Kreisarchiv des Hochtaunuskreises geht online

Als erstes kommunales Archiv ist das Kreisarchiv des Hochtaunuskreises an die Recherchedatenbank der drei Hessischen Staatsarchive, das Hessische Archiv-, Dokumentations- und Informations-System (kurz: HADIS), angeschlossen. Im Rahmen einer hessenweiten Pilotphase wird Maria Kobold, Diplom-Archivarin im Kreisarchiv, gemeinsam mit der Archivschule Marburg das System auf etwaige Fehler prüfen. Danach soll es auch anderen hessischen Kommunalarchive zur Verfügung gestellt werden.

Das Kreisarchiv des Hochtaunuskreises hat bereits vor einem Jahr begonnen, einzelne Akten und die Gliederung der Bestände durch das Hessische Hauptstaatsarchiv in Wiesbaden in die neue Archivdatenbank importieren zu lassen. Nun können die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Archivs am eigenen Computer eine Erschließung der Bestände vornehmen, die wenige Sekunden später im Internet zu sehen ist. Die Datenbank ist noch weitgehend leer, wird aber ab jetzt Zug um Zug gefüllt. „Damit eröffnen sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, aber auch interessierten Bürgerinnen und Bürgern ganz neue Recherchemöglichkeiten“, freut sich Landrat Ulrich Krebs. „HADIS gibt uns die Möglichkeit, die Schätze des Kreisarchivs der Öffentlichkeit viel einfacher zugänglich zu machen.“

Und so einfach funktioniert es: Unter www.hadis.hessen.de die Rubrik „Kommunalarchive“ anklicken; in der Mitte des Bildschirms erscheint dann der Hinweis auf das Kreisarchiv des Hochtaunuskreises. Dahinter verbirgt sich der Bestand des Archivs. Mit einem einfachen Suchfeld lässt sich nun jeder Begriff recherchieren. Aber auch auf der Startseite können bereits Suchbegriffe eingetragen werden, die eine Recherche in allen erfassten Archiven ermöglichen.

Kontakt:
Kreisarchiv Hochtaunuskreis
Ludwig-Erhard-Anlage 1-5
61352 Bad Homburg v.d. Höhe
Tel.: 06172-999-4613
Fax: 06172-999-9800
kreisarchiv@hochtaunuskreis.de

Quelle: Hochtaunuskreis, Pressemitteilung 209/2009, 22.12.2009

Mit Bergungsbauwerk die restlichen Kölner Archivalien retten

Die Stadt Köln will mit Hilfe eines Bergungsbauwerks auch die letzten Archivalien des Historischen Archivs in Köln aus dem Einbruchtrichter holen. Der Stadtvorstand unter der Leitung von Oberbürgermeister Jürgen Roters hat sich jetzt für die Bergung innerhalb eines 22 mal 16 Meter großen, wasserdichten Bergungs- und Besichtigungsbauwerks ausgesprochen. Grundsätzlich hatte der Hauptausschuss des Rates grünes Licht für ein solches Bauwerk gegeben. Mit der jetzt ins Auge gefassten Variante wird ein Unterwasser-Aushub bis 10 Meter unter dem mittleren Grundwasserstand möglich. Die Bergung erfolgt seit dem Einsturz unter der Leitung der Kölner Berufsfeuerwehr. Sie wurde in den ersten Wochen von rund 1.800 Einsatzkräften anderer Feuerwehren, Rettungsdiensten sowie freiwilligen Helferinnen und Helfern unterstützt. Insgesamt wurden an der Einsturzstelle von allen beteiligten Organisationen bis heute circa 27.000 Einsatzstunden geleistet.

Die in der so genannten „Variante 2a“ von mehreren geprüften Entwürfen zusammengefasste Vorgehensweise stellt sicher, dass alle für die Ursachenforschung notwendigen Untersuchungsmöglichkeiten gesichert sind und damit die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft unterstützt werden. Es werden noch ungefähr 5 bis 10 Prozent der insgesamt 30 Regalkilometer umfassenden Archivbestände in diesem Bereich vermutet. Nach dem jetzt vorgelegten Zeitplan könnten die restlichen Archivalien im Frühjahr 2010 aus dem Grundwasser geborgen werden.

