Nach dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs werden die Sicherheitsstandards für Archivgut in Nordrhein-Westfalen auf den Prüfstand gestellt. Das kündigte Ministerpräsident Jürgen Rüttgers am 10. März 2009 nach einer Kabinettssitzung in Düsseldorf an. Geprüft werde laut einer Pressemitteilung des Landes eine schnellere Digitalisierung von Archivgut und eine Verschärfung des Archivgesetzes. Die Landesregierung NRW will den Gesetzestext bis zum Jahresende novellieren. Mit 300.000 Euro Soforthilfe aus der Landeskasse werden zudem die Restaurierungsarbeiten in Köln unterstützt.
\“Wir erwarten auch von der Bundesregierung finanzielles Engagement, denn die Kölner Archivalien sind von großer Bedeutung für die Kultur ganz Deutschlands und Europas\“, sagte Rüttgers. \“Jetzt muss gerettet werden, was zu retten ist.\“ Besonders gefreut habe ihn, dass in Köln inzwischen erste Bände aus dem Nachlass des ersten deutschen Bundeskanzlers Konrad Adenauer (CDU) und Handschriften von Albertus Magnus aus den Trümmern gerettet werden konnten, sagte Rüttgers. Die Frage, ob der U-Bahn-Bau in der Domstadt weiterbetrieben werden sollte, wollte er nicht kommentieren. \“Das ist in der Zuständigkeit der Stadt Köln.\“
Insgesamt seien derzeit aus dem Landesarchiv NRW, den Landschaftsverbänden und der Kölner Bergungsmannschaft 60 Mitarbeiter im Schichtdienst im Einsatz, sagte NRW-Kulturstaatssekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff. Zusätzlich gebe es zahlreiche Hilfsangebote aus anderen Bundesländern, berichtete Rüttgers. Jetzt werde eine Arbeitsgruppe aus Vertretern des Landesarchivs, des Kölner Stadtarchivs und der Landschaftsverbände eingerichtet, die Rettungsmaßnahmen koordiniert und eine Prioritätenliste für die Restaurierung erstellt.
\“Eine solche Katastrophe darf sich nicht wiederholen\“, sagte der Ministerpräsident. Deswegen werde eine Expertenanhörung zur Sicherheit von Archivgut angesetzt. Dazu gehöre auch die Frage, ob bestimmte Archivalien nicht im Tresor aufbewahrt werden müssten. Darüber hinaus würden umgehend die Sicherheitsstandards des geplanten Landesarchiv-Neubaus in Duisburg überprüft.
Nach seinen Angaben gibt es in NRW rund 1.400 nicht-staatliche Archive, unter anderem der Kommunen, der Kirchen und Parteien. Seit 2005 habe das Land 96 Millionen Euro für öffentliche Archive aufgewendet.
Quelle: Land NRW, Pressemitteilung, 10.3.2009