Aus Anlass der 200. Wiederkehr des Todestages von Joseph Haydn (1732 bis 1809) zeigt das Wiener Stadt- und Landesarchiv vom 2. April bis zum 28. August 2009 die Ausstellung \“Vom Sängerknaben zum ersten Wiener Klassiker – Haydns Beziehungen zu Wien\“. Die Ausstellung stellt musiktopografisch und musikhistorisch wichtige Stationen Haydns in seiner Wiener Zeit vor. Genauso wenig wie Mozart und Beethoven war Haydn gebürtiger Wiener. Dennoch hatte der erste große Vertreter der Wiener Klassik enge Beziehungen zu Wien.
In Wien begann die eigentliche musikalische Ausbildung Joseph Haydns. Der damalige Leiter der Domkapelle von St. Stephan, Georg Reutter, bildete den jungen Haydn zum Chorknaben aus. Haydn lebte im so genannten Kapellhaus nahe der Stephanskirche. Rund zehn Jahre später zog Haydn in eine ärmliche Dachkammer im Haus Stadt Nr. 1200 (heute: Wien 1, Kohlmarkt 11), in der er einige Jahre verbrachte. Um diese Zeit fanden Haydns erste Kompositionen immer mehr Anklang. Auch als Lehrer und aktiver Musiker hatte er beachtliche Erfolge. Unter anderem wirkte er am Chor in der Kirche der Barmherzigen Brüder (Wien 2, Taborstraße 16-18). Haydn knüpfte wichtige Kontakte, etwa zum Librettisten Pietro Metastasio oder zum Opernkomponisten Nicola Antonio Porpora. Nach Tätigkeiten bei den adeligen Familien Fürnberg und Morzin trat Haydn in den Dienst der Familie Esterházy. Diese Bindung bestimmte die nächsten Jahrzehnte seines Lebens. Damit endeten Haydns frühe Wiener Jahre. Als Haydn nach Wien zurückkehrte, war aus dem unbekannten jungen Musiker ein weltberühmter Komponist geworden.
Nach dem Ausscheiden aus dem Dienst im Haus Esterházy wohnte Haydn zu Beginn der 1790er-Jahre an verschiedenen Wiener Adressen. Er logierte auf der damaligen Wasserkunstbastei (heute etwa Wien 1, Seilerstätte 21 beziehungsweise Schwarzenbergstraße 1-3), kurze Zeit in der heutigen Johannesgasse, dann im \“Hoföbstlerischen Haus\“ am Mehlmarkt 1115 (heute: Wien 1, Neuer Markt 2). Hier entstand seine wohl populärste Melodie, das \“Gott erhalte\“. Um die Jahreswende 1796/97 bezog der Komponist sein Haus in der damaligen Vorstadt Windmühle (heute: Wien 6, Haydngasse 19). Er bewohnte es bis zu seinem Tod im Jahr 1809. In diesem Vorstadthaus schrieb Haydn unter anderem an den Oratorien \“Die Jahreszeiten\“ und \“Die Schöpfung\“, die zu seinen größten Werken zählen.
Als anerkannter Komponist seiner Zeit war Haydn auch in das Musik- und Theaterleben Wiens integriert. Er hatte enge Kontakte zur Wiener Tonkünstler-Societät, dem 1771 als \“Pensionsverein für Witwen und Waisen österreichischer Tonkünstler\“ gegründeten ersten und ältesten Konzertverein Wiens. Die Institution widmete sich vornehmlich der Pflege der großen Oratorienmusik. Die Werke Haydns waren beliebte Schwerpunkte ihrer Konzerte. Als Haydn am 31. Mai 1809 in seinem Haus in der Vorstadt starb, war Wien gerade in die Wirren der Napoleonischen Kriege verstrickt. Nach der Einsegnung seines Leichnams in der Gumpendorfer Pfarrkirche wurde der Komponist auf dem ehemaligen Hundsturmer Friedhof (heute: Wien 12, Haydnpark) bestattet.
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