine Einführung in die Erschließungspraxis im Landesarchiv. Rumänische Restauratoren haben im Institut für Erhaltung von Archiv- und Bibliotheksgut praktische Erfahrungen für ihre Arbeit vor Ort gewinnen können. Dafür steht ihnen künftig eine nach modernen Grundsätzen ausgestattete Werkstatt zur Verfügung, die in enger Absprache zwischen Klausenburg und Ludwigsburg eingerichtet wurde. Die zum Teil stark gefährdeten Dokumente können so sachgerecht restauriert und damit dauerhaft gesichert werden. Es gilt aber auch, künftig neue Schäden zu verhindern: Deshalb ist die sachgerechte Verpackung der Unterlagen eine entscheidende Maßnahme. Drei Sattelschlepper haben aus Stuttgart nicht nur die technische Ausstattung nach Klausenburg geschafft, sondern auch die erforderlichen Verpackungsmaterialien; die handlichen Boxen haben im Landesarchiv Baden-Württemberg in den letzten Jahren bereits den Praxistest bestanden. Nun können die Rumänischen Nationalarchive von diesen Erfahrungen profitieren.

Die Partner sind sich sicher, dass das Projekt "Leuchtturmcharakter" für ähnliche Maßnahmen besitzen wird. Staatssekretär Dr. Dietrich Birk ließ sich Ende Juni 2010 durch Dr. Ioan Dragan, den Direktor des Klausenburger Staatsarchivs vor Ort über den Stand der Arbeiten informieren. Birk unterstrich die Bedeutung des Projekts im Rahmen der vielfältigen kulturellen Beziehungen zwischen Rumänien und Baden-Württemberg. Das Projekt ermögliche – so der Staatssekretär – die vertiefte Erforschung der Geschichte der deutschen Minderheiten in diesem Raum. Denn dies ist besonders hervorzuheben: Erstmals werden Findmittel, die in deutscher und rumänischer Sprache präzise beschreiben, was in den Archivbeständen zu erwarten ist, online publiziert – ein Meilenstein für die historische Forschung!

Quelle: Landesarchiv Baden-Württemberg, Pressebericht; Land Baden-Württemberg, Pressemitteilung, 25.6.2010

Archivseminar zur Erstellung von Ortschroniken im Staatsarchiv Bamberg

Das Kulturforum Bamberger Land e. V. bietet am 25. September 2010 im Staatsarchiv Bamberg ein Archivseminar an, in dem heimatkundlich Interessierte in drei Fachvorträgen praktische Informationen zur Erstellung von Ortschroniken und zu den Beständen der Archive im Raum Bamberg erhalten. Ein anschließender Rundgang durch das Staatsarchiv bietet zudem einen Einblick in dessen Bestände.

Die Teilnahme am Seminar ist kostenlos. Die Teilnehmerzahl ist jedoch auf 25 begrenzt, so dass um eine verbindliche Anmeldung bis zum 17. September 2010 gebeten wird.

Kontakt:
Landratsamt Bamberg
Fachbereich Kultur und Sport
Martina Alt
Ludwigstraße 23
96052 Bamberg
Telefon 0951 / 85-622
Telefax 0951 / 85-8622

Quelle: Der neue Wiesentbote, 8.9.2010

Die Westfälische Diakonenanstalt Nazareth 1914-1954

Alle Diakone in Bethel, so war es in der „Geschichte der evangelischen Posaunenbewegung Westfalens“ nachzulesen, seien bis 1937 in die SA eingetreten. Lange Zeit hat sich der Mythos der "Braunen Brüder" in Nazareth denn auch hartnäckig gehalten. Jahrelang hat sich der Historiker Reinhard Neumann mit dem Thema befasst. Das Ergebnis seiner Recherchen ist jetzt als Buch erschienen: Im Vergleich zu anderen diakonischen Gemeinschaften in Deutschland seien demnach nur wenige Nazareth-Diakone der NSDAP beigetreten. 1939 habe Nazareth-Vorsteher Pastor Paul Tegtmeyer mitgeteilt, dass von 810 Nazareth-Brüdern zehn Mitglied in der SA seien.

„Es geisterten so viele Mutmaßungen und Legenden über die Haltung der Brüder der Westfälischen Diakonenanstalt Nazareth zum Nationalsozialismus umher, dass es unumgänglich war, darüber zu forschen und die Ergebnisse auf wissenschaftliche Füße zu stellen“, sagt Pastor Bernward Wolf, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel und zuständig für die diakonischen Gemeinschaften Nazareth und Sarepta. In Absprache mit der Kirchlichen Hochschule Wuppertal/Bethel und der Nazareth-Leitung erteilte der Vorstand daraufhin dem Dozenten Reinhard Neumann den Auftrag, die historische Entwicklung der Brüderschaft in der Zeit von 1914 bis 1954 wissenschaftlich fundiert aufzuarbeiten.

