Für die Kooperationsausstellung „Der Krieg auf der Bildpostkarte – Unbeachtete Bildquellen aus dem großen Krieg“ im Bauernhausmuseum Bielefeld (14.2. – 11.4.2010) ist ein heute bizarr anmutender Bielefelder Aspekt zusätzlich erforscht worden, der einen Blick auf die „Heimatfront“ wirft.
Im Rahmen der Ausstellungsvorbereitungen war im Stadtarchiv Bielefeld eine Zeichnung von Kurt Krüger (1899-1992) festgestellt worden, der 1915 den Realzweig des Ratsgymnasiums besucht hatte. Die Skizze stellte den Ende Juni 1915 der Öffentlichkeit vorgestellten Modell-Schützengraben dar, den ein in Bielefeld stationiertes Infanterie-Regiment auf der Ochsenheide – vis-à-vis des heutigen Bauernhaus-Museums – angelegt hatte, um der Bevölkerung die damals aktuelle Kriegstechnik zu demonstrieren.
Schülerinnen und Schüler des Max-Planck-Gymnasiums Bielefeld erforschten gemeinsam mit ihrer Direktorin Gisela von Alven und Stadtarchivleiter Dr. Jochen Rath die Geschichte, den Hintergrund und die Wirkung des Musterschützengrabens, rekonstruierten die Biographie von Kurt Krüger, der 1917/18 selbst Soldat war, und beschrieben abschließend ihre Eindrücke.
Abb.: Der Musterschützengraben auf der Ochsenheide, Zeichnung des Kurt Krüger, 1915; Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 400,11/Graphische Sammlung, Nr. 272
„Entdeckungsreise durch eine vergangene Zeit“
Mir gefiel an der Arbeit im Stadtarchiv vor allem das Eintauchen in eine andere Zeit. Nicht nur die Dokumente, sondern auch, und vielleicht auch vor allem, die Beschäftigung mit der damaligen Presse und den verschiedenen Darstellungen in den einzelnen Lokalzeitungen machte mir besonders Spaß. Wir haben ja nie einen Krieg erlebt. Und insofern war es umso interessanter zu sehen, wie die Öffentlichkeit mit dem Krieg umging und auch, wie der Krieg abseits der Front überhaupt dargestellt wurde.
Vor allem der Aspekt, dass Daheimgebliebene nichts anderes als die Presse, die wenigen Karten von der Front und vielleicht die Erfahrungsberichte von Angehörigen hatten, um sich ein Bild vom Krieg zu machen, machte für mich die Arbeit besonders interessant. Es klingt seltsam, aber wenn man die Zeitungen durchsieht, fühlte man sich doch, als würde man die Zeit ein wenig miterleben.
Was mir außerdem an der Archivarbeit wirklich gefiel, war das Bearbeiten von bisher nicht eingesehenem Material bzw. das Durchstöbern nach ganz bestimmten Aspekten, oft Kleinigkeiten, etwa ein Name oder auch nur ein Begriff. Abschließend kann ich nur sagen, dass die Projektarbeit im Stadtarchiv sehr interessant war und sie wie eine Entdeckungsreise durch eine vergangene Zeit war, die man sich als Jugendlicher heutzutage schwer vorstellen kann.
Joel Belmann
„Erfahrung natürlich trotz aller Strapazen sehr empfehlenswert“
Weil das Thema „Musterschützengraben“ einen lokalen Bezug hat, war es natürlich schon von vornherein als interessant zu werten. Doch allein der Arbeitsmethode mit professioneller Recherche im Archiv wegen schien mir eine Beteiligung an diesem Projekt nicht nur für eine Ausstellung sinnvoll, sondern auch für mich durchaus bereichernd.
Die Erwartungen waren anders als die tatsächlichen Erfahrungen: Nie hätte ich mit solch hohem Zeitaufwand und einer so komplizierten, detaillierten – und manchmal etwas eintönigen – Arbeit gerechnet. Dass diese Erfahrung natürlich trotz aller Strapazen sehr empfehlenswert ist, versteht sich trotzdem von selbst, denn besser ließe sich die tägliche Arbeit eines Historikers und Archivars wohl kaum nachvollziehen. Und da wir durchaus Erfolge bei den Recherchen hatten, wurde auch der Punkt der Präsentation immer konkreter, deren Planung und Durchführung ebenfalls sehr spannend und aufschlussreich war.
