Kollegiale Weimarer Archivmäuse

Archivmäuse sind grau? Weit gefehlt. Im Lesesaal des Hauptstaatsarchivs Weimar steppten die Steppkes in Phantasieroben, was keinen Vergleich mit Ärmelschoner-Beschaulichkeit zuließ. Seit dem 11. Januar 2010 öffnet das Goethe- und Schillerarchiv als Untermieter im Hauptstaatsarchiv seine Pforten, weshalb es gestern zweierlei zu feiern gab: Die Gastfreundschaft unter Archivaren sowie die Übergabe bunter Fenster gegen triste Bauzäune.

Es geht nicht um irgendein Archiv. Es geht um das älteste Literaturarchiv des Landes und um die Kronjuwelen der Klassikstiftung. Die Unterbringung im Marstall macht es möglich, dass die Bestände des Goethe- und Schiller-Archivs während der Sanierung bis 2011 für die Forschung zugänglich sein werden: die originalen Manuskripte zu Goethes Faust, den Briefwechsel Goethes mit Schiller und die Briefe Goethes an Frau von Stein und mehr, summa summarum ein Regalkilometer Archivgut liegt unter denkbar besten klima- und sicherheitstechnischen Bedingungen verwahrt, 500 Meter Luftlinie entfernt in ihrem Übergangsrefugium, dem Thüringer Hauptstaatsarchiv.

Archivare hätten eine Abneigung gegen das Chaos und seien eine weltweit verschworene Organisation, weshalb der Direktor des Hauptstaatsarchivs, Bernhard Post, die Kooperation beider Einrichtungen als ein gelungenes Beispiel für Kollegialität nannte. So hat er nicht nur ein komplettes Magazin für die Goethe- und Schiller-Zimelien freigeräumt, sondern darüber hinaus Platz für Karteien, Arbeitsmittel und einen Lesesaal für Benutzer. Sein Archiv-Kollege vom anderen Ilm-Ufer, Bernhard Fischer, dankte für die Gastfreundschaft, die so unbürokratisch gewährt worden sei.

Dabei leben auch die Marstall-Archivare auf einer Baustelle: Im Herbst 2009 begann der dritte Bauabschnitt an dem Gebäude. Etwa zehn Millionen Euro würden investiert, um weitere Magazinräume zu schaffen. So ist der große Bauzaun zu erklären, der den Lesesaal schützen soll. An dessen Fenster sind seit gestern die vergrößerten Bilder zu sehen, die fast 20 Kinder der Mal- und Zeichenschule unter Anleitung von Christel Schöne malten. "Kostümparcours durch die Zeiten" heißt die Schau, die einen deprimierenden Blick auf eine mit Brettern vernagelte Welt verhindert. Einige Kinder sowie Mitglieder des Modetheaters "Gnadenlos schick" von Christel Schöne nutzten die Übergabe für eine skurrile Modeshow. Als Archivmaus schenkte Bernhard Post den Kindern Süßigkeiten: "Süße Mäuse".

Kontakt:
Thüringisches Hauptstaatsarchiv Weimar
Marstallstraße 2
99423 Weimar
Telefon: +49 (0) 36 43 / 870-0
Telefax: +49 (0) 36 43 / 870-100

Goethe- und Schiller-Archiv
Literaturarchiv der Klassik Stiftung Weimar
Postfach 20 10
99401 Weimar
Tel. 01578 / 269 5198 (Mobil)
anmeldung-gsa@klassik-stiftung.de

Quelle: Thorsten Büker, TLZ, Thüringisches Hauptstaatsarchiv Weimar, 11.1.2010

334 Jahre alte päpstliche Nachricht bei Umbauarbeiten im Bautzener Diözesanarchiv wiederentdeckt

Eine päpstliche Bulle, datiert auf den 21. Januar 1676, hat Dr. Birgit Mitzscherlich, Leiterin des Diözesanarchivs des Bistums Dresden-Meißen, durch Zufall in den Archivräumen des Domstifts in Bautzen entdeckt. Es handelt sich bei dem Fund um eine auf Latein verfasste Nachricht von Papst Innozenz XI. (1611-1689) an das französische Erzbistum Besançon, in dem der Heilige Vater die Nachbesetzung einer Domherrenstelle regelt. "Das Dokument lag sorgfältig verpackt über Jahrzehnte unbemerkt in einem Karton in einer Fensternische. Bei Aufräumarbeiten nach dem Umbau unseres Archivs bin ich darauf gestoßen", berichtet Birgit Mitzscherlich über den spektakulären Fund.

