Der Freundeskreis des Stadtarchivs Augsburg e.V. hat auf seiner Jahressitzung am 24. November 2009 folgende Resolution einstimmig verabschiedet: "Augsburg verfügt über eines der bedeutendsten Stadtarchive im deutschsprachigen Raum. Der Kölner Unglücksfall hat uns gelehrt, dass jeder weiteren Gefährdung des ‚kulturellen Gedächtnisses’ Augsburgs dringend gegengesteuert werden muss. Nach dem Grundsatzbeschluss des Stadtrates vom 24.07.2003, das Stadtarchiv Augsburg aus dem derzeitigen Gebäude Fuggerstrasse in einen neuen adäquat ausgestatteten Standort im Gelände der ehem. Augsburger Kammgarnspinnerei zu verlagern, sind die Planungen derzeit erneut ins Stocken geraten. Der im Sommer 2009 entdeckte Schädlingsbefall hat die Lage verschärft und eine sofortige Maßnahme mit Auslagerung und Behandlung der reichsstädtischen Bestände nötig gemacht, die von der Stadt auch in Angriff genommen wird. Bei den derzeitigen Haushaltsberatungen droht aber die Gefahr, dass die für die Planung des neuen Standorts erforderlichen Mittel nur dafür eingesetzt werden, die Notlage Schädlingsbefall zu finanzieren. Damit wird die immer wieder in Aussicht genommene Zeitplanung, den Abschluss der Baumaßnahmen und damit den Umzug des Stadtarchivs im Jahr 2013 zu realisieren, in Frage gestellt.
Der Freundeskreis fordert deshalb die Stadt Augsburg dringend auf, seiner wichtigen Aufgabe der Erhaltung und Pflege des städtischen Archivs als öffentlicher Einrichtung nachzukommen und die folgenden Schritte sicherzustellen:
1. Die bekannte und von allen Seiten immer wieder bestätigte Notwendigkeit, für das Stadtarchiv neue Räumlichkeiten zu schaffen, duldet keinen neuen Aufschub, will man nicht Gefahr laufen, unersetzliches Kulturgut durch fahrlässige Verzögerungen zu verlieren. Um die zeitgerechte Fertigstellung des vorgesehenen neuen Standorts 2013 zu gewährleisten, müssen deshalb im Haushalt 2010 die nötigen Mittel für die Entwurfsplanung eingestellt werden, wie das im Grundsatzbeschluss zur Realisierung des Stadtarchivs durch den Stadtrat vom 31.07.2008 vorgesehen war.
2. Die als Sofortmaßnahme vorgesehene vorübergehende Auslagerung der reichsstädtischen Bestände ist die einzige Möglichkeit, der derzeitigen akuten Gefährdung der Archivalien zu begegnen. Um aber die Forschung nicht langfristig in Frage zu stellen, muss der Zugriff auf das Archivmaterial für Benutzer nach der Behandlung spätestens im September 2010 wieder ermöglicht werden. Es ist nicht zu verantworten, wenn zahlreiche archivgestützte Forschungsprojekte auf der ganzen Welt von Japan bis in die USA und nicht zuletzt an der Universität Augsburg nicht zum Abschluss gebracht werden können. Darüber hinaus dürfen auch die rechtlichen Folgen, die eine Verzögerung von studentischen Abschlussarbeiten und Qualifikationsschriften (Dissertationen, Habilitationen) mit sich bringt, nicht unbeachtet bleiben. Das Renommé des Wissenschaftsstandorts Augsburg würde empfindlich leiden, wenn den seit nunmehr gut sechs Jahren diskutierten Vorhaben der Rettung des Stadtarchivs nicht endlich Taten folgen.
3. Zudem droht eine vollständige Handlungsunfähigkeit im Stadtarchiv: Schon jetzt ist eindeutig absehbar, dass die baulichen und technischen Mängel im Gebäude Fuggerstraße, die Auslastung der Außenstelle Imhofstraße und die Zwischenlösung der Auslagerung in den nächsten Jahren dazu führen werden, dass die Archivaufgaben organisatorisch und personell nicht mehr erfüllt werden können."
Augsburg, 24. November 2009
Für den Freundeskreis des Stadtarchivs Augsburg e.V.
Prof. Dr. Rolf Kießling, Prof. Dr. Christoph Becker
Quelle: Christoph Becker, Resolution; H-Soz-u-Kult, 8.12.2009