Bei unserem Projekt beschäftigte ich mich konkret mit dem historischen Aufbau eines Schützengrabens und wie dieser auf der Ochsenheide nahe dem Bauernhausmuseum Bielefeld umgesetzt worden war. Die Menschenverachtung, die aus den zeitgenössischen Beschreibungen der Elemente eines Schützengrabens sprach, ermöglichte einen Einblick in die Zeit des Ersten Weltkriegs, der zugleich abstoßend, aber auch faszinierend war. Gerade weil mir aus familienhistorischen Geschichten nur der Zweite Weltkrieg recht präsent ist, war dieser Einblick sehr wertvoll, dass dieses dunkle Kapitel der Menschheitsgeschichte von mir nicht vergessen wird.
Zusammenfassend kann ich das Mitwirken an einem solchen oder ähnlichen Projekt empfehlen, denn die Erfahrungen, die dabei gemacht werden, sind bemerkenswert und wohl auf keine andere Weise so einfach zu machen.
Tobias Fein
„Recherche im Archiv hat uns allen Spaß bereitet“
Recherche im Stadtarchiv? Ziemlich unspektakulär und langweilig, zwischen Staub und Spinnenweben nach alten Dokumenten zu suchen. Ich denke, das kommt den meisten Menschen in den Kopf, wenn sie Arbeit im Stadtarchiv hören.
Doch diese Skepsis trügt, denn als ich mit meinen Mitschülerinnen und -schülern erstmalig im Stadtarchiv war, verflog sie nach wenigen Minuten. Meine Aufgabe erwies sich sogar als ziemlich spannend, da ich die Lokalpresse von 1915/1916 nach Artikeln über den Musterschützengraben auf der Ochsenheide durchsuchen sollte. Ich musste weder staubige Kisten nach vergilbten Zeitungen durchsuchen, noch konnte ich mich am Papier schneiden, da ich die Zeitungsartikel dank des elektronischen Lesegeräts auf einem Bildschirm durchsuchen konnte.
Und dabei stößt man nicht nur auf das Gesuchte, sondern auch auf kuriose oder gar befremdliche Funde. So entdeckte ich im Anzeigenteil einer Bielefelder Lokalzeitung unter der Rubrik „Verschiedenes“ neben Anzeigen für entlaufene Hunde und Werbung von Schneiderinnen eine Anzeige, in der zwei kleine Kinder im Alter von zwei Jahren zur Pflege angeboten wurden. Auch bei anderen Aufgaben wurden nebenbei unerwartete Dinge zu Tage gefördert, wie zum Beispiel eher mittelmäßige bis ziemlich schlechte Zeugnisse von Gymnasiasten aus Bielefelder Familien, die uns zum Schmunzeln brachten.
Ich kann nur aus meiner eigenen Erfahrung sagen, dass sich für mich das Klischee des alten, staubigen Stadtarchivs nicht bewahrheitet hat und dass ich denke, dass die Recherche im Archiv uns allen Spaß bereitet hat.
Jill Tönsmann
„Arbeit im Stadtarchiv ist etwas, dass jeder mitgemacht haben sollte“
Die Arbeit mit dem Stadtarchiv Bielefeld hat mir insgesamt sehr viel Spaß gemacht. Besonders interessant war die Suche nach geeigneten Materialien für unser Ausstellungsprojekt zu dem Musterschützengraben auf der Ochsenheide. Hierbei ist die Suche in nicht vollständig katalogisierten Beständen besonders aufschlussreich gewesen. In Fotoalben, Sammlungen von Zeitungsartikeln und Briefen fanden sich immer wieder interessante Ergebnisse, die sich für unser Thema als brauchbar erwiesen.
Oft wurden auch Archivalien aufgefunden, die nicht unmittelbar mit dem Thema der Recherche zusammenhingen, aber dennoch spannende Informationen enthielten. So habe ich bei der Arbeit im Stadtarchiv insgesamt das Gefühl gehabt, die Zeit, über die recherchiert wurde, in meinem Fall die des Ersten Weltkriegs, wesentlich besser verstanden zu haben.