In dem Schreiben erteilt Innozenz XI. dem Erzbischof von Besançon – Antoine Pierre de Gramont – eine päpstliche Instruktion. Demnach war ein Domherr namens Johann Baptist Boudret unheilbar an Schwindsucht erkrankt. In einem Brief hatte Boudret den Papst gebeten, ihm – wie damals üblich – seinen Neffen Philibertus Josephus Boudret als Koadjutor an die Seite zu stellen, mit der Aussicht, dass dieser auch seine Nachfolge antreten dürfe. In seiner Bulle befürwortet der Papst das Anliegen. Zugleich beauftragt er den Erzbischof aber, vor einer Amtsübergabe an Philibertus Boudret zu prüfen, ob dieser der neuen Aufgabe gewachsen sei.

"Es ist bemerkenswert, mit welchem Aufwand die Nachfolge eines Domherrn damals in Rom geprüft wurde", so die Leiterin des Bistumsarchivs. Wie das wertvolle Schriftstück nach Bautzen gelangte, darüber kann sie nur spekulieren. "Möglich, dass das Pergament zu Kriegszeiten von deutschen Soldaten aus Frankreich mitgebracht wurde", so Mitzscherlich.

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Abb.: Die päpstliche Bulle ist aufwendig gestaltet und verziert (Foto: Bistum Dresden-Meißen).

Inzwischen hat sie auch eine siebenseitige Abschrift des Schriftstücks aus dem Jahre 1943 vom damaligen Bautzener Domstiftsarchivar Otto Rudert ausfindig machen können, die belegt, dass das Dokument dem kirchlichen Archivar bereits vor über 60 Jahren aufgefallen war. In einer Notiz hatte Rudert die Bemerkung hinterlassen, den päpstlichen Bescheid nach Kriegsende wieder seinem ursprünglichen Bestimmungsort zukommen lassen zu wollen – wozu es in den Wirren der Nachkriegsjahre dann offensichtlich nicht mehr gekommen war.

"Für das Erzbistum Besançon besitzt das Dokument einen wichtigen Stellenwert in seiner Kirchengeschichte", so Birgit Mitzscherlich. Bischof Joachim Reinelt hat daher den Beschluss gefasst, die päpstliche Bulle den Katholiken in Frankreich zukommen lassen zu wollen. Ein Schreiben an Erzbischof André Lacrampe in Besançon in dieser Angelegenheit ist bereits unterwegs.

Alle historisch Interessierten haben nun allerdings erst einmal Gelegenheit, das wertvolle Schriftstück in der Domschatzkammer persönlich in Augenschein zu nehmen. "In einer Vitrine unserer Bautzener Ausstellungsräume wird das päpstliche Schreiben von heute an vier Wochen lang zu bewundern sein. Dann wollen wir es nach Frankreich zurückgeben", so Mitzscherlich.

Das eindrucksvolle Schreiben ist auf einem 88 Zentimeter breiten und 61 Zentimeter hohen, mehrfach gefalteten Pergament verfasst. Das Dokument ist mit brauner Tinte auf Lateinisch in gedrängter Urkundenschrift niedergeschrieben und mit aufwendigen Ornamenten prunkvoll verziert. Ein Bleisiegel bestätigt die Authentizität des Heiligen Stuhls. Diözesanarchivarin Birgit Mitzscherlich: "Für mich ist die Bulle ein wunderbares Zeitdokument, wie man es nur selten zu sehen bekommt. Wir werden das Schriftstück sicher mit einem weinenden und einem lachenden Auge nach Frankreich zurückgeben."

Kontakt:
Domschatzkammer St. Petri zu Bautzen
An der Petrikirche 6
02625 Bautzen
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 10-12 Uhr und 13-16 Uhr und am 1. Samstag des Monats, 10-15 Uhr.
Telefon: 03591 / 351950

Quelle: Michael Baudisch, Bistum Dresden-Meißen, Bautzen/Dresden, 19.1.2010

Sonderbriefmarke 1100 Jahre Limburg an der Lahn

Ministerialdirektor Rainer Türmer als Vertreter des Bundesministeriums der Finanzen und Bürgermeister Martin Richard stellten am 14. Januar 2010 im Rahmen einer Feierstunde im Historischen Rathaus die Sonderbriefmarke „1100 Jahre Limburg a. d. Lahn“, die seit dem 2. Januar 2010 an den Postschaltern verkauft wird, offiziell vor. „Wir betrachten es als eine ausgesprochene Wertschätzung unserer Stadt, dass erneut eine Sonderbriefmarke zu Limburg erscheint“, so Martin Richard. Er bedankte sich noch einmal ausdrücklich beim Bundesfinanzministerium für die Entscheidung, nach 1985 wiederum eine Sonderbriefmarke mit einem Limburger Motiv herauszugeben.

