90 Jahre unabhängiges Land Vorarlberg

Unter dem Leitsatz \“Ein selbständiges Land mit autonomen Gemeinden\“ haben am 3.11.2008 die Vorarlberger Landesregierung und der Landtag im Rahmen eines gemeinsamen Festakts der Selbständigkeit Vorarlbergs vor 90 Jahren gedacht. \“Die Unabhängigkeitserklärung des Landes ist auch ein denkwürdiges Gründungsdokument der Republik\“, betonten Landtagsvizepräsidentin Gabriele Nußbaumer und der Präsident des Bundesrates, Jürgen Weiss, bei der Jubiläumsfeier im Landhaus in Bregenz. Vorarlberg hat als erstes der späteren Länder am 3. November 1918 ausdrücklich seinen Beitritt zum neuen Staat Deutschösterreich erklärt. 

In einem packenden Vortrag rekonstruierte der Historiker Dr. Ulrich Nachbaur vom Vorarlberger Landesarchiv zunächst die dramatischen Ereignisse, die sich rund um die Vorarlberger Unabhängigkeit im Jahr 1918 zugetragen haben. \“Der Wunsch nach Eigenständigkeit hatte bereits seit 1849 wesentlich zur Ausformung eines Vorarlberg-Bewusstseins beigetragen\“, erklärte Dr. Ulrich Nachbaur. Am 3. November 1918 nützte eine Provisorische Landesversammlung die Gunst der Stunde, erklärte Vorarlberg zum selbständigen Land und dessen Beitritt zum neuen Staat Deutschösterreich. Neun Tage nach der Selbstständigkeitserklärung Vorarlbergs proklamierte die Nationalversammlung in Wien die \“Republik Deutsch-Österreich" und erklärte sie zu einem \“Bestandteil der Deutschen Republik\“, erläuterte Dr. Ulrich Nachbaur weiter.  \“Die Vorarlberger konnten der Deutschen Republik weniger abgewinnen.\“ Die herrschende Lebensmittelknappheit nach dem Kriegsende im Winter 1918/19 führte dann in Vorarlberg zu starken Anschlussbestrebungen an die Schweiz. Am 11. Mai 1919 stimmten 80 Prozent der Wahlgänger für einen Anschluss an die Schweiz – doch das Nachbarland lehnte ab. 

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Vorarlberger Landesarchiv
Dr. Ulrich Nachbaur
Kirchstraße 28
A-6900 Bregenz 
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Quelle: Vorarlberg Landeskorrespondenz, 3.11.2008; Vorarlberg Online, 2.11.2008

Archiv der Familie von Enzberg ausgewertet

Das Archiv der Freiherren von Enzberg in Mühlheim zählt zu den bedeutendsten Adelsarchiven in Baden-Württemberg. Mit Mitteln der Kulturgutstiftung Baden-Württemberg, des Landkreises Tuttlingen und mit personeller Unterstützung der Stadt Mühlheim konnte das Projekt der Ordnung und Verzeichnung des Adelsarchivs nun abgeschlossen werden. Nachdem der Hauptteil des Archivs bereits in den Jahren 1953 bis 1966 geordnet worden war, hat jetzt der Historiker Horst-Dieter von Enzberg, ein Cousin von Freiherr Wilfried von Enzberg, zwei Jahre lang das im Schloss untergebrachte Archiv der Familie komplett aufgearbeitet und registriert. Betreut wurde das Archivprojekt vom Kreisarchiv des Landkreises Tuttlingen. Neben gut 3100 Aktenbündeln und 635 Amtsbüchern stehen nun auch 965 Urkunden für Forschungszwecke zur Verfügung, von denen die ältesten bis ins 13. Jahrhundert zurückgehen. Des Weiteren gehören 340 Akten über den in russischen Diensten tätig gewesenen General Nikolaus Friedrich von Enzberg sowie Unterlagen über Grundbesitz, die gutseigene Land- und Forstwirtschaft, Bauangelegenheiten, kirchliche und politische Angelegenheiten und vor allem über die Familiengeschichte dazu.

