Auch Beton-Betrug beim Kölner U-Bahn-Bau

Beim Bau der neuen U-Bahn in Köln sind weitere Unregelmäßigkeiten bekannt geworden. Laut Informationen des Kölner Stadt-Anzeigers könnten fehlerhafte Betonarbeiten Ursache für den Einsturz des Kölner Stadtarchivs am 3. März 2009 mit zwei Toten gewesen sein. Der Zeitung zufolge sollen Werte eines Vermessungsprotokolls für einen 3,40 Meter breiten Wandabschnitt sowie das Betonierungsprotokoll verfälscht worden sein. In dem rechtlich vorgeschriebenen Papier, das dokumentiere, ob ausreichend Beton eingefüllt worden sei, seien Zahlen vertauscht worden. Vermutlich sei zu wenig Beton verarbeitet worden, hieß es. Die Gutachter der Staatsanwaltschaft vermuteten demnach ein Leck in der unmittelbar vor dem ehemaligen Archiv eingebauten Lamelle 11, durch welches Grundwasser in die Baugrube strömte, was schließlich zum Einsturz des Historischen Archivs der Stadt Köln geführt haben könnte.

Nach KSTA-Informationen könnte die Lücke dadurch entstanden sein, dass der 3,40 Meter breite Greifer zum Aushub der Lamelle in einer Tiefe von 30 Metern durch ein Hindernis beschädigt und dann gegen einen lediglich 2,80 Meter breiten Greifer ausgetauscht wurde. Nach dem Bericht der Zeitung soll es zudem 22 Lamellen mit falschen Vermessungsprotokollen geben.

Die Stadt Köln beziffert den Gesamtschaden auf mindestens eine halbe Milliarde Euro.

Quelle: Detlef Schmalenberg, Kölner Stadt-Anzeiger, 13.2.2010; koeln.de, 12.2.2010; Spiegel-Online, 13.2.2010

Gemeinsame Arbeitssitzung der Kommunalarchivare im Kreis Kleve

Am 9. Februar 2010 trafen sich die Kommunalarchivarinnen und -archivare aus dem Kreis Kleve zu einer gemeinsamen Arbeitssitzung im Lesesaal des Kreisarchivs in Geldern. Auf Einladung der Kreisarchivarin, Dr. Beate Sturm, des Leiters des Archivberatungszentrum des Landschaftsverbandes Rheinland, Dr. Peter Weber, sowie des Archivars der Stadt Kleve, Drs. Bert Thissen, verbrachten sie einen gemeinsam Arbeitstag voll anregender Diskussionen.

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Abb.: Die Kommunalarchivarinnen und -archivare aus dem Kreis Kleve gemeinsam mit dem Leiter des Archivberatungszentrum des Landschaftsverbandes Rheinland, Dr. Peter Weber, im Lesesaal des Kreisarchivs Kleve in Geldern (Foto: Kreis Kleve).

Auf der Tagesordnung standen viele aktuelle Themen aus der Arbeit der Kommunalarchivare. So wurden z.B. die Novellierung des NRW-Archivgesetzes, die Zusammenarbeit mit Schulen und die Archivierung digitaler Verwaltungsdaten erörtert. Ein reger Austausch fand ebenfalls über die Neuauflage einer aktualisierten Fassung der Informationsbroschüre „Archive im Kreis Kleve“ statt. Kreisarchivarin Dr. Beate Sturm: „Es ist vorbildlich, wie die Kommunalarchive – unterstützt durch das Archivberatungszentrum des Landschaftsverbandes Rheinland – im Kreis Kleve zusammenarbeiten. Der gute Zusammenhalt ermöglicht einen intensiven Austausch sowohl über eher alltägliche archivfachliche Fragen als auch über bedeutende Veränderungen im Archivwesen mit ihren Auswirkungen auf die Kommunalarchive.“