Die Stadtverordnetenversammlung hatte im Dezember 2006 beschlossen, eine Sonderbriefmarke zur 1100-Jahr-Feier zu beantragen. Die Hoffnung, dass dem Antrag stattgegeben wird, war relativ gering. Zum einen werden jährlich bis zu 1.500 Vorschläge im Finanzministerium eingebracht, zum anderen wurde bereits anlässlich des 750-jährigen Jubiläums des Limburger Domes im Jahr 1985 eine Sonderbriefmarke herausgegeben.

Das Bundesfinanzministerium hatte zu Beginn des Jahres 2009 einen Ideenwettbewerb ausgeschrieben, um Gestaltungsentwürfe für die Briefmarke zu erhalten. Die Wahl fiel dann auf die Arbeit der Grafikerin Frau Susanne Oesterlee aus Wuppertal, die als Vorlage für die Briefmarke ein Gemälde des englischen Malers Georg Clarkson Stanfield aus dem Jahre 1867 gewählt hat, das den Dom und die alte Lahnbrücke in einer sehr bekannten Perspektive zeigt. Bürgermeister Martin Richard hob hervor, dieses Motiv passe ausgezeichnet zum Motto des Jubiläumsjahres „Im Fluss der Zeit“. Stadt und Bürger seien vom Ergebnis dieses Wettbewerbes sehr angetan. Ministerialdirektor Türmer betonte, dass die Marke den Bekanntheitsgrad der Stadt weiter erhöhen und viele Menschen auf die Stadt neugierig machen werde. Die Marke erscheine in einer Auflage von 165 Mio. Stück, da sie auch als Selbstklebemarke in 10er-Blocks verkauft werde.

Ministerialdirektor Türmer zeichnete Bürgermeister Martin Richard, den stellv. Stadtverordnetenvorsteher Werner Laux und die Ortsvorsteherin Sigrid Wolf als Vertreter der Stadt sowie Domkapitular Helmut Wanka als Vertreter des Limburger Domkapitels mit Übergabealben der Marke aus. Bürgermeister Richard nutzte die Gelegenheit, verdienten Mitbürgern ein Übergabealbum zu überreichen und damit den Dank der Stadt für das Engagement um die Stadt und die 1100-Jahr-Feier auszudrücken.

Die Feierstunde wurde abgerundet durch einen Vortrag des Stadtarchivars Dr. Christoph Waldecker zur Postgeschichte in Limburg. Die musikalische Gestaltung oblag einem jungen Bläserensemble der Kreismusikschule. Im Anschluss an die Präsentation der Sonderbriefmarke wurde die begleitende Ausstellung des Bundesministeriums der Finanzen „Zeichen setzen“ – eine Entdeckungstour rund um die Briefmarke – in der WERKStadt Limburg eröffnet. Der Briefmarkensammler-Verein Limburg wird ebenfalls in den nächsten drei Wochen in der WERKStadt Sonderstempel und Briefmarken mit Limburg-Motiven ausstellen.

Die Präsentation der Sonderbriefmarke am 14. Januar war zugleich der Auftakt der Feierlichkeiten zur 1100-Jahr-Feier. Der Veranstaltungskalender für das Jahr 2010 ist im Rathaus, in der Ticket-Zentrale und beim Verkehrs- und Verschönerungsverein Limburg erhältlich.

Quelle: Stadt Limburg, Pressemitteilung, 18.1.2010

Digitales Langzeitarchiv für das Österreichische Staatsarchiv

Österreichisches Bundeskanzleramt und Österreichisches Staatsarchiv haben Siemens IT Solutions and Services (SIS) mit der Errichtung des elektronischen Archivs der Republik Österreich beauftragt. Gleichzeitig wurde eine Generallizenz geschaffen, die es Ländern, Städten und Gemeinden erlaubt, die Siemens-Archivlösung kostenfrei zu nutzen. Das Österreichische Staatsarchiv, eines der bedeutendsten Archive der Welt, ist nicht nur Zentralarchiv für die Bundesministerien und die obersten Organe der Republik Österreich. In seinen historischen Abteilungen verwahrt es Dokumente der Zentralbehörden der ehemaligen Habsburgermonarchie und der obersten Organe des Heiligen Römischen Reiches sowie eine umfangreiche Urkundensammlung, die bis in das Jahr 816 zurückreicht. Durch den übernationalen Charakter seiner Bestände ist das Österreichische Staatsarchiv Anlaufstelle für Forscherinnen und Forscher aus aller Welt. Siemens wird das elektronische Archiv acht Jahre lang betreuen und zusätzlich einen Webshop für das Staatsarchiv errichten. Der Auftragswert des gesamten Projekts beträgt 4,58 Mio. Euro. Österreich nimmt im Bereich des E-Government eine Vorreiterrolle ein. Nachdem der elektronische Akt bereits 2004 flächendeckend in der österreichischen Bundesverwaltung eingeführt wurde, müssen auch entsprechende Möglichkeiten für dessen Sicherung und Archivierung geschaffen werden. "Nach einer intensiven Planungsphase, in der wir eine ganze Reihe von Elementen neu erfinden mussten, besteht nun auch ein konkretes Interesse anderer europäischer Länder an unserem System der digitalen Langzeitarchivierung. Insgesamt ist das Projekt ein gelungenes Beispiel für die gute Kooperation von Verwaltung mit einem Wirtschaftsunternehmen", so Sektionschef Dr. Manfred Matzka.