Landrat Guido Wolf hob den Wert des Enzberg-Archivs als geschichtliche Dokumentationsstätte und die Wichtigkeit der Auseinandersetzung mit den eigenen historischen Wurzeln hervor und sprach dem Archiveigentümer, der Familie von Enzberg, Dank aus für die Bereitschaft, das wertvolle Archiv der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Dr. Magdalena Rückert vom Landesarchiv Baden-Württemberg bedankte sich ebenfalls für die Nutzbarmachung des Enzbergarchivs. Landrat Wolf freute sich, den Beteiligten – der Familie von Enzberg, der Stadt Mühlheim und dem Landesarchiv – jeweils ein Exemplar des entstandenen Findbuchs überreichen zu können. Damit ist nun eine optimale Nutzung des Archivs für orts- und landesgeschichtliche Forschungen möglich. Mühlheims Bürgermeister Jörg Kaltenbach wies auf die Jahrhunderte langen Beziehungen der Stadt zum Adelshaus Enzberg hin. Im kommenden Jahr feiern Mühlheim und der Landkreis „600 Jahre Haus Enzberg in Mühlheim und im Kreis Tuttlingen“. 

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Kreisarchiv Tuttlingen
Dr. Hans-Joachim Schuster
Bahnhofstraße 100
78532 Tuttlingen 
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Quelle: Landkreis Tuttlingen; Aktuelles Stadt Mühlheim; Schwäbische Zeitung Online, 2.11.2008

Vortrag über Novemberpogrom in Bielefeld

Am Donnerstag, 13. November 2008 referiert Anne Kunze (Hamburg) um 19.00 Uhr im Institut Stadtarchiv und Landesgeschichtliche Bibliothek über „Praktiken der Gewalt – Der Novemberpogrom im Gestapobezirk Bielefeld”. Ort der Veranstaltung: Ankergebäude, Rohrteichstraße 19, Raum 5/1 der Fachhochschule des Mittelstands. Im Zentrum des Vortrages stehen die Handlungen der historischen Akteure, über die das komplexe Gewaltgeschehen während des Novemberpogroms 1938 in Bielefeld und Umgebung in den Blick genommen werden soll. Berücksichtigt werden dabei insbesondere die Gewaltdynamiken – also etwa der ritualhafte Charakter und die kollektivstiftenden und -kontrollierenden Funktionen der Gewalt wie auch ihre spezifischen Zeiten und Orte – ebenso wie einige kulturhistorische Beziehungen. Zusätzlich hat die Referentin neue Erkenntnisse zu Bielefelder Pogromen im Herbst 1938 angekündigt. 

Anne Kunze arbeitet wissenschaftlich zur deutschen Gewaltgeschichte. Als freie Autorin ist sie unter anderem für „Die Zeit\“, „taz\“ und „Menschen\“ tätig. Der Vortrag findet im Rahmen der Veranstaltungsreihe zur Ausstellung „9.11.1938 – Reichspogromnacht in Ostwestfalen-Lippe“, die montags bis freitags jeweils von 10.00 bis 17.00 Uhr geöffnet ist, statt. Am ersten Vortragsabend, 13. November, bietet Institutsleiter Dr. Jochen Rath um 18.00 Uhr eine öffentliche Führung an; die Ausstellung ist an diesem Tag bis 19.00 Uhr geöffnet. 

Historischer RückKlick: 9. November 1938: Pogromnacht in Bielefeld

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Stadtarchiv und Landesgeschichtliche Bibliothek Bielefeld
Rohrteichstr.19
33602 Bielefeld
Tel.: 0521 / 512 – 471
Fax: 0521 / 516 – 844
stadtarchiv@bielefeld.de 

Quelle: Pressemitteilung Stadt Bielefeld, 10.11.2008

Doppelausstellung in Hardehausen zur Reichspogromnacht

Zu einer Doppelausstellung aus Anlass des 70. Jahrestages der Reichspogromnacht in Deutschland zum Thema \“9.11.1938 – 70 Jahre Reichspogromtage im Landkreis Höxter" luden die Katholische Landvolkshochschule und das Jugendhaus Hardehausen am 9. November 2008 ein. In der Aula der Landvolkshochschule sprachen die Rektoren der beiden Häuser, Prof. Dr. Konrad Schmidt und Stephan Schröder, Landrat Hubertus Backhaus und Prof. Dr. Hubert Frankemölle (Vorsitzender der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Paderborn) sowie die beiden Personen, die für die Idee und Konzeption der beiden Ausstellungen verantwortlich zeichnen: Studiendirektor i.R Peter Möhring aus Bad Driburg und Stephanie Drechsel aus Sundern.