Jedoch muss ich zugeben, dass die Arbeit im Archiv auch recht mühsam sein kann. Einerseits eröffnete die riesige Fülle der von uns zusammengetragenen Informationen viele neue Spuren, bei denen wichtig ist abzuwägen, ob es sich lohnt, ihnen nachzugehen. Andererseits macht die Größe der Archivbestände es teilweise schwierig, da man sehr viel Material zu einem Thema erhält und auch hier ausgewählt werden muss. Teilweise gelangt man auch in Sackgassen oder es stellt sich als sehr schwierig heraus, manche Archivalien zu verstehen, z.B. wenn mit Abkürzungen gearbeitet wurde, die damals geläufig waren, oder aber Aspekte erwähnt werden, die sich in anderen Dokumenten nicht leicht wiederfinden lassen. Trotzdem ist die Arbeit im Stadtarchiv meiner Meinung nach etwas, dass jede Schülerin/jeder Schüler einmal mitgemacht haben sollte.
Dorian Tsolak
„alles, was so weit entfernt von uns war, wurde greifbar und nah“
Für mich war die Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv Bielefeld eine ganz neue Erfahrung. Ich war überrascht, wie voll bepackt der Wagen war, den uns Stadtarchivleiter Dr. Jochen Rath auf unserer Suche nach Informationen über den Schützengraben auf der Ochsenheide entgegenschob. Auch die Vielseitigkeit der Dokumente hatte ich nicht erwartet. Neben öffentlichen Schriften und alten Büchern, die die Situation im Ersten Weltkrieg beschrieben, entdeckten wir auch persönliche Briefe, Feldpostkarten und private Fotographien.
Das Lesen dieser Briefe war eine Art Zeitsprung für mich, alles, was so weit entfernt von uns war, wurde greifbar und nah. Man hatte die Möglichkeit, aufgebaut auf die Archivalien, sich ein eigenes Bild von der damaligen Situation im Krieg zu machen und sich in die verschiedenen Rollen hineinzuversetzen.
Diese positive Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv ermutigte mich eine Facharbeit zum Verhältnis von Jugendwehren und Schule im Ersten Weltkrieg zu schreiben, für die ich dem Stadtarchiv Bielefeld noch einige Besuche abstatten werde.
Pola Vollmer
„Erfahrungen begeisterten mich“
Als mir die Möglichkeit eröffnet wurde, mich an der Recherche für einen Bielefelder Teil über den Musterschützengraben auf der Ochsenheide zu der Ausstellung „Der Krieg auf der Bildpostkarte“ zu beteiligen, musste ich nicht lange überlegen. Ich war von der nur kurzen Beschreibung der auf uns zu kommenden Tätigkeiten sofort fasziniert. Und ich sollte mir keine falschen Hoffnungen gemacht haben. Denn die Erfahrungen in den folgenden drei Monaten begeisterten mich.
Stadtarchivleiter Dr. Jochen Rath stand uns bei der zunächst großen Fülle an Aufgaben zur Seite und erklärte uns, wie in einem Archiv effektiv und gezielt gesucht werden kann. Ich speziell beschäftigte mich mit Kurt Krüger, dem Zeichner der Skizze des Musterschützengrabens, die im Mittelpunkt unseres Ausstellungsbeitrags stand. Dabei war es unglaublich spannend, einen zunächst nur einfachen Namen auf einem Blatt Papier nach und nach mit Leben zu füllen.
Durch die Suche in Beständen unter anderem des Ratsgymnasiums oder des Einwohnermeldeamtes kamen mit der Zeit immer mehr Informationen über ihn zusammen. Der mögliche Erfolg, in einem Dokument, das bis zu 110 Jahre alt ist, auf eben diesen Namen des Zeichners zu treffen, war dabei immer wieder meine Motivation. Sich mit der Stadtgeschichte Bielefelds zu beschäftigen und Eindrücke über das damalige Leben eines Menschen und sein Schicksal zu bekommen, war sehr spannend und verbunden mit Erfahrungen, die mich persönlich noch begleiten werden.
Clemens Weinmann
Kontakt:
Stadtarchiv und Landesgeschichtliche Bibliothek Bielefeld
Rohrteichstraße 19
33602 Bielefeld
Tel. 0521/51 24 71
Fax 0521/51 68 44
stadtarchiv@bielefeld.de