Hilfe bei der Rekonstruktion der durch den Einsturz des Historischen Archivs der Stadt Köln zerstörten Dokumente haben der Stadt Köln die Fraunhofer-Institute "Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik\“ (IPK) in Berlin und "Intelligente Analyse- und Informationssysteme\“ in Sankt Augustin angeboten.
Schon jetzt zeichnet sich ab, dass etwa 250 bis 300 Wannen, gefüllt mit Fragmenten von Archivalien unterschiedlicher Art, darauf warten, wieder zusammengesetzt zu werden. Erfahrungen im Ungang mit solchen Verfahren hat das Fraunhofer-Institut in Berlin bei der Rekonstruktion der Stasi-Unterlagen gesammelt, die kurz nach der Wende in großen Mengen geschreddert oder zerrissen worden waren. Im Fall des Kölner Stadtarchivs kommt erschwerend hinzu, dass es sich um teilweise ein- oder doppelseitig beschriebene Dokumente aus unterschiedlichen Materialien und aus verschiedenen Jahrhunderten handelt.
Dr. Bertram Nickolay, Abteilungsleiter Sicherungstechnik beim Fraunhofer-IPK in Berlin, sieht die Herausforderung für sein Institut vor allem in der Breite von Materialtypen und Objektzuständen. Für eine Massendigitalisierung der Kölner Fragmente müssten deshalb neue Wege beschritten werden. Die vorhandenen Verfahren seien dagegen grundsätzlich geeignet, um die eingescannten Bruchstücke wieder virtuell zusammenzusetzen.
Ein Folgetermin in Berlin zur Intensivierung der Zusammenarbeit zwischen Fraunhofer IPK und dem Historischen Archiv ist bereits vereinbart. Gemeinsam erstellen die beiden Einrichtungen zunächst eine Machbarkeits- und Konzeptstudie. Auf dieser Basis könnten die IPK und Archiv bei der Rekonstruktion des zerstörten Archivgutes zusammenarbeiten.
Das Fraunhofer Institut in Sankt Augustin prüft derzeit zusätzlich, wie die Mikrofilme aus der Sicherungsverfilmung digitalisiert werden können, um möglichst bald einen digitalen Lesesaal aufzubauen. Damit wäre die Geschichtsforschung anhand von Mikrofilmen für einen großen Teil der reichsstädtischen Zeit bis 1794 und in Teilen für das 19. Jahrhundert schon kurzfristig wieder machbar.
Quelle: Stadt Köln, Pressemitteilung, 9.4.2009