Neues rheinland-pfälzisches Archivgesetz soll historische Forschung erleichtern

Akten, Daten und Materialien, die von öffentlichen Stellen stammen und in den rheinland-pfälzischen Landesarchiven gesammelt werden, sollen künftig für die wissenschaftliche Forschung, für Dokumentationszwecke und für Projekte, die der Schaffung einer wissenschaftlichen Infrastruktur – insbesondere Datenbanken – dienen, schneller und einfacher zur Verfügung stehen. Daneben werden mit der Neufassung des rheinland-pfälzischen Landesarchivgesetzes eine Straffung der Landesarchivverwaltung ermöglicht sowie die Neuordnung der Zuständigkeiten im Rahmen der Archivverwaltung und eine Konzentration des Archivguts auf wesentliche Materialien erleichtert.

„Mit der heute [19.1.2010] vom Ministerrat gebilligten Änderung des Landesarchivgesetzes werden die Sperrfristen für Akten und Vorgänge, die von Behörden und Verwaltungen bearbeitet wurden, auf ein zeitgemäßes Niveau gebracht. Selbstverständlich werden dabei die schutzwürdigen Belange betroffener Personen auch weiterhin berücksichtigt“, unterstrich Wissenschafts- und Kulturministerin Doris Ahnen. „Die Archivverwaltungen erhalten zudem mehr Entscheidungsspielraum, wenn es darum geht, Sperrfristen – beispielsweise für Akten aus der Zeit des Nationalsozialismus – auf Antrag zu verkürzen und die darin enthaltenen Informationen für die Forschung oder Dokumentation zugänglich zu machen“, ergänzte sie und verwies darauf, dass Ministerpräsident Kurt Beck diesen Schritt 2009 angekündigt hatte.

Das Landeshauptarchiv in Koblenz und das Landesarchiv in Speyer erfassen, lagern, sichern und ordnen in den Verwaltungen des Landes erstellte Akten und Verwaltungsentscheidungen, die von bleibendem Wert sind, und werten die darin enthaltenen Informationen aus. Das Landeshauptarchiv in Koblenz ist dabei zuständig für Vorgänge aus den Ressorts der Landesregierung und aus oberen Landesbehörden wie der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion oder der Landesämter. In Koblenz werden zudem bisher Unterlagen aus allen Mittel- und Unterbehörden des Landes und des Bundes, aus kommunalen und sonstigen Dienststellen ohne eigenes Archiv in den ehemaligen Regierungsbezirken Trier und Koblenz archiviert, das Landesarchiv Speyer erfüllt diese Aufgabe für die Behörden im früheren Regierungsbezirk Rheinhessen-Pfalz. Mit der jetzigen Gesetzesnovelle wird die bisherige Unterordnung des Speyerer Landesarchivs aufgehoben, Landeshauptarchiv und Landesarchiv werden gleichrangig einer zentralen Landesarchivverwaltung nachgeordnet. Nach der Verabschiedung des Gesetzes soll ein Organisationserlass des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur diese neue Struktur weiter ausgestalten und zu einer Neuordnung der Zuständigkeiten der beiden Archive führen.

Kern der Gesetzesnovelle seien allerdings die Veränderungen der Zeiträume, nach denen Informationen aus den Landesarchiven für wissenschaftliche Zwecke oder zeitgeschichtliche Dokumentationen zugänglich gemacht würden, betonte die Wissenschafts- und Kulturministerin. Entsprechend der Regelungen in anderen Bundesländern werde die Sperrfrist für personenbezogene Unterlagen von bislang 30 Jahren nach dem Tod der oder des Betroffenen auf nun 20 Jahre oder – wenn das Todesjahr der oder des Betroffenen nicht bekannt sei – auf künftig 90 Jahre nach dem Geburtsjahr (bislang 110 Jahre) verkürzt. Bei Unterlagen, die der Geheimhaltung unterliegen, werde die Sperrfrist von bislang 80 Jahren auf künftig 60 Jahre verkürzt, erläuterte die Ministerin. Erweitert werde zudem der Spielraum der Landesarchivverwaltung, wenn es darum gehe, Sperrfristen von für die Wissenschaft oder die Gesellschaft heute besonders bedeutsamen Informationen zu verkürzen. Wenn überwiegende schutzwürdige Interessen von Betroffenen oder aber von Dritten dies nicht verhinderten, solle die Archivverwaltung künftig nach einer Güterabwägung festlegen, ob Informationen unter der Auflage einer Anonymisierung personenbezogener Angaben auch schon vor Ablauf der eigentlichen Sperrfrist freigegeben werden. „Damit wird es zum Beispiel für Forscherinnen und Forscher leichter, die historische Aufarbeitung von Vorgängen in der Zeit des Nationalsozialismus voranzutreiben. Bislang noch gesperrte Akten von Vorgängerbehörden der jetzigen Landesbehörden können so für die Wissenschaft geöffnet werden“, sagte Doris Ahnen. Der Gesetzentwurf wird nun dem Landtag zugeleitet.

