Ratingen 1949 – Impressionen aus Alltag und Politik

Anlässlich des diesjährigen sechzigsten Geburtstags der Bundesrepublik Deutschland ist im Ratinger Medienzentrum, Peter-Brüning-Platz 3, vom 8. Mai bis zum 14. Juni 2009 eine besondere Ausstellung zu sehen. Unter dem Titel „Ratingen 1949. Impressionen aus Alltag und Politik“ liefert das Stadtarchiv Ratingen einen eindrucksvollen Rückblick in die damalige Zeit und dokumentiert den Beginn der Bundesrepublik Deutschland mit Material aus lokalgeschichtlichen Quellen. Die Eröffnung, zu der alle interessierten Bürgerinnen und Bürger eingeladen sind, findet am 8. Mai 2009 um 19:00 Uhr im Lesecafé des Medienzentrums statt. Es sprechen zur Begrüßung der Bürgermeister der Stadt Ratingen, Harald Birkenkamp und Dr. Simone Derix, Universität zu Köln zu dem Thema: „Visionen nach der Katastrophe. Das Grundgesetz von 1949 als Versprechen“. Als Rahmenprogramm rezitieren Schülerinnen und Schüler der Klasse 9a des Carl Friedrich von Weizsäcker-Gymnasiums aus den städtischen Verwaltungsberichten, am Klavier spielt Tobias Glagau Schlager der 1950er Jahre.

Am 13. Mai 1945 fand ein denkwürdiges Ereignis der Ratinger Stadtgeschichte statt. Der von der Besatzungsmacht ernannte erste Nachkriegsbürgermeister Dr. Franz-Josef Gemmert hatte als erste Amtshandlung eine unangenehme Aufgabe wahrzunehmen. Er musste die Trauerrede bei der Bestattung von 11 im April 1945 durch die Gestapo ermordeten Zwangsarbeitern halten. In seiner Ansprache sagte er: „Ekel und Abscheu vereinen sich bei dem Gedanken, dass es Menschen gibt und sich in hellen Scharen gefunden haben, die es fertiggebracht haben, Mitmenschen hinzuschlachten, die ihnen nichts getan haben“. Das Grundgesetz des Jahres 1949, das am 8. Mai 1949, dem Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges, vom Parlamentarischen Rat angenommen und am 23. Mai 1945 verkündet und in Kraft gesetzt wurde, hatte gerade aufgrund dieser inhumanen Erfahrungen des NS-Regimes, als obersten und nicht hintergehbaren Rechtswert festgesetzt: Die Würde des Menschen ist unantastbar (GG, Art. I Abs.1).

Sucht man in den überlieferten Schriftdokumenten des Stadtarchivs Ratingen nach Hinweisen darauf, ob und in welcher Form die Verwaltung und die Bürger sich mit dem neuen Grundgesetz auseinandergesetzt haben, so lassen sich allerdings kaum Spuren davon finden. Einzig im Verordnungsblatt für die britische Zone ist der Text veröffentlicht. Er trägt den Eingangsstempel der Stadtverwaltung Ratingen. Die im Stadtarchiv überlieferten Fotos, die Impressionen der 1950er-Jahre vermitteln, zeigen, dass Aufbruchstimmung herrschte und ein bescheidener Wohlstand in Frieden geschaffen werden konnte. Aber auch die Suche nach vermissten Angehörigen, die Trauer um die Kriegstoten und die Not der Kriegsversehrten waren in einer kleinen Stadt wie Ratingen alltäglich.

Den 60. Geburtstag der Bundesrepublik Deutschland in lokalgeschichtlichen Quellen zu dokumentieren, ist kaum möglich. Einen „Glücksfall“ stellt die im Stadtarchiv vorhandene fotografische Überlieferung dar. Die ca. 150 in der Ausstellung gezeigten Fotos wurden von dem Ratinger Fotografen Reiner Klöckner aufgenommen, der als freiberuflicher Bildberichterstatter tätig war und viele Aufnahmen für die „Rheinische Post“ angefertigt hat. Seine Bilder sowie die Nutzungsrechte nach seinem Tod im Jahr 2001 wurden durch die Stadt Ratingen erworben.

Kontakt
Stadtarchiv Ratingen
Mülheimer Str. 47
40878 Ratingen
Tel.: 02102 / 550 – 4190 / – 4191
Fax: 02102 / 550 – 9419
stadtarchiv@ratingen.de 

Quelle: Veranstaltungen Stadtarchiv Ratingen; Veranstaltungskalender Stadt Ratingen, 28.4.2009; Aktuelles Stadtbibliothek Ratingen; Westdeutsche Zeitung, 28.4.2009

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