Der historische Teil der Ausstellung unter dem Titel \“Sie haben Feuer an Dein Heiligtum gelegt.\“ (Ps 74) ist als regionale Ergänzung zu der vom Landesarchiv Nordrhein-Westfalen Staats- und Personenstandsarchiv Detmold im Verbund mit kommunalen und kirchlichen Archiven konzipierten Wanderausstellung „9.11.1938 – Reichspogromtage in Ostwestfalen – Lippe“ gedacht. Entsprechend liegt der regionale Schwerpunkt in den ehemaligen Landkreisen Höxter und Warburg. Gezeigt werden Reproduktionen von authentischen Bild- und Textdokumenten. Dokumentiert werden die Ausgrenzung und Entrechtung der Juden seit 1933, Synagogen, Geschäfts- und Wohnhäuser, Schulen, Friedhöfe, Arisierung jüdischen Vermögens, Schicksale jüdischer Mitbürger, Strafverfolgung und Wiedergutmachung nach 1945 und das Erinnern und Gedenken.

Der moderne Teil der Ausstellung steht unter dem Thema \“… doch im richtigen Moment siehst du einfach nicht hin.\“ und ist von Schülern aus den 3 Kunst-Grundkursen der Jahrgangsstufe 11 des Städtischen Gymnasiums Sundern gestaltet. Im Unterrichtsgeschehen wurden sie mit dem bevorstehenden 70. Jahrestag der Reichspogromtage konfrontiert. Die Reichspogromtage, die als solches auch als Gedenktag für das übergreifende Thema Ausgrenzung stehen, wurden von ihnen schnell thematisch aktualisiert und die Frage aufgeworfen, ob und inwiefern Ausgrenzung auch in ihrem Leben bzw. in der heutigen Zeit zu finden ist. Unter dieser sehr freien Fragestellung sollten die Schüler und Schülerinnen eine eigene künstlerische Arbeit entwickeln. Dabei standen ihnen alle Techniken, die in der Schule möglich sind, offen, so dass nicht nur thematisch sehr unterschiedliche Aspekte des Oberthemas \“Ausgrenzung\“ von ihnen behandelt wurden, sondern sowohl Zeichnungen, Malereien, Drucke, Plastiken, Photos usw. entstanden sind. Diese Werke werden im historischen Kreuzgang der Klosteranlage Hardehausen zu sehen sein. Beide Ausstellungen können bis zum 14. Dezember 2008 montags bis samstags von acht bis 17 Uhr sowie sonntags von neun bis 13 Uhr besichtigt werden.

Kontakt
Katholische Landvolkshochschule \“Anton Heinen\“
Msgr. Prof. Dr. Konrad Schmidt 
Abt-Overgaer-Straße 1
34414 Warburg-Hardehausen
Tel.: 05642 / 9823 – 20
Fax: 05642 / 9823 – 79
schmidt@landvolkshochschule-hardehausen.de

Jugendhaus Hardehausen 
Kardinal-Degenhardt-Haus
Abt-Overgaer-Str. 1 
34414 Warburg 
Tel.: 0 5642 / 6009 – 0 
Fax: 0 5642 / 6009 – 90 

Quelle: Aktuelles Landvolkshochschule Hardehausen; Jugendhaus Hardehausen, 28.10.2008; Anette Etzel, Neue Westfälische, 10.11.2008

75 Jahre Landeskirchliches Archiv Hannover

Am 10. November 2008 feierte das Archiv der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers sein 75-jähriges Jubiläum. Landesbischöfin Dr. Margot Käßmann predigte in dem Gottesdienst zum Jubiläum in der Neustädter Hof- und Stadtkirche Hannover. Mit Grußworten waren der Präsident des Niedersächsischen Landesarchivs, Dr. Bernd Kappelhoff, die Leiterin des Verbandes kirchlicher Archive, Dr. Bettina Wischhöfer, und der Vorsitzende des Historischen Vereins für Niedersachsen, Dr. Manfred v. Boetticher, vertreten. Während des anschließenden Festakts hielt Prof. Dr. Thomas Vogtherr (Universität Osnabrück), Vorsitzender der Historischen Kommission der Länder Niedersachsen und Bremen, den Vortrag „Landesgeschichte und Kirchengeschichte. Das Beispiel Niedersachsen“. Dr. Hans Otte, der Leiter des landeskirchlichen Archivs, sprach über die Geschichte des Archivs unter dem Titel „Die Archivalien sind selbst in die Hand zu nehmen“.

