Trennung von Dokumenten und Schutt des Kölner Stadtarchivs

Von sechs Monaten bis zu einem Jahr Dauer lauten die derzeitigen Schätzungen zum Zeitraum der Bergung der verschütteten Archivalien des Historischen Archivs der Stadt Köln. Dr. Ulrich Fischer, der stellvertretende Archivleiter, erläuterte auf dem 61. Westfälischen Archivtag in Detmold gemeinsam mit dem Leiter des Technischen Zentrums des Landesarchivs NRW in Münster, Dr. Johannes Kistenich, die neu geschaffenen Strukturen der Kölner Archivverwaltung und das Vorgehen zur Bewältigung der Folgen des Einsturzes des Archivs in der Severinstraße. Bei der Bergung von Archivgut an der Unglücksstelle kommen derzeit aus Sicherheitsgründen allein die Kräfte von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk (THW) zum Einsatz. Erst seit dem Auffinden des letzten der beiden verschütteten Anwohner am 12. März kann die Sicherung und der Abtransport der Archivalien im Zentrum der Arbeiten stehen. 

Die Bergung in der Einsturzstelle ist immer noch riskant. Der zunächst massiv eingebrachte Beton zur Sicherung des Untergrunds befindet sich vor allem in einer der im Bau befindlichen U-Bahnröhren. Es sei nicht damit zu rechnen, dass es umfangreiche \“Betonakten\“ in Köln gebe, also Archivgut, das mit dem Beton vermischt wurde. Die Ursache, die zum Abrutschen des Fundamentes und zum Einsturz des sechsgeschossigen Archivgebäudes führte, ist noch ungeklärt: Die rund 40 Meter hohen Bauschlitzwände, also die eingebrachten Seitenwände der 28 Meter tiefen Baugrube, könnten ebenso nachgegeben haben, wie auch ein Eindringen von Grundwasser von unterhalb der beiden U-Bahn-Röhren das Unglück ausgelöst haben könnte. Da eine der Zwischendecken aus Beton über dem U-Bahn-Tunnel gehalten habe, befinde sich glücklicherweise nur ein Teil des Archivgutes in dem Bereich, der vom Grundwasser erreicht werden könne. Das Gros der Dokumente befindet sich im Krater darüber und ist vor weiteren Beschädigungen durch Wasser und lockerem, feuchtem Rheinkies weitgehend geschützt. Die besten Erhaltungschancen haben jene Archivalien, die nicht lose, sondern gebunden gelagert worden und vor allem in Archivkartons verpackt gewesen seien.

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Abb.: Geborgene Kölner Archivalien (Foto: Rheinisches Bildarchiv der Stadt Köln / Anna C. Wagner)

Die geborgenen Dokumente werden in einem \“Erstversorgungszentrum\“ von Archivaren, Restauratoren und ehrenamtlichen Helfern vom Schutt getrennt und dabei auf vier Schadenklassen aufgeteilt. Diese leicht zu handhabende Sortierung des Archivgutes soll die rasche Weiterbehandlung und tektonische Zuordnung ermöglichen. Gerettet werden konnten beinahe sämtliche Findmittel des Kölner Stadtarchivs, so dass nach und nach eine Positivliste der wiederaufgefundenen Unterlagen erstellt werden könne, so Fischer, der sich bis 2006 im Landesarchiv NRW mit der Retrokonversion von Findmitteln beschäftigt hat. Das Kölner Stadtarchiv ist dankbar für die vielfältige Unterstützung der Archivszene in der Notsituation und bittet darum, auch Hinweise auf Digitalisate und Kopien von Kölner Archivgut dem Archiv mitzuteilen. Da die Sicherheitsverfilmungen des Stadtarchivs in großem Maße geborgen werden konnten und es zusätzlich die Möglichkeit gebe, auf die im Barbarastollen des ehemaligen Schauinsland-Bergwerks bei Freiburg zuzugreifen, könne man hier unter dem Aspekt der Überlieferungsqualität auf die Reproduktionen zurückgreifen.

Das Historische Archiv der Stadt Köln, dessen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich in provisorischen Büroräumen in Köln-Deutz abstimmen können, hat in den vergangenen zwei Wochen seit dem Archiveinsturz rund 1.500 Hilfsangebote per E-Mail erhalten. Auf diese fachliche Unterstützung wird es in den kommenden Monaten nach und nach zurückgreifen, um im \“Erstversorgungszentrum\“ die Sicherung, Säuberung und Sortierung des Archivgutes gewährleisten zu können.

Der Kontakt zum Historischen Archiv der Stadt Köln kann telefonisch über die Rufnummern 0221/22128746 und 0221/22124455 erfolgen sowie per E-Mail an HistorischesArchiv@stadt-koeln.de.

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