Pastor Johannes Kuhlo, Vorsteher der Diakonenanstalt Nazareth, habe tiefgreifende Veränderungen für die Nazareth-Diakone in Bethel eingeleitet. So habe er etwa die zölibatäre Lebensform gelockert, die Brüderschaft gewann neben der Sarepta-Schwesternschaft größere Eigenständigkeit. „Die männliche Diakonie in Bethel wurde 1877 als Hilfsinstrument der Diakonissen gegründet. Diakone wurden dort eingesetzt, wo das Schamgefühl der Diakonissen verletzt wurde, zum Beispiel in der Pflege männlicher Patienten“, erläutert Reinhard Neumann. Die Diakonissen hatten das Sagen, die Diakone mussten sich – entgegen dem damaligen Rollenverständnis der Geschlechter – unterordnen, so Neumann.

Politisch habe Johannes Kuhlo national-chauvinistisch gedacht. „In seiner Person mischte sich die pietistisch-erweckte Bibelfrömmigkeit seiner Ravensberger Heimat mit der fast schon sakral anmutenden Kaiserverehrung des wilhelminischen Zeitalters“, kommentiert Reinhard Neumann in seinem Buch „Die Westfälische Diakonenanstalt Nazareth 1914–1954“. Nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg 1918 und dem Zusammenbruch des Kaiserreiches habe Kuhlo die „Judensippe“ und die „Spartakisten“ als Schuldige für den „kommunistischen, gottlosen Umsturz“ ausgemacht. Seine glühende Verehrung für den Kaiser habe er nahtlos auf Adolf Hitler übertragen.

Kuhlos Nachfolger Pastor Paul Tegtmeyer, der von 1923 bis 1954 das Amt des Vorstehers in Nazareth innehatte, habe gegen den Nationalsozialismus eine tiefe Abneigung gehegt. „Wir arbeiten nicht für das Dritte Reich, sondern für das Reich Gottes“, erinnerte er die Diakone, die Sympathie für die Nazi-Ideologie aufbrachten. Vor allem jüngere Brüder, die ihren Dienst nicht in Bethel versahen, suchten nach Orientierung. Die Propaganda versprach ihnen ein positives Christentum. „Das kann so schlecht nicht sein“, meinten sie. Doch Pastor Tegtmeyer sei stets kritisch geblieben. Reinhard Neumann ist überzeugt: „Tegtmeyer hat die Brüderschaft in ihrer Gesamtheit durch die Zeit des Nationalsozialismus gerettet.“

Paul Tegtmeyer und seine Frau Maria standen an der Spitze der Hierarchie in der Diakonenanstalt Nazareth. Die Brüder redeten sie mit Papa und Mama an. Mit strengen, patriarchalischen Strukturen hätten sie es geschafft, die Mitglieder der „Nazareth-Familie“ durch die Anfeindungen und Verführungen jener Zeit zu manövrieren. 1939 meldete Tegtmeyer auf Anfrage der Deutschen Diakonenschaft, dass von 810 Nazareth-Brüdern zehn Mitglied in der SA seien. Im Archiv der Stiftung Nazareth hat Reinhard Neumann Quellenmaterial erschlossen, das zum Teil erstmalig ausgewertet wurde und für die Zeit von 1914 bis 1954 neue Erkenntnisse liefert. Viele hundert Briefe hat er gelesen. Besonders bewegt hätten ihn die Schilderungen der Soldatenbrüder im Zweiten Weltkrieg.

In größter seelischer Not schrieben sie an Pastor Tegtmeyer von den Gräueltaten, die sie erlebten oder die ihnen zu Ohren kamen. „Hier im Krankenhaus habe ich Gelegenheit, in einen Abgrund von Blutschuld zu blicken, die wir auf uns geladen haben, dass ich mich manchesmal frage, wie kann Gott noch mit uns sein?“, schrieb ein Diakon, der als Krankenpfleger in einem Lazarett in Posen diente. Nach Kriegsende musste Paul Tegtmeyer seine ganze Kraft aufbringen, um die desillusionierten und traumatisierten, heimatvertriebenen oder aus langer Gefangenschaft nach Hause kehrenden Brüder in die Nazarethfamilie wiedereinzugliedern. „Das große Verdienst des ehemaligen Vorstehers liegt darin, dass er es geschafft hat, im Nationalsozialismus die Einheit Nazareths zu wahren und ein Abdriften der Gemeinschaft zu den völkisch-nationalistischen Deutschen Christen zu verhindern“, betont Bernward Wolf. Das Buch „Die Westfälische Diakonenanstalt Nazareth 1914 – 1954, Jahrzehnte der Krise“ ist im Luther-Verlag erschienen und kostet 24,90 Euro.

Info:
Reinhard Neumann
Die westfälische Diakonenanstalt Nazareth 1914–1954
Jahrzehnte der Krise
Beiträge zur Westfälischen Kirchengeschichte, Band 36
240 Seiten, Paperback, Format 23 x 15,5 cm
€ 24,90 [D]
ISBN 978-3-7858-0453-7

Quelle: EKvW, Nachrichten aus der Evangelischen Kirche von Westfalen, 7.9.2010

Themenabende zu »zugereisten Odenwälderinnen«

Im Rahmen des Kultursommers Südhessen haben sich die Frauen der Odenwälder Frauengeschichtswerkstatt mit dem Thema „Zugereiste Odenwälderinnen – Flucht, Vertreibung und freiwillige Einwanderung in den Odenwald“ beschäftigt. Die Ergebnisse ihrer Arbeit werden bei Aufführungen am Freitag, dem 10. September, 19:30 Uhr, im Odenwaldmuseum Michelstadt (Kellereihof) sowie am Samstag, dem 11. September, 19:30 Uhr, im Evangelischen Gemeindehaus in Fränkisch-Crumbach (Bahnhofstraße 1) zu sehen sein.

