Landesarchiv NRW auf dem Deutschen Genealogentag in Bielefeld

Vom 11. bis 14. September kommen in Bielefeld mehr als 450 Ahnen- und Familienforscher zum 61. Deutschen Genealogentag zusammen. Nach mehr als zehn Jahren findet damit dieser zentrale Kongress wieder einmal in Nordrhein-Westfalen statt. Das Landesarchiv NRW als das größte Archiv in Nordrhein-Westfalen sieht darin eine Chance, um mit Familienforschern, genealogischen Vereinen und Dienstleistern ins Gespräch zu kommen. Mit Vorträge und einem Informationsstand unterstützt das Landesarchiv NRW das Anliegen und das Programm des Genealogentages.

Im Rahmen einer Sektion über „Archive der Region“ werden am Samstag (12. September) Mitarbeiter des Landesarchivs NRW Bestände und Projekte des Personenstandsarchivs Westfalen-Lippe in Detmold und das Internetportal „Archive in NRW“ vorstellen. Am Samstag und Sonntag werden sich Archivare aus dem Landesarchiv NRW an einer regional ausgerichteten Sektion zum Thema „Genealogie in Ostwestfalen-Lippe“ beteiligen. Sie werden über die Wissenschaftsgeschichte der Genealogie, Genealogische Sammlungen aus Ostwestfalen-Lippe und über die Bedeutung des gräflich-lippischen Archivars Johann Ludwig Knoch (1712-1808) für die regionale genealogische Forschung berichten.

Während der gesamten Tagung besteht am Stand des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen die Möglichkeit, sich über das Angebot der staatlichen Archive in der Region zu informieren. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stehen für Fragen zur Verfügung, zeigen neuere Publikationen und erläutern die Online-Informationsangebote des Landesarchivs NRW.

Familienforscher bilden seit jeher eine nicht nur zahlenmäßig große, sondern auch wichtige Kundengruppe der Archive. Das Landesarchiv NRW hat sich gerade in jüngerer Zeit intensiv bemüht, den Benutzerservice für diese Kundengruppe zu verbessern und neue interessante Angebote zu schaffen. Neben Handreichungen und Informationen zur Familiensuche und Ahnenforschung auf der Grundlage archivischer Quellen betreibt das Landesarchiv NRW seit 2004 in Kooperation mit dem Verlag „Patrimonium Transcriuptum“ die Digitalisierung von Kirchenbüchern aus den Beständen der Personenstandsarchive Rheinland (in Brühl) und Westfalen-Lippe (in Detmold). Inzwischen sind aus diesem Projekt weit über 200 CDs bzw. DVDs hervorgegangen, die den Zugang zu genealogischen Quellen in Nordrhein-Westfalen wesentlich erleichtern.

Die Abteilung Ostwestfalen-Lippe des Landesarchivs NRW führt darüber hinaus seit 2004 die so genannten Detmolder Sommergespräche durch. Die jährlich stattfindenden Tagungen sind als ein Diskussions- und Begegnungsforum für Familienforscher, Wissenschaftler, Archivare und Behördenvertreter angelegt. Der Tagungsband zu den Sommergesprächen von 2006 und 2007 ist jetzt – rechtzeitig zum Deutschen Genealogentag – im Verlag Degener zum Preis von 24,90 Euro erschienen. Unter dem Titel „Biographie, Genealogie und Archive gemeinsam im digitalen Zeitalter“ beschäftigen sich die Beiträge des Bandes aus unterschiedlichen Perspektiven mit Fragen der Biographie, Genealogie und Alltagsgeschichte, der Zusammenarbeit von Familienforschern und Archiven sowie mit den Möglichkeiten und Risiken der Computergenealogie. Der Tagungsband wird am Freitag, dem 11. September, im Anschluss an die Pressekonferenz der Veranstalter auf dem Deutschen Genealogentag vorgestellt.

Info:
Joergens, Bettina (Hg.): Biographie, Genealogie und Archive gemeinsam im digitalen Zeitalter. Detmolder Sommergespräche 2006 und 2007. 272 S., s/w Abb., Broschur, Insingen 2009, Euro 24,90, ISBN: 978-3-7686-3085-6.

Kontakt:
Landesarchiv Nordrhein-Westfalen
Fachbereich Grundsätze
Dr. Andreas Pilger
Graf-Adolf-Str. 67
40210 Düsseldorf
Tel. 0211 – 159 238 202
Fax 0211 – 159 238 111
andreas.pilger@lav.nrw.de

Quelle: Landesarchiv NRW, Pressemitteilung, 4.9.2009

Rückblick auf den Kölner Archiv-Einsturz nach einem halben Jahr

Vor genau sechs Monaten, am 3. März 2009, stürzte das Historische Archiv der Stadt Köln ein. Der Kölner Stadt-Anzeiger nimmt dies zum Anlass, einen zusammenfassenden Überblick über den Stand der Dinge zu geben.