Etwa 85 Prozent des Archivmaterials sind seit dem 3. März 2009 unterstützt durch freiwillige Helferinnen und Helfer geborgen, gesichert und einer ersten Behandlung unterzogen worden. 19 Archive sowie zahlreiche Archivarinnen und Archivare aus der gesamten Bundesrepublik haben in einer einzigartigen Hilfsaktion die Bestände vorübergehend aufgenommen. Ab 2010 werden die Archivalien in einem angemieteten Hochregallager in Köln-Porz untergebracht und anschließend in einem Restaurierungs- und Digitalisierungszentrum restauriert.

Bis zur Fertigstellung des neuen Historischen Archivs am Eifelwall wird die Verwaltung des Archivs in einem Gebäude am Heumarkt 14 untergebracht. Dort soll es dann auch wieder eine Ausstellung geben und einen digitalen Lesesaal. Die Mikrofilme des Archivs werden derzeit digitalisiert. Von den bisher geborgenen Archivalien weisen 35 Prozent schwerste Schäden auf, 40 bis 50 Prozent mittlere Schäden und 15 bis 25 Prozent leichte Schäden. Beispielsweise haben einige wertvolle Pergamenturkunden zum Teil nur leichte Beschädigungen, manche Siegel und Tonträger weisen schwere Schäden auf, und es gibt zahlreiche Einzelfragmente jeglicher Art.

Die Kosten der Restaurierungsarbeiten werden derzeit auf rund 350 bis 400 Millionen Euro geschätzt, der Gesamtschaden für die Stadt Köln wird auf eine halbe Milliarde Euro kalkuliert. Unabhängig von Schadensersatzforderungen an den noch durch die Staatsanwaltschaft zu ermittelnden Verursacher wird die erste Versicherungsleistung mit 61 Millionen Euro kurzfristig erwartet, eine Stiftung „StadtGedächtnis“ wird durch die Stadt Köln vorbereitet. Der städtische Etat des nächsten Jahres weist außerdem zunächst 10 Millionen Euro für die ersten Restaurierungsarbeiten auf. Die Stadt Köln verhandelt derzeit mit Bund und Land über finanzielle Beiträge. Das Kölner Archiv gilt als das größte deutsche kommunale Archiv. Unter anderem besitzt das Kölner Stadtarchiv rund 30 Regalkilometer Akten und Amtsbücher, 65.000 Urkunden ab dem Jahr 922, 1.800 Handschriften, 200.000 Karten und Pläne, 50.000 Plakate, 5.000 Tonträger, Filme und Videos, mehr als 500.000 Fotos zu Kölner Ereignissen, mehr als 800 Sammlungen und Nachlässe, darunter die des Komponisten Jacques Offenbach, des Schriftstellers Heinrich Böll und des Reichskanzlers Wilhelm Marx. Für den Wiederaufbau des Historischen Archivs hat die Verwaltung inzwischen verschiedene, parallel arbeitende Projektgruppen gebildet.

„Es fällt schwer, angesichts der Dimension des Unglücks eine Zwischenbilanz zu den Maßnahmen, Folgen und zur Ursachenforschung zum Einsturz des Historischen Archivs in der gebotenen Kürze vorzulegen. Die Ursache und damit die Verantwortung für dieses Unglück und den Tod von zwei jungen Menschen ist noch nicht ermittelt und die Auswirkungen für die Menschen und das Gedächtnis dieser Stadt sind so tiefgreifend und vielschichtig, dass nüchterne Bilanzen nur einen Teil des Geschehens abbilden können. Denn man muss auch darstellen, dass in der Bewältigung der Katastrophe Köln Herausragendes geleistet hat. Die spontane und anhaltende Hilfsbereitschaft, das Können der Fachleute, der menschliche Zuspruch der betreuenden Helferinnen und Helfer, der unermüdliche Einsatz von Firmen, Organisationen und Freiwilligen, die Unterstützung, die Solidarität, die unmittelbar nach dem Unglück in Köln einsetzte und bis heute anhält – das ist das Herausragende in der Bewältigung des Geschehens“, so Oberbürgermeister Jürgen Roters in einem Vorwort zu einem speziellen Jahresrückblick zum Einsturz des Historischen Archivs der Stadt Köln.

Am 3. März 2009 stürzte das Historische Archiv der Stadt Köln als Folge unterirdischer Massebewegungen ein und sackte mit insgesamt 30 Kilometern Archivmaterial in den unterirdischen Trichter. Teile des Bauwerks kippten in das unterirdische Gleisbauwerk der im Bau befindlichen Nord-Süd-U-Bahn. Gleichzeitig stürzte ein benachbartes Wohngebäude in den Trichter und riss zwei Menschen in den Tod.

Unter Lebensgefahr hatten sowohl Bauarbeiter aus der Baugrube als auch der Haustechniker und die Aufsicht des Lesesaals des Historischen Archivs Besucherinnen und Besucher sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Archivs und auf der Straße befindliche Passanten vor dem absackenden Untergrund warnen können und hatten auf diese Weise über 30 Personen, die sich im Historischen Archiv befanden, und eine nicht bezifferbare Anzahl von Menschen auf der Straße das Leben gerettet.

Das Unglück forderte zwei Todesopfer, den 17-jährigen Auszubildenden Kevin und den 23-jährigen Geschäftsmann Khalil. Beide bewohnten das Nachbarhaus, das mit dem Archiv in den Trichter stürzte. 47 Haushalte aus den benachbarten Häusern, die wegen Standunsicherheit im Laufe der nächsten Stunden und Tage abgerissen werden mussten, verloren ihre Wohnungen. Wertvollste Dokumente, Urkunden, Siegel, Noten, komplette Privatarchive, Zeugnisse aus allen Jahrhunderten der 2.000 Jahre alten Stadt Köln vermischten sich mit dem Schutt der eingestürzten Wände, Dächer und Geröll und fielen teilweise bis in eine Tiefe von zehn Metern unterhalb der Grundwasseroberkante. Über 1.200 Kölner Schülerinnen und Schüler aus dem benachbarten Friedrich-Wilhelm-Gymnasium, der Kaiserin-Augusta-Schule und der Schule für Sehbehinderte des Landschaftsverbandes mussten kurzfristig in anderen Gebäuden untergebracht werden. Bürogebäude wurden zerstört, Bewohnerinnen und Bewohner eines benachbarten Altenheimes und weiter entfernt liegender Wohngebäude mussten übergangsweise ihre Räume verlassen und konnten erst Tage später wieder zurückkehren.

In einer Leitentscheidung des Krisenstabes entschloss sich die Stadt Köln, die Suche nach den damals Vermissten beiden Bewohnern des eingestürzten Wohngebäudes von Anfang an ohne Zeiteinbuße mit der Bergung des Archivmaterials zu verbinden und stellte damit die Rettungskräfte vor eine extrem hohe Anforderung. Diese Entscheidung wurde ermöglicht durch eine eigene hochqualifizierte Führungscrew im Rettungswesen, die auf Hilfskräfte aus der Region und der gesamten Bundesrepublik bei der Suche nach den Vermissten und der Bergung des Archivgutes zurückgreifen konnte.

Innerhalb weniger Stunden wurden die ersten Sicherungsmaßnahmen zur Stabilisierung der mit Archivalien vermischten Schuttberge eingeleitet und die Maßnahmen zum Bau von Notdächern begonnen. Von Beginn an wurden alle Rettungsmaßnahmen durch Spezialistinnen und Spezialisten, unabhängige Gutachterinnen und Gutachter sowie Beraterinnen und Berater begleitet.

Am dritten und am neunten Tag nach dem Einsturz des Archivs konnten die beiden vermissten Personen tot in dem Schuttberg und in dem inzwischen auf 9 Meter unter Straßenniveau abgegrabenen Schuttkegel geborgen werden.

1.800 freiwillige Helferinnen und Helfer nahmen teilweise weite Anreisen, unter anderem aus der Tschechischen Republik, den Niederlanden und Belgien, in Kauf, um die „Erstversorgung“ der Archivalien zu unterstützen. Sie wurden von der Stadt in besonderen Unterkünften aufgenommen und versorgt.

Die Stadt Köln hat in einem offiziellen Empfang allen Helferinnen und Helfern sowie den Einsatzkräften für ihren beispiellosen Einsatz gedankt.

Quelle: Stadt Köln, Pressemitteilung, 18.12.2009

Erste Schadensregulierung für das Stadtarchiv Köln

Vor knapp zehn Monaten kam es zum folgenschweren Einsturz des Kölner Stadtarchivs. Jetzt wurde der Schaden an den Archivalien einvernehmlich zwischen der Stadt Köln und dem Versicherer des Archivs, der Provinzial Rheinland, reguliert. 61,5 Millionen Euro werden noch in diesem Jahr von dem Düsseldorfer Versicherer an die Stadt Köln überwiesen.

