Sie kommen vor allem aus Baden-Württemberg, aber auch aus Bayern, Frankreich und der Schweiz: Rund einhundert Archivarinnen und Archivare aus kommunalen, kirchlichen, Universitäts- und Landesarchiven treffen sich am 18./19. Juni 2010 zum 70. Südwestdeutschen Archivtag in Müllheim. Thema der Veranstaltung: "Vom Büro ins Depot – Rationelle Verfahren der Bewertung und Übernahme von Akten". Peter Müller vom Landesarchiv Baden-Württemberg in Ludwigsburg organisiert seit zwei Jahren ehrenamtlich als geschäftsführender Präsident den Archivtag.
Der zweitägigen Expertenveranstaltung geht es um ein Grundproblem der Archivare: Es werden immer mehr Akten erzeugt, Daten erfasst und gesammelt, und es sei Aufgabe der Archivare, so Müller, innerhalb der Masse herauszufinden, was man gerne hätte. Denn "nie zuvor in der Geschichte wurden von Behörden, Wirtschaftsunternehmen und Einrichtungen aller Art so gewaltige Mengen Schriftgut produziert". Daran habe auch der zunehmende Einsatz elektronischer Verfahren bislang wenig geändert. Von dieser großen Menge könne aber nur ein kleiner Teil von den Archiven als historisches Quellenmaterial für die Nachwelt überliefert und zugänglich gemacht werden.
Dazu kommt die Begrenzung durch personelle und räumliche Kapazitäten der Archive. Auch deshalb können Archivare nicht alles annehmen, was ihnen – von öffentlicher Seite, aber auch von Privatleuten – angeboten wird. "Die Reduktion ist schon immer wesentlicher Impetus gewesen", betont Müller. Um solche Herausforderungen zu meistern, kommen Referenten wie Jürgen Treffeisen vom Karlsruher Generalarchiv, Bernhard Grau von den Staatlichen Archiven Bayerns in München, Helen Gollin vom Schweizerischen Bundesarchiv in Bern, Christian Casanova vom Zürcher Stadtarchiv und Daniel Peter vom Stadtarchiv im französischen Nancy nach Müllheim.
Eröffnet wird der Archivtag am Freitag, 18. Juni, um 20 Uhr im Müllheimer Bürgerhaus mit einem öffentlichen Vortrag von Ulrich Fischer. Der stellvertretende Leiter des Kölner Stadtarchivs berichtet über den Einsturz des Archivgebäudes und die Bergung der verschütteten und beschädigten Dokumente.
Archivare aus der Region, die kurzfristig am Archivtag teilnehmen wollen, können sich am Samstag, 19. Juni, von 8.30 bis 14 Uhr im Tagungsbüro anmelden. Kosten: 25 Euro. Informationen unter Tel. 07141/186310
Quelle: Badische Zeitung, 17.6.2010