Archivbestand der Hochschule Esslingen nun im Staatsarchiv Ludwigsburg

Die Hochschule Esslingen überreichte ihren Archivbestand dem Staatsarchiv Ludwigsburg. Alle Dokumente, Pläne, Zeichnungen und Fotomaterialien vergangener Jahre sind nun in Ludwigsburg archiviert. Interessierte können im Internetverzeichnis die Dokumente der Geschichte auffinden und beim Staatsarchiv Ludwigsburg einsehen. Würden die Regale des Staatsarchivs Ludwigsburg in einer Reihe aufgestellt, so reichten diese von Ludwigsburg bis nach Plochingen, gut 36 km. Die Unterlagen der Hochschule Esslingen füllen davon beachtliche 40 Meter. 

Als vor zwei Jahren die Oberarchivrätin des Staatsarchivs Ludwigsburg, Dr. Elke Koch, die Hochschule Esslingen besuchte und die Registratur betrat, war ihr gleich klar, dass hier einmalige Dokumente zur Hochschulgeschichte lagen. Wahre Schätze brachte sie aus den Tiefen des Archivs zu Tage. Darunter auch Unterlagen der Königlichen Baugewerkeschule aus den Anfangsjahren 1868. Als die \“Schule für Maschinenbau\“ im Jahr 1914 von Stuttgart nach Esslingen umzog, hatte wohl ein Professor die Unterlagen mitgenommen und in Esslingen gelagert. \“Ein Glücksfall\“, bescheinigte Koch, denn sonst wären die Unterlagen im Zweiten Weltkrieg zerstört worden. \“Es handelt sich mit Sicherheit um einen herausragenden Bestand. Es gibt nicht viele Ingenieurschulen, über deren Geschichte so viel erhalten und zugänglich ist\“, so Koch weiter. Auch die Ordner des Kommerzienrates Paul Dick, der sich für die Verlegung der \“Abteilung Maschinenbau\“ nach Esslingen im Landtag von Stuttgart und im Gemeinderat der Stadt Esslingen stark machte, sind vollständig erhalten. So kommt es, dass die Hochschule für Technik in Stuttgart bei ihrem Ableger, der Hochschule Esslingen, nach ihren Wurzeln schauen muss. 

\“Wenn wir so einen Schatz bergen können, dann machen wir uns gleich an die Arbeit.\“, sagte Ute Bitz, die für die Bearbeitung des Bestands im Staatsarchiv verantwortlich war. So konnte eine Delegation der Hochschule Esslingen bei einem Besuch im Staatsarchiv nun die fein säuberlich archivierten Dokumente bestaunen. Es gibt zwar Universitäten, die eigene Archive haben, eine systematische Archivierung der Unterlagen einer Fachhochschule bis zu den Anfängen der Industrialisierung gab es bisher in dieser Form noch nicht. Das freut die Hochschule Esslingen besonders, denn nun sind alle Dokumente fachgerecht gelagert, im Internet recherchierbar und damit für alle zugänglich, die sich mit der Geschichte der Hochschule Esslingen befassen wollen. So findet man im Findbuch die Vorlesungsmitschriften des Studenten Kaiser in Mechanik aus den Jahren 1903 bis 1904, die Denkschrift über den Bedarf an Ingenieuren von 1957, den Lebensweg und -werk eines der Pioniere der Kraftfahrzeugtechnik, Prof. Dr.-Ing. E. h. Heinrich Buschmann und vieles mehr. Auch Schriftstücke der Verbindungen und des Vereins der Freunde der Hochschule Esslingen dokumentieren die jahrelange – teilweise über 100 Jahre alte – Verbundenheit zur Hochschule.

Vor allem die 1150 fragilen Glasplatten und 800 Dias sind außergewöhnliche Relikte aus der Anfangszeit des Ingenieurwesens. Jede einzelne Glasplatte mit Zeichnungen, z. B. des Lokomobils, ist archiviert und im Findbuch ermittelbar. Wer zum Beispiel wissen möchte, wie das Lehrerkollegium der Königlich Württembergischen Höheren Maschinenbauschule von 1915 bis 1921 aussah, kann hier eine Einsicht beantragen und sich die Unterlagen im Lesesaal des Staatsarchivs zu Gemüte führen. 

Dr. Peter Müller, leitender Archivdirektor, dankt der Hochschule Esslingen für die Überlassung. \“Es ist das Kulturgut zukünftiger Generationen, das wir hier bewahren. Vieles wird schon in den Behörden aus Unkenntnis vernichtet, vielleicht mehr als durch Kriege und Katastrophen\“, so Müller. \“Aber irgendwo hat mancher Behördenmitarbeiter doch das richtige Gespür und weiß, dass er etwas Wichtiges im Keller liegen hat.\“ Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Hochschule Esslingen und ihre Vorgänger hatten wohl über viele Jahre hinweg das richtige Gespür, was Kulturgut ist. So liegen nun die Senatsprotokolle, Zeugnisse, Lehrpläne ganz in der Nähe solch historischer Dokumente wie der Bulle des Papst Johannes XXII aus dem Jahr 1334 oder einer Urkunde des Königs und späteren Kaisers Maximilians I aus dem Jahr 1498. 

Kontakt
Staatsarchiv Ludwigsburg
Arsenalplatz 3
71638 Ludwigsburg
Tel.: 07141 / 18 – 6310
Fax: 07141 / 18 – 6311
staludwigsburg@la-bw.de 

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft, 18.3.2009

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