„Mit diesem Bestand haben wir historisches Material übernehmen können, das für die Erforschung der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte Münsters von sehr hohem Wert ist. Ein Archivschatz, der gehoben werden will.“ Dr. Hannes Lambacher, Leiter des Stadtarchivs Münster, weiß den jüngsten Neuzugang für sein Haus zu schätzen. Jetzt überreichte er dem Leiter Büroservice der AOK Regionaldirektion Münster/Coesfeld/Warendorf, Gerd Wehner, den Vertrag, der das Depot mit umfangreichen AOK-Akten besiegelt.
4,5 laufende Meter Protokollbücher der Selbstverwaltungsgremien, Unterlagen zu den Sozialwahlen, Satzungen, Haushaltspläne, Rechnungsunterlagen und Geschäftsberichte aus den Jahren 1913 bis 1995 umfasst der neue Bestand für das Stadtarchiv. Die 177 Archiveinheiten geben Schwarz auf Weiß Auskunft über die Organisation der Krankenversicherung, die Ausgestaltung sozialer Sicherheit bei der Leistungsentwicklung sowie die demokratische Mitbestimmung der Versicherten und Arbeitgeber. Und lassen so zum Beispiel Rückschlüsse auf die öffentlich-rechtliche Daseinsvorsorge im Krankheitsfall zu. Die flächendeckende Archivierung des Schriftgutes ehemaliger Allgemeiner Ortskrankenkassen in Westfalen-Lippe bietet auch aussagekräftiges Material für vergleichende Untersuchungen.
Die Weichen für die Archivierung der Unterlagen aus den Regionaldirektionen des Krankenversicherers wurden mit der Kooperation zwischen der AOK Westfalen-Lippe, den Kommunalarchiven und dem LWL-Archivamt für Westfalen gestellt. Das Archivamt des Landschaftsverbandes bewertete vorhandenes Schriftgut in den Geschäftsstellen der Krankenkasse und bereitete es fachlich für die Übergabe in die Kommunalarchive auf.
Von dieser Zusammenarbeit profitierte jetzt auch das Stadtarchiv Münster. So bedankte sich Dr. Lambacher bei Hans-Jürgen Höötmann (LWL-Archivamt) für die fruchtbare Kooperation und den guten Service: „Schließlich konnten wir einen hervorragend erschlossenen und konservatorisch aufgearbeiteten Bestand übernehmen – das ist erfreulich und hat es bisher so noch nicht gegeben.“
Zur Vorgeschichte: Die Allgemeinen Ortskrankenkassen in Westfalen-Lippe wurden mit Inkrafttreten des Bismarckschen Krankenversicherungsgesetzes 1884 auf der Ebene der Gemeinden gegründet. Im Laufe der Zeit passten sie sich in ihrer Struktur dem Verwaltungszuschnitt der heutigem Stadt- und Landkreise an. Die einzelnen Kassen waren bis zu ihrer Fusion zur AOK Westfalen-Lippe im Jahr 1994 rechtlich eigenständig. Mit der Umstrukturierung nun ergab sich der Wunsch, das historische Schriftgut der ehemals selbstständigen Kassen zu sichern und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
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Quelle: Stadt Münster, Pressemitteilung, 16.8.2010