Das Landeskirchliche Archiv ist das zentrale Archiv der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers. Es verwahrt die Unterlagen der kirchenleitenden Organe und vieler kirchlicher Einrichtungen, Kirchenkreise und Kirchengemeinden, unterhält Sammlungen zur Archiv- und Kirchengeschichte und verfügt über eine umfangreiche Handbibliothek. Die Überlieferung reicht teilweise bis ins 12. Jahrhundert zurück. Einzelne Bestände können seit kurzem in einem "Online-Archiv" recherchiert werden. Bis 1919 hatten die Konsistorien in Aurich, Hannover, Osnabrück und Stade ihre älteren Akten, die zumeist aus der Zeit vor 1750 stammten, an die jeweils zuständigen Staatsarchive abgegeben. Als sich nach der Trennung von Kirche und Staat bei der Benutzung kirchlicher Akten Probleme ergaben, forderte die Landessynode seit 1926 mehrfach die Gründung eines eigenen Landeskirchenarchivs. Am 9. November 1933 wurde es schließlich errichtet.

Kontakt
Archiv der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers
Ltd. Archivdirektor PD Dr. Hans Otte
Goethestr. 27 
30169 Hannover 
Tel.: 0511 / 1241 – 755
Fax: 0511 / 1241 – 770 
archiv@evlka.de 

Quelle: Pressemitteilung Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannover, 6.11.2008

Plattdeutsch macht Geschichte

Sie prägt Münster und das Münsterland: Die niederdeutsche Sprache – im alltäglichen Gebrauch heute nahezu verschwunden – ist wichtiger Teil der regionalen Identität. Das Stadtmuseum Münster zeichnet in Kooperation mit der Niederdeutschen Abteilung der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster erstmals für eine Region in Deutschland die bewegte Geschichte der niederdeutschen Schriftlichkeit im Wandel der Jahrhunderte nach. Für diese anschauliche Zeitreise in Wort und Ton von ersten Überlieferungen um 800 bis hin zu den „plattdeutschen Spuren“ im Münster der Gegenwart kehrten kostbare Leihgaben und Raritäten aus bundesdeutschen Archiven in ihr Entstehungsgebiet zurück. 

Der Ausstellungstitel greift in zweifachem Sinn. „Ohne Kenntnis des Niederdeutschen kann die Geschichte dieser Stadt nicht geschrieben werden“, betont Museumsdirektorin Dr. Barbara Rommé. „Bis weit ins 17. Jahrhundert hinein sind die Quellen in dieser Sprache abgefasst“. Gezeigt wird so nicht allein der Weg, den die geschriebene Sprache nahm, sondern Plattdeutsch macht hier buchstäblich Geschichte. Kooperationspartner der Ausstellung ist neben der Universität Münster auch die Augustin Wibbelt-Gesellschaft e.V

Die Ausstellung präsentiert bedeutende Originalzeugnisse, darunter Handschriften und Drucke aus Archiven und Bibliotheken in Berlin, Hamburg und Göttingen. Predigten und Rechnungen, Grammatikbücher für Latein, Noten und Rezeptbücher markieren markante Etappen des Sprachwandels – vom Altsächsischen (bis 1150/1200) über das Mittelniederdeutsche (bis 1600/1650) bis zur plattdeutschen Sprache der Gegenwart. Mit der altsächsischen „Freckenhorster Heberolle“ (Abgabenregister) aus der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts sieht der Ausstellungsbesucher die älteste Überlieferung des Niederdeutschen im Münsterland. „Eine bischöfliche Urkunde von 1320 ist das älteste mittelniederdeutsche Dokument aus Münster selbst“, erläutert Dr. Friedel Roolfs vom Germanistischen Institut, Abteilung Niederdeutsche Sprache und Literatur. Mit der Leihgabe der „Kölner Bibel“ (um 1478/79) ist dem Museum ein besonderer Coup gelungen. Die ins Niederdeutsche übersetzte Bibel mit Glossen (Erklärung schwieriger Wörter) besticht durch ihre reichhaltige Ausstattung mit über 100 feinsten Holzschnitten. 

Einen ebenso kostbaren Schatz stellt die „Steinfurter Maerlant-Handschrift dar. Der Kodex aus dem 15. Jahrhundert aus der Schlossbibliothek des Fürsten zu Bentheim überliefert Texte prominenter niederländischer Dichter des Mittelalters. Noch älter ist das „Münsterische Walther-Fragment. Die Liederhandschrift datiert aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Sie bietet als einzige Überlieferung Originalnoten zu einigen Liedern des Dichters und Minnesängers Walther von der Vogelweide, darunter das berühmte „Palästinalied“. Das letzte gedruckte Buch in mittelniederdeutscher Schreibsprache ist ein Lektionar aus dem Jahre 1706. Es diente für Andacht und religiöse Unterweisung. Ende des 18. Jahrhunderts ist der Beginn der Mundartliteratur anzusetzen: Gezeigt wird mit einem Spottgedicht auf Franz Freiherr von Fürstenberg von 1780/82 der früheste Text in münsