Hessischer VdA-Landesverband fordert verbesserte Archivpolitik

Unter dem Titel "\’Kulturpolitik heißt, unsere kulturelle Substanz zu bewahren\‘ – Köln ist überall!" hat der Landesverband Hessen im VdA – Verband deutscher Archivarinnen und Archivare e.V. am 29. Juli folgende Erklärung veröffentlicht und darin u.a. eine aktive Archivpolitik für Hessen gefordert.

"Am 3. März 2009 stürzte das Kölner Stadtarchiv, eines der bedeutendsten Archive im deutschen Kulturraum, in eine fast 30 m tiefe Grube, weil die örtliche Bauaufsicht versagt hatte. In Folge dieser Katastrophe tagten am 24. Juni 2009 über 160 Archivexperten aus dem In- und Ausland in Köln. Sie verlangten u.a. eine unabhängige Bauaufsicht und eine wirksamere Notfallvorsorge, Risikoanalysen für die bauliche Unterbringung und den dauerhaften Erhalt von Archivgut.

Insbesondere aber wiesen sie darauf hin, dass die Politik die „schleichende Katastrophe“ des alltäglichen Archivgutverlustes trotz der Ereignisse in Köln noch längst nicht realisiert habe. Historisch wertvolle Dokumente auf Pergament und Papier bedürfen zu ihrem Erhalt der nachhaltigen Fürsorge.

Wie sieht es in Hessen aus?

Im Ländervergleich steht Hessen schlecht da. Die Zeit drängt, um den schleichenden Verlust von schriftlichem Kulturgut zu stoppen! In den Kommunen ist die Lage besonders prekär. Hier benötigt man keinen U-Bahnbau, um das kulturelle Erbe zu vernichten.

Dies besorgt die tagtägliche Vernachlässigung:

  • Das Hessische Archivgesetz überträgt den Kommunen die Verantwortung für die Archivierung ihrer Unterlagen. Diese Vorgabe wird aber kaum beachtet: Weit mehr als die Hälfte aller hessischen Städte und Gemeinden verfügt über gar kein Archiv. Und dort wo Archive existieren, führen sie ein Schattendasein auf Dachböden, in Kellern oder abgelegenen Gewerbegebieten.
  • Als vermeintlich „freiwillige Leistung“ stehen Archive fast immer ganz oben auf der Streichliste der Kommunalpolitiker. Insbesondere leiden sie unter Personalabbau. Allenthalben ersetzt inzwischen das Ehrenamt die ausgebildete Fachkraft.
  • Trotz der klaren Vorgaben des Archivgesetzes bieten die Verwaltungen ihre Unterlagen schon lange nicht mehr systematisch den Archiven an. „Wilde Kassationen“ sind an der Tagesordnung. Rechtswahrendes und historisch wertvolles Schriftgut wird nicht mehr gesichert, sondern achtlos vernichtet.

Sieht man von Frankfurt ab, ist zumal die Personalausstattung der meisten hessischen Kommunalarchive, selbst in den Mittel- und Großstädten völlig unzureichend und die räumliche Unterbringung des Archivguts behelfsmäßig. Hessen hat den Anschluss an die Standards, die in anderen Bundesländern gelten, verloren.

Anforderungen an Archive heute

Die Archive und ihre Mitarbeiter/innen werden mit immer höheren Erwartungen konfrontiert. Aktuell zählen dazu der Aufbau internetfähiger Datenbanken und die Digitalisierung von Archivgut für eine komfortablere Nutzung, die Sicherung digitaler Unterlagen und die Übernahme der Standesamtsregister. Wie sollen sie dies umsetzen, wenn immer mehr Mittel gestrichen werden?

Archive bieten weit mehr als kulturelle Zusatzangebote zur Förderung der Heimatgeschichte:

  • Sie sichern das Wissen über die Vergangenheit und schaffen damit die Basis für eine kulturelle Identitätsbildung in den Gemeinden, Städten und Regionen. Sie sind ein wichtiger Partner bei der Vermittlung historischer Inhalte und Werte in Schulen und an Universitäten, für die Medien und die interessierte Öffentlichkeit.
  • Sie sind Anlaufstellen für Bürgerinnen und Bürger, indem sie zuverlässige und authentische Informationen über das Verwaltungshandeln bereithalten. Sie dienen unmittelbar der Rechtsicherung, fördern den politisch-historischen Diskurs und stabilisieren die Zivilgesellschaft und die Demokratie.
  • Sie sind Servicestellen der Verwaltung, z.B. beim Einstieg in den digitalen Geschäftsgang, denn dieser setzt eine komplexe Analyse der Verwaltungsabläufe voraus, um nicht schon nach kurzer Zeit ein Informations-Chaos, statt Einspareffekte zu produzieren. Transparenz von Verwaltungshandeln muss auch künftig dauerhaft gesichert werden. Archivarinnen und Archivare verfügen in diesen Fragen über Fachwissen, auf das viele Kommunen aus Unkenntnis verzichten.

