Der Verband schleswig-holsteinischer Kommunalarchivarinnen und -archivare (VKA) hatte am 30. Oktober 2009 anlässlich seines 10-jährigen Bestehens in das Kieler Schifffahrtsmuseum geladen. In dem schönen Rahmen des Museums wurde den etwa 40 interessierten Gästen ein anregender, informativer und genussvoller Abend geboten. Die Beauftragte für Minderheiten und Kultur des Landes Schleswig-Holstein, Frau Caroline Schwarz, überbrachte die Grüße des Ministerpräsidenten Peter Harry Carstensen und des neuen Kultur- und Bildungsministers Dr. Ekkehard Klug. Ihre persönliche Ansprache offenbarte, dass sie sich unter Archivarinnen und Archivaren wohl und vertraut fühlt.
Katharina Tiemann aus Münster, Vertreterin des Verbandes deutscher Archivarinnen und Archivare (VdA) hatte einen bunten Strauß an guten Wünschen mitgebracht. Sie betonte, dass die erfolgreiche Aktivität des VKA auch über die Landesgrenzen hinaus wahrgenommen wird und auch in den übrigen Bundesländern noch viel Arbeit für die Stärkung des kommunalen Archivwesens nötig ist. Der Direktor des Landesarchivs Schleswig-Holstein, Professor Rainer Hering, zeigte sich in seinem Grußwort erstaunt über das jugendliche Alter des Geburtstagskindes. Mit einigen Beispielen belegte er die enge Verbindung und ausgezeichnete Zusammenarbeit des Landesarchivs mit den Kommunalarchiven.
Abb. 1: Dem Gedächtnisschwund begegnen: Archivare Tiemann und Hering diskutieren mit den Landtagsabgeordneten Spoorendonk und Weber, moderiert von Journalist Dahmen (von links) (Foto: VKA)
Anke Rannegger, Stadtarchiv Wedel und 2. Vorsitzende des VKA, konnte in ihrem Rückblick unter dem Titel „Topps und Flops aus 10 Jahren Arbeit des VKA“ die Kreativität und Vielfältigkeit des Engagements für das schleswig-holsteinische Archivwesen herausstreichen. Erst in der Rückschau wurde deutlich, dass in den 10 Jahren viel erreicht werden konnte und die Bandbreite der Zusammenarbeit mit anderen Berufen, wie z.B. Journalisten, Informatikern, Datenschützern und Fundraisern erstaunlich groß war. Einige größere Projekte floppten und stellten die Zähigkeit des ehrenamtlichen Vorstands des VKA auf die Probe. – Anschließend durften sich die Teilnehmer an einem phantasievollen und leckeren schleswig-holsteinische Buffet stärken und die persönlichen Kontakte pflegen.
Einleitend zum eigentlichen Höhepunkt der Veranstaltung stellte die 1. Vorsitzende des VKA, Jutta Briel vom Stadtarchiv Kiel, in ihrem Vortrag „Vom Ist zum Soll. Perspektiven für die s-h Archivlandschaft“ dar, woran es konkret hapert. Rund 40 Prozent der Kommunen in Schleswig-Holstein, darunter drei Kreise haben trotz gesetzlicher Verpflichtung noch keine Archivlösung. Auch die bestehenden Archive können ihr Potential nicht ausschöpfen, da es oft an Professionalität und personellen Kapazitäten mangelt.
Unter dem Titel „Das ausgebremste Archiv. Die Umsetzung des Landesarchivgesetzes in Schleswig-Holstein“ stellten sich anschließend die fünf Landtagsabgeordneten Christine Musculus-Stahnke (FDP), Anke Spoorendonk (SSW), Ines Strehlau (Bündnis 90/ Die Grünen), Jürgen Weber (SPD) und Wilfried Wengler (CDU) gemeinsam mit den Archivaren Katharina Tiemann, Rainer Hering und Kirsten Puymann (VKA) den Fragen des NDR-Redakteurs Karl Dahmen.
Abb. 2.: Gesprächsthema Archiv: Journalist Dahmen mit den Landtagsabgeordneten Strehlau und Musculus-Stahnke, Archivarin Puymann und dem Abgeordneten Wengler (von links) (Foto: VKA)
In der Diskussion wurde einmal mehr deutlich, dass Archive nicht nur für die Geschichtsforschung, sondern auch für eine lebendige Demokratie und eine effiziente Verwaltung unentbehrlich sind. Festgestellt wurde, dass der durch die mangelnde Archivausstattung ausgelöste Gedächtnisschwund im Lande vor allem auf die starke Lobbyarbeit der kommunalen Landesverbände zurückzuführen sei. Leider wird dort die Archivierung des kommunalen Schrift-gutes eher als Last, denn als Chance begriffen. Vor allem die Oppositionsparteien stellten klar, dass es nicht allein Sache der Archivare und des VKA sein kann, für die Einrichtung von Archiven zu werben.
Zudem kann nicht akzeptiert werden, dass ein Gesetz von öffentlichen Verwaltungen nicht befolgt wird. Hier besteht deutlich Handlungsbedarf. Verschiedene Modelle, wie die Einrichtung einer zentralen Archivberatungsstelle und/oder der Ausbau der Kreisarchive zu regionalen Archivkompetenzzentren wurden diskutiert. Solche erstrebenswerten Hilfeleistungen für kleinere Kommunen sind allerdings nicht ohne Umverteilung von Finanzmitteln realisierbar. Die Diskussion endete mit dem Ausblick, dass sich der Landtag auf Initiative des SSW demnächst noch einmal mit der Problematik befassen wird.
Die Archivarinnen und Archivare und der VKA freuen sich über eine öffentliche Diskussion und werden sich aktiv beteiligen. – Mit anregenden Gesprächen bei einem Glas Wein oder Bier klang die Jubiläumsfeier des VKA aus.
Jutta Briel 5.11.2009
Kontakt:
Verband schleswig-holsteinischer Kommunalarchivarinnen und -archivare e.V
Geschäftsstelle:
Jutta Briel
Stadtarchiv Kiel
Fleethörn 9-17
24103 Kiel
www.vka-sh.de