Das Stadtarchiv der Stadt Köln war zum Schadenzeitpunkt mit seinen Materialien bei der Provinzial Rheinland mit einer Versicherungssumme von maximal 60 Millionen Euro versichert. Dass der jetzt gezahlte Betrag diese Summe übersteigt, ist auf einen vertraglich geregelten Zinsanspruch zurückzuführen. Die Auszahlung der vertraglich vereinbarten Höchstentschädigung zuzüglich der Zinsen kann erfolgen, weil feststeht, dass der geschätzte Gesamtschaden diese Summe deutlich überschreiten wird. Die Stadt Köln kalkuliert den Gesamtschaden auf über 300 Millionen Euro.

Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft zur Schadenursache sind noch nicht abgeschlossen. Es wird weiterhin davon ausgegangen, dass der Einsturz in direktem Zusammenhang mit den Baumaßnahmen an der Nord-Süd-Trasse für die neue U-Bahn steht.

Neben der jetzt unterschriebenen Regelung haben die Stadt Köln und die Provinzial verabredet, den Regress gegen sämtliche in Betracht kommende Dritte gemeinsam zu führen. Ob und in welchem Umfang ein Regress möglich ist, hängt von den Ergebnissen des laufenden Beweissicherungsverfahrens und der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen ab.

Quelle: Stadt Köln, Pressemitteilung, 18.12.2009

Neuer Leiter von Ratsbücherei und Stadtarchiv Lüneburg

Dr. Thomas Lux wird Anfang 2010 gemeinsamer Leiter der Ratsbücherei und des Lüneburger Stadtarchivs. Der Rat der Hansestadt bestätigte jetzt mit dieser Entscheidung die Wahl, die der Kultur- und Partnerschaftsausschuss im November getroffen hatte. Der 49-jährige Historiker und Archivar wechselt aus dem Hessischen Staatsarchiv Darmstadt, wo er seit 2002 als stellvertretender Dienststellenleiter beschäftigt war, an die Ilmenau.

Die gemeinsame Leitung des Archivs und der Bücherei sei für ihn beruflich ein Traum, sagt Dr. Lux. „Ich bin überzeugter Archivar, aber auch ein Bücherwurm.“ Für die Nachfolge der pensionierten Stadtarchiv-Leiterin Dr. Uta Reinhardt waren insgesamt 78 Bewerbungen eingegangen. Drei Kandidatinnen und Kandidaten hatten sich dem Kultur- und Partnerschaftsausschuss Anfang November persönlich vorgestellt.

Kontakt:
Hansestadt Lüneburg – Stadtarchiv
Wallstraße 4
21335 Lüneburg
Tel. 04131 309-719
Fax: 04131 309-586
stadtarchiv@stadt.lueneburg.de

Quelle: Hansestadt Lüneburg, Pressemitteilung, 16.12.2009

Erzbistum Köln beteiligt sich an Kölner Archiv-Stiftung

Das Erzbistum Köln unterstützt die Stiftung zur Rettung des Archivgutes des Kölner Stadtarchivs mit einem Betrag von 100.000 Euro. Die katholische Kirche wolle damit „einen Beitrag zur Erhaltung des historischen Gedächtnisses von Gesellschaft, Stadt und Kirche leisten“ heißt es dazu in einem Brief von Erzbischof Joachim Kardinal Meisner an den Kölner Oberbürgermeister Jürgen Roters. Unter den Archivalien, die beim Einsturz des Kölner Stadtarchivs am 3. März 2009 zu Schaden kamen, befinden sich auch zahlreiche Schätze kirchlicher Herkunft, die durch die Säkularisation an den Staat übergingen. Dazu zählen unter anderem Urkunden, Akten und Amtsbücher der stadtkölnischen Stifte und Klöster sowie das alte Archiv des Kölner Domkapitels.

Das Erzbistumsarchiv Köln hat bereits kurz nach der Einsturzkatastrophe rund 60.000 Pergamenturkunden des Kölner Stadtarchivs, die aufgrund ihrer Lagerung in einem festen Kellerraum unbeschädigt geblieben waren, in seinen neuen Magazinräumen deponiert.