"Das digitale Langzeitarchiv ist ein zukunftsweisender Baustein für das Österreichische Staatsarchiv. Da Einsichtnahme und Gebrauch von Dokumenten rund um die Uhr möglich sein wird, erleichtert dies den Zugriff für Forscherinnen und Forscher aus dem In- und Ausland. Das Projekt der digitalen Langzeitarchivierung wird durch die Möglichkeit der Einbindung anderer Archive unseres Landes auch einen beträchtlichen Einfluss auf die Gestaltung der zukünftigen Archivlandschaft Österreichs haben", sagte Hon.-Prof. Dr. Lorenz Mikoletzky, Generaldirektor des Österreichischen Staatsarchivs. "Bei diesem Projekt ist Siemens Österreich mit nichts Geringerem als der Errichtung des elektronischen Gedächtnisses der Republik Österreich betraut. Dieser Auftrag setzt großes Vertrauen unserer Kunden voraus. Das Vertrauen konnten wir mit einem umfassenden Konzept und viel Know-how aus zahlreichen vergangenen Projekten zum Thema Langzeitarchivierung gewinnen. So hat Siemens etwa das Urkundenarchiv der Notare, das Urkundenarchiv der Rechtsanwälte oder das Archiv des Bundesamts für Eich- und Vermessungswesen in Betrieb genommen", sagte Mag.a Brigitte Ederer, Vorsitzende des Vorstandes der Siemens AG Österreich.

Die Aufgabe von Siemens IT Solutions and Services ist es, mit technischen, infrastrukturellen und organisatorischen Maßnahmen jeglichen Verlust und jegliche Verfälschung jener Informationen zu verhindern, die im digitalen Langzeitarchiv verwahrt werden. Die Software wird von Siemens gemeinsam mit dem englischen Archivspezialisten Tessella plc geliefert. Um die Daten dauerhaft und verlustfrei zu sichern, werden mehrfach redundante Speicher eingesetzt und die Daten an zwei Standorten, dem Siemens Rechenzentrum in Wien und im Zentralen Ausweichsystem (ZAS) des Bundes gespeichert. Das ZAS dient als Hochsicherheitsdatenspeicher und befindet sich in einem Bunker in 300 Metern Tiefe in St. Johann in Pongau. Darüber hinaus sind auch die Betriebserrichtung inklusive der Bereitstellung der Hardware, Erneuerung derselben nach 60 Monaten und die Lieferung der technischen Infrastruktur Teil des Auftrages.

Kontakt:
Österreichisches Staatsarchiv
Nottendorfer Gasse 2
A-1030 Wien
Tel.: +43-1-79540-0
webmaster@oesta.gv.at
www.oesta.gv.at

Quelle: OTS, Pressemitteilung, 15.1.2010

Baubeginn für Landesarchiv NRW in Sicht

Mit einer Verspätung von zwei Jahren soll im Frühjahr 2010 der Grundstein für den geplanten Neubau des Landesarchivs NRW am Duisburger Innenhafen gelegt werden (siehe Bericht vom 22.12.2007). Die Bedingungen zwischen dem Land NRW als Mieter und dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW als Bauherr sind laut NRZ festgezurrt: Für eine Jahresmiete von sechs Millionen Euro mietet das Land im umgebauten und mit einem hochmodernen Erweiterungsbau versehenen RWSG-Getreidespeicher 30.000 Quadratmeter bzw. 135 Regalkilometer für die Archivbestände des Landes NRW an. Am Duisburger Innenhafen sollen die Archivstandorte Brühl und Düsseldorf mit eingesamt 120 Beschäftigten zusammengefasst werden; die Standorte Münster und Detmold bleiben selbstständig.

