Der Zweite Weltkrieg und seine Gräuel sind eine Zeit, an die sich nur noch wenige Einwohner Völklingens erinnern können. Die vorliegende siebte Ausgabe der Schriftenreihe des Stadtarchivs Völklingen \“Völklinger Schätze\“ ruft sie nun ins Gedächtnis zurück. Es geht dabei um ein Stück Vergangenheitsbewältigung nach dem Zweiten Weltkrieg – um die Akten der Betreuungsstelle für politisch Geschädigte bei der Stadt Völklingen.
Die überwältigende Mehrheit der Saarbevölkerung hatte am 13. Januar 1935 für eine Rückkehr des Saargebietes zum Deutschen Reich gestimmt. Doch die Wenigsten hatten vermutlich geahnt, welchen Konsequenzen diese Rückgliederung für einen Teil der hiesigen Bewohner haben sollte. Viele Menschen, die in Gegnerschaft zum Nationalsozialismus standen, hatten Deutschland nach Hitlers Machtergreifung am 30. Januar 1933 verlassen und nicht wenige waren ins Saargebiet emigriert, das sich zu diesem Zeitpunkt noch unter der Verwaltung des Völkerbundes bzw. unter französischer Kontrolle befand. Hier konnten Personen, die im Deutschen Reich aus rassischen, weltanschaulichen oder politischen Gründen verfolgt wurden, Zuflucht finden und sich eine neue Existenz aufbauen.
Nach der Rückgliederung gerieten diese Menschen nun wieder in den Zugriffsbereich der nationalsozialistischen Verfolgungsmaschinerie. Einige wurden sofort verhaftet, andere konnten nach Frankreich emigrieren, wo sie sich vorübergehend in Sicherheit bringen konnten. Der Kriegsausbruch 1939 und der deutsche Sieg über Frankreich machte diese Sicherheit erneut hinfällig, sodass der lange Arm der Gestapo sie doch noch erreichte. Einige kostete es das Leben, andere verloren zum wiederholten Mal ihr Hab und Gut.
Nach der militärischen Niederlage Hitlerdeutschlands begann in den alliierten Besatzungszonen der Wiederaufbau. Ein weiterer Schwerpunkt lag im Aufspüren und in der Bestrafung der Täter, ein anderer in der Entschädigung der Opfer des Nationalsozialismus. Um Letzteres zu gewährleisten, nahm im Herbst des Jahres 1946 in Völklingen die so genannte Betreuungsstelle für politisch Geschädigte ihre Arbeit auf. Die Vielzahl der im Stadtarchiv Völklingen dokumentierten Einzelfälle geben sowohl ein eindrucksvolles Bild von der Unmenschlichkeit des nationalsozialistischen Regimes als auch von den Nöten der Menschen im zerstörten Nachkriegsdeutschland.
Die Völklinger Schätze, ein letztes Mal erarbeitet vom scheidenden Völklinger Stadtarchivar Achim Becker (siehe Bericht vom 3.8.2010), können gegen einen Unkostenbeitrag von 3,50 Euro im Stadtarchiv, bei Bücher Balzert, beim Heimatkundlichen Verein Warndt e. V. in Ludweiler, bei der Tourist-Information im Alten Bahnhof, im Büro der VHS im Alten Rathaus, der Stadtbücherei sowie im Bürgerbüro im Neuen Rathaus erworben werden.
Link:
Völklinger Schätze. Einblicke in das Stadtarchiv Völklingen, Heft 7, 2010: Ein Stück Vergangenheitsbewältigung nach dem Zweiten Weltkrieg: Die Akten der Betreuungsstelle für politisch Geschädigte bei der Stadt Völklingen
Kontakt:
Stadtarchiv Völklingen
Stadtarchivar Achim Becker M.A.
Alter Bahnhof
66333 Völklingen
Tel. 06898/13-2432
stadtarchiv@voelklingen.de
Quelle: Stadtarchiv Völklingen, Pressemitteilung, 7. Ausgabe der Völklinger Schätze, 14.9.2010