Quelle: Kreis Kleve, Pressemitteilung, 10.2.2010

Digitale Herausforderungen – Tätigkeitsbericht des Landeskirchlichen Archivs Kassel 2009

Unter dem Titel "Digitale Herausforderungen" ist jetzt der Tätigkeitsbericht des Landeskirchlichen Archivs Kassel 2009 erschienen. Das Landeskirchliche Archiv Kassel arbeitet seit seinen Anfängen im Jahr 1994 mit einer archivischen Datenbank. Seit 1997 hat das Archiv einen Internet-Anschluss und eine erste Homepage mit Beständeübersicht, die 1998 erweitert wurde. 2001 folgte eine weitere Überarbeitung, seither gibt es auch eine englisch-sprachige Version. 2004 kam es zu einem grundlegenden Web-Relaunch. Inhalte wurden neu konzeptioniert und platziert. Die visuelle Darbietung wurde mithilfe von MEDIO komplett neu gestaltet. Seit 2003 werden die „Visits“ (Anzahl der Besuche) und die „Pageviews“ (Anzahl der Sichtkontakte mit einzelnen Seiten) statistisch erfasst. Inzwischen kommt es täglich zu gut 80 Visits und rund 160 Pageviews.

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Die Datenbank des Archivs kann sich inzwischen sehen lassen: 124.000 Archivalieneinheiten sind neben 51.000 Fotos und gut 2.000 digitalisierten Bauplänen recherchierbar. In dem seit April 2008 frei geschalteten Online-Verzeichnis www.michael-portal.de ist das Landeskirchliche Archiv Kassel neben der digitalen Fotosammlung Maurer (11.500 Fotos) auch mit dem digitalen Bildarchiv „Sammlung vasa sacra“ (39.500 Fotos) und den digitalen Bauplänen der Kasseler Kirchengemeinden (2.100 digitale Baupläne) vertreten. Das deutsche Michael-Portal ist ein Online-Verzeichnis, das digitale Sammlungen und Bestände von Archiven, Bibliotheken und Museen in Deutschland nachweist und diese auch an das europäische Michael-Portal liefert. Die Bestände selbst sind über das Portal nicht einsehbar. MICHAEL steht für „Multilingual Inventory of Cultural Heritage in Europe“.

Seit 2009 macht das Landeskirchliche Archiv Kassel ausgewählte Bestände und Findbücher unter der Adresse www.ekkw-archiv.findbuch.net auch im Internet zugänglich. Einige Bestände wie der Nachlass Dieter von Andrian sowie die Urkundenbestände Pfarrarchiv Gudensberg, Dekanatsarchiv Melsungen und Pfarrarchiv Niedenstein sind zusätzlich durch detaillierte Abbildungen der Archivalien erschlossen.

An einem internationalen ökumenischen Pilotprojekt, dass u.a. von der EKD unterstützt wird, nimmt das Landeskirchliche Archiv Kassel mit ausgewählten digitalisierten Kirchenbüchern aus Gelnhausen teil. Insgesamt stehen unter www.matricula-online.eu aktuell 732.000 Kirchenbuchseiten zur Verfügung.

Dank digitaler Erschließung ist Kulturerbe aus Kurhessen-Waldeck besser zugänglich und leichter auffindbar. Die digitale Entwicklung der letzten fünfzehn Jahre war rasant und sie wird an Tempo und Bedeutung noch erheblich zunehmen. Die digitalen Herausforderungen nehmen nicht unwesentliche Teile des archivischen Alltagsgeschäfts ein. Was sonst noch zu vermelden ist, kann unter Fachleistungen zum Produkt „Sicherung und Erschließung von Archivgut“ sowie zum Produkt „Bereitstellung und Vermittlung von Archivgut“ nachgelesen werden.