Quelle: Erzbistum Köln, Pressemitteilung, 14.12.2009

Nachlass der sächsischen Literatin Esther von Kirchbach jetzt im Landeskirchenarchiv Dresden

Den Nachlass Esther von Kirchbachs, der einzigen Frau der sächsischen Landeskirche, die auf einer Briefmarke abgebildet ist, konnte das Landeskirchenarchiv der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens in Dresden von ihrem Sohn Dr. Eckart von Kirchbach aus Göppingen übernehmen. „Trotz ihres hohen Bekanntheitsgrades bleibt die Person Esther von Kirchbach erst noch zu erforschen“, sagt Kirchenarchivrätin Dr. Carlies Maria Raddatz-Breidbach. Dies ermögliche der jetzt als Depositum der Familie von Kirchbach übernommene Bestand, der Briefe und Schriften der Jahre 1921 bis 1946 im Umfang von 2 lfm umfasse. „Die Landeskirche zeigt sich erfreut und gegenüber der Familie dankbar, über diesen für die sächsische Kirchen- und Landesgeschichte wichtigen Nachlass verfügen zu können“, so die Kirchenarchivrätin.

Dr. Raddatz-Breidbach (l.) nimmt Nachlass von Dr. Eckart von Kirchbach entgegen

Abb.: Dr. Raddatz-Breidbach (l.) nimmt Nachlass von Dr. Eckart von Kirchbach entgegen

Zum Bestand gehören u.a. Autographen Werner Bergengruens. Seine Benutzung wird im Einvernehmen mit der Familie von Kirchbach nach der Verzeichnung durch das Landeskirchenarchiv möglich sein, die allerdings erst in geraumer Zeit abgeschlossen sein kann. Besondere Bedeutung kommt dem Nachlass Esther von Kirchbach auch angesichts der schweren Kriegsverluste des Dresdner Landeskirchenarchivs zu. Er ermöglicht erstmals den unmittelbaren Einblick in den Gedankenaustausch zwischen den Protagonisten der Bekennenden Kirche in Sachsen während der Nazi-Herrschaft.

Esther v. Kirchbach, verw. Gräfin zu Münster-Langelage, wurde am 26. Mai 1894 als ältestes Kind des späteren sächsischen Kriegsministers General Adolf v. Carlowitz geboren. Die junge Kriegerwitwe und Mutter brach ihr Lehramtstudium 1921 für die Ehe mit dem ebenfalls verwitweten Theologiestudenten und früheren Offizier Arndt v. Kirchbach (1885-1963) ab, um ihn umfassend unterstützen zu können. Obwohl sie acht Kinder zu versorgen hatte, reichte ihr Engagement über die Wahrnehmung der Pfarrfrauenrolle weit hinaus. Eigenständig übernahm sie in der kirchlichen Jugendarbeit die Mädchenarbeit.

Am Untermarkt 1 in unmittelbarer Nähe zum Freiberger Dom lebte und wirkte Esther v. Kirchbach (Briefmarke von 2002)

In Arndt v. Kirchbachs Jahren als Pfarrer in Dresden (1924-1937) brachte sie sich intensiv in die Arbeit der Dresdner Eheberatungsstelle ein. Große Strahlkraft entfaltete Esther von Kirchbach als geistliche Schriftstellerin. Ihre Bücher und Zeitschriftenartikel richteten sich besonders an Frauen. Über den Mitarbeiterkreis der Zeitschrift „Eckart“ stand sie in enger Verbindung u.a. mit Werner Bergengruen, Otto v. Taube und Jochen Klepper. Gemeinsam mit ihrem Mann engagierte sie sich in der Bekennenden Kirche.

Die politisch motivierte Amtsenthebung Arndt von Kirchbachs als Superintendent von Freiberg 1937/38 und seine kriegsbedingte Abwesenheit von Freiberg bedeuteten eine große Belastung für Esther von Kirchbach, ließen sie aber in ihrem Wirken nicht ermüden. 1945 nahm sie sich des Flüchtlingsproblems an. Als erste Frau überhaupt wurde sie 1945 in die damalige Kirchenleitung der sächsischen Landeskirche berufen. 1946 verstarb Esther von Kirchbach. Ihr Gedenken ist namentlich in der Kirchlichen Frauenarbeit bis heute lebendig. Die Deutsche Post widmete ihr 2002 eine Briefmarke.

