300 Jahre Staatsarchiv Hamburg (1710- 2010)

Das Staatsarchiv Hamburg feiert im März 2010 sein 300-jähriges Jubiläum. Ein städtisches Archiv, das unmittelbar vom Rat der Stadt beaufsichtigt wurde, ist erstmalig 1293 urkundlich erwähnt. Die Leitung des Archivs wurde 1710 hauptamtlich einem Mitglied des Senates übertragen und ist somit eines der ältesten Archive Deutschlands.

Die Funktion des Hamburger Staatsarchivs konzentrierte sich bis ins 19. Jahrhundert hauptsächlich auf praktisch-rechtliche Zwecke. Eine Bearbeitung des vorhandenen Materials aus wissenschaftlichem Interesse begann erst mit dem Wirken des Archivars Johann Martin Lappenberg, der das Archiv für andere Forscher öffnete und die Archivbenutzung in Hamburg etablierte.

Eigenständige Räumlichkeiten erhielt das Staatsarchiv Hamburg erst mit dem Bau des neuen Rathauses, jedoch waren diese schnell belegt, weshalb bereits ab 1907 der Zuwachs wieder in provisorischen Unterkünften gelagert werden musste. Auf Initiative der Bürgermeister Paul Nevermann und Herbert Weichmann wurde nach Plänen des Architekten Bernhard Hermkes ein eigener Archivzweckbau an der ABC-Straße errichtet und 1972 eröffnet. Bereits nach 26 Jahren wurde dieses Gebäude aufgegeben, da die Asbestsanierung, die Sanierung der Klimaanlage wegen gestiegener Energiekosten und eine Erweiterung einen Neubau kostengünstiger machten. Heute befindet sich das Archiv in der Kattunbleiche in Hamburg-Wandsbek. Der Neubau wurde 1998 nach einem Entwurf von Jan Störmer errichtet.

Der Bestand umfasst rund 30.000 laufende Regalmeter, die in über 2.800 Bestände gegliedert sind. 1958 wurde die heute bestehende Tektonik der Archivbestände eingeführt, die sich in die folgenden sieben Sachgruppen gliedert (1. Regierung, Volksvertretung, Allgemeine und Innere Stadtverwaltung, 2. Rechtspflege, 3. Fachverwaltung, 4. Gebietsverwaltung, 5. Religionsgemeinschaften, 6. Vereinigungen und Personen, 7. Sonderbestände).

Bestandsverluste entstanden aufgrund des Großen Brandes von 1842. Während des Zweiten Weltkrieges und der Sturmflut von 1962 kam es zu Verlusten im Registraturgut der Ämter, das Archiv an sich blieb aber unversehrt. Planmäßige Aktenvernichtung der NS-Dienststellen vor der Kapitulation haben zudem Überlieferungslücken entstehen lassen. Für die Geschichtsforschung sind die Bestände des Staatsarchivs die zentrale Quelle zur Erforschung der hamburgischen Vergangenheit, für den demokratischen Rechtsstaat sind sie ein unverzichtbares Element für die Transparenz staatlichen Handelns und politischer Willensbildung.

Anlässlich seines Jubiläums bietet das Staatsarchiv Hamburg allen Interessierten mehrmals in diesem Jahr die Gelegenheit, das Haus und seine Unterlagen kennenzulernen. Den Anfang bilden eine Beteiligung am Tag der Archive am 6. März und folgende Vortrag am Montag, den 8. März 2010 (18 Uhr):

Dr. Klaus Bästlein (Jurist und Historiker, Berlin):
Zehntausende Akten – Millionen Fakten: Zum Erkenntniswert der Hamburger Strafakten aus der NS-Zeit
Justizakten sind eine zentrale Quelle für die historische Forschung. In ihnen spiegeln sich die soziale Wirklichkeit und der Lebensalltag, aber auch die Ereignisgeschichte und die Herrschaftsverhältnisse. In 20-jähriger Arbeit wurde die einmalige Überlieferung der Hamburger Strafakten aus der NS-Zeit detailliert erschlossen und nutzbar gemacht. Damit stehen Quellen bereit, die in vieler Hinsicht neue zeitgeschichtliche Erkenntnisse ermöglichen.

Kontakt:
Staatsarchiv Hamburg
Kattunbleiche 19
22041 Hamburg
Telefon: (040) 42831 – 3200 (Zentrale)
Telefax: (040) 42831 – 3201
www.staatsarchiv.hamburg.de

Quelle: Wikipedia, 7.3.2010; Hansestadt Hamburg, Pressemitteilung.

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