Und dann gab es 2009 noch im Rahmen des landeskirchlichen Jubiläums die Auftragsarbeiten „Aktualisierung Karte der Landeskirche“ und Realisierung eines Bild-Quellenbandes „75 Jahre Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck 1934 – 2009“ zu erledigen. Die Karte wurde in einer Auflage von 20.000 der Mitarbeiterzeitschrift „Blick in die Kirche“ beigelegt. Der Bild-Quellenband wurde auf der Herbstsynode der Landeskirche den Synodalen vorgestellt und vorgelegt. Auch die Gäste des Adventsempfangs des Bischofs erhielten ein Exemplar. Last but not least war das Archiv an der Vorbereitung und Durchführung des Symposions zum Jubiläum der Landeskirche in Bad Arolsen beteiligt.

Info:
Bettina Wischhöfer, Digitale Herausforderungen – Tätigkeitsbericht des Landeskirchlichen Archivs Kassel 2009 (Schriften und Medien des Landeskirchlichen Archivs Kassel 27), Kassel 2010, 72 Seiten, ISBN 978-3-939017-08-0, € 6,50.

Zu beziehen über Landeskirchliches Archiv Kassel (archiv@ekkw.de), auch als download unter: www.ekkw.de/archiv.

Ausstellung »Archive in Schleswig-Holstein«

Einen Monat lang, vom 24. Februar bis zum 24. März 2010, wird im schleswig-holsteinischen Landtag in Kiel die Ausstellung "Das Gedächtnis unseres Landes: Archive in Schleswig-Holstein" gezeigt. In einer Vorschau auf die Ausstellung heißt es: Über Jahrhunderte bewahren die Archive unser schriftliches Kulturgut: Urkunden und Handschriften, Akten, Karten und Bilder. So ermöglichen sie den notwendigen Rückgriff auf Vergangenes und sorgen für die Sicherung des Gegenwärtigen für die Zukunft. Archive bieten Rechtssicherheit für die Bürgerinnen und Bürger wie für die Behörden und Ämter in Schleswig-Holstein. Ob Verträge oder Protokolle, ob Grundbücher oder Personenstandsunterlagen: Kontinuierlich werden Informationen aus archivierten Unterlagen benötigt und nachgefragt.

Als Kompetenzzentren der Schriftgutverwaltung leisten Archive einen unverzichtbaren Beitrag zur Modernisierung der Verwaltung. Sie entlasten die Behörden von unwichtig gewordenen Unterlagen und legen dadurch den Blick für das Wesentliche frei.

Archive haben einen historisch-politischen und kulturellen Bildungsauftrag. Durch Führungen, Vorträge, Ausstellungen und Veröffentlichungen unterstützen sie die Auseinandersetzung mit der Geschichte und Kultur des Landes Schleswig-Holstein. Dadurch fördern sie eine gemeinsame, generationsübergreifende kulturelle Arbeit an und mit der Geschichte – über nationale, soziale und ethnische Barrieren hinweg.

Die Ausstellung im Landeshaus verdeutlicht anschaulich, was unsere Archive als Gedächtnis Schleswig-Holsteins leisten.

Info:
"Das Gedächtnis unseres Landes: Archive in Schleswig-Holstein"
Ausstellung im Landtag vom 24. Februar bis 24. März 2010
täglich von 10 – 18 Uhr (auch an Wochenenden)
Bitte führen Sie einen gültigen Personalausweis mit sich.

Programm
Eröffnung am Dienstag, den 23. Februar 2010 um 19.00 Uhr

Begrüßung
Landtagspräsident Torsten Geerdts

Das Gedächtnis unseres Landes
Archive in Schleswig-Holstein – unverzichtbar für Staat und Gesellschaft
Prof. Dr. Rainer Hering, Landesarchiv Schleswig-Holstein

Einführung in die Ausstellung
Jutta Briel, Verband der Kommunalarchivarinnen und -archivare in Schleswig-Holstein (VKA)

Anschließend Empfang

Kontakt:
Schleswig-Holsteinischer Landtag
Düsternbrooker Weg 70
24105 Kiel
www.landtag.ltsh.de

