Der Überfall Harsewinkeler Bürger aufs Kloster Marienfeld

Jahrhunderte lang stritten die selbstbewussten Einwohner von Harsewinkel (Kreis Gütersloh) mit ihrem Grundherrn um ihre Rechte: das Marktrecht, die Wahl des Bürgermeisters, das Braurecht und überhaupt ihre Freiheit von der Abhängigkeit. Manchmal versuchten sie es mit Bittschriften und Gesuch, manchmal auch mit Gewalt. Manchmal wurde ihnen ein Wunsch erfüllt, oftmals eine Bitte abgeschlagen. Darüber berichten Quellen in Archiven und Abhandlungen in Büchern. Eine ganz andere Form der Darstellung war am 17. Mai 2009 auf der Bühne der Aula im Gymnasium Harsewinkel zu sehen. Denn Gymnasium und Stadtarchiv Harsewinkel hatten sich am Programm des Landes NRW "Kultur und Schule" beteiligt und ein Schuljahr lang unter der Regie der Bielefelder Theaterpädagogin Christine Ruis zwei Spielszenen aus der an Konflikten reichen Geschichte einstudiert. Die darstellenden Schüler kamen aus den Jahrgangsstufen fünf bis zehn. Im ersten Akt ging es um das 1592 verliehene Marktrecht. Aus dem Gesuch der Harsewinkeler und der Urkunde des Bischofs von Münster hat Stadtarchivar Eckhard Möller vier Spielszenen verfasst, die in einer Harsewinkeler Schankstube und im Palast des Bischofs spielen. Im zweiten Akt stand dann der Überfall auf das Kloster Marienfeld aus dem Jahr 1633 im Mittelpunkt. Nach kurzem Zögern entschied sich ein Trupp Harsewinkeler, bewaffnet mit Dreschflegeln und Harken, unter der Führung der Rädelsführer Krahmer und Tor Brüggen zum Kloster zu ziehen und es zu stürmen, allerdings ohne Erfolg.

Bei dem Historiendrama "Überfall aufs Kloster" handelte es sich bereits um das zweite historische Schulprojekt von Eckhard Möller und Christine Ruis. Denn bereits im Juni 2008 hatte es eine Aufführung von zwei kleinen Theaterstücken gegeben, bei dem es sich um das Projekt \’Datei löschen? Wollen Sie archivieren?\‘ handelte und mit dem sich das Stadtarchiv Harsewinkel an dem ersten Landeswettbewerb \’Archiv und Jugend\‘ des Ministerpräsidenten des Landes NRW beteiligt hatte. Acht Jugendliche hatten damals die beiden Stücke \’Der Schmied Drüe und seine Frau\‘ sowie \’Der ertappte Kartoffeldieb\‘ aufgeführt. Beide beruhen auf zwei Begebenheiten, die in den Polizeiakten des Stadtarchivs Harsewinkel dokumentiert sind und von Eckhard Möller und Christine Ruis in szenisch darstellbare Fassungen gebracht worden waren. Mit diesem Projekt hatte das Stadtarchiv Harsewinkel erstmals ein archivpädagogisches Projekt außerhalb der traditionellen Zusammenarbeit mit Schulen realisiert. Der verwendete theaterpädagogische Zugang erforderte von allen Beteiligten immer wieder aufs Neue die Reflexion darüber, wie nah an den Quellen die Handlung bleiben musste und wie weit sie sich, um den Anforderungen szenischer Darstellung zu genügen, von diesen entfernen durfte.

Kontakt
Stadtarchiv Harsewinkel
Eckhard Möller 
Münsterstr.14
33428 Harsewinkel
Tel.: 05247 / 935 – 127
Fax: 05247 / 935 – 119
eckhard.moeller@gt-net.de

Quelle: Stadt Harsewinkel; Projekte im Stadtarchiv Harsewinkel; Die Glocke vom 9.5.2009; Die Glocke vom 19. Mai 2009

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