Wettbewerbprojekte »Archiv und Jugend« 2009 im Rheinland

In der zweiten Auflage des Wettbewerbs "Archiv und Jugend", ausgeschrieben vom Land Nordrhein-Westfalen in Kooperation mit den Landschaftsverbänden Rheinland und Westfalen-Lippe, haben insgesamt 16 Projekte eine Förderung erhalten, darunter folgende sieben aus dem Rheinland.

Das in Köln ansässige Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland e.V. (DOMiD) wird im Rahmen des Projektes \“Migrationsgeschichte in der Archivpädagogik\“ Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule Köln-Holweide – einer Schule mit einem hohen Anteil von Schülern mit Migrationshintergrund – an die Archivarbeit heranführen. Von der jeweils eigenen Lebenswirklichkeit ausgehend, sollen Jugendliche Archive in zweierlei Hinsicht kennen lernen: als für Recherchen nutzbaren Wissens- und Informationsspeicher, aber auch als Ort, an dem selbst ermittelte und gesammelte Unterlagen und Objekte geordnet und zur weiteren Benutzung hinterlegt werden können. Am Ende des Projektes soll eine Ausstellung in der Schule die Ergebnisse präsentieren.

Die Projektidee des Stadt- und Kreisarchivs Düren besteht darin, den \“Dürener Archiv-Explorer\“ zu entwickeln, der auf spielerische Art eine \“virtuelle Entdeckungsreise durch das Archiv und die Geschichte einer rheinischen Stadt\“ und somit den digitalen Einstieg in die Arbeit in einem Archiv und mit den Quellen zur Stadtgeschichte ermöglicht. Die konkrete Ausgestaltung wird jedoch in hohem Maße der Kreativität der beteiligten Jugendlichen – Schüler des Stiftischen Gymnasiums – überlassen sein. Auf der technischen Seite sollen spätere Erweiterungen und Ergänzungen problemlos umsetzbar sein.

Das Heinrich-Heine-Institut in Düsseldorf bietet als Literaturarchiv \“A-Funboxes" an, die sich in einer \“Lovebox", einer \“Schoolbox" und einer \“Sex&Drugs&Rock\’n-Roll-Box\“ präsentieren. Die A-Funboxes sind drei Häuschen in der Größe und der Form eines Dixieklos, die mobil an verschiedene Stellen der Stadt verbracht werden können, besonders solchen, die von Jugendlichen stark frequentiert werden. In den einzelnen Boxen werden – auf der Basis von Beständen des Heinrich-Heine-Instituts – Fragen thematisiert, die Jugendliche in diesen Boxen gestaltend aktiv werden lassen, und zwar schriftlich, akustisch und bildlich. Die unmittelbare Dokumentation der Beiträge der Jugendlichen sollen zeitnah im Internet präsentiert werden und zum Abschluss in einer Ausstellung münden.

\“Der Friedhof an der Kirchstraße – 200 Jahre Hildener Stadtgeschichte\“ heißt das Projekt des Stadtarchivs Hilden. Von den verschiedensten Grabstätten und Gedenksteinen des Hildener Hauptfriedhofs ausgehend sollen deren Spuren in die politische sowie die Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Stadt verfolgt und unter professioneller Anleitung fotografisch erfasst werden. Schwerpunkt des Projekts wird die angeleitete Arbeit der Jugendlichen im Stadtarchiv, wo sie anhand geeigneter Archivalien und der archivischen Sammlungen die verschiedenen Aspekte des Friedhofs sowie der dort gedachten Personen und Ereignisse erforschen können. Am Ende des Projektes soll eine bebilderte Publikation sowie eine Ausstellung der entstandenen Fotografien stehen.

Das Stadtarchiv Korschenbroich möchte im Projekt \“Lebensgeschichten von Flüchtlingen und Vertriebenen\“ Schülerinnen und Schüler der 9. Jahrgangsstufe der Realschule nicht nur bei der Recherche nach Flüchtlingsschicksalen in den historischen Beständen des Hauses anleiten, sondern auch \“Drehort" sein für Interviews mit Zeitzeugen und dadurch \“neue" Quellen schaffen. Die Ergebnisse sollen zum einen im Portal www.lebensgeschichten.net platziert, zum anderen in einer Ausstellung zum Thema \“Heimat" präsentiert werden.

Das Kooperationsprojekt des Stadtarchivs Ratingen und des Stadtarchivs Velbert ist zeitlich und bezüglich der Quellengattung eng fokussiert: \“Zeitenblicke. Alltag und Politik in der Weimarer Republik im Spiegel der Lokalpresse\“. Die häufig polemische Berichterstattung der Presseorgane verschiedener politischer Lager in einer sehr bewegten Zeit deutscher Geschichte soll in Bezug auf historisch objektivierbare Erkenntnisse analysiert und nachvollzogen werden. Abschließend soll eine \“Gegenwartszeitung der Vergangenheit\“ (in Papierform und auch als E-Paper) erstellt werden.

Eine ganz besondere jugendliche Zielgruppe spricht das Archiv des Rhein-Sieg-Kreises in Siegburg an mit seinem Projekt \“Geschichte löschen?? – Ein Notfallplan für das Kreisarchiv\“, das sich mit Mitgliedern der Jugendfeuerwehren und deren Betreuern die Erstellung eines Notfallplanes für das veranstaltende Archiv vornimmt, der gleichzeitig als Grundlage für einen Notfallverbund der Kommunalarchive im Rhein-Sieg-Kreis dienen soll. Dazu werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit den Beständen, den besonderen Lagerungsbedingungen und den speziellen Erhaltungs- und Restaurierungsmaßnahmen vertraut gemacht. Der so erstellte Notfallplan wird als Ergebnis nicht nur auf einer Pressekonferenz – evtl. auch als Foto-Dokumentation – präsentiert, sondern auch als reale Notfallübung im Kreisarchiv durchgeführt.

Quelle: LVR, Archivberatungs- und Fortbildungszentrum, Projekte & Initiativen.

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