Limburg im Fluss der Zeit. Schlaglichter zu 1100 Jahren Stadtgeschichte

23 Autoren, 31 Beiträge, 778 Seiten – drei Zahlen, die einen Eindruck geben von der jüngsten voluminösen Publikation des Magistrates: Der Sammelband zur Stadtgeschichte Limburgs an der Lahn mit dem Titel „Limburg im Fluss der Zeit. Schlaglichter zu 1100 Jahren Stadtgeschichte“. Anlässlich der 1100-Jahrfeier Limburgs behandeln die Autoren darin in 31 Kapiteln Aspekte der Stadtgeschichte. Die Bandbreite des Werkes reicht von der urkundlichen Ersterwähnung Limburgs 910 über das Adelsgeschlecht derer von Walderdorff, den Schulstandort Limburg, die Entwicklung der evangelischen Gemeinde, des Kaufhauses Geschwister Mayer, den Eingemeindungen 1971/1972 bis hin zur Geschichte der Stromversorgung der Stadt.

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Wissenschaftlich fundiert und zugleich gut lesbar wird den an Limburger Geschichte Interessierten die facettenreiche Vergangenheit der Stadt anhand von Einzelaspekten nahe gebracht. Dabei werden zahlreiche neue Erkenntnisse vorgestellt. „Wir haben uns bewusst für die Erstellung eines Sammelbandes entschieden, um so über ein Fachpublikum hinaus möglichst viele Bürger zu erreichen,“ erläutert Bürgermeister Martin Richard. Er dankt allen Autoren, die ungezählte Stunden in die Erforschung und Darstellung der Limburger Geschichte investiert haben.

Seit Oktober 2007 traf sich ein Kreis lokalhistorisch forschender Personen unter Federführung von Stadtarchivar Dr. Christoph Waldecker regelmäßig, um über neue Erkenntnisse und Ansätze zu diskutieren. Schon bei der ersten Sitzung wurde der Plan gefasst, zum Stadtjubiläum einen Sammelband herauszugeben. „Da die Zeit zwischen erster Planung und dem Jubiläumsjahr sehr knapp bemessen war, erschien der Sammelband als die beste Möglichkeit einer Publikation. Der Ausfall eines Beitrages hätte so nicht das Gesamtprojekt gefährden können,“ so der Stadtarchivar. Letztlich haben die Autoren aber große Disziplin bewiesen: Fast alle reichten ihre Beiträge termingerecht ein, so dass ein umfangreiches Werk zustande kam.

„Limburg im Fluss der Zeit“ ist der Auftakt einer wissenschaftlichen Buchreihe mit dem Titel „Beiträge zur Geschichte der Kreisstadt Limburg an der Lahn“, in der in den kommenden Jahren weitere Werke erscheinen werden. Bürgermeister Martin Richard und Stadtarchivar Dr. Christoph Waldecker stellten den Band „Limburg im Fluss der Zeit“ am 8. Februar in einer Pressekonferenz der Öffentlichkeit vor. Erhältlich ist das Buch zum günstigen Preis von 29 Euro im Verkehrsbüro, Hospitalstraße, in den Städtischen Kunstsammlungen, Fischmarkt und im Stadtarchiv Limburg, Schloss, sowie bei allen Buchhandlungen.

Info:
Limburg im Fluss der Zeit. Schlaglichter aus 1100 Jahren Stadtgeschichte
Beiträge zur Geschichte der Kreisstadt Limburg a. d. Lahn 1
Limburg 2010
ISBN 978-3-936162-08-0

Kontakt:
Magistrat der Kreisstadt Limburg a. d. Lahn
-Stadtarchiv-
Mühlberg 2 (Schloss)
65549 Limburg a. d. Lahn
Tel.: 06431-932 367
Fax: 06431-584 39 47
www.limburg.de

Erster Spatenstich für Landesarchiv NRW im April 2010

In dieser Woche ist der Vertrag mit dem Generalübernehmer HOCHTIEF Construction AG über die Planung und Errichtung des Landesarchivs NRW geschlossen worden. Bis Ende 2012 soll der Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes Nordrhein-Westfalen (BLB NRW) das Großprojekt realisieren. Im April 2010 wird der Erste Spatenstich zum Neubau des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen im Duisburger Innenhafen gefeiert werden.

