Ausstellung über die nationalsozialistische Judenverfolgung in Brandenburg

Vom 20. Februar bis zum 13. April 2009 wird im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte (HBPG) die Ausstellung »Aktenkundig: \“Jude!\“ Nationalsozialistische Judenverfolgung in Brandenburg. Vertreibung – Ermordung – Erinnerung« gezeigt. Dabei handelt es sich um eine Wanderausstellung des Brandenburgischen Landeshauptarchivs Potsdam in Kooperation mit dem HBPG und unter der Schirmherrschaft der Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg, Johanna Wanka.

Die Ausstellung verbindet zwei Aspekte miteinander: die historische Darstellung der nationalsozialistischen Judenverfolgung in der damaligen preußischen Provinz Brandenburg zwischen 1933 und 1945 und die Beschreibung aktueller Bemühungen im neuen Land Brandenburg seit 1990, sich politisch, rechtlich und moralisch mit diesem Unrecht auseinanderzusetzen.

Die Ausstellung macht deutlich, dass die Verbrechen in der nationalsozialistischen Diktatur nicht als abgeschlossenes geschichtliches Thema betrachtet werden können, sondern auch heute noch eine andauernde geschichtspolitische Herausforderung sind. So schlägt die Präsentation einen direkten Bogen von der NS-Vergangenheit zu den Anstrengungen der gegenwärtigen demokratischen Gesellschaft, das Schicksal von Opfern des Holocaust in Brandenburg aufzuklären, ihnen oder ihren Erben zur Durchsetzung von Entschädigungs- bzw. Restitutionsansprüchen zu verhelfen und mit historisch-politischer Bildungsarbeit die Erinnerung an die beispiellosen Menschenrechtsverletzungen wach zu halten. 

In der Ausstellung haben Dokumente aus der Überlieferung des Oberfinanzpräsidenten Berlin-Brandenburg einen zentralen Platz. Einzelfallakten werden im Original ausgestellt, und erstmalig präsentiert das BLHA der Öffentlichkeit einen Teil der Originalkartei aus dem Bereich der Vermögensverwertungsstelle .

Bei der nationalsozialistischen Judenverfolgung in Brandenburg spielte der Oberfinanzpräsident Berlin-Brandenburg eine besondere Rolle. Diese Finanzbehörde beschäftigte sich ursprünglich zu einem wesentlichen Teil mit der Beaufsichtigung des allgemeinen Devisenverkehrs, sie erhielt aber in der Zeit der NS-Diktatur eine Reihe von Sonderaufgaben, die insbesondere mit der Verfolgung jüdischer Bürger zusammenhingen. Alle Juden, die emigrieren mussten bzw. deportiert wurden, erfasste der Oberfinanzpräsident Berlin-Brandenburg akribisch und bürokratisch in Akten.

Anfang 1942 entstand bei dieser Behörde in unmittelbarem Zusammenhang mit den Deportationen die Vermögensverwertungsstelle als Sonderdienststelle. Aufgrund der 11. Verordnung zum Reichsbürgergesetz vom 25. November 1941 oblag ihr die Behandlung , d.h. die Enteignung des Vermögens emigrierter bzw. deportierter Juden. Zu all diesen Personen wurden Einzelfallakten angelegt; sämtliche deportierte Juden wurden in einer Kartei erfasst. Die heute noch überlieferten Unterlagen zeigen, auf welche Art und Weise die Judenverfolgung in Brandenburg und Berlin betrieben wurde, und sie dokumentieren eine Vielzahl von Einzelschicksalen. 

Forschungsergebnisse von Schülerinnen und Schülern brandenburgischer Schulen fließen ebenfalls in das Ausstellungsprojekt ein. So arbeiten seit Dezember 2008 Potsdamer Schüler der Voltaire-Gesamtschule und des Helmholtz-Gymnasiums in Vorbereitung der zweiten Stolperstein -Verlegung an der Erforschung von Biografien verfolgter und ermordeter Juden. Bei ihren Recherchen und den Bemühungen um Kontaktaufnahme zu den Nachfahren erhalten sie praktische Unterstützung durch das BLHA im Rahmen seiner archivpädagogischen Arbeit. Die Schülerarbeiten werden am 9. März, nach einer weiteren Verlegung von Stolpersteinen in Potsdam, im Rahmen einer Begleitveranstaltung innerhalb der Ausstellung präsentiert.

Weitere Ausstellungsorte 2009
Museum Neuruppin (27.04.-23.08.), Optik Industrie Museum Rathenow (03.09.-01.11.) und Kreismuseum Finsterwalde (06.11.-23.11.).

Einladung
Führungen 
mit der Kuratorin, Dr. Monika Nakath am So, 01.03. und 05.04.2009, jeweils 15 Uhr
Beitrag: 6 Euro 

Begleitveranstaltungen

Mo, 09.03., 18 Uhr
Eröffnung einer kleinen Schüler-Ausstellung im Rahmen der Sonderausstellung. 
Aus Anlass der zweiten Verlegung von Stolpersteinen in Potsdam am Nachmittag präsentieren Schüler und Schülerinnen der Voltaire-Gesamtschule und des Helmholtz-Gymnasiums ihre biografischen Arbeiten zu den geehrten Personen und stellen die Ergebnisse ihrer Recherchen vor.
Eine Veranstaltung in Kooperation mit der Landeshauptstadt Potsdam/ Fachbereich Kultur und Museum
Ort: HBPG
beitragsfrei

Di, 10.03., 18 Uhr
Dokumentarfilm des Monats: Stolperstein 
R: Dörte Franke, D 2007/08
Ort: Filmmuseum Potsdam, Tel. 0331/27181-12
Eintritt: 5 Euro / erm. 4 Euro

Mi, 25.03., 19 Uhr
Vortrag
Jüdische Opfer der NS-Verfolgungs- und Vernichtungspolitik im Spiegel archivalischer Quellen des Brandenburgischen Landeshauptarchivs 
Dr. Monika Nakath, Kuratorin, BLHA 
Ort: HBPG
Beitrag: 3 Euro
Die Ausstellung ist bis 19 Uhr geöffnet.

Mi, 01.04., 18 Uhr 
Wiederaufführung des Dokumentarfilms Einsteins Boot oder Hitlers kleine Profiteure 
Anschließend Podiumsdiskussion mit dem Autor des Films, Heinrich Billstein, sowie Knut Elstermann ( Gerdas Schweigen )
Ort: Filmmuseum Potsdam, Tel. 0331/27181-12
Eintritt: 3,50 Euro/ Schüler 1,50 Euro 

Besucheradresse
Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte
Kutschstall, Am Neuen Markt 9
14467 Potsdam

Öffnungszeiten
Dienstag bis Freitag 10 bis 17 Uhr
Samstag/Sonntag und an Feiertagen 10 bis 18 Uhr
Montag geschlossen

Eintrittspreise
Einzelticket 4 Euro, erm. 3 Euro (Kombiticket mit Ausstellung Endzeit Europa)
Schüler 2 Euro 
Sonderpreise für Gruppen, Familien und Schulklassen
Kinder bis 6 Jahre freier Eintritt

Informationen: 
Tel: 0331/62085-50 
info@hbpg.de
www.hbpg.de

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