Quelle: Landesregierung Rheinland-Pfalz, Pressemitteilung, 19.1.2010

11. Karlsruher Tagung für Archivpädagogik

Für Schülerinnen und Schüler ist der Umgang mit dem Internet absolut selbstverständlich. Informationen, Nachrichten, Unterhaltung und Spiele werden gleichermaßen im Internet gesucht. Wie können Archive diese Dominanz des Internets nutzen und auf ihre Aufgaben und Angebote aufmerksam machen? Sind neue mediale Formen der Internetpräsenz gefragt?

Zugleich ist es aber auch erforderlich, die Aufmerksamkeit auf (Online)Angebote zu lenken, die in Archiven längst erarbeitet wurden und zur Nachahmung von Schülern und Lehrern einladen: Wie gestalte ich einen motivierenden Einstieg bei einer Archivführung? Welche Erfahrungen gibt es mit Quellenarbeit? Wie sehen Archivprojekte aus, die „machbar“ sind? Können Wettbewerbe eine eigenständige Beschäftigung von Schülerinnen und Schülern mit detektivischer Archivarbeit fördern? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt der Vorträge, Workshops und Diskussionen der elften Tagung für Archivpädagogik in Karlsruhe am 26. Februar 2010 ("Praxis-Test Archivpädagogik. Neue Zugänge zum Archiv").

Auf dem Markt der Möglichkeiten am Nachmittag präsentieren sich Projekte des aktuellen Geschichtswettbewerbs des Bundespräsidenten ebenso wie weitere Präsentationen zum Thema. Ziel ist es, Lehrerinnen und Lehrern Schwellenängste vor „schwieriger“ Projektarbeit zu nehmen und interessierten Archivarinnen und Archivaren Anregungen zu bieten, wie für die Zielgruppe Schule ein passendes und effektiv zu betreibendes Programm erarbeitet werden kann.

Info:
Praxis-Test Archivpädagogik. Neue Zugänge zum Archiv
11. Karlsruher Tagung für Archivpädagogik
Freitag 26. Februar 2010 im Landesmedienzentrum Baden-Württemberg, Karlsruhe

Programm:

10.00 Uhr Begrüßung

10.15 Uhr Merit Kegel
Sächsisches Staatsarchiv – Staatsarchiv Leipzig –
Neue Wege in der Archivpädagogik des sächsischen Staatsarchivs

10.45 Uhr Diskussion
11.00 Uhr Kaffeepause

11.30 Uhr Workshop

Dr. Wolfhart Beck
Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasium Münster
Erstkontakt / Einstiegsmodule

Dr. Monika Schaupp
Landesarchiv Baden-Württemberg – Archivverbund Main-Tauber –
Archivpädagogische Angebote: Ein Themenkanon für die Jahrgangsstufen 6-13

Dr. Rainer Hennl
Regierungspräsidium Karlsruhe, Abt. 7 Schule und Bildung
Kleine „machbare“ Projekte

Freiburger Netzwerk Geschichte
Regionale Wettbewerbe

12.45 – 13.45 Mittagspause

13.45 Uhr
Projektvorstellung / Markt der Möglichkeiten
Stände der Projekte in der Ausstellungsfläche, u.a. Schülerarbeiten aus dem Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten und Internetanwendungen

15.30 Uhr Schlussdiskussion
16.00 Uhr Ende

Tagungsort:
Landesmedienzentrum Baden-Württemberg, Karlsruhe,
Moltkestraße 64 (Parkplätze im Hof)
Wegbeschreibung: www.lmz-bw.de/uploads/media/anfahrt_ka_neu.pdf

Anmeldung:
landesarchiv@la-bw.de
(es wird keine Tagungsgebühr erhoben)

Ansprechpartner:
Landesarchiv Baden-Württemberg
Prof. Dr. Sabine Holtz
sabine.holtz@la-bw.de

Regierungspräsidium Karlsruhe
Abt. 7 Schule und Bildung
Dr. Rainer Hennl
Rainer.Hennl@rpk-bwl.de

Kreisarchiv Warendorf im Umbau

In den Magazinräumen des Kreisarchivs Warendorf sind die Umbauarbeiten, die Mitte November 2009 begonnen haben, zurzeit in vollem Gange. In der zweiten Januarwoche 2010 und damit etwa einen Monat später als geplant begann der Einbau der Rollregalanlage durch eine Fachfirma. Zuvor wurden rund 11.000 Kartons mit Archivalien – von mittelalterlichen Urkunden über Akten, Protokolle von Rats- und Ausschusssitzungen bis hin zu Plakaten – aus dem Magazin unter dem Kreishaus in andere Kellerräume gebracht.

Die Rollregalanlage wird voraussichtlich Mitte Februar stehen, und dann kann die Rückführung der Archivbestände in das Magazin beginnen. Dr. Mark Steinert, Leiter des Archivs, erklärt: "Beim Einräumen der Regale müssen wir genau darauf achten, dass jeder Karton an seinem festen Platz steht, sonst finden wir am Ende nichts wieder". Er geht davon aus, dass diese Arbeiten etwa vier Wochen dauern werden: "Voraussichtlich können wir deshalb erst Mitte März wieder öffnen".

Für die neue Rollregalanlage sind bereits 100 Meter Schienen in einem der Archivkeller verlegt worden. So können weitere Archivalien platzsparend untergebracht werden. Der neu gewonnene Raum ist zu einem großen Teil schon für Bestände reserviert, die noch in den Altregistraturen von Kreis, Städten und Gemeinden liegen: "Gleich nach Abschluss des Umbaus werden wir mit der Übernahme des Stadtarchivs Sendenhorst und der historischen Personenstandsregister aus den Städten und Gemeinden des Kreises beginnen. Die Regale für diese Bestände sind schon reserviert."

Kontakt:
Kreisarchiv Warendorf
Waldenburger Str. 2
48231 Warendorf
Telefon: 02581-53-2197
Telefax: 02581-53-2452
kreisarchiv@kreis-warendorf.de

Quelle: Kreis Warendorf, Pressemitteilung, 26.1.2010

AOK Herne übergibt historisches Material ans Archiv

6,5 laufende Meter Archivgut haben die AOK Herne und das LWL-Archivamt für Westfalen dem Stadtarchiv Herne jetzt übergeben. Zu diesem historischen Material gehören unter anderem Protokollbücher der Selbstverwaltungsgremien, Unterlagen zu den Sozialwahlen, Satzungen, Haushaltspläne, Rechnungsunterlagen und Geschäftsberichte. Platzprobleme waren laut Auskunft des Herner AOK-Chefs Wilfried Menke der Grund für die Abgabe. Mitarbeiter des LWL-Archivamtes haben zur Unterstützung des Kommunalarchivs die Aufgabe übernommen haben, die rund hundert Jahre umfassenden Bestände zu sichten, zu bewerten und zu sortieren, bevor sie dem Herner Stadtarchiv übergeben wurden.

Manfred Hildebrandt, Leiter des Herner Stadtarchivs, freut sich über den sozialhistorisch bedeutenden Zuwachs für seine Einrichtung, der sich nicht nur auf Alt-Herne bezieht, sondern auch auf die ehemaligen AOKen in Eickel, Wanne und Wanne-Eickel. In den Archivalien spiegele sich die örtliche Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Jahre 1904 bis 1994, sagt Hans-Jürgen Höötmann vom LWL-Archivamt in Münster, das nicht nur für Herne, sondern für alle AOK-Geschäftsstellen und Stadtarchive im Bereich des Landschaftsverbandes übersichtliche Findbücher erarbeitet hat.

Kontakt:
Stadtarchiv Herne
Willi-Pohlmann-Platz 1
44623 Herne
Telefon: 02323-164719
Telefax: 02323-164696
stadtarchiv@herne.de

Quelle: Gabriele Heimeier, WAZ Herne, 28.1.2010

Nachlass des Freiherrn vom Stein (1757-1831) vom LWL erschlossen

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) hat den Nachlass des Freiherrn vom Stein (1757 bis 1831) mit einem neuen zweibändigen Findbuch erschlossen. Der Nachlass des bedeutenden preußischen Reformers liegt auf Schloss Cappenberg (Kreis Unna). Er war bis zur Neuverzeichnung für Wissenschaftler nur durch ein über 70 Jahre altes maschinengeschriebenes Repertorium zugänglich.

Der schriftliche Nachlass des Freiherrn vom Stein, einer der bedeutendsten Politikernachlässe des 19. Jahrhunderts, liegt bis heute im Archiv des Grafen von Kanitz auf Schloss Cappenberg. Das LWL-Archivamt für Westfalen sorgt für die Betreuung der wichtigen Adelsarchive in Westfalen, darunter auch das Stein-Archiv in Cappenberg. Mehr als 6.000 Aktenstücke und Briefe von und an Stein in insgesamt 94 Archivkartons, "zwölf laufende Meter", hat Dr. Annekatrin Schaller zwei Jahre lang für das neue Findbuch gesichtet und erschlossen – keine einfache Aufgabe, wie Prof. Dr. Norbert Reimann, ehemaliger Leiter des LWL-Archivamtes, erläutert: "Die Handschrift des Grafen vom Stein ist sehr schwer zu lesen, außerdem ist ein großer Teil der Texte in französischer Sprache verfasst." Reimann selbst hat das Findbuch für den Druck aufbereitet und ergänzt. Zwar ist das über 1.300 Seiten dicke Findbuch auch über http://www.archive.nrw.de im Internet recherchierbar, dennoch sei die gedruckte Form nach wie vor unverzichtbar, so Reimann: "Will man Zusammenhänge erkennen, ist ein Buch jedem anderen Medium klar überlegen."

Info:
Reimann, Norbert (Hg.): Der Nachlass des Freiherrn vom Stein im Archiv des Grafen von Kanitz auf Schloss Cappenberg, bearbeitet von Annekatrin Schaller und Norbert Reimann, 2 Teilbände, Münster 2009, 1324 S. + Ill.- (Inventare der nichtstaatlichen Archive Westfalens Neue Folge, 18/1-2), ISBN 978-3-936258-11-0, 68,00 Euro

Landesarchiv NRW legt neuen Band der Edition der Kabinettsprotokolle vor

Der Präsident des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen, Wilfried Reininghaus, hat am 26. Januar 2010 Ministerpräsident Jürgen Rüttgers den neuen Band der Edition der Kabinettsprotokolle der Landesregierung von Nordrhein-Westfalen übergeben. Der Band umfasst die Protokolle der 7. Legislaturperiode von 1970 bis 1975. Rüttgers würdigte die Edition als „ein Stück Landesgeschichte“ und dankte den Herausgebern für die sorgfältige Bearbeitung der Dokumente (vgl. Presseerklärung der Staatskanzlei).

Für das Land Nordrhein-Westfalen bedeutete die erste Hälfte der 1970er Jahre eine Fortsetzung des in der vorangegangenen Dekade eingeschlagenen Reformkurses. Dies betraf in erster Linie die Politikfelder des Bildungswesens und der Gebietsreform. Einen besonderen Schwerpunkt legte das zweite Kabinett von Heinz Kühn auf die Hochschulpolitik; ihr drückte der erstmals dem Kabinett angehörende Wissenschaftsminister Johannes Rau maßgeblich seinen Stempel auf. Daneben stellte der Strukturwandel an Rhein und Ruhr eine anhaltende Herausforderung für die Landespolitik dar. Er wurde forciert durch die Krise von Kohleförderung und Stahlerzeugung, nicht zuletzt auch durch die angespannte Situation auf dem Energiemarkt. Ein Zeichen für den kontinuierlichen Wandel der politischen Maßstäbe waren die nun häufiger zutage tretenden Konflikte zwischen Wirtschaftsinteressen und Aspekten des Umweltschutzes.

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Foto: Der Präsident des Landesarchivs übergibt Ministerpräsident Rüttgers den neuen Band der Edition der Kabinettsprotokolle (Foto: Ralph Sondermann/Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen)

Die Kabinettsprotokolle der Landesregierung sind eine Stammquelle für die Geschichte des Landes Nordrhein-Westfalen. Sie geben den vollen Wortlaut der Beschlüsse des Kabinetts wieder. Zur Erläuterung werden die Protokolle kommentiert und durch Kabinettvorlagen ergänzt. Die Edition ist ausgestattet mit zum Teil farbigen Abbildungen, Biogrammen zu leitenden Verwaltungsbeamten sowie einem Personen-, Sach- und Ortsindex.

In wenigen Wochen werden die Kabinettsprotokolle der 7. Legislaturperiode auch online zugänglich sein unter http://protokolle.archive.nrw.de. Unter dieser Adresse können bereits jetzt die Kabinettsprotokolle und ergänzende Dokumente der 6. Legislaturperiode (1966-1970) eingesehen werden.

Info:
Die Kabinettsprotokolle der Landesregierung von Nordrhein-Westfalen 1970 bis 1975 (Siebte Wahlperiode). Herausgegeben von Frank Michael Bischoff, Christoph Nonn und Wilfried Reininghaus. Eingeleitet und bearbeitet von Martin Schlemmer. 2 Bände. Düsseldorf: Selbstverlag des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen 2009. 1152 S., 50 Euro (zu beziehen über das Landesarchiv NRW oder über den Buchhandel).

Kontakt:
Dr. Martin Schlemmer
Landesarchiv Nordrhein-Westfalen
Abteilung Rheinland
Mauerstraße 55
40476 Düsseldorf
Tel. 0211-22065-202
martin.schlemmer@lav.nrw.de

Besuch im Stadtarchiv Olpe

Hunderte von grau-schwarzen Kisten stehen im Parterre der Begegnungsstätte "Altes Lyzeum" in Olpe. Dort werden Dokumente aus fast 650 Jahren Stadtgeschichte verwahrt, erklärt Josef Wermert, Historiker und Leiter des Stadtarchivs Olpe, gegenüber der Westfalenpost. Seit 1991 ist das Stadtarchiv mit Büro, großem Bibliothekssaal und Benutzerraum dort untergebracht. Umgeben von Dutzenden historischen Büchern, Bildern und Ausstellungsstücken wirkt Wermerts Büro zwar wie ein Museum. Die Archivarbeit habe sich aber auch längst den Neuen Medien zugewandt. Viele Archive in NRW bieten ihre Arbeit über das Internet an. So sei man in Olpe dabei, einen Archivführer für den Kreis zu erstellen.

Im Parterre des Gebäudes befindet sich das Magazin des Stadtarchivs Olpe. Der Gesamtbestand umfasst nach Auskunft des Archivleiters rund 2.000 laufende Meter. Luftentfeuchter sorgen im Magazin für ein konstantes Raumklima von 18 bis 20 Grad Celsius bei rund 50 Prozent Luftfeuchtigkeit. Diese Werte gelten als die optimalen Bedingungen für die Lagerung von Archivgut. Das Stadtarchiv Olpe beinhaltet Pergamenturkunden seit 1361, Bücher seit 1478, Akten seit 1584, Landkarten seit dem 16. Jahrhundert, Stadtpläne seit 1795, Zeitungen seit 1841, Fotos seit 1875, Filme seit 1937 und anderes mehr.

Neben umfangreichen Zeitungsbänden seit 1841 – auf diese Quellengattung verweisen Zeitungen in ihren Archiv-"Homestorys" gern – bilden nicht nur die Unterlagen aus der Olper Stadtverwaltung einen wichtigen Bestandteil des städtischen Archivgutes, sondern auch private Nachlässe. „Viele Bestände werden uns auch von Privatleuten, Firmen oder Vereinen überlassen”, so Wermert im WP-Gespräch. Einige davon passen in eine Kiste, andere Nachlässe füllen eine halbe Regalwand. „Ich finde es toll, wenn wir solche Sammlungen bekommen”, sagt er. „Es zeigt, dass unsere Arbeit anerkannt wird. Das gibt Rückhalt.” Für viele Menschen würden Archive erst interessant werden, wenn es sie nicht mehr gibt. Oder zumindest viele Teile davon nicht mehr. „Der Fall aus Köln hat plötzlich das Bewusstsein wieder geweckt, wie wichtig es ist, die Vergangenheit für die Nachwelt zu bewahren”, sagt der Archivleiter. Neben dem Bewahren geht es um das Benutzen. „Mit den Beständen wird gearbeitet. Jeder kann zu uns kommen und hat das Recht, die Bestände zu nutzen”, betont Josef Wermert.

Kontakt:
Stadtarchiv Olpe
Altes Lyzeum
Franziskanerstraße 8
57462 Olpe
Telefon: 02761/831293
Fax: 02761/832293
J_Wermert@Olpe.de

Quelle: Dennis Jerchow, WP/DerWesten, 2000 Meter lebendige Geschichte, 26.1.2010

Kölner Stadtarchiv-Einsturz: Bauprotokolle gefälscht?

Bei den Untersuchungen zur Ursache des Stadtarchiv-Einsturzes in Köln gibt es offenbar neue Entwicklungen: Medienberichten zufolge besteht der Verdacht, dass das Bauprotokoll für eine Schlitzwand am Waidmarkt gefälscht wurde.

Polizei und Staatsanwaltschaft durchsuchten Büros der an der Baustelle Waidmarkt beteiligten Unternehmen. Die Ermittler suchten einem Bericht der "Kölnischen Rundschau" zufolge vor allem nach so genannten Bauprotokollen für die Schlitzwände – Dokumenten, die exakt Abmessungen und verwendete Materialien einzelner Bauabschnitte beschreiben. Die Daten einer Schlitzwand am Waidmarkt seien denen einer anderen Schlitzwand "verdächtig ähnlich" gewesen – so identische Daten seien laut Experten extrem unwahrscheinlich.

Aufgefallen waren die identischen Daten mehrerer Schlitzwände den Kölner Verkehrsbetrieben. Die KVB hatte die Bauprotokolle nach Hinweisen von Gutachtern auf Anomalien an den Schlitzwänden genauer unter die Lupe genommen und dabei die Auffälligkeiten bemerkt. Daraufhin informierte das Unternehmen die Kölner Staatsanwaltschaft, die dann die weiteren Schritte einleitete. Aufgrund der Auffälligkeiten untersucht die KVB derzeit alle Schlitzwände von Baugruben im Bereich der ARGE Los Süd.

Eine eingestürzte Schlitzwand gilt als wahrscheinlichste Ursache für den Archiveinsturz. Wenn tatsächlich Bauprotokolle gefälscht wurden, deutet das auf den Versuch einer Vertuschung von Baumängeln hin.

Quelle: Stadt Köln, Koeln.de, 22.1.2010

Oberbayerisches Archiv 133 (2009)

Der Band Oberbayerisches Archiv 133 (2009) enthält fünf Beiträge, deren Themen einen Bogen vom Mittelalter bis in 21. Jahrhundert spannen, vierzehn Buchbesprechungen sowie einen Rückblick auf die Vereinstätigkeit des Historischen Vereins von Oberbayern und die der Gesellschaft für bayerische Rechtsgeschichte.

