Frederik Hetmann, mit bürgerlichem Namen Hans-Christian Kirsch, gehörte über Jahrzehnte zu den bedeutenden deutschsprachigen Autoren des 20. Jahrhunderts. Aus seiner Feder stammen zahlreiche Romane, Jugendbücher, Biographien und Märchensammlungen. Er verbrachte seine letzten Lebensjahre in Limburg an der Lahn und starb 2006.
Seine Gattin Elinore Kirsch übergab nun seinen Nachlass dem Stadtarchiv Limburg. Sie hatte sich zu diesem Schritt entschlossen, „als ich erfuhr, dass es einen hauptamtlichen Stadtarchivar gibt“ (vgl. Bericht vom 13.1.2008). Bürgermeister Martin Richard und Stadtarchivar Dr. Christoph Waldecker nahmen den Nachlass mit großer Freude und Dank entgegen.
Abb.: Elinore Kirsch (m.) übergab den Nachlass ihres Mannes Frederik Hetmann an Bürgermeister Martin Richard (l.) und Stadtarchivar Dr. Christoph Waldecker (r.). (Foto: Stadtarchiv Limburg)
Die zahlreichen Notizen, Aufzeichnungen, Fotos und vieles mehr erlauben einen Blick auf den Schriftsteller, nicht auf das fertige Ergebnis, das dann zwischen zwei Buchdeckeln erscheint. Hans-Christian Kirschs Hinterlassenschaft gibt Einblick darin, wie sehr auch das Verfassen von Literatur harte Arbeit erfordert, gründliche Recherche, Entwürfe und Vorüberlegungen. „Haben Sie das alles erlebt oder bloß ausgedacht?“ Mancher Schriftsteller sieht sich mit dieser Frage konfrontiert. Dabei wird unterstellt, das „bloß ausgedacht“ sei der einfachere Teil literarischen Schaffens. Die hinterlassenen Schriftstücke von Hans-Christian Kirsch zeigen aber, dass Kreativität sich nicht im stillen Kämmerlein alleine Bahn brechen kann, sondern dass gründliche Vorarbeiten unverzichtbar sind. Als Ergebnis steht dann ein Werk, das nicht nur den Leser unterhält, sondern auch Authentizität vermittelt.
Hans-Christian Kirsch Jugend spiegelt auch die Entwicklung des 20. Jahrhunderts wieder. Geboren 1934 in Breslau verbrachte er einen Teil seiner Kindheit in Niederschlesien. 1945 floh er nach Thüringen und 1949 in den Westen. Er studierte in Frankfurt, München und Madrid Pädagogik, Anglistik, Romanistik, Philosophie und Politikwissenschaften. Nach einigen Jahren als Handelsschullehrer und Studienreisen in fast alle Kontinente arbeitete Kirsch als freier Autor, später als Lektor und Herausgeber, schließlich wieder als freier Autor.
Um die Stadt Limburg machten sich Hans-Christian und Elinore Kirsch 1977 verdient, indem sie den „Hans-im-Glück-Preis“ als Jugendbuchpreis stifteten. Damit sollten jungen Nachwuchsautoren ausgezeichnet werden. Die Stadt Limburg übernahm den Preis 1987 als Förderpreis. Seit 1990 erfolgt die Verleihung alle zwei Jahre.
Frederik Hetmann wurde in der Wochenzeitung „Die Zeit“ ein Handwerker, "dem kaum etwas entgeht", genannt. Dass Schreiben tatsächlich etwas mit Handwerk zu tun hat, mit sorgfältiger Planung und ebensolcher Ausführung, kann nun anhand des Nachlasses von Hans-Christian Kirsch im Stadtarchiv Limburg nachvollzogen werden. Jeder Germanist, der sich künftig mit dem literarischen Schaffen Hans-Christian Kirschs befasst, wird am Stadtarchiv Limburg nicht vorbeikommen.
Link: www.hans-christian-kirsch.de
Kontakt:
Stadtarchiv Limburg
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65549 Limburg a. d. Lahn
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Quelle: Stadt Limburg, Pressemitteilung, 16.11.2009