Ein wegweisendes Projekt wurde im Januar 2009 erfolgreich zum Abschluss gebracht: Vor drei Jahren stellte sich das EU-geförderte Projekt MIDAS der Herausforderung, Bestandsinformationen von 18 Filmarchiven aus ganz Europa zusammenzuführen und zentral online zugänglich zu machen. Jetzt ist das einmalige Vorhaben geschafft. Auf filmarchives online können rund 25.000 Filmwerke schnell und direkt im Internet recherchiert werden. Und das Portal wächst weiter: Informationen, Bilder und auch digitalisierte Filme werden nach und nach hinzugefügt, und weitere Archive können sich anschließen.
Die Filmarchive Europas verwahren umfangreiche Sammlungen mit einzigartigen Zeugnissen der Geschichte des 20. Jahrhunderts und der Entwicklung der Filmkunst. So etwa die „Mitchell & Kenyon“-Sammlung des British Film Institute mit über 800 Filmen, die Alltagsleben in Großbritannien zu Zeiten Edwards VII. zeigen, aber auch weniger bekannte Bestände wie Wochenschauen, die in der Zeit der sowjetischen Herrschaft in Litauen entstanden. filmarchives online verzeichnet zahllose Raritäten, die der Öffentlichkeit bislang kaum zugänglich waren, da viele Filmarchive ihre Bestandsübersichten der internen Nutzung vorbehielten. Wer den Standort eines historischen Filmdokuments ermitteln wollte, war häufig auf die mühsame und zeitaufwändige Auswertung filmhistorischer Veröffentlichungen und die Hilfe von ExpertInnen angewiesen.
Im Januar 2006 begannen die Projektpartner mit umfangreichen Vorbereitungen zum Aufbau einer gemeinsamen Datenbank. Im Februar 2007 wurde auf der Berlinale das Internet-Portal filmarchives online vorgestellt, das den weltweiten Zugriff auf die Bestandsinformationen ermöglicht und zunächst Daten von fünf Archiven umfasste. Mittlerweile sind Informationen zu mehr als 25.000 Filmen aus 18 Archiven verzeichnet und in acht Sprachen abrufbar. Neben filmografischen und kopienbezogenen Angaben geben kurze Inhaltsangaben über die einzelnen Filme Auskunft. filmarchives online vermerkt den Lagerort jeder einzelnen Filmkopie und vermittelt den Kontakt zum jeweiligen Archiv, wo das Sichten, Ausleihen oder Lizenzieren eines Films ermöglicht werden kann. Sofern bekannt werden auch Angaben zu RechteinhaberInnen verzeichnet.
Das Portal verzeichnet einmaliges, bisher kaum genutztes Material von besonderem historischem Wert, das in seiner spezifischen Zusammenstellung die Vielfalt des Filmschaffens in Europa widerspiegelt. Bemerkenswert ist der Fokus von filmarchives online, der auf nicht-fiktionalem Material wie Dokumentar- und Unterrichtsfilmen, Wochenschauen, Werbe-, Industrie-, Reise- und Sportfilmen sowie Animationsfilmen liegt. Als historische Zeugnisse geben die Filme eindrücklich über das Leben in Europa im 20. Jahrhundert Auskunft.
Alle, die an historischen Filmen interessiert sind – insbesondere auch Filmschaffende und akademisch Forschende –, können auf filmarchives online schnell, unkompliziert und kostenlos in den Beständen europäischer Filmarchive recherchieren.
MIDAS (Moving Image Database for Access and Re-use of European Film Collections), aus dem filmarchives online hervorging, ist im Januar 2006 als Pilotprojekt des Programms „MEDIA Plus“ der Europäischen Kommission ins Leben gerufen worden und wurde vom Deutschen Filminstitut – DIF koordiniert.
Folgende Archive und Institutionen haben Bestandsinformationen zur gemeinsamen Datenbank beigetragen:
– Deutsches Filminstitut – DIF (Frankfurt)
– British Film Institute (London)
– Bundesarchiv Filmarchiv (Berlin)
– Cinémathèque Royale de Belgique (Brüssel)
– Cineteca del Comune di Bologna
– DEFA Stiftung (Berlin)
– Deutsche Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen (Berlin)
– Fondazione Cineteca Italiana (Mailand)
– IWF Wissen und Medien gGmbH (Göttingen)
– LICHTSPIEL Kinemathek Bern
– Litauische Staatsarchive (Lietuvos Centrinis Valstybès Archyvas, Vilnius)
– Ungarisches Filmarchiv (Magyar Nemzeti Filmarchívum, Budapest)
– Tschechisches Filmarchiv (Národní Filmový Archiv, Prag)
– Nasjonalbiblioteket (Oslo)
– Nederlands Filmmuseum (Amsterdam)
– reelport.com (Köln)
– Slovenska Kinoteka (Ljubljana)
– Griechisches Filmarchiv (Tainiotiki tis Ellados, Athen)
Link: www.filmarchives-online.eu
Kontakt:
Deutsches Filminstitut – DIF e.V.
Julia Welter
MIDAS Projekt
Schaumainkai 41
60596 Frankfurt a.M.
Tel: 069/961 220 403
Fax: 069/961 220 999
welter@deutsches-filminstitut.de
Quelle: DIF, Pressemitteilung, 22.1.2009