1. Wie viel Archivgut konnte bislang geborgen werden?

Rund 85 Prozent sind nach den Worten von Archiv-Direktorin Bettina Schmidt-Czaia inzwischen gesichert worden. Davon seien 35 Prozent schwer beschädigt, 50 Prozent wiesen mittlere Schädigungen auf, lediglich 15 Prozent seien leicht geschädigt. Schmidt-Czaia geht davon aus, dass aus dem Grundwasser weitere zehn Prozent des Archiv-Materials geborgen werden können. Darunter befänden sich unter anderem Handschriften der Komponisten Giuseppe Verdi und Engelbert Humperdinck. Der Rat hat Anfang August 2009 vier Millionen Euro zur Verfügung gestellt, damit nach einer Sicherung der Grube durch Stahlwände diese Archivalien mit einem Spezialbagger ans Tageslicht geholt werden können. Die Verwaltung rechnet damit, dass diese Arbeiten in etwa 15 Monaten abgeschlossen sein können.

2. Wo lagert das geborgene Archivgut jetzt?

Derzeit gebe es zwanzig "Asyl-Archive". Darunter sind das Archiv des Erzbistums Köln und die Diözesanbibliothek, die Archive verschiedener Landschaftsverbände, das Archiv der Uni Münster, das Archiv der Friedrich-Naumann-Stiftung in Gummersbach, das Landesarchiv Schleswig-Holstein und einige mehr.

3. Ist schon mit der Restaurierung einzelner Archivalien begonnen worden?

Laut Schmidt-Czaia sind drei Stücke in der Werkstatt des Stadtarchivs Neuss wiederhergestellt worden, die jetzt der Öffentlichkeit vorgestellt werden sollen, „damit man sieht, was alles möglich ist“.

4. Wie lange wird die Restaurierung dauern und wie teuer wird sie sein?

„Wir gehen von 30 bis 50 Jahren aus“, sagt die Direktorin. Die Kosten schätzt sie „auf einen hohen dreistelligen Millionenbereich“, in der Vergangenheit war schon einmal die Summe von 350 Millionen Euro genannt worden. Zur Finanzierung ist unter anderem die Gründung einer Stiftung geplant. Aber für Schmidt-Czaia ist die Restaurierung „eine nationale Aufgabe“, an der sich auch Bund und Land beteiligen müssten.

5. Wo wird das neue Stadtarchiv stehen?

Die Verwaltung schlägt einen Standort am Eifelwall vor, die Politik muss nun darüber entscheiden. Nach derzeitigem Stand geht Schmidt-Czaia davon aus, dass das neue Haus im Jahr 2014 steht.

6. Wann werden die Arbeiten an der Unglücksbaustelle Waidmarkt fortgesetzt?

KVB-Vorstandssprecher Jürgen Fenske kann noch keinen Termin nennen: Der Zeitpunkt des Weiterbaus hänge unter anderem davon ab, wann die Bergung der Archivalien endgültig abgeschlossen und in welchem Zustand das Bauwerk sei. Davon hänge auch die Sanierungsplanung ab, die bereits angelaufen sei. Ebenso steht noch nicht fest, mit welchem Verfahren gebaut wird: denkbar sind Arbeiten unter Druckluft, eine Vereisung oder eine Betonierung unter Wasser.

7. Verzögern diese Arbeiten die Inbetriebnahme der Nord-Süd-Stadtbahn?

Ursprünglich war Ende 2010 angepeilt, jetzt ist selbst 2013 fraglich. An allen anderen Baustellen liefen die Arbeiten planmäßig weiter.

8. Wie viele Gutachter sind zur Ermittlung der Schadensursache eingeschaltet?

Laut Fenske fünf: Drei ermitteln im Auftrag der Staatsanwaltschaft, ein Gutachter von der Universität Kassel im Rahmen des gerichtlichen Beweissicherungsverfahrens, das die KVB eingeleitet hat, und ein Sachverständiger einer Tüv-Tochter im Auftrag der KVB. Nach den Worten von Günther Feld, Sprecher der Staatsanwaltschaft, ist derzeit „nicht absehbar“, wann die Ermittlungen zur Unglücksursache abgeschlossen sein werden.