Geplant sei der Umbau des aus den 1930er Jahren stammenden Backstein-Getreidespeichers, der um einen knapp 80 Meter hohen, aber fensterlosen Turm ergänzt werde; an den denkmalgeschützen Speicher schließe sich dann ein etwa 160 Meter langer, sechsgeschossiger Neubau in architektonisch anspruchsvoller Wellenform an. Etwa zwei Jahre nach Baubeginn, im Jahr 2012, soll das Archiv fertiggestellt sein.

Kontakt:
Landesarchiv NRW
Zentrale Dienste
Graf-Adolf-Straße 67
40210 Düsseldorf
Tel.: +49 211 159 238-0
Fax: +49 211 159 238-111
poststelle@lav.nrw.de

Quelle: Stefan Endell, DerWesten, 14.1.2010

Online im Schweizerischen Bundesarchiv recherchieren

Seit Anfang Januar 2010 kann in Verzeichnissen des Schweizerischen Bundesarchivs online recherchiert werden. Gleichzeitig sind Unterlagen nun auch direkt über www.swiss-archives.ch bestellbar.
Seit Januar 2010 sind die Verzeichnisse zu den Beständen des Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartements (EJPD), des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) – mit Ausnahme der Schweizer Vertretungen im Ausland – sowie des Eidgenössischen Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) im Internet verfügbar. Damit sind auf www.swiss-archives.ch zurzeit 1,2 Mio. Dossiers recherchierbar. Wer ein Dossier einsehen möchte, kann direkt online bestellen, so dass die Unterlagen beim Besuch im Bundesarchiv in Bern bereitliegen. Im Laufe des Jahres werden zudem die Verzeichnisse zu den anderen Departementen ergänzt.

Nachdem das Bundesarchiv in den letzten Jahren bereits das Bundesblatt (ab 1848), die Bundesratsprotokolle (1848-1882) und kürzlich das Amtliche Bulletin (1971 bis 1995) online verfügbar gemacht hat, bietet die Online Recherche nun neu die Möglichkeit, sich ortsunabhängig einen Überblick zu verschaffen, zu welchen Geschäften und Themen es im Schweizerischen Bundesarchiv Unterlagen gibt. Die Recherchemöglichkeiten reichen von der einfachen Volltextsuche bis zur strukturierten Archivplansuche. Die mehrsprachige thematische Beständeübersicht ermöglicht zudem die Kontextsuche in den rund 2000 Teilbeständen aus der Zeit des Bundesstaats.

Kontakt:
Schweizerisches Bundesarchiv
Archivstrasse 24
CH-3003 Bern
Tel: +41 31 322 89 89
Fax: +41 31 322 78 23
bundesarchiv@bar.admin.ch
www.bar.admin.ch

Quelle: Schweizerische Eidgenossenschaft, Medienmitteilung, 12.1.2010

Online-Recherchemöglichkeiten zur Geschichte des Hohenlohekreises

Das Kreisarchiv des Hohenlohekreises in Neuenstein verwahrt und erschließt die historische Überlieferung des Hohenlohekreises und seiner Vorgängerkreise, mehrere Nachlässe und Vereinsarchive sowie umfangreiche Sammlungen zur regionalen Geschichte. Darüber hinaus betreut es die meisten Stadt- und Gemeindearchive im Hohenlohekreis. Im Dezember 2009 begann für das Kreisarchiv des Hohenlohekreises ein neues Zeitalter. Die Recherche nach historischen Dokumenten ist seither auch online möglich. Vorerst acht Findmittel stehen im Internet zur Verfügung, in denen direkt von Zuhause aus nach Quellen zur hohenlohischen Geschichte gesucht werden kann.

Möglich wurde dieser Fortschritt durch die Kooperation des Hohenlohekreises mit dem Landesarchiv Baden-Württemberg, das die technischen Mittel zur Verfügung stellt. Die neuen Online-Findmittel des Kreisarchivs werden daher über die Homepage des Landesarchivs und des Hohenlohe-Zentralarchivs Neuenstein (www.la-bw.de/hzan, siehe Beständeübersicht) zugänglich gemacht, doch natürlich führt auch ein Link von der Homepage des Hohenlohekreises unter www.hohenlohekreis.de (siehe Bestände) zum Ziel. Damit erweitert sich die Internetpräsenz des Archivs um ein entscheidendes Element.

Die online recherchierbaren Bestände beinhalten unter anderem Unterlagen des Kreisarchivs zur Kreisreform 1973, zur TSG Öhringen und zum Lastenausgleich. Auch Bestände aus den Stadtarchiven in Forchtenberg und Neuenstein gehören dazu. Wer sich für die Geschichte des Hohenlohekreises und seiner Gemeinden interessiert, kann sich nun über ein paar Mausklicks mit den zugehörigen Archivquellen vertraut machen und auch gleich Bestellungen vornehmen. Die Einsichtnahme in die Unterlagen selbst erfolgt wie bisher vor Ort im Kreisarchiv in Neuenstein (um vorherige Anmeldung wird gebeten). Künftig werden weitere Findmittel auf diese Weise online zugänglich gemacht, um die Suchmöglichkeiten für Archivnutzer stetig zu verbessern.