Perspektiven einer aktiven Archivpolitik

Hessen bedarf dringend einer aktiven Archivpolitik, insbesondere in den Kommunen. Darauf hat der VdA schon 2007 in seiner Stellungnahme zur Novellierung des Hessischen Archivgesetzes hingewiesen. Zur Sicherung der historischen Überlieferung in der Fläche benötigt Hessen deutlich mehr fachlich geführte Archive. Für kleinere Kommunen können Archivverbünde geschaffen werden. Die Kreise müssen mehr Verantwortung übernehmen, indem die wenigen vorhandenen Kreisarchive ausgebaut und weitere gegründet werden. Dass fachlich geführte Kreisarchive eine kontinuierliche Archivpflege in den zugehörigen Kommunen übernehmen können, zeigen die Beispiele Hochtaunuskreis und Kreis Gießen.

Von dem vorhandenen niedrigen Niveau aus können die meisten Kommunen eine aktive Archivpflege aber nicht alleine schultern. Hier ist das Land Hessen gefordert, seine Kulturhoheit ernst zu nehmen.

Als erster Schritt sollte die jüngst eingerichtete Archivberatungsstelle dauerhaft gesichert werden. Das Land sollte darüber hinaus über finanzielle Anreize zur Archivierung des kommunalen Schriftguts nachdenken. Nicht nur im Bereich der Bibliotheken ist die Vergabe von Fördermitteln über den Kommunalen Finanzausgleich sinnvoll und notwendig!

Wie der neueste Rechnungshofbericht klar macht, müssen auch die Staatsarchive präsenter sein und weiter gestärkt werden. Mit einem kompetenten technischen Zentrum für Bestandserhaltung, wie es in anderen Ländern existiert, könnten die Staatsarchive auch den Kommunen im Notfall und bei der regelmäßigen Bestandserhaltung fundiertes Fachwissen anbieten.

Wie handlungsfähig andere Bundesländer sind, zeigen die Entwicklungen in Niedersachsen, Baden-Württemberg, Sachsen sowie jüngst das Beispiel NRW: Es verfügt nicht nur seit langem über eine gut funktionierende Archivberatung für Kommunal- und Adelsarchive. Inzwischen sichert die „Landesinitiative Substanzerhalt“ mit einem Finanzvolumen von 3,2 Mio. Euro jährlich 2,1 Mio. Blatt Archivgut und das Programm „Archiv und Jugend“ verdoppelt zweckgebunden eingesetzte kommunale Finanzmittel.

Als Soforthilfe und zur Unterstützung von Digitalisierungsmaßnahmen stellt das Land NRW dem Stadtarchiv Köln 300.000 Euro zur Verfügung. Stadtväter und Landesregierung haben versichert, dass der Neubau des Kölner Stadtarchivs der innovativste und modernste Kommunalarchivbau in Europa werden soll!

In der Eröffnungsrede zur Kölner Expertenanhörung am 24. Juni 2009 sprach NRW-Ministerpräsident Rüttgers von der Gefahr, „dass sich der Kulturbetrieb nur noch auf die spektakulären Großereignisse konzentriert, auf so genannte Events“. Dagegen würde „das weniger Sichtbare und Spektakuläre, aber Dauerhafte und Bleibende“ leicht vergessen. Rüttgers mahnte: „Kulturpolitik heißt, unsere kulturelle Substanz zu bewahren. Es geht nicht nur um eine Menge alter Dokumente. Es geht auch um unsere Werte.“
Eine nachhaltige Kulturpolitik ist ohne lebendige Archive nicht denkbar – auch nicht in Hessen!

Wiesbaden, 29. Juli 2009
Der Vorstand des Landesverbandes
Dr. Brigitte Streich, Vorsitzende (Stadtarchiv Wiesbaden)
Dr. Thomas Heiler (Stadtarchiv Fulda)
Dr. Karl Murk (Staatsarchiv Marburg)
Birgit Dreuth (Evangelische Kirche Hessen-Nassau)"

Link: http://www.vda.lvhessen.archiv.net

Download: http://www.vda.lvhessen.archiv.net/texte/HessischeErkl2009.pdf

Bremer Hanseurkunde in Köln gesichert

Nach dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs Anfang März 2009 ist die zunächst verlorene geglaubte Bremer Hanseurkunde wieder aufgetaucht. Mitarbeiter des Archivs hätten der Stadt Bremen mitgeteilt, dass die Urkunde, mit der Bremen seinen Beitritt zur Hanse im Jahr 1358 erklärt hat, in einem Nebenkeller unbeschädigt geborgen werden konnte, sagte der Leiter des Staatsarchivs Bremen, Konrad Elmshäuser.