Links: Bilder und Filme zum Einsturz des Archivs unter

Quelle: Matthias Pesch, KSTA, 2.9.2009

 

Arbeitsvorrat im Stadtarchiv Dreieich unerschöpflich

Seit November 2008 ist Reinhard Pitterling (50) Leiter des Stadtarchivs Dreieich und arbeitet sich seither in sein neues Aufgabengebiet ein, die Leitung des Stadtarchivs ein. Als beruflicher Quereinsteiger besucht er Kurse an der Archivschule Marburg und hospitierte bereits in verschiedenen Archiven, um sich mit den vielfältigen Aufgaben theoretisch und praktisch vertraut zu machen, um die anspruchsvolle Tätigkeit eines Archivars ausüben zu können.

Seit 1987 im Dienst der Stadt Dreieich war Reinhard Pitterling in unterschiedlichen Aufgabengebieten tätig. Die längste Zeit war er für die Erhebung der so genannten „Fehlbelegungsabgabe“ zuständig. Seit dem Beginn der Erhebung im Jahr 1993 bis zum Herbst 2008 war er von Anfang an mit der Aufgabe betraut. Auch bei der Erarbeitung des ersten Mietspiegels für Dreieich und der Fortschreibung konnte der gelernte Diplom-Soziologe seine Kenntnisse aus der empirischen Sozialforschung einbringen.

Damit die heutigen Ereignisse und das Verwaltungshandeln für zukünftige Generationen nachzuvollziehen bleibt, werden Unterlagen der Stadtverwaltung im Stadtarchiv archiviert. Eine Aufgabe ist, die systematische Übernahme, Erfassung, Ordnung, dauerhafte sachgerechte Aufbewahrung und Erschießung von Schrift-, Bild- und Tonträgern sowie elektronischer Speichermedien zu gewährleisten. Dies gilt für den Bestand der ehemaligen selbstständigen Vorgängerstädte und -gemeinden, für Akten der Stadt Dreieich ab 1977 wie auch für Nachlässen von Personen oder Heimatforschern, die im Archiv für Erforschung folgender Generationen aufbewahrt werden sollen.

„Der Arbeitsvorrat in unserem Stadtarchiv ist schier unerschöpflich, da ist jede helfende Hand willkommen,“ so Pitterling weiter. Deshalb freut er sich auch über die Unterstützung durch den ehrenamtlichen Helfer Hans Ludwig Schäfer, der eine große Hilfe bei der Bewältigung der anfallenden Tätigkeiten ist.

Die Lagerung des gesamten Bestands in archivgerechter Weise, der Aufbau eines Fotoarchivs sowie den Übergang in das elektronische Zeitalter sicher zu stellen, sind anstehenden Aufgaben für die nächste Zeit – und natürlich das Beibehalten des hohen Standards des Stadtarchivs Dreieich, das bei anderen Kommunen als vorbildlich gilt und an dem auch die Vorgänger im Stadtarchiv wesentlichen Anteil haben.

Kontakt:
Stadtarchiv Dreieich
Reinhard Pitterling
Hauptstraße 45
63303 Dreieich
Telefon 06103 – 601-193
Telefax 06103 – 601-8193
Reinhard.Pitterling@dreieich.de

Quelle: Achim Ritz, FR, 1.9.2009; Stadt Dreieich, Pressemitteilung, 1.9.2009

Lesung und Werk-Ausstellung von Hugo Ernst Käufer in Witten

Vor 70 Jahren, am 1. September 1939, fand der deutsche Überfall auf Polen statt. Mit diesem Tag begann der Zweite Weltkrieg, der bislang größte und verheerendste Konflikt in der Menschheitsgeschichte, der nahezu 60 Millionen Kindern, Männern und Frauen das Leben kostete. „Der Zweite Weltkrieg ist heute noch Ursache für die meisten Konflikte in der Welt“, so Dr. Martina Kliner-Fruck, Leiterin des Stadtarchivs Witten.

Das Stadtarchiv eröffnet aus diesem Anlass am Donnerstag, 3. September, um 18 Uhr in seinem Foyer, Ruhrstraße 69, eine kleine Werkausstellung mit dem Titel „Hugo Ernst Käufer – Versuch über den Frieden“. „Der in Annen geborene Schriftsteller schenkte dem Stadtarchiv im letzten Jahr seine Publikationen wie Bücher, Hörbücher und Druck-Grafiken als ‚Vorlass’, den wir nun der Öffentlichkeit vorstellen und wozu wir ein Findverzeichnis erstellt haben. Sehen, Hören und Stöbern im Werk Käufers sind erwünscht“, so Dr. Martina Kliner-Fruck. „Im Mittelpunkt der kleinen Werkausstellung, die bis zum 25. September montags und donnerstags von 8 bis 16 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung (Tel. 02302/581-2416) besichtigt werden kann, stehe der Gedichtzyklus „Hoffnung ist…“, den Hugo Ernst Käufer dem Stadtarchiv Witten anlässlich des diesjährigen Antikriegstags widmete und für den wir sehr dankbar sind“.