"Mit diesem wichtigen Architekturprojekt kann der Duisburger Innenhafen zu einem Symbol des Wandels werden", sagte Kulturstaatssekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff. "Der Archivneubau wird weithin sichtbar zeigen, dass das Land Nordrhein-Westfalen auf sein kulturelles Gedächtnis setzt." Grosse-Brockhoff betonte, eines der vorrangigen kulturpolitischen Ziele der Landesregierung sei es zu signalisieren, dass die Metropole Ruhr zu neuen Ufern aufbricht. Gerade Duisburg gehe hier mit gutem Beispiel voran. "Für den Wandel durch Kultur ist heute ein guter Tag", so Grosse-Brockhoff. Er sei froh, dass sich nach eingehender Prüfung alle Sicherheitsbedenken hatten ausräumen lassen.

"Duisburg und ganz Nordrhein-Westfalen wird um ein Wahrzeichen reicher", erklärte Ferdinand Tiggemann, Sprecher der Geschäftsführung des Bau- und Liegenschaftsbetriebes. Der BLB NRW ist Bauherr des Projektes. Nach den Plänen von Ortner + Ortner Baukunst wird das vorhandene und unter Denkmalschutz stehende 48m lange Speichergebäude aus den 30er Jahren um einen 76m hohen Archivturm und einen rund 160m langen sechsgeschossigen Neubau in Wellenform ergänzt. Darin kann langfristig auf bis zu 148 Regalkilometern das rheinische Archivgut aufgenommen werden. Außerdem werden in dem Neubau Lesesaal, Ausstellungsraum und Büros entstehen. Mit mehr als 200 Metern Länge wird das Landesarchiv NRW das größte Archivgebäude Deutschlands.

Kontakt:
Landesarchiv NRW
Zentrale Dienste
Graf-Adolf-Straße 67
40210 Düsseldorf
Tel.: +49 211 159 238-0
Fax: +49 211 159 238-111
poststelle@lav.nrw.de

Quelle: BLB Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW, Pressemitteilung, 8.2.2010

Erstes Geständnis nach Kölner Stadtarchiv-Einsturz

Bei den Ermittlungen zum Einsturz des Kölner Stadtarchivs am 3. März 2009 gibt es laut Bericht des "Kölner Stadt-Anzeigers" (KSTA) ein erstes Geständnis. Demnach räumte ein Bauarbeiter ein, nicht genug Eisenbügel in die Außenwand am U-Bahn-Schacht Waidmarkt eingeflochten zu haben. Stattdessen sei das für die Stabilität notwendige Metall an einen Schrotthändler verkauft worden.

Die U-Bahn-Wand (sog. "Schlitzwand"), die im Untergrund vor dem Stadtarchiv errichtet wurde, setzt sich aus zahlreichen etwa 3,50 Meter breiten Lamellen zusammen. Sie wurden im Sommer 2005 bis zu einer Tiefe von 40 Metern in den Boden getrieben und dann verbunden. Die Hohlräume der einzelnen Lamellen wurden zuvor jeweils durch drei große Metallkörbe stabilisiert und mit Beton gefüllt. Mindestens ein Drittel der Eisenbügel, die in einer Tiefe von 22 Metern für die Verbindung des unteren und mittleren Metallkorbes vorgesehen waren, sollen dem Vernehmen nach an mehreren Baustellen aber nicht angebracht worden sein.