Kontakt:
Kreisarchiv Hohenlohekreis
Dr. Thomas Kreutzer
Schlossstraße 42
74632 Neuenstein
Telefon 07942/941264
kreisarchiv@hohenlohekreis.de

Quelle: Landratsamt Hohenlohekreis – Pressestelle -, Pressemitteilung, 2.12.2009

BStU-Bürgerfest zum 20. Jahrestag der Besetzung der Stasi-Zentrale

Anlässlich des 20. Jahrestages der Besetzung der Stasi-Zentrale lädt die Bundesbehörde für die Stasi-Unterlagen (BStU) am 16. Januar 2010 in das Archiv der Zentralstelle zu einem Bürgerfest ein. Die Gäste erwartet ein umfassendes Programm mit Podiumsdiskussionen, Lesungen, Filmen sowie Vorträgen und Informationsständen. Das Archiv kann den ganzen Tag besichtigt werden.

Samstag, 16. Januar 2010, 10 bis 20 Uhr
Bürgerfest im BStU-Archiv
Ruschestraße 103, 10365 Berlin-Lichtenberg
U5 Magdalenenstraße

Link: Das vollständige Programm des Bürgerfests (PDF 832 KB)

Programm:

■  10.30 Uhr Eröffnung:
■ Marianne Birthler, Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen
■ Prof. Monika Grütters, MdB (Vorsitzende des Ausschusses für Kultur und Medien des Deutschen Bundestages)
■ Lesung von Richard Wagner (Schriftsteller)

■ 12.00 Uhr Filmpräsentation und Diskussion
„Ein Volk unter Verdacht – Die Staatssicherheit der DDR“
Der neue Unterrichtsfilm der BStU, Gespräch mit Dr. Axel Janowitz (BStU), Franziska Schlotterer (Regisseurin) und einem Zeitzeugen

■ 12.00 und 15.00 Uhr Lesung
Susanne Schädlich: „Immer wieder Dezember – Der Westen, die Stasi, der Onkel und ich“

■ 12.00 und 15.00 Uhr Vortrag und Fotopräsentation
Dr. Christian Halbrock (BStU): „Stasi-Stadt – Die MfS-Zentrale in Berlin-Lichtenberg“

■ 13.00 Uhr Podiumsdiskussion „Die Aufarbeitung der kommunistischen Diktaturen in Europa“
■ Marianne Birthler (Bundesbeauftragte)
■ Miroslav Lehký (stellv. Direktor des Instituts für das Studium totalitärer Regime, Prag)
■ Prof. Krzysztof Ruchniewicz (Direktor des Willy-Brandt-Zentrums für Deutschland- und Europastudien der Universität Breslau)
■ Richard Wagner (Schriftsteller)
■ Moderation: Harald Asel (Inforadio/rbb)

■ 13.00 und 16.00 Uhr Lesung
Claudia Rusch: „Meine freie deutsche Jugend“

■ 13.00 und 17.00 Uhr Präsentation: „Die Rekonstruktion zerrissener Stasi-Akten“
Bedeutung für Aufarbeitung und Forschung
■ Joachim Häußler (BStU)
■ Dr.-Ing. Bertram Nickolay (Fraunhofer IPK)
■ Andreas Petter (BStU)

■ 13.00, 13.30, 14.30 und 15.00 Uhr Führungen über das Gelände der ehemaligen Stasi-Zentrale

■ 14.00 Uhr Lesung und Gespräch
„Endspiel – Die Revolution von 1989 in der DDR“
Dr. Ilko-Sascha Kowalczuk (BStU) schildert in seinem Buch, wie es zur friedlichen Revolution kam.

■ 14.00 und 17.00 Uhr Lesung
György Dalos: „Der Vorhang geht auf – Das Ende der Diktaturen in Osteuropa“

■ 14.00 und 17.00 Uhr Zeitzeugendiskussion zum Film „Gesicht zur Wand“
mit dem Regisseur Stefan Weinert und dem Zeitzeugen Mario Röllig
■ Dazu ganztägig: Kino „Gesicht zur Wand“. Der Film ist ein sehr persönliches Portrait über fünf durch die Stasihaft traumatisierte Menschen. Er lebt von der Authentizität der Personen und ihrer unterschiedlichen Auseinandersetzung mit ihrer Vergangenheit.