"Ich freue mich sehr, dass dieses für die Geschichte unserer Stadt so wichtige Dokumente bei dem tragischen Unglück von Köln unbeschädigt geblieben ist", kommentierte Bürgermeister Jens Böhrnsen (SPD) den Fund. Die Urkunde befindet sich jetzt im Kölner Diözesanarchiv.

Quelle: Ad Hoc News, 20.8.2009

Archiv und Standesamt in Bad Homburg erleichtern Forschern die Arbeit

Das neue Personenstandsgesetz macht eine andere Form der Zusammenarbeit von Standesamt und Stadtarchiv möglich. Sie wird in Bad Homburg von Heimat- und Familienforschern bereits gut genutzt.

Nachdem der Nobelpreisträger Paul Ehrlich am 20. August 1915 in Bad Homburg einem Herzinfarkt erlegen war, meldete Julius Schrodt, Gärtner im behandelnden Sanatorium von Dr. Curt Pariser, beim örtlichen Standesamt den Tod des berühmten Arztes. Dort vermerkten die Beamten das Ableben des Geheimen Ministerialrates Professor Dr. Paul Ehrlich unter der Nummer 189 im Sterberegister. Der Eintrag kann heute von jedermann im Bad Homburger Stadtarchiv nachgelesen werden.

Das war bis vor kurzem anders. Nur ein bestimmter Personenkreis, beispielsweise direkte Vor- und Nachfahren, durfte Einsicht in die Sterbebücher nehmen. Diese galt ebenfalls für die auch vom Standesamt geführten Geburts- und Heiratsregister.

Seit 1. Januar 2009 gilt eine neue Fassung des Personenstandsrechts. Es ist in mehreren Punkten grundlegend geändert worden. So schreibt der Gesetzgeber die Einführung des elektronischen Personenstandsregisters vor. Das Bad Homburger Standesamt arbeitet bereits seit März 2009 erfolgreich mit dieser modernen Form, die an Stelle der bisher auf Papier geführten Geburts-, Sterbe- und Heiratsbücher tritt. Darüber hinaus hat der Gesetzgeber auch die Nutzung der Personenstandsbücher neu geregelt. Die Standesämter übergeben die Register einschließlich der dazugehörigen Akten nach dem Ablauf einer Frist an die öffentlichen Archive, und die stellen sie Forschern, Familienangehörigen und anderen Interessenten zur Verfügung.

Genau das tut das Bad Homburger Stadtarchiv seit Beginn des Jahres. 335 Personenstandsbücher und 21 Namensregister hat das Stadtarchiv vom Bad Homburger Standesamt übernommen. Die neuen Bestände erfreuen sich reger Nachfrage, sowohl im Lesesaal als auch bei schriftlichen Anfragen. Das Interesse an den Einträgen über Geburten, Hochzeiten und Sterbefälle ist groß. Nutzer erwarten in der Regel neue Erkenntnisse bei Nachlassregelungen oder anderen rechtlichen Fragen sowie bei der Personen- und bei der Familienforschung.

Das Stadtarchiv hat die Bücher inzwischen für rund 6.000 Euro auf Mikrofilm übertragen lassen. Damit sind die gefragten Register nicht nur besser geschützt, sondern auch die Nutzung wird einfacher. Mussten Interessenten ihren Wunsch bislang anmelden und das jeweilige Buch für den Tag darauf aus dem Magazin holen lassen, so können sie nun im Lesesaal auf die Mikrofilme zugreifen. Angesichts des großen Interesses spart das Archiv Arbeitszeit und bietet gleichzeitig einen besseren Service.

Mit dem modernen Mikrofilm-Lesegerät können Nutzer übrigens an Ort und Stelle einen Ausdruck oder eine digitale Aufnahme machen. Das Lesegerät ist ein Teil der modernen Technik, die in den vergangenen zwei Jahren im Archiv angeschafft worden ist. Nutzern steht im Lesesaal ebenfalls ein PC für Recherche zur Verfügung.

Die Neufassung des Personenstandsgesetzes stellt die Nutzung der Register auf eine ganz neue Grundlage. In Paragraf 5, Absatz 5 ist geregelt, welche Fristen bis zu einer Weitergabe an das Archiv eingehalten werden müssen. Geburtenregister bleiben 110 Jahre im Standesamt, Ehe- und Lebenspartnerschaftsregister 80 Jahre und Sterberegister 30 Jahre. Damit stehen dem Bad Homburger Stadtarchiv die Geburtenbücher von 1874 bis 1898, die Heiratsbücher bis 1928 und die Sterbebücher bis 1978 zur Verfügung, und jedes Jahr wächst der Bestand um weitere Bände. Vor Oktober 1874 lag die Feststellung von Geburt, Heirat und Tod ausschließlich bei den Kirchen. Im Bad Homburger Stadtarchiv sind auch Abschriften dieser Bücher vorhanden.

Preußen – und damit auch das seit 1866 preußische Homburg – führte die Register in den Standesämtern zum 1. Oktober 1874 ein. Kaiser Wilhelm I. verfügte dann am 6. Februar 1875 für das gesamte Deutsche Reich: „Die Beurkundung der Geburten, Heirathen und Sterbefälle erfolgt ausschließlich durch die vom Staate bestellten Standesbeamten mittels Eintragung in die dazu bestimmten Register.“ Auf diesem am 1. Januar 1876 in Kraft getretenen „Gesetz über die Beurkundung des Personenstandes und der Eheschließung“ fußten schließlich alle weiteren Personenstandsgesetze in Deutschland.

Von den zur allgemeinen Nutzung freigegebenen Bad Homburger Registern sind nur drei im Standesamt am Schulberg geblieben: Die ersten Geburts-, Heirats- und Sterbebücher von 1874 liegen weiterhin in einer der Vitrinen, in denen die Geschichte des Hauses Schulberg 1 dargestellt wird, des Hauses, in dem heute das Standesamt der Kurstadt untergebracht ist.

Kontakt:
Stadtarchiv Bad Homburg v.d.Höhe
Tannenwaldweg 102
61350 Bad Homburg v.d.Höhe
Frau Dr. Astrid Krüger
41.4 Stadtarchiv
Telefon: (06172) 37882
Telefax: (06172) 935801
stadtarchiv@bad-homburg.de

Quelle: Stadt Bad Homburg – Pressestelle, Pressemeldung, 19.8.2009

Karte des Klosters Clarholz aus dem Jahr 1804 gerettet

Einem Zufall ist es zu verdanken, dass Alfred Schröder (Rheda-Wiedenbrück) eine im Jahr 1804 vom Königlich Preußischen Conducteur D. Reinhold gezeichnete Karte von dem in der Herrschaft Rheda belegenen Gotteshause Clarholz im zur Vernichtung bestimmten Räumungsgut einer Wohnung entdeckte und über Umwege an das Gemeindearchiv Herzebrock-Clarholz übergeben hat. Mit Unterstützung von Dr. Peter Worm (LWL-Archivamt für Westfalen) konnte ermittelt werden, dass die 140 x 130 cm große kolorierte Karte aus dem Fürstlich Bentheim-Tecklenburgischen Archiv in Rheda stammt. Am 12. August 2009 hat nun Bürgermeister Jürgen Lohmann die Karte aus dem Besitz der Gemeinde Herzebrock-Clarholz an den Eigentümer, Erbprinz Maximilian von Bentheim-Tecklenburg zurückgegeben. In der Zwischenzeit war die Karte in der Restaurierungswerkstatt des LWL-Archivamtes für Westfalen gereinigt und restauriert worden.

Bei der Übergabe der Karte betonte Gemeindearchivar Eckhard Möller, dass mit der Karte das Missing-Link zwischen den Karten der Herrschaft Rheda aus dem späten 18. Jahrhundert und den Urkatasterkarten aus den 1820er-Jahren gefunden worden sei. Deutlich könnten die Gebäudeanlagen und vor allem die Gartenstrukturen des ein Jahr zuvor säkularisierten Klosters ebenso abgelesen werden wie die Einbettung der Anlage in die umgebende von Wiesen, Weiden und Waldungen geprägte Kulturlandschaft. . Eine genaue Auswertung der Karte werde eine Forschungsaufgabe für die nächsten Monate sein. Erbprinz Maximilian bedauerte, dass die Karte nicht schon vor einigen Jahren bekannt gewesen sein, als man die mit Restaurierung der Clarholzer Gartenanlage begonnen habe. Ganz sicher könne man sagen, dass einige der damals realisierten Maßnahmen mit Kenntnis der Karte in anderer Form umgesetzt worden wären.

Eine Abbildung der Karte ist vom LWL-Archivamt für Westfalen veröffentlich worden unter http://www.archive.nrw.de/WeitereArchive/Privatarchive/AdelspflegeWestfLippe/InformationenUndService/KartenfundRheda.html.

Attraktive Archivarbeit in Gütersloh

„Es ist abwechslungsreich“, sagt die 19-jährige Jana Knufinke, die sich jetzt im Stadtarchiv Gütersloh zur Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste ausbilden lässt. Und in ihrem Freundeskreis räumt sie gern mit falschen Vorstellungen auf: „Nein, sie arbeitet nicht im Keller, und die Ausbildung ist nicht eintönig.“

Erstmalig bildet das Gütersloher Stadtarchiv in diesem Beruf aus, den es noch gar nicht so lange gibt. In der dreijährigen Ausbildung geht es nicht nur ums Ordnen, Verzeichnen und Bewerten, sondern auch um Öffentlichkeitsarbeit und Kundenberatung, die vielfältige Anforderungen stellt. „Diese Ausbildung hat im Stadtarchiv Premiere“, sagt Stadtarchivar Stephan Grimm.

Täglich erreichen das Stadtarchiv 20 bis 30 Anfragen. Wie man die gewünschte Information aus den 21.000 Fotos, 15.000 Protokollbänden, 8.000 Büchern und vielen weiteren Medien herausfiltern kann, wird Jana Knufinke in den nächsten Monaten noch lernen. Aber sind diese Informationen im Internet mit der Suchmaschine Google nicht viel leichter zu finden? „Diese Quellen gibt es im Internet nicht“, weiß die Auszubildende. Und das Internet bietet auch keine Beratung und keinen Leitfaden, man wird allein gelassen“, so Knufinke.

Die Abiturientin hat ein Faible für Bücher und Fotos, die Geschichten erzählen können. Und in ihrer Ausbildung lernt sie jetzt Verfahrungen und Methoden, um Informationsquellen zu finden und auszuwerten. Das Interesse des Archivars richtet sich aber nicht nur auf die Vergangenheit. „Im Gegenteil“, sagt Stephan Grimm. „Wer im Archiv arbeitet, muss nicht nur zurück, sondern vor allem auch in die Zukunft blicken, um zu entscheiden, zu welchen Fragen und Themen man in zehn oder zwanzig Jahren Informationen brauchen wird“, so der Stadtarchivar.

Kontakt:
Stadtarchiv Gütersloh
Hohenzollernstraße 30 a
33330 Gütersloh
Telefon: 05241-82-2302
Telefax: 05241-82-2032
stephan.grimm@gt-net.de

Quelle: Stadt Gütersloh – Pressestelle, Pressemeldung, 18.8.2009

Säurefraß in Hamburger Archiven und Bibliotheken

In einer aktuellen Drucksache hat der Hamburger Senat den Abschlussbericht zur Beantwortung des bürgerschaftlichen Ersuchens „Schriftgut Hamburger Archive und Bibliotheken retten – Säurefraß stoppen!“ vorgelegt.

Der sogenannte „Säurefraß“ ist eines der größten Probleme für Bibliotheken und Archive: Gedruckt und geschrieben wurde zwischen den Jahren 1840 und 1990 größtenteils auf industriell gefertigten Papieren, deren Basismaterialien Zellulose und Holzschliff im Zusammenwirken mit der Leimung auf Dauer die Bildung von Säuren begünstigen. Diese Säuren führen dazu, dass das Papier vergilbt, braun wird und schließlich zu zerfallen droht. In den vergangenen Jahren haben sich technische Verfahren zur Papierentsäuerung etabliert, die den Papierzerfall stoppen und darüber hinaus die Lebensdauer des Papiers beträchtlich verlängern. Für die öffentlichen Bibliotheken und das Staatsarchiv in Hamburg liegt nun eine umfassende Schadensanalyse sowie ein Maßnahmenplan zur Entsäuerung vor.

Die Bibliotheken staatlicher Trägerschaft haben unter Federführung der Staats- und Universitätsbibliothek Carl von Ossietzky (SUB) 2007 einen detaillierten Schadensbericht vorgelegt. Danach sind 3,94 Millionen Bände säuregeschädigt. Das entspricht 82,5 Prozent der Gesamtbestände, aus den Erscheinungsjahren 1840 bis 1990. Die beteiligten Bibliotheken haben anhand von festen Kriterien eine Priorisierung vorgenommen und ca. 35% der säuregeschädigten Bände als besonders dringlich zu entsäuern eingestuft. Diese Bestände wurden nach Dringlichkeit in Prioritätsstufen 1 bis 3 geordnet.

