Das Schönste aus Mülheim zeigen die Postkarten von Heinz Hohensee. Wichtiger noch ist aber der dokumentarische Wert der Sammlung von mehr als 100 Jahren. Daher hat sich das Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr gefreut, als es diese angeboten bekam, sagt Archivleiter Dr. Kai Rawe. Er bescheinigt der Sammlung eine hohe Qualität. Rund 80 Prozent der 2.200 Exemplare sollen die bereits archivierten 3.200 Postkarten über Mülheim ergänzen.
Modern wurde das kurze „Hallo“ auf Papier Ende des 19. Jahrhunderts, so Rawe. Gerade diese Stücke hatten bald Sammlerwert. Selbst wenn manches Motiv wohl eher der Fiktion als der Realität entsprang, wie Hohensee verrät: Auf einer Karte etwa ließ man ein Leuchtfeuer auf dem noch unfertigen Rathausturm glimmen, „der Fantasie waren keine Grenzen gesetzt“, merkt der Sammler mit Augenzwinkern an.
Eine Fotokarten-Serie von 1915-18 gibt Einblicke in die frisch eingerichteten Rathauszimmer: Bücherei, Erfrischungsraum, Eingangshalle – für das Stadtarchiv ein dokumentarischer Augenschmaus. Andere Karten aus der Zeit des Ersten Weltkriegs zeigten hingegen Lazarette oder Kriegsgefangenenlager. „Man hatte das Gefühl, die Zeitgeschichte festhalten zu müssen“, so Rawe. Und wollte dokumentieren, dass man sich um die Verletzten kümmert – Propaganda. Und auch Karten der Friedrich-Wilhelms-Hütte wollten nicht nur „schön“ sein, sondern sagen: „Hier passiert der Fortschritt.“
Die wenigsten Exemplare seiner Postkartensammlung sind Heinz Hohensee persönlich geschickt worden. Er ergatterte sie auf Börsen und in Antiquariaten, „Hauptsache Mülheim“, sagt er, denn die Stadt hat es ihm angetan.
Quelle: Dennis Vollmer, WAZ, 29.5.2010