Kontakt:
Landeskirchenarchiv der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens
Lukasstr. 6
01069 Dresden
Telefon: 0351 4692-353
Telefax: 0351 4692-109
Landeskirchenarchiv.Dresden@evlks.de

Quelle: Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens, Pressemitteilung, 15.12.2009

Dokumentarfilm über die Geschichte des alten Rathauses in Lübbecke

Dicht gedrängt saßen die Teilnehmer im Alten Rathaus von Lübbecke, als der neue Film über die Geschichte der Stadt Lübbecke am vergangenen Wochenende im Alten Rathaus (Kultur- und Medienzentrum) gezeigt wurde. Schnell wird in dem Film mit dem Titel "Wenn Steine reden könnten …" deutlich, dass das Alte Rathaus ein Gebäude ist, an dem viele verschiedene Themen der Stadtgeschichte anknüpfen. Hier liefen die Fäden der Macht zusammen. Ritterschaft, Bürgermeister und Rat der Stadt traf man hier ebenso an wie Händler, Streithähne und den Stadtrichter. Im Rathaus wurden Waffen und Munition für den Verteidigungsfall gelagert, auch die Feuerwehr hatte zeitweilig ihren Sitz im Alten Rathaus. Sogar die heutige Nutzung durch Mediothek und Museum wird deutlich.

Bei der festlichen Erstaufführung war neben den Sponsoren und Mitwirkenden auch Bürgermeister Eckhard Witte zu Gast. "Das Rathaus hat eine hohe kulturelle Bedeutung in unserer Stadt. Es hat viel gesehen und war stets ein Ort des Wohles für die Lübbecker. Man kann es zu Recht als das Gedächtnis der Stadt bezeichnen", so Witte in seiner Rede. Nach der Eröffnungsansprache führten die Archivare Helmut Hüffmann, der auch im Film als Zeitzeuge auftritt, und Christel Droste die Gäste durch die historische Ausstellung, die immer zu den Öffnungszeiten des Archivs besucht werden kann.

Nach der Vorführung des Films, den das Stadtarchiv Lübbecke und die Medienwerkstatt Minden-Lübbecke nach anderthalb Jahren Arbeit und mit einem Budget von 10.000 Euro nun präsentieren konnten, brandete Beifall auf. "Der Film ist ja richtig gut geworden!", freuten sich die Besucher. "Die Lübbecker Geschichte ist ganz lebendig durch die Spielszenen, Bilder und Erzählungen." So rissen auch zu Beginn der Woche im Stadtarchiv die Nachfragen nach einer weiteren Filmvorführung noch vor Weihnachten nicht ab. Kurzfristig bietet das Archiv daher an, sich den Film am kommenden Sonntag, 20. Dezember 2009, um 11 Uhr im Alten Rathaus anzusehen. Der Eintritt kostet zwei Euro. Für fünf Euro können anschließend auch noch DVD-Gutscheine für den Film erworben werden. Anmeldungen zur Filmvorführung nimmt das Servicebüro der Stadtverwaltung unter Tel. 05741/276 111 entgegen. Im Servicebüro liegen auch DVD-Gutscheine bereit.

Kontakt:
Stadtarchiv Lübbecke
Wiehenweg 33
32312 Lübbecke
Telefon: 05741-232034
Telefax: 05741-232035
c.droste@luebbecke.de

Quelle: Stadt Lübbecke, Pressemitteilung, 14.12.2009; Thomas Merten, NW, 14.12.2009

Hauptstaatsarchiv Hannover übergibt Unterlagen ans Uniarchiv

Das Universitätsarchiv Hannover hat einen bedeutenden Zugang zu verzeichnen: Ein wertvoller Altbestand von Akten der Leibniz Universität Hannover und ihrer Vorgängereinrichtungen Technische Universität, Technische Hochschule, Polytechnische Schule sowie Höhere Gewerbeschule wurde vom Niedersächsischen Landesarchiv – Hauptstaatsarchiv Hannover an das Universitätsarchiv übergeben. Es handelt sich dabei um Schriftgut, das vor der 1986 erfolgten Gründung des Universitätsarchivs seit den1950er Jahren an das Hauptstaatsarchiv Hannover abgegeben worden war. Der Schwerpunkt der Unterlagen liegt auf dem späten 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Einzelne Archivalien reichen bis in die Zeit der Gründung der Höheren Gewerbeschule 1831 zurück.

Seit 1994 besteht ein Depositalvertrag zwischen der Universität und dem Hauptstaatsarchiv, durch den das Schriftgut wieder Eigentum der Universität war, jedoch weiter im Hauptstaatsarchiv gelagert wurde. Nach umfangreichen Vorbereitungen befindet sich die Schriften nun im Magazin des Universitätsarchivs Laatzen/Rethen. Der Bestand, der rund 85 Regalmeter ausfüllt, wurde in alterungsbeständige Archivverpackungen umgebettet, um ihn für die Zukunft zu sichern. Die Archivalien stehen nun der historischen Forschung am Standort des Universitätsarchivs Hannover, das ein Teil der Universitätsbibliothek ist, zur Auswertung bereit.

Kontakt:
Lars Nebelung
Universitätsarchiv Hannover/Technische Informationsbibliothek und Universitätsbibliothek Hannover
Welfengarten 1B
30167 Hannover
Telefon +49 511 762.9389
lars.nebelung@tib.uni-hannover.de

Quelle: Leibniz Universität Hannover, Pressemitteilung, 10.12.2009

Gründung der Wissenschaftlichen Arbeitsgruppe »Magdeburg in der Reformationszeit«

Am 10. Dezember 2009 konstituierte sich bei der Landeshauptstadt Magdeburg eine Wissenschaftliche Arbeitsgruppe mit dem Titel "Magdeburg in der Reformationszeit". Die Arbeitsgruppe setzt sich aus Wissenschaftlern zusammen, die unterschiedlichste Institutionen und Vereine vertreten, zum Beispiel die Otto-von-Guericke-Universität, Magdeburger Archive, das Kulturhistorische Museum, das Zentrum für Telemann-Pflege und -Forschung, den Geschichtsverein für Magdeburg und Umland und den Verein für Kirchengeschichte.

Die Leitung der Arbeitsgruppe obliegt Frau Dr. Maren Ballerstedt, Leiterin des Stadtarchivs Magdeburg. Historiker, Archivare, Theologen, Germanisten, Musik- und Kunstwissenschaftler wollen Forschungslücken benennen und in den nächsten Jahren die wissenschaftliche Forschungsarbeiten über Einführung, Verlauf und Wirkung der Reformation in Magdeburg intensiven.

Magdeburg war eine Hochburg der Reformation und in der Mitte des 16. Jahrhunderts "Unseres Herrgotts Kanzlei". Die Aufarbeitung der Magdeburger Reformationsgeschichte ist ein wichtiger Schritt zur Vorbereitung auf das Reformationsjubiläum 2017. In den nächsten Jahren sind Workshops und Tagungen geplant, die sich mit speziellen Themen zur Reformation in Magdeburg beschäftigen. Auch das Erscheinen eines wissenschaftlichen Sammelbandes wurde in Aussicht gestellt.

M. Ballerstedt

Kontakt:
Dr. Maren Ballerstedt
Stadtarchiv Magdeburg
Bei der Hauptwache 4
39104 Magdeburg
Tel.: 03 91 – 5 40 – 25 15
Fax: 03 91 – 5 40 – 21 41
archiv@magdeburg.de

Neues Archivgesetz für NRW in Vorbereitung

Ein neues Archivgesetz soll das noch geltende Gesetz zur Sicherung und Nutzung öffentlichen Archivguts im Lande Nordrhein-Westfalen (Archivgesetz Nordrhein-Westfalen – ArchivG NRW), das mit Ablauf des 31.12.2009 außer Kraft tritt, ablösen. Durch das Gesetz wird ein rechtlicher Rahmen für die Archivierung von Unterlagen des Landes Nordrhein-Westfalen, der Träger der kommunalen Selbstverwaltung, deren Verbänden sowie kommunalen Stiftungen und anderer der Aufsicht unterstehenden juristischen Personen des öffentlichen Rechts geschaffen.

Aus der Begründung des Gesetzentwurfs: Zweck eines Archivgesetzes Nordrhein-Westfalen ist es, das öffentliche Archivgut auf Dauer zu sichern, nutzbar zu machen und wissenschaftlich zu verwerten und bei grundsätzlicher Wahrung der bisherigen Zuständigkeiten und Aufsichtsfunktionen die Arbeit der öffentlichen Archive durch ein Mindestmaß an gesetzlichen Regelungen abzusichern.

Links und Stellungnahmen:

Quelle: Landtag NRW, 3.12.2009