Die SUB hat ein Konzept zur Entsäuerung entwickelt und die benannten Bestände nach inhaltlichen Aspekten bewertet (z.B. Einmaligkeit der Bände) und vier Aktionslinien zugeordnet: Geistiges Erbe (in Hamburg entstandenes Schrifttum), Hamburgs Wissenschaftsgeschichte (Einrichtungen und Sammlungen sowie spezielle Themengebiete) und Wissen über Hamburg. Die Entsäuerungsmaßnahmen der vier Aktionslinien finden parallel statt.

Die SUB ist kapazitätsmäßig in der Lage, jährliche Entsäuerungsmaßnahmen in einem Volumen von ca. 65.000 Bänden zu koordinieren und davon selbst ca. 30.000 Bände abzuarbeiten. Die nach fachlichen Gesichtpunktspunkten unbedingt notwendige Entsäuerung der ca. 1,36 Mio Bände würde sich über einen Zeitraum von ca. 20 Jahren erstrecken und allein die Entsäuerung der mit Priorität 1 eingestuften ca. 804.000 Bände würde 12 Jahre in Anspruch nehmen.

Das Staatsarchiv Hamburg hat seine Schadensanalyse Ende des Jahres 2008 abgeschlossen. Es hat eine repräsentative Stichprobenuntersuchung seiner 2.600 Akten- und Amtsbuchbestände in einem Gesamtumfang von ca. 31.500 Regalmetern sowie von 26 repräsentativen Einzelbeständen durchführen lassen. Erstere wurde mittels eines bislang weltweit einmaligen spektroskopischen Messverfahrens zur Charakterisierung des Alterungszustandes von Archiv- und Bibliotheksbeständen, der sogenannten NIR (Nah-Infrarot)-Spektroskopie oder auch NIR-Paperrating-Technologie durchgeführt. Danach sind 75% der gesamten Bestände säuregeschädigt.

Daraufhin hat das Staatsarchiv eine Priorisierung und inhaltliche Bewertung des Gesamtbestandes vorgenommen und auf dessen Grundlage einen Bestandsicherungsplan erarbeitet, der sich an den ermittelten Schadenszuständen und der inhaltlichen Wertigkeit der Bestände orientiert. Bei den zur Verfügung stehenden Personal- und Sachkapazitäten bietet sich eine projektartige Bearbeitung nach Priorität an. Unter Berücksichtigung seiner derzeitigen personellen Kapazitäten und nach bisheriger Erfahrung ist das Staatsarchiv in der Lage, jährlich bis zu ca. 250 Meter Archivschriftgut entsäuern zu lassen. Die Entsäuerung der 160.000 Archivguteinheiten würde bei dieser Jahresleistung dann in einem Zeitraum von rund 11 Jahren (2019) abgearbeitet sein.

Maßnahmen der Mengenentsäuerung unterstützt der Senat in den Jahren 2009 und 2010 mit insgesamt ca. 2,65 Millionen Euro. Davon werden für Bibliotheksschriftgut unter Federführung der SUB im Jahr 2009 1 Mio. Euro und im Jahr 2010 rund 800.000 Euro aus dem Titel 3660.971.20 „Maßnahmen zum Erhalt der gefährdeten Bestände in wissenschaftlichen Bibliotheken“ bereitgestellt. Für das Archivschriftgut des Staatsarchivs stehen im Jahr 2009 rund 650.000 Euro und im Jahr 2010 rund 200.000 Euro aus dem Titel 3750.971.01 „Maßnahmen zum Schutz vor Papierzerfall und Säurefraß“ zur Verfügung.

Kontakt:
Staatsarchiv Hamburg
Kattunbleiche 19
22041 Hamburg
Fon: 040 – 428 31 – 3200
poststelle@staatsarchiv.hamburg.de
www.hamburg.de/staatsarchiv

Quelle: Freie und Hansestadt Hamburg, Pressemitteilung, 18.8.2009

Jüdisches Leben in Heilbronn

In einer aktuellen Treppenhaus-Ausstellung informiert das Stadtarchiv Heilbronn im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Heilbronner Einblicke 2009 – Jüdisches Leben in Heilbronn“ über die Geschichte der jüdischen Gedenkstätte am Synagogenweg. Hintergrund ist das Vorhaben der Stadt Heilbronn, die Anlage an der Allee mit dem Synagogengedenkstein und der Skulptur „Kuppel“ von Bettina Bürkle im Zuge der Postpassageschließung neu zu gestalten.

Die Städtischen Museen Heilbronn haben außerdem zwei besondere Exponate zur Verfügung gestellt: Das Entwurfsmodell „Kleine Kuppel“ von Bettina Bürkle sowie die Fragmente eines Synagogenfensters, die die Zerstörung des Heilbronner Gotteshauses am 10. November 1938 überlebt haben.

Darüber hinaus geben in der neuen Ausstellung Dokumente, Schriftstücke und Bücher aus den Beständen des Stadtarchivs interessante Einblicke in das jüdische Leben vergangener Zeiten. Die ausgestellten Fotos stammen aus dem so genannten „Roten Album“ und zeigen Aufnahmen vom 1. April 1933, bei dem auch in Heilbronn – von der NSDAP initiiert – jüdische Geschäfte und Kaufhäuser boykottiert wurden.

Eine Führung durch die Treppenhaus-Ausstellung ist für Mittwoch, 19. August 2009, 17 Uhr geplant. Anmeldungen sind über das Internet unter www.stadtarchiv-heilbronn.de möglich sowie unter Telefon (07131) 56-28 06.

Die Treppenhaus-Ausstellung ist kostenfrei und hat zu den allgemeinen Öffnungszeiten des Stadtarchivs geöffnet: Dienstag von 10 bis 19 Uhr, Mittwoch und Donnerstag von 10 bis 17 Uhr sowie am Wochenende von 11 bis 17 Uhr; Montag, Freitag und an Feiertagen geschlossen.

Kontakt:
Stadtarchiv Heilbronn
Eichgasse 1
74072 Heilbronn
Tel. (07131) 56-2290
Fax (07131) 56-3195
stadtarchiv@stadt-heilbronn.de
www.stadtarchiv-heilbronn.de

Quelle: Stadt Heilbronn, Pressemeldung, 13.8.2009

Mülheimer Mekka für Familienforscher

Unter dem Titel "Mekka für Familienforscher" berichtet die WAZ über die neuen Möglichkeiten der Familienforschung im Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr nach dem Inkrafttreten des Personenstandsrechtsreformgesetzes zum 1. Januar 2009 und der sukzessiven Übernahme der Standesamtsunterlagen durch das Stadtarchiv.

Im Stadtarchiv Mülheim stehen seit Januar 2009 über 800 Registerbände für die Öffentlichkeit bereit, die das Leben, Sterben und Heiraten der Mülheimer bekunden. Diese Teilbestände des Standesamts, die Jens Roepstorff als Leiter des Fachbereichs "Amtliches Schriftgut" im Stadtarchiv in Empfang nimmt, werden unter Familienforschern, Nachlassermittlern und Historikern als "heiße Ware" gehandelt.

Die seit Jahresbeginn gültige Nutzungsregelung erlaube zwar keinen unbegrenzten Datenzugriff, denn Sterbeurkunden bleiben für die ersten 30 Jahre nach dem Tod unter Verschluss, bei der Heirat sind es 80 und bei der Geburt sogar 110 Jahre. Dennoch handele es sich um eine Art "Demokratisierung der Daten", so Archivleiter Dr. Kai Rawe, da nunmehr jedermann in die Urkunden Einblick nehmen könne.

Kontakt:
Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr
Aktienstraße 85
45473 Mülheim an der Ruhr
Tel: 02 08 / 4 55 42 60
Fax: 02 08 / 4 55 42 79
stadtarchiv@stadt-mh.de

Quelle: Dennis Vollmer, WAZ/DerWesten.de, 14.8.2009

Vom Schloss Fechenbach zur Burg Eppstein

Ab 1. November 2009 wird Monika Rohde-Reith als Stadtarchivarin und Museumsleiterin in der Burgstadt Eppstein arbeiten. Sie tritt damit die Nachfolge von Bibliotheksdirektor i. R. Dr. Bertold Picard an, der seit 1965 im Amt ist. Picard hatte die Stelle ehrenamtlich ausgeübt, für Rohde-Reith wird sie in eine feste Halbtagesstelle umgewandelt. Um den Posten hatten sich mehr als 80 Kandidaten beworben. Rohde-Reith kam in zwei Durchgängen zum Zuge.

Bisher arbeitet die 43-Jährige als Stadtarchivarin und Pressereferentin in Dieburg, wo sie viele wichtige Impulse gesetzt hat. 1994 hatte sie das Stadtarchiv im Keller des Rathauses übernommen, 1995 kam die Pressearbeit hinzu. Sie wirkte unter anderem bei der Sanierung des Museums zwischen 2002 und 2007 mit. Unter ihrer Federführung erschien auch die Stadtchronik. Für die Stadt sitzt sie im Vorstand des Vereins „Deutsche Fachwerkstraße“ und organisiert Veranstaltungen zur Reihe GartenRheinMain“.

