Die Sommerausstellung des Stadtarchivs Nürnberg im Handwerkerhof trägt den Titel "Der Fotograf mit der schwarzen Kutsche. Ferdinand Schmidt und seine Nürnberg Bilder 1865-1909. Die Ausstellung kann vom 31. Juli bis zum 13. September 2009 montags bis freitags von 10.00 bis 18.30 Uhr und samstags von 10.00 bis 16.00 Uhr besichtigt werden. Der Eintritt ist frei. Die etwa 40 präsentierten Fotografien sind Abzüge von im Stadtarchiv Nürnberg aufbewahrten Originalen und zeigen Ansichten der Innenstadt, der Vorstädte und aus der Umgebung Nürnbergs, aber auch Bilder des Wandels im Zuge der Industrialisierung sowie der Menschen, ihrer Arbeit und ihres Alltags in der Stadt sind zu sehen.
Ferdinand Schmidt (1840-1909) gehört zu den bedeutendsten Fotografen Nürnbergs im Zeitalter der Industrialisierung. Er wurde als ältestes Kind des Künstlers Georg Schmidt (1811-1867) geboren, der bereits frühzeitig von der Malerei auf das neue Bildmedium umstieg. Vermutlich bereits beim Vater ausgebildet, übernahm Ferdinand nach dessen Tod das Atelier in der Burgstraße 24 und führte es erfolgreich weiter. Dort bot er neben Architekturaufnahmen auch Porträts und Landschaftsbilder an, die er in allen damals verfügbaren Größen verkaufte. Schmidt arbeitete sowohl selbstständig als auch im Auftrag von Privatpersonen und Institutionen.
Erhalten geblieben sind von seinen Aufnahmen überwiegend Architekturfotos, die in ästhetisch hervorragender Weise Stadtgestalt und Alltag in Nürnberg zwischen 1865 und 1909 wiedergeben. Damals wandelte sich die in der Romantik verklärte Provinzstadt zur modernen Industriemetropole. Das Aufeinanderprallen von Tradition und Moderne verdichtet sich auf einer am 30. Mai 1909 gemachten, letzten Aufnahme Schmidts, die den Flug der Graf Zeppelin II über die unverändert mittelalterlich wirkende Altstadt zeigt und als erstes Bild in der Ausstellung zu sehen ist. Knapp drei Monate danach verstarb Schmidt am 22. August 1909. Seine Bildzeugnisse dieser dynamischen Epoche gehören heute zu den werstvollsten Bild-Beständen im Stadtarchiv Nürnberg und umfasst überwiegend Glasplattennegative, aber auch einige Originalabzüge.
Technisch bediente sich der Fotograf des 1851 entwickelten, nassen Kollodiumverfahrens, das es ermöglichte, von einem Glasnegativ beliebig viele Abzüge anzufertigen. Hierzu wurde eine Glasplatte mit einer Lösung aus Kollodium, Jod und Bromsalzen in Alkohol und Äther übergossen und das Bild nach dem Belichten in der Plattenkamera sofort in der Dunkelkammer entwickelt und fixiert – ein aufwändiges Verfahren, das das Mitführen eines mobilen Fotolabors mit Dunkelkammer notwendig machte. Daher besaß Ferdinand Schmidt einen schwarzen Zweispänner mit der entsprechenden Ausrüstung. Dieses Gefährt inspirierte auch zum Titel der Ausstellung "Der Fotograf mit der schwarzen Kutsche", die anlässlich des 100. Todestags dieses Nürnberger Fotopioniers gezeigt wird.
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Quelle: Aktuelles Stadtarchiv Nürnberg, 16.7.2009