Ab 19 Uhr folgt im Märkischen Museum noch eine Lesung aus den Werken Hugo Ernst Käufers, gesprochen von Hugo Ernst Käufer und Simon Meienreis. Den Gedichtzyklus „Hoffnung ist…“ hat Prof. Jürgen Löchter vertont. Er wird als musikalische Uraufführung (am Akkordeon: Jürgen Löchter, Bariton: Günter Lesche) im Rahmen der Lesung präsentiert werden. Der Eintritt für beide Veranstaltungen – Ausstellung und Lesung – ist frei.

Informationen zu den Akteuren

Hugo Ernst Käufer, geboren 1927 in Annen, lebt in Bochum. 1967 gehörte er zu den Mitbegründern der Literarischen Werkstatt Gelsenkirchen, aus der 1971 der „Werkkreis Literatur der Arbeitswelt" hervorging. Der Schriftsteller und Bibliothekar erhielt für seine mehr als 100 Buchveröffentlichungen zahlreiche Preise und Auszeichnungen, u. a. 2002 den Literaturpreis Ruhr. Bis 1987 war er als Direktor der Stadtbücherei Gelsenkirchen tätig. Hugo Ernst Käufer ist bis heute mit seiner Geburtsstadt Witten eng verbunden.

Jürgen Löchter, geboren 1939 in Witten, international bekannter Solist, Komponist und Pädagoge, ist bis heute in renommierten Ensembles für Neue Musik tätig. Der ehemalige Leiter der Städtischen Musikschule Witten ist nach langjähriger Tätigkeit als Lehrbeauftragter seit 1991 Professor an der Kölner Hochschule für Musik. Jürgen Löchter erhielt als Solist und Komponist zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen.

Simon Meienreis (22) lebt als Student der Volkswirtschaftslehre und freier Texter in Bochum.

Günter Lesche, Jahrgang 1936, ist seit den 1960er Jahren als Konzert- und Oratoriensänger erfolgreich. 1995-2003 war er als Beauftragter und Vertreter der Bundesrepublik Deutschland zur Förderung der deutschen Kultur auf Konzertreisen u. a. mit Jürgen Löchter in der Russischen Förderation und in Kasachstan.

Kontakt:
Stadtarchiv Witten
Ruhrstraße 69
58452 Witten
Telefon: 02302-581-2415
Telefax: 02302-581-2497
stadtarchiv@stadt-witten.de

Quelle: Stadt Witten, Pressemitteilung, 1.9.2009

Magdeburgs Archive bilden Notfallverbund

Sechs Archive aus Magdeburg wollen im Fall von Katastrophen wie Hochwasser und Bränden künftig enger zusammenarbeiten. Eine entsprechende Übereinkunft zu einem Notfallverbund soll am 3. September 2009 unterzeichnet werden. Dies sei unter anderem eine Reaktion auf den verheerenden Brand der Anna Amalia Bibliothek in Weimar sowie den Einsturz des Kölner Stadtarchivs, sagte Landtagssprecherin Ursula Lüdkemeier.

Dem Verbund werden das Landeshauptarchiv Magdeburg, das Stadtarchiv Mageburg, das Parlamentsarchiv, das Archiv des Bistums Magdeburg, das Archiv der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen und die Stasi-Unterlagenbehörde angehören.

"Katastrophenfälle sind in der Regel für ein einzelnes Archiv überhaupt nicht zu schultern, aus dem Grund müssen Kollegen aus anderen Einrichtungen rasch einspringen", erklärte Detlev Heiden, Abteilungsleiter des Landeshauptarchivs, gegenüber der Mitteldeutschen Zeitung. Das betreffe die fachkundige Bergung und Sicherung von bedrohten Beständen, aber auch die Bereitstellung von Ausweichflächen. Es sei geplant, Alarm- und Notfallpläne zu erstellen und dann untereinander auszutauschen.

Quelle: Christian Schafmeister, Mitteldeutsche Zeitung, 31.8.2009; Landtag Sachsen-Anhalt, Pressemitteilung, 31.8.2009.