Eine der letzten großen Arbeiten, die Rohde-Reith zu stemmen hat, ist die Ausstellung „Jüdisches Leben in Dieburg“, die am 2. September 2009 im Museum Schloss Fechenbach eröffnet wird. Sie wird selbst in die Ausstellung einführen. – Ob, wie und wann die Stelle Rohde-Reiths wieder besetzt werde, sei derzeit noch nicht abzusehen, so Dieburgs Bürgermeister Dr. Werner Thomas.

Kontakt:
Stadtarchiv Eppstein
Hauptstr. 99
65817 Eppstein (Taunus)
Telefon 06198 / 305110
Fax 06198 / 305109

Quelle: Lisa Hager, DA-imNetz.de, 15.8.2009

250.000 Euro aus Lotto-Erträgen für Historisches Archiv der Stadt Köln

Eine gemeinsame Spende über 250.000 Euro aus PS-Zweckerträgen für die Rettung beschädigter Dokumente aus dem eingestürzten Kölner Stadtarchiv überreichten am 12. August 2009 Michael Breuer, Präsident des Rheinischen Sparkassen- und Giroverbands (RSGV), Artur Grzesiek, Vorsitzender des Vorstands der Sparkasse KölnBonn, und Alexander Wüerst, Vorsitzender des Vorstands der Kreissparkasse Köln, dem Verein der "Freunde des Historischen Archivs der Stadt Köln".

Die Viertelmillion Euro soll dazu eingesetzt werden, den Bestand "Chroniken und Darstellungen" des Stadtarchivs zu restaurieren. Er umfasst über 500 Archivalien aus der Zeit vom 13. bis ins 20. Jahrhundert, neben Chroniken und Handschriften des Mittelalters und der frühen Neuzeit vor allem Manuskripte wissenschaftlicher Arbeiten des 18. und 19. Jahrhunderts.

Die Spende über 250.000 Euro vom RSGV, der Sparkasse KölnBonn und der Kreissparkasse Köln stammt aus der Sparform "PS-Sparen und Gewinnen", die das Sparen mit einer Lotterie verbindet. Darüber hinaus wird der so genannte "Zweckertrag" von 25 Cent pro verkauftem Los an als gemeinnützig anerkannte Träger der Jugend-, Wohlfahrts- und Kulturpflege im Geschäftsgebiet der Sparkassen weitergegeben.

„Damit der rheinischen, deutschen und europäischen Geschichtswissenschaft wertvolle Quellen erhalten bleiben, wollen wir einen finanziellen Beitrag für die Restaurierung leisten“, erläuterte Michael Breuer, Präsident des RSGV, das Engagement der beiden Sparkassen und des Verbandes.

Für Artur Grzesiek, Vorsitzender des Vorstandes der Sparkasse KölnBonn, ist diese Förderung Ausdruck der Verbundenheit mit dem Standort und den Bürgern der Stadt. "Das Historische Archiv ist das Gedächtnis der Stadt und des Lebens ihrer Bürger. Auch wenn es nur ein kleiner Teil der Restaurierungskosten ist, freuen uns sehr, uns an der Rettung wichtiger Zeugnisse der Stadtgeschichte über die Jahrhunderte hinweg und der Nachlässe bedeutender Bürger über die Jahrhunderte hinweg zu beteiligen. Mit dem PS-Zweckertrag fließen hier Gelder, die unsere Kunden aufgebracht haben, wieder für bürgerschaftliche Belange zurück."

Alexander Wüerst, Vorsitzender des Vorstandes der Kreissparkasse Köln, ergänzte: "Bei den Kölner Archivalien handelt es sich um ein Kulturgut von europäischen Rang, zu dessen Rettung und Erhalt alle Anstrengungen unternommen werden müssen. Auch wir leisten dazu gerne einen Beitrag. Als Sparkasse des Kölner Umlands – mit unserem Hauptsitz in Köln – fühlen wir uns zudem kulturell und wirtschaftlich eng mit der Stadt Köln verbunden."

Burkhard von der Mühlen, Vorsitzender des Vereins der „Freunde des Historischen Archivs der Stadt Köln“, dankte im Namen des Vereins den Sparkassen-Vertretern sehr herzlich für die 250.000 Euro, die „weit über das hinausragen, was wir bislang erhalten haben.“ Der erst im August 2006 gegründete Verein hat sich zur Aufgabe gemacht, das Historische Archiv zu einem „Bürgerarchiv“ zu machen und den Kölnerinnen und Kölnern zu verdeutlichen, welche Schätze in dem „Gedächtnis der Stadt“ ruhen.

Quelle: Rheinischer Sparkassen- und Giroverband, Medieninformation, 12.8.2009