Anlässlich des 120. Geburtstages von Ernst Reuter haben der Senat und das Abgeordnetenhaus von Berlin am 29. Juli 2009 Kränze am Grab des berühmten Berliner Bürgermeisters niedergelegt. Dabei gaben Kulturstaatssekretär André Schmitz und der Präsident des Abgeordnetenhauses, Walter Momper, die Absicht bekannt, eine Stiftung Ernst-Reuter-Archiv ins Leben zu rufen.
Walter Momper: „Wir wollen das Leben und politische Wirken Ernst Reuters wieder stärker ins öffentliche Bewusstsein rücken. Anknüpfend an den Mythos vom Blockade-Bürgermeister soll die Stiftung jedoch über biographische Forschungsarbeit zu Ernst Reuter hinaus gehen und einen neuen, umfassenden Blick auf die vergangenen 150 Jahre deutsche und Berliner Geschichte befördern.„ André Schmitz: „Ernst Reuters Idee, durch die Verbesserung der Lebensverhältnisse auf die Verankerung demokratischer und freiheitlicher Grundsätze hinzuwirken und sich für die Verständigung unter den Völkern, insbesondere zwischen Türken und Deutschen, zu engagieren, machen Reuter in Berlin heute aktueller denn je. Für die Gründung dieser Stiftung hat der Senat 100.000 Euro im kommenden Doppelhaushalt beantragt, und ich hoffe sehr, dass das Parlament diese Summe im Herbst beschließen wird.“
Ernst Reuter hatte eine lange politische Entwicklung hinter sich, bevor er zum Oberbürgermeister von Berlin gewählte wurde. Er war Sowjetkommissar in Saratow im Wolgagebiet und erster Generalsekretär der KPD. Im Jahre 1922 aus der Partei ausgeschlossen, vollzog er eine politische Wende zur Sozialdemokratie, wurde in Berlin zum Stadtrat für Verkehr gewählt und 1931 zum Oberbürgermeister von Magdeburg. Wichtige Jahre waren für Reuter und seine Familie die Zeit des Exils in der Türkei, in der er als Hochschullehrer in Ankara und Berater der türkischen Regierung wirkte. Er gilt als der Begründer der Kommunalwissenschaft in der Türkei und hat damit Generationen von Kommunalwissenschaftlern und Kommunalpolitikern in der Türkei beeinflusst. Bis zum heutigen Tage ist er in der Türkei hoch anerkannt und hat durch sein Wirken viel zur Verständigung zwischen Deutschen und Türken beigetragen – ein Anliegen, das auch durch Reuters Sohn, Edzard, fortgeführt wird.
Die Stiftung Ernst-Reuter-Archiv soll beim Landesarchiv Berlin angesiedelt werden. In ihr sollen der im Landesarchiv beheimatete Nachlass Ernst Reuters und das Ernst-Reuter-Archiv sowie weitere Dokumente, die sich im Besitz von Edzard Reuter befinden, zusammengefasst werden. Hauptaufgabe der Stiftung wird sein, diese Bestände zu erforschen und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die Stiftung wird dazu Forschungsprojekte initiieren und in Kooperation mit anderen Archiven, Museen und wissenschaftlichen Einrichtungen betreuen, eigene Schriftenreihen auflegen sowie Tagungen, Workshops und Ausstellungen organisieren.
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Quelle: Pressemeldung des Landes Berlin, 29.7.2009