Archiv des Rhein-Sieg-Kreises hilft bei Rettung der Kölner Archivalien

Für kundige Hilfe zur Rettung der Archivalien des Historischen Stadtarchivs in Köln stellt auch der Rhein-Sieg-Kreis Mitarbeiter des Kreisarchivs frei. Bereits vom 26.3. bis zum 27.3.2009 war eine Mitarbeiterin des Kreisarchivs im so genannten „Erstversorgungszentrum“ im Einsatz. „Die Mitarbeiter unseres Kreisarchivs sind sehr motiviert zu helfen; dazu stellt der Rhein-Sieg-Kreis die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch zur Hilfe frei“, so Kreisarchivarin Dr. Claudia Maria Arndt. „Gerade mittel- und langfristig werden die Kolleginnen und Kollegen in Köln noch qualifizierte Hilfe benötigen. Das Kreisarchiv plant, auch in Zukunft personelle und materielle Hilfe im Rahmen unserer Möglichkeiten anzubieten“, so Kreisarchivarin Dr. Arndt. 

Am 3.3.2009 war das Gebäude in der Severinstraße 222, in dem das Historische Archiv der Stadt Köln untergebracht war, eingestürzt; zwei benachbarte Wohnhäuser waren teilweise mit eingestürzt. Bei dem tragischen Unglück wurden zwei junge Männer, die sich in dem teileingestürzten Wohnhaus aufhielten, getötet. Nach wie vor liegen noch große Teile der Archivbestände entweder unter dem Trümmerberg oder sind mit dem Schutt in den U-Bahn-Schacht vor dem Haus gestürzt. 

In einer zügig eingerichteten Außenstelle des Historischen Stadtarchivs Köln, dem „Erstversorgungszentrum“, sind Archivare, Restaurateure und ehrenamtliche Helfer mit der Rettung der geborgenen Archivalien beschäftigt. „Die zurzeit vorrangige Aufgabe ist es, feuchte, nasse und schimmlige Archivalien von trockenen zu trennen“, weiß Monika Marner von ihrem Kölner Einsatz im Auftrag des Kreisarchivs zu berichten. Das Bergungsgut werde in Kartons von der Unglückstelle in einer großen Lagerhalle angeliefert. Die bereits als nass klassifizierten Kartons enthalten Archivalien aus allen Beständen des Stadtarchivs Köln: Akten und Urkunden aus verschiedenen Jahrhunderten, Fotografien, Mikrofiches, Bücher, Handschriften. Alles liegt bunt durcheinander, doch mit einer Gemeinsamkeit: Die Archivalien sind verdreckt, verklebt, zerrissen und mehr oder weniger feucht. 

Stück für Stück wird der Inhalt eines Kartons mit Handfegern vom gröbsten Schmutz und von den Bauschuttresten befreit. Sofern Material erkennbar zusammen gehört, wird es zusammengeführt, dann je nach seinem Zustand in Folie oder Papier verpackt und zur weiteren Bearbeitung in größere Behälter gelegt. Diese enthalten auch jeweils Listen, in die die Helfer in Kurzform vorhandene Signaturen oder ein inhaltliches Stichwort zur Beschreibung eintragen. Manchmal lautet es schlicht „Konvolut von Schriftstücken unbekannter Herkunft“. Das oberste Gebot lautet: Nichts wird weggeworfen! Wegen der hohen Staubentwicklung und dem einsetzenden Schimmelbefall müssen Sicherheitskleidung und Mundschutz getragen werden. 

An einer weiteren Arbeitsstation, der so genannten „Trocknung“, werden die Archivalien, die nur leicht feucht angeliefert werden, auf dreistöckigen, großen Transportwagen ausgelegt und vor Ort in vier Kammern mit Hilfe von Luftentfeuchtern getrocknet. Restauratoren überwachen den Prozess und geben das Material nach der Trocknung frei. Nun werden die Wagen geleert und das weiterhin unsortierte und komplett durchmischte Archivgut in zu nummerierende Kartons verpackt und diese wiederum auf eine nummerierte Palette gestapelt. Karton- und Palettennummern werden in Computer eingegeben und sind der vorerst letzte Hinweis auf den Verbleib der Archivalien. Denn anschließend werden die Paletten in Archivmagazine der Umgebung transportiert. Einzig Handschriften und die mittelalterlichen Ratsprotokolle werden, sofern sie den Helfern auffallen, von den übrigen Archivalien getrennt und einer intensiveren Reinigung sowie Weiterbearbeitung durch Mittelalterfachleute des Kölner Stadtarchivs unterzogen. 

„Es wird noch viele Wochen wenn nicht Monate dauern, bis das geborgene Archivgut wenigstens diese Erstversorgung durchlaufen hat. Die Kolleginnen und Kollegen des Historischen Archivs der Stadt Köln werden dazu jede uneigennützige und sachverständige Hilfe benötigen“, lautet das Fazit von Monika Marner nach ihrem zweitägigem Einsatz. Interessenten für einen möglichen Einsatz können sich per E-Mail beim Rheinisch-Westfälischen Wirtschaftsarchiv rwwa@koeln.ihk.de melden.

Kontakt:
Archiv des Rhein-Sieg-Kreises
– Der Landrat –
Monika Marner
Kaiser-Wilhelm-Platz 1
53721 Siegburg
Telefon 02241 / 13-2883 
monika.marner@rhein-sieg-kreis.de

Quelle: Rhein-Sieg-Kreis, Siegburg, Pressemitteilung, 1.4.2009

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