Wasser und Erde könnten in die Baugrube gelangt sein, was schließlich zum Einsturz des Stadtarchivs geführt haben könnte. Das vermutete Leck in der Schlitzwand indes soll etwa zehn Meter unter der Stelle liegen, an der jetzt die Eisenbügel fehlen. Deshalb gehen die Ermittler derzeit davon aus, dass die nicht angebrachten Bügel nicht ursächlich für den Einsturz waren. Gegen den Polier und einen Helfer wird deshalb bisher nur wegen Betruges und Unterschlagung ermittelt.

Quelle: Andreas Damm und Detlef Schmalenberg, Kölner Stadt-Anzeiger, 8.2.2010

Stader Stadtarchivar geht 2010 in den Ruhestand

Nach fast dreißig Jahren im Dienst tritt das "Gesicht der Stader Geschichte", Stadtarchivar Dr. Jürgen Bohmbach, in diesem Jahr in den Ruhestand. Bis spätestens Mitte 2010 will die Stadt Stade einen Nachfolger für den 65-Jährigen finden. Derzeit läuft das Bewerbungsverfahren.

Bohmbachs wissenschaftliche Karriere ist unzertrennlich mit der Aufbereitung der Stader Geschichte verknüpft, mit der Erforschung der Hanse, der Betrachtung der Schwedenzeit und der Reflexion über das Dritte Reich. "Dass ich zuletzt in Teilzeit gearbeitet habe, macht es etwas leichter, sich auf den Ruhestand einzustellen", sagt Bohmbach gegenüber dem Abendblatt. Bohmbach will aber weiter forschen, dies jedoch in der Stader Außenstelle des niedersächsischen Staatsarchivs, um nicht bei seinem Nachfolger den Eindruck erwecken, dass er ihn im Stadtarchiv Stade kontrollieren wolle.

Jürgen Bohmbach, der in Hamburg aufwuchs, studierte zunächst Geschichte, Englisch, Philosophie und Pädagogik in Hamburg. Seine Doktorarbeit verfasste er über die Braunschweiger Geschichte im Mittelalter. Sein Doktorvater empfahl ihm, zur Archivschule in Marburg zu gehen. Nach dem Referendariat wurde er 1973 dem Stader Staatsarchiv zugeteilt.

Als der damalige Stader Stadtarchivar Bernhard Röttgen 1975 verstarb, brauchte das verwaiste Archiv einen neuen Leiter und neue Räume. Mehrere Jahre betreute Bohmbach die Stadtgeschichte vom Staatsarchiv aus, bis er 1983 in die neu ausgeschriebene Stelle des Stadtarchivars eintrat. Es folgte eine Renaissance des Stadtarchivs. Bohmbach kümmerte sich um den Archivneubau in der Altstadt und verfasste rund 30 Bücher über die Stader Geschichte. Tatkräftig unterstützt wurde er von zwei Mitarbeitern, wenngleich das Archiv zukünftig durchaus noch mehr Personal benötige, so Bohmbach.

Kontakt:
Stadtarchiv Stade
Johannisstraße 5
21682 Stade
Telefon: 04141 / 401-460
Fax: 04141 / 401-212
Juergen.Bohmbach@stadt-stade.de

Quelle: Fabian Schindler, Hamburger Abendblatt, 5.2.2010

Archivmitteilungen Nr. 19, 2009 erschienen

Der Einsturz des Historischen Archivs der Stadt Köln am 3. März 2009 hat über mehrere Wochen das Interesse der Medien für das Archivwesen geweckt. Neben der Klärung der Ursachen und Verantwortlichkeiten stellt sich in weiten Teilen der Archivszene seitdem die Frage nach Bestandserhaltung, nach den Chancen und Grenzen der Digitalisierung sowie nach der Bildung von Notfallverbünden. Diese Herausforderungen bestimmten den Archivalltag, und sie waren auch Thema bei der Archivpflegetagung der westfälischen Kirche. Die neue Ausgabe 19 (2009) der vom Landeskirchlichen Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen herausgegebenen "Archivmitteilungen" dokumentiert diese Veranstaltung.

