Wichtiges theologisches Fragment des 12. Jahrhunderts in Bozen gefunden

Im Rahmen der Inventarisierung der städtischen Archivbestände in Bozen entdeckte der Historiker Hannes Obermair ein Bruchstück einer wichtigen hochmittelalterlichen Handschrift. Sie stammt aus der ersten Hälfte oder Mitte des 12. Jahrhunderts und ist damit das älteste am Bozner Stadtarchiv verwahrte Original.

Inhaltlich handelt es sich um einen Text des angelsächsischen Theologen und \“Kirchenlehrers\“ Beda der Ehrwürdige (Beda Venerabilis, 672-735). Als Historiker und frühmittelalterlicher Gelehrter ist Beda vor allem aufgrund seiner monumentalen \“Kirchengeschichte des englischen Volkes (Historia Ecclesiastica Gentis Anglorum)\“ bekannt.

\"Stadtarchiv

Abb.: Stadtarchiv Bozen, Fragment des 12. Jhs. (Beda Venerabilis)

Das Bozner Fragment ist ein kleiner Ausschnitt aus Bedas im frühen 8. Jahrhundert entstandenen Kommentars der \“Sprüche Salomos\“, eines im Mittelalter sehr populären Abschnitts des alttestamentarischen Buchs der Sprüche (Proverbien). Das Pergamentblatt war Teil einer Abschrift des 12. Jahrhunderts, die ihrerseits zusätzliche Stellenkommentare, so genannte Glossierungen, aus dem Umfeld der Scholastik enthält.

In einer wissenschaftlichen Publikation soll der bedeutsame Textzeuge nun genauer aufgearbeitet und zugänglich gemacht werden.

Kontakt:
Stadtarchiv Bozen 
Unter den Lauben 30
39100 Bozen
Tel. +39-0471-997588 (Sekretariat) 
Fax +39-0471-997456 
stadtarchiv@gemeinde.bozen.it

Quelle: Stadt Bozen, Pressemitteilung, 5.1.2009

Dienel-Nachlass nun im Oncken-Archiv

Der Nachlass des im Dezember 2006 im Alter von 83 Jahren verstorbenen Theologen und Soziologen Prof. Dr. Peter Dienel hat einen neuen Platz im Oncken-Archiv (Elstal bei Berlin) gefunden. Seine Witwe, Dorothea Dienel, geb. Mallau, hat alle schriftlichen Unterlagen ihres Mannes dem Archiv geschenkt. Bundesweit war der Baptist als Erfinder des Bürgerbeteiligungsverfahrens \“Planungszelle\“ bekannt geworden. 

Die Unterlagen aus dem Tätigkeitsfeld und dem persönlichem Leben Dienels liegen in über 60 Umzugskisten und Koffern bereit. Sie müssten nun geordnet und verzeichnet werden, so die Leiterin des Oncken-Archivs, Ines Pieper. Für diese Arbeit stehe Antonio Verges zur Verfügung, der sich in seiner Doktorarbeit dem Thema Planungszelle widmet. Später sollen die Unterlagen nach Schlagworten in einer Datenbank recherchierbar sein und den Archiv-Benutzern zur Verfügung stehen.

Das Oncken-Archiv des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (BEFG) eröffnet Studierenden den Zugang zu den Quellen des Baptismus in Deutschland und weltweit. Das Archiv beinhaltet Druckschriften von, über und gegen Baptisten, nationale und internationale baptistische Zeitschriften, Nachlässe (Predigten, Korrespondenz, persönliche Aufzeichnungen) namhafter baptistischer Persönlichkeiten des 19. und 20. Jahrhunderts, Protokolle von Leitungsgremien und Akten von Einrichtungen, Quellen zur Geschichte der Europäischen Baptistischen Mission (EBM), zum Beispiel in Kamerun, Gemeindechroniken und Festschriften, Fotos, Filme, Video- und Tonkassetten, Spezialsammlungen zu Puritanismus und Brüderbewegung, sowie von Bibeln und Gesangbüchern. Das Archiv wird von Ines Pieper (Diplomarchivarin FH) betreut. Sie war unter anderem wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachbereich Informationswissenschaften der FH Potsdam.

Kontakt:
Oncken-Archiv des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden 
Bildungszentrum Elstal
Johann-Gerhard-Oncken-Strasse 5
14627 Elstal
Tel.: (033234) 74280
Fax: (033234) 74199
onckenarchiv@baptisten.de
www.bildungszentrum-elstal.de

Quelle: Klaus Rösler, Baptisten.org, 17.12.2008

Alltägliche Wunder

Das Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e.V. (IGPP) in Freiburg bewahrt in seinem Archiv die europaweit wohl umfangreichste Sammlung von individuellen Berichten über außergewöhnliche oder paranormale Erfahrungen von Menschen. Schilderungen überraschender Einzelerlebnisse wie etwa Präkognition, Hellsehen, Telepathie oder Wahrträume wurden dem Institut seit seiner Gründung 1950 kontinuierlich aus der Bevölkerung zugeschickt und überlassen. Zudem lancierte das Institut selbst immer wieder gezielt Aufrufe in den Massenmedien, um entsprechende Erfahrungen aus dem Alltagsleben – ‚Spontanfälle’ genannt – für wissenschaftliche Analysen zu erheben. 

Viele der frühen Berichte aus der Nachkriegszeit betreffen Ereignisse aus dem Zweiten Weltkrieg, in Einzelfällen gehen die Erinnerungen an paranormales Erleben sogar bis in die Zeit des Ersten Weltkriegs zurück. Der Gesamtumfang der auf unterschiedlichen Informationsträgern vorliegenden qualitativen Unterlagen beträgt rund 6,5 lfdm. Eine genaue Angabe über die Zahl der Einzelberichte lässt der momentane Verzeichnungszustand der Bestände nicht zu. Es können aber zwischen 4.000 und 5.000 individuelle Erlebnisschilderungen geschätzt werden, die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in das Freiburger Institut gelangt sind. 

Teile des vorliegenden Materials wurden nach sozialwissenschaftlichen oder (para)psychologischen Gesichtspunkten ausgewertet. Eine Bearbeitung unter explizit kulturwissenschaftlichen oder historischen Fragestellungen ist hingegen bislang noch nicht erfolgt. 

\"Bericht

Abb.: Bericht Johannes G. vom 24.9.1958 über einen \’telepathischen Traum\‘ zur Heimkehr eines Freundes aus der Kriegsgefangenschaft (1920) [IGPP-Archiv, Best. E/23, Sannwald-Sammlung]

Kontakt:
Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e.V.
Institutsarchiv
Uwe Schellinger M.A.
Wilhelmstraße 3a
79098 Freiburg i.Br
0761/2072161
schellinger@igpp.de
www.igpp.de

Quelle: Uwe Schellinger, Schaufenster ins IGPP-Archiv Nr. 01-09, 1.1.2009