■ 15.00 Uhr Eröffnung der BStU-Ausstellung „Stasi Ohn(e)Macht“
Die Besetzung und Auflösung des Ministeriums für Staatssicherheit

■ 16.00 Uhr Szenische Lesung „Unter Verschluss“
mit Texten von in der DDR verbotenen Autoren unter der Regie von Ines Geipel

■ 15.30 Uhr Filmpräsentation und Zeitzeugengespräch
Aufarbeitung mit der TV-Kamera
Roland Jahn (ARD »Kontraste«) und Peter Wensierski (»Der Spiegel«) präsentieren »Kontraste«-Beiträge aus dem Jahr 1990.
■ Dazu ganztägig: Präsentation der Kontraste-Berichterstattung 1989/90 über das Ende von DDR und Staatssicherheit.

■ 16.00 Uhr Vortrag „Das Ende der Staatssicherheit“
Dr. Walter Süß, BStU

■ 20.15 Uhr Abschlusskonzert
Jan Josef Liefers & Oblivion: „Soundtrack meiner Kindheit“
Mit seiner Band spielt Jan Josef Liefers die Musik seiner Jugend in der DDR–Deutsche Demokratische Republik und verbindet diese mit Geschichten aus seinem Leben.
Begrenztes Platzangebot! Der Besuch des Konzerts ist nur mit Eintrittskarte möglich. Kostenlose Eintrittskarten erhalten Sie ab 14:30 auf dem Bürgerfest. Pro Person kann nur eine Karte abgegeben werden. Einlass 19.45 bis 20.15 Uhr, danach kein Einlass mehr möglich. Das Konzert wird zusätzlich auf eine Leinwand nach draußen übertragen

Weiteres ganztägiges Programm:

■ Besichtigungen des BStU-Archivs
Der Archivrundgang ist – bis auf die Restaurierungswerkstatt – auch für Rollstuhlfahrer möglich.

■ „Filme des MfS“
Überwachungs-, Schulungs- und Vernehmungsfilme des Ministeriums für Staatssicherheit

■ Markt der Möglichkeiten
Informationsstände zahlreicher Aufarbeitungsinitiativen

■ BStU-Informationsstände, Publikationen, Ausstellungskataloge

■ Bürgerberatung, Anträge auf Akteneinsicht

■ Hörstationen – Tondokumente der Staatssicherheit
In den gewählten Ausschnitten spiegeln sich Ereignisse, Stimmungen und Reaktionen aus der Zeit der friedlichen Revolution wider.

Ausstellungen:

■ „Stasi Ohn(e)Macht“
Ausstellung über die Besetzungen der MfS-Dienststellen in den Bezirken der DDR
■ „Feind ist, wer anders denkt“
Teile der Wanderausstellung über die Staatssicherheit während der friedlichen Revolution
■ „Das war’s“
Die Untersuchungshaftanstalt der Bezirksverwaltung für Staatssicherheit Suhl zwischen 1952 und 1989
■ „Die Firma im Betrieb“
Stasi in der Volkswirtschaft der Region Magdeburg
■ „Den letzten beißen die Hunde“
Fotografien aus der DDR der achtziger Jahre von Gundula Schulze Eldowy

Retrokonversion, Austauschformate und Archivgutdigitalisierung

Ab sofort sind die Vorträge und Grußworte des 14. Archivwissenschaftlichen Kolloquiums zum Thema "Retrokonversion, Austauschformate und Archivgutdigitalisierung" unter folgender Adresse online verfügbar: http://www.archivschule.de/forschung/retrokonversion-252/veranstaltungen/vortraege-kolloquium-09.html. Der entsprechende Tagungsband wird von der Koordinierungsstelle Retrokonversion herausgegeben und wird im Sommer 2010 erscheinen.

Inhalt

Eröffnungsvortrag
Prof. Dr. Gudrun Gersmann: Die Bedeutung von Online-Ressourcen für die historische Forschung

Sektion 1: Erfahrungen, Ziele und Erträge von Förderprogrammen zur Retrokonversion
Dr. Frank M. Bischoff: Aufgaben und Erfahrungen der DFG-geförderten Koordinierungsstelle Retrokonversion an der Archivschule Marburg
Karin Schmidgall: Von der Eindimensionalität zum Netzwerk: Die Retrokonversion des Systematischen Katalogs im Deutschen Literaturarchiv

Sektion 2: Retrokonversion in der Praxis
Dr. Nils Brübach: Komplexe Findbücher? Erfahrungen mit der Retrokonversion durch Dienstleister und im Eigenbetrieb
Dr. Ulrich Fischer: Zum Stellenwert der Retrokonversion im Rahmen der Katastrophenbewältigung: Das Beispiel des Stadtarchivs Köln
Sicht der Dienstleister
Christoph Deeg: Fünf goldene Regeln für Retrokonversionsprojekte
Stefan Jentsch: Retrokonversion leicht gemacht?

Sektion 3: Austauschformate in internationaler Perspektive
Michael Fox: Archival Encoding Formats: Developments and Issues
Stefano Vitali: Exchanging archival descriptions: The role of EAD and EAC-CPF in the construction of the SAN Portal in Italy
Blanca Desantes Fernandez: The DTD EAG (Encoded Archival Guide) Censo-Guia de los Archivos de Espana e Iberoamérica: an Electronic Guide of the Spanish and Ibero-American Archives

Sektion 4: Austauschformate in der deutschen Praxis
Dr. Sigrid Schieber: Austauschformate bei der Retrokonversion und ihr Nutzen für die deutschen Archive
Dr. Peter Worm: Datenaustausch in der Praxis: Erfahrungen aus elf Jahren landesweites, archivspartenübergreifendes Portal „Archive in NRW“

Sektion 5: Archivgutdigitalisierung in Europa
Dr. Gerald Maier: „Europeana“ – die europäische digitale Bibliothek und der Aufbau einer „Deutschen Digitalen Bibliothek“. Stand und Perspektiven
Claire Sibille-De Grimoüard: Digitization in French Archives: Projects and Perspectives
Dr. Joachim Kemper: Das internationale virtuelle Urkundenarchiv Monasterium

Sektion 6: Erfahrungen mit der Archivgutdigitalisierung in Deutschland
Prof. Dr. Angelika Menne-Haritz: Digitalisierung und Onlinestellung von Archivgut im Bundesarchiv und im Archivportal D: Verfahren und Werkzeuge
Johannes Kistenich: Archivgutdigitalisierung im Rahmen der Bestandserhaltung: Die Praxis im Landesarchiv Nordrhein-Westfalen
Paul Bantzer: Realisierung der technischen Integration von Digitalisaten unter Verwendung des Austauschstandards METS

Kontakt:
Koordinierungsstelle Retrokonversion
Archivschule Marburg
Bismarckstr. 32
35037 Marburg
www.archivschule.de/retrokonversion

Quelle: Archivliste. Mailingliste der Archivschule Marburg, 11.1.2010

Tipps und Anregungen zur Historischen Bildungsarbeit und Archivpädagogik

Archiv konkret – Zur Nachahmung empfohlen: Wie gestalte ich einen motivierenden Einstieg bei einer Archivführung? Was kann ich mit Grundschulkindern im Archiv machen? Welche Erfahrungen gibt es mit Quellenarbeit? Wie bilde ich Gruppen für die Gruppenarbeit? Wie können Schüler/Erwachsene lernen, im Archiv zu einem Thema zu recherchieren? Wie können historische Ereignisse in Szene gesetzt werden?

Mit diesen und ähnlichen Fragen werden Archivarinnen und Archivare bei der Vorbereitung von Führungen und Projekten konfrontiert. Um das Archiv und die Arbeitsmöglichkeiten dort zielgruppenspezifisch, interessant und attraktiv vorzustellen, benötigt man didaktische und methodische Kenntnisse. Mit dem Projekt „Archiv konkret“ möchte der VdA-Arbeitskreis „Archivpädagogik und Historische Bildungsarbeit“ dazu ermuntern, die eigenen guten Ideen, guten Erfahrungen und praktischen Tipps mit anderen zu teilen. Das Ergebnis wird über die Internetseite des Arbeitskreises www.archivpaedagogen.de allen Interessierten zugänglich gemacht werden.

Ihre Tipps und Anregungen schicken Sie bitte an die Sprecherin des VdA-Arbeitskreises Roswitha Link: LinkRoswitha@stadt-muenster.de

Inhalt:

1. Module für einen Besuch im Archiv

2. Archivbesuch / Projekt insgesamt

  • Szenische Lesung aus Archivali(en) (Dr. Wolfhart Beck, Münster)
  • Thematische Archivführung mit anschließender Quellenarbeit (Dr. Annekatrin Schaller, Neuss)
  • „Experten“gruppenarbeit (Dieter Klose, Detmold)
  • Meine Stadt, die X-Straße, Rathaus, Bahnhof, Schule usw. gestern und heute (Dieter Klose, Detmold)
  • Inszenierung von Archivalie(n) (Dr. Wolfhart Beck, Münster)
  • Buchbinden – kinderleicht. Herstellen eines Din A 5 Ringbuchs (Ingrid Baier, Fürth)
  • „Die Bauten der Grafen von Pückler-Limpurg“ (Ingrid Baier, Fürth)

Zum Download hier ein Formular für die Beschreibung weiterer guter Ideen.