Neben den beiden Referaten der Archivpflegetagung über Pfarrer Eduard Putz (1907-1990) und über die Bruderschaft Nazareth in den Hoffnungstaler Anstalten Lobetal beinhaltet der Jahresband weitere Beiträge zu historischen Themen. Durch Seminare, Praktika und Recherchearbeiten sind auch im Jahr 2009 eine Reihe von Studierenden der Universität Bielefeld im Landeskirchlichen Archiv Bielefeld tätig gewesen. Ihre Rückmeldungen ermöglichen eine selbstkritische Betrachtung der alltäglichen Archivarbeit. Darüber hinaus bereichern einige Beiträge aus der Feder von Seminarteilnehmern und Praktikanten diese Ausgabe der "Archivmitteilungen".

Nicht zuletzt legt die Publikation neuerlich Rechenschaft über die Arbeit des Landeskirchlichen Archivs ab. So beinhaltet die Ausgabe Berichte und Neuigkeiten aus dem landeskirchlichen Archivwesen sowie über Informationen zu neuen Findbücher und über die verfilmten Kirchenbücher der Kirchenkreise Paderborn, Plettenberg, Recklinghausen, Schwelm und Siegen.

Inhalt

Vorwort (4)

Claudia Brack
Bericht von der 17. Archivpflegetagung (5)

Wolfgang Günther
61. Deutscher Genealogentag 2009 in Bielefeld (14)

Reinhard Neumann
Diakonie im zweigeteilten Deutschland – Die Bruderschaft Nazareth in den Hoffnungstaler Anstalten Lobetal 1905 bis 1990. Ein Forschungsvorhaben (16)

Hans-Bodo Thieme
Eduard Putz (1907-1990): Lutherischer Pfarrer, Träger des Goldenen Parteiabzeichens der NSDAP, Mitglied der Bekenntnissynode von Barmen 1934 (24)

Wolfgang Kosubek
Der Haller Schulstreit von 1799 bis 1824 (44)

Martin Gensch
Entstehung und Geschichte der Perikopen – Eine kurze Übersicht und Zusammenfassung (55)

Jens Murken
Hilfe bei der Archivgutrettung in Köln (61)

Lisa Schuler
„Das Gedächtnis Kölns ist ausgelöscht“ – Der Einsturz des Historischen Archivs der Stadt Köln in der überregionalen Presseberichterstattung (66)

Kristina Ruppel
Schimmelbefall in Archivmagazinen (76)

Niko Rohé
„Langzeitarchivierung“ – Chancen und Grenzen der Digitalisierung im Archivwesen (84)

Wolfgang Apelt
Aus dem Schriftarchiv der Archiv- und Museumsstiftung der VEM (95)

Wolfgang Günther/Jens Murken
Recklinghausens Blick auf die Mittelebene – Neues aus der Kirchenkreisgeschichtsforschung (101)

Wolfgang Günther
Aktuelle Fragen zur Kirchenbuchordnung (KBO) (111)

Ingrun Osterfinke
Der ältere ist der wahre Jakob – oder wie die Evangelische Kirchengemeinde Werther den Schutzpatron ihrer Kirche nachwies (116)

Neue Räume für das Archiv der Kirchengemeinde Herscheid (119)

Volker Bandusch
1933: Moralisches Widerstehen und intellektuelle Selbstgleichschaltung – Über zwei Fundstücke aus der Kirchenkampfsammlung (122)

Fabian Hartl
Johannes Busch – Ein Baumeister an Gottes Himmelreich (126)

Jan-Willem Waterböhr
Geschichts-Informatiker – Neue Chance für Archive? Ein Praktikumsbericht (133)

Jens Murken
„,Halbe Christen gibt es nicht‘. Der evangelische Pfarrer und Christ jüdischer Herkunft Hans Ehrenberg“. Eine Ausstellung des Landeskirchlichen Archivs der EKvW (137)