An beiden Abenden wird im Anschluss an die Aufführungen das Buch „Wo wilde Weiber wohnen – Geschichten von und über Frauen rund um den Odenwald“ präsentiert. Der Eintritt kostet jeweils sieben Euro (ermäßigter Preis fünf Euro).

Der Kreisausschuss des Odenwaldkreises, dessen Frauenbeauftragte, das Kreisarchiv Odenwaldkreis sowie die Frauenbeauftragte der Stadt Michelstadt zeichnen für die Veranstaltungen verantwortlich.

Nähere Informationen vermittelt die Kreis-Frauenbauftragte Amarelle Opel, Telefon 06062 70-222, E-Mail: a.opel@odenwaldkreis.de

Link: www.frauengeschichtswerkstatt-odenwald.org

Quelle: Odenwaldkreis / Pressestelle, Pressemeldung, 3.9.2010

Neue Leiterin für das Kasseler Stadtarchiv

Dr. Alexandra Lutz übernimmt zum nächstmöglichen Zeitpunkt die Leitung des Stadtarchivs Kassel. Dies hat der Magistrat in seiner jüngsten Sitzung beschlossen, wie Oberbürgermeister Bertram Hilgen am 2. September 2010 im städtischen Pressedienst mitteilte.

Dr. Alexandra Lutz ist derzeit noch als Archivoberrätin an der Archivschule Marburg tätig. Die 41-jährige Archivarin sammelte dort berufliche Erfahrungen als Dozentin und Koordinatorin für Archivwissenschaft. Ihr Studium der Mittleren und Neueren Geschichte, Volkskunde und Soziologie absolvierte Dr. Lutz an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, wo sie im Juni 2003 mit der Disputation abschloss.

Aufgrund ihrer archivarischen und historischen Fachkenntnisse und Berufserfahrungen sei Dr. Alexandra Lutz die geeignete Bewerberin für die Aufgaben und Anforderungen im Kasseler Stadtarchiv, erklärte Oberbürgermeister Hilgen. Sie folgt auf Stadtarchivarin Dr. Sigrid Schieber, die Ende 2008 die Leitung des Archivs für knapp ein Jahr übernommen hatte (siehe Bericht vom 17.11.2008), und beendet somit ein längeres Provisorium ohne Archivleitung. Mit dem Stadtarchiv Kassel hat Dr. Alexandra Lutz bereits schon einmal zusammengearbeitet. Von September bis Dezember 2009 erschlossen die 24 Teilnehmer des 46. Fachhochschulkurses der Archivschule Marburg unter ihrer Leitung den Bestand "Willi-Seidel-Haus / Jugendarchiv" aus dem Kasseler Archiv.

Kontakt:
Stadtarchiv Kassel
Wildemannsgasse 1 / Marstall
34117 Kassel
Telefon: 0561 / 787-4050
Telefax: 0561 / 787-4060
stadtarchiv@stadt-kassel.de

Quelle: Stadt Kassel, Pressemitteilung, 2.9.2010; HNA, 9.6.2010

Archive im Rhein-Erft-Kreis und in Düren legen Archivführer neu auf

Seit sechzehn Jahren besteht die Arbeitsgemeinschaft der Archive im Rhein-Erft-Kreis sowie der Stadt und des Kreises Düren. Angeschlossen sind auch das Landesarchiv NRW, das Archiv der RWE Power AG, das des Erftverbandes sowie das des Landschaftsverbandes. Dieser Tage stellten die Archivare die Fortschreibung des Archivführers „Fundgruben“ vor. Die 72-seitige Broschüre beschreibt die Aufgaben der Archive, informiert über Ansprechpartner und Öffnungszeiten und listet stichwortartig auf, welche "Schätze" in welchem Haus gehütet werden.

Die redaktionelle Hauptarbeit leisteten Berit Arentz (Kreis Düren), Susanne Harke-Schmidt (Kerpen), Manfred Coenen (RWE Power) und Rudolf Kahlfeld (Landschaftsverband). Als Sponsoren ermöglichten neben den Trägern die Kreissparkassen Düren und Köln das Projekt.

Der Archivführer "Fundgruben" entstand 1996, zwei Jahre nach der Gründung der Arbeitsgemeinschaft. Neu aufgelegt wurde er nun mit 5.000 Exemplaren. Der Archivführer liegt kostenlos in den Archiven und in den Rathäusern aus. Eine PDF-Ausgabe der "Fundgruben" soll noch auf den Internetseiten des Rhein-Erft-Kreises zum Download bereitgestellt werden.

Quelle: Bergisches Handelsblatt, 2.9.2010; Kölnische Rundschau, 2.9.2010