Die Stadt Ulm lud jetzt Nachkommen der Patrizierfamilie Krafft – einer der wenigen alten Patrizierfamilien, von denen heute Nachfahren leben – ins Ulmer Haus der Stadtgeschichte ein, um ihnen Ergebnisse aus einem von der Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg finanzierten Projekt zu zeigen. In dessen Rahmen arbeitet Dr. Stefan Lang Familienarchive von Ulmer Patrizierfamilien und vor allem das umfangreiche Familien- und Stiftungsarchiv der Kraffts auf.
Dominicus Krafft, der alte Schreiber, der im 13. Jahrhundert lebte und dessen Grabplatte im Chor des Hauses der Begegnung eingemauert ist, ist der älteste fassbare Ahn der Patrizierfamilie Krafft, die weit über Ulm hinaus im Mittelalter und in den ersten Jahrhunderten der Neuzeit zu den einflussreichsten Familien gehörte. Auch der Grundstein des Ulmer Münsters wurde von einem Krafft gelegt, von Altbürgermeister Lutz Krafft. Die Adelsbestätigung der Familie stammt aus dem 16. Jahrhundert.
Dr. Stefan Lang und Stadtarchivleiter Dr. Michael Wettengel informierten die Gäste aus verschiedenen Teilen Deutschlands und aus Österreich über Details aus der Familiengeschichte, wie über jenen Vertreter der Familie Krafft, der in einem türkischen Gefängnis sitzend wohl der erste Ulmer war, der mit Kaffee in Berührung kam.
Das Familien- und Stiftungsarchiv der Familie Krafft lagerte lange Zeit im Stiftungshaus in der Frauenstraße; als niemand mehr dieses Namens in der Stadt lebte, kaufte es ein Archivar. Inzwischen sind große Teile der Bestände wieder in Ulm im Haus der Stadtgeschichte/Stadtarchiv. Manche der Urkunden erzählen mehr über das Leben der Untertanen, Handwerkerrechnungen, Gerichtsprotokolle oder Rechnungsbücher, es gibt aber auch Testamente, Heiratsabreden und Korrespondenz seit dem 14. Jahrhundert. Zahlreiche Dokumente beziehen sich auf den Bau der Familiengrablege, der Dreikönigskapelle an der Frauenstraße im Jahr 1355, deren Mauern heute in ein Wohnhaus mit Bierlokal integriert sind.
Kontakt:
Haus der Stadtgeschichte – Stadtarchiv Ulm
Schwörhaus
Weinhof 12
89073 Ulm
Telefon 0731/161-4200
Telefax 0731/161-1633
www.stadtarchiv.ulm.de
Quelle: Augsburger Allgemeine, 28.6.2010