Was ist wo? Übersicht über die verfilmten Kirchenbücher im Landeskirchlichen Archiv (142)

Neue und überarbeitete Findbücher in der Evangelischen Kirche von Westfalen (178)

Personalia (201)

Autorinnen und Autoren (203)

Info:
Archivmitteilungen,
hg. v. Landeskirchlichen Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen, Nr. 19, 2009.
203 Seiten, ISSN 1614-6468
Druck: Anzeigen und mehr, Bielefeld

Bezugsadresse:
Evangelische Kirche von Westfalen
– Landeskirchliches Archiv –
Altstädter Kirchplatz 5
33602 Bielefeld
Tel.: 0521/594-164
archiv@lka.ekvw.de
www.archiv-ekvw.de

Wasserschaden im Stadtarchiv Blomberg soll glimpflich verlaufen sein

Vermutlich ein Defekt im Heizungssystem war Ursache dafür, dass mindestens vier Tage lang Wasser ins Stadtarchiv Blomberg eindrang. Von der Heizung im Dachgeschoss lief das Wasser durch das Erdgeschoss bis in den Keller mit den Archivalien. Die Lehmwände in der ehemaligen Synagoge haben sich aufgelöst, das Flechtwerk ist blankgewaschen und aufgequollen, und im Keller stand das Wasser 60 Zentimeter hoch. Krankheitsbedingt wurde der Schaden erst spät und durch Zufall entdeckt.

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Die Wiederherstellung der Lehmwände der unter Denkmalschutz stehenden ehemaligen Synagoge ist aufwändig. Zur Rettung der durchnässten Archivalien richteten die beiden Papierrestauratorinnen Birgit Geller vom LWL-Archivamt für Westfalen und Anna Endreß vom Landesarchiv NRW, Abteilung Westfalen in Münster, eine provisorische Werkstatt ein.

Der Blomberger Stadtarchivar Dieter Zoremba konnte nach Sichtung der Schäden feststellen, dass hauptsächlich die Akten auf den unteren Regalböden vom Wassereinbruch in Mitleidenschaft gezogen wurden. Die kostbarsten Archivalien lagern \“glücklicherweise auf den obersten Bretter\“, informierte er über die LZ. Die nassen Akten werden tiefgefroren, Trocknungsgeräte sollen das gebotene Raumklima wieder herzustellen helfen.

\“Wir wickeln die einzelnen Akten ein, damit sie beim Einfrieren nicht aneinander festkleben und sich später besser trocknen lassen\“, erklärt Birgit Geller, während sie Stadtarchivar Dieter Zoremba zeigt, wie es geht: Eine Akte einwickeln, die nächste drauf, weiterwickeln, dann wieder eine drauf, Folie mit dem Cutter schneiden, weg damit in die Plastikwanne. \“Am besten macht Ihr das zu zweit: Einer bringt die Akten an, einer wickelt\“, so ihr Tipp. Sobald die nassen Akten vollständig hier verstaut sind, wandern sie nach Everswinkel in ein riesiges Kühlhaus, wo sie bei minus 25 Grad erst einmal eingefroren, damit sie nicht schimmeln. Anschließend holt das Archivamt sie dann nach und nach nach Münster, um sie gefrierzutrocknen. Derzeit werden dort Akten aus dem eingestürzten Kölner Stadtarchiv behandelt, die Blomberger Archivalien werden aber dazwischen geschoben, so die Restauratorin.

Kontakt:
Stadtarchiv Blomberg
Im Siebenbürgen 1a
32820 Blomberg
Telefon: 05235-2516
Telefax: 05235-504290
W.Stoeteknuel@blomberg-lippe.de

Quelle: Marianne Schwarzer, Lippische Landes-Zeitung, 2.2.2010; Marianne Schwarzer, Lippische Landes-Zeitung, 3.2.2010