Inhaltsverzeichnis

Brigitte Huber
München feiert. Der Festzug als Phänomen und Medium, S. 1-114

Ivo Schneider
Ein zerrissener Brief beendet die Karriere des Staatsdieners Joseph von Utzschneider, S. 115-120

Hans-Peter Rasp
Architektur im Alpenraum. Skizziert am Modell Berchtesgaden, S. 121-160

Ernst Messmer
Grafrath und die Anfänge von Dießen und Andechs. Neue Bewertung und Auswertung der Quellen über frühe Zusammenhänge, S. 161-246

Richard Bauer
Ein vermeintlich im Münchner Maßmannpark lokalisierter Judenfriedhof aus dem Jahr 1416, S. 247-260

Info:
Oberbayerisches Archiv 133 (2009)
294 S., zahlr. z.T. farb. Abb
Verlagsdruckerei Ph. C. W. Schmidt, Neustadt /Aisch (ISSN 0342-1686)
Preis 26 Euro

Der Beitrag von Dr. Brigitte Huber, „München feiert“, ist auch als gebundene Buchausgabe (ISBN 978-3-87707-776-4) zum Preis von 18,90 im Buchhandel erhältlich.
Für Mitglieder des Historischen Vereins von Oberbayern ist der Bezug des Oberbayerischen Archivs in ihrem Mitgliedsbeitrag enthalten. Nähere Informationen zur Mitgliedschaft siehe www.hv-oberbayern.de.

Kontakt:
Historischer Verein von Oberbayern
80797 München
Winzererstraße 68 (Stadtarchiv München)
Telefon: 089-2330308
Fax: 089-23330830
hv.oberbayern@online.de
www.hv-oberbayern.de

Freiburger Geschichtswettbewerb »Schule im Archiv«

Mit einer Fortbildungsveranstaltung für Lehrer im Staatsarchiv begann am 17. Dezember 2009 die zweite Wettbewerbsphase des Freiburger Geschichtswettbewerbs „Schule im Archiv“. In der Wettbewerbsrunde 2009/2010 sind – nach "1968" im letzten Durchgang – die 1950er Jahre Thema des Wettbewerbs ("Die Fünfziger Jahre – Zwischen Mief und Rock ´n´Roll"). Was prägte diese Zeit? Die Suche nach Normalität, der Wunsch nach Wohlstand für alle, die Verdrängung der Vergangenheit? Um Antworten auf solche und andere Fragen zu erhalten, werten die Schüler und Schülerinnen vorher gesichtete Archivquellen aus und erstellen Arbeitsberichte. Die Ergebnisse lassen sich auf unterschiedliche Weise präsentieren: als Vortrag, Stellwand, in einem Hörspiel oder Film – der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.

In einem Zeitzeugengespräch während der Fortbildungsveranstaltung am 17. Dezember entwarfen Minister a.D. Prof. Hartmut Engler und der Bäckermeister und Freiburger Altstadtrat Alfred Kalchthaler im Gespräch mit Prof. Hans-Peter Herrmann ein facettenreiches Bild dieser Zeit. Am Nachmittag räumte Prof. Dr. Anselm Doering-Manteuffel, Tübingen, mit einigen „Mythen“ auf und entwickelte vor den interessierten Zuhörern die Faktoren, die den Übergang von der NS-Volksgemeinschaft zur Wiederaufbaugemeinschaft der jungen Demokratie bestimmten.

Initiatoren des Wettbewerbs sind das Freiburger Netzwerk Geschichte e.V. und andere Freiburger Institutionen, die im Bereich der historischen Bildung arbeiten. Schülerinnen und Schüler ab Klasse 9 können sich im Rahmen des Wettbewerbs ein eigenes Bild dieses Jahrzehnts machen, sich mit unterschiedlichen Archivquellen beschäftigen, Interviews mit Zeitzeugen führen und so die Zeitgeschichte am Beispiel Freiburg unter die Lupe nehmen.

Die besten Beiträge werden von einer Fachjury prämiert und im Rahmen einer Preisverleihung geehrt. Anmeldungen werden noch bis zum 12.2.2010 angenommen.

Kontakt:
Freiburger Netzwerk Geschichte e.V.
Franz-Josef- Gassenschmidt-Weg 6f
79111 Freiburg
www.freiburger-netzwerk-geschichte.de

Quelle: Landesarchiv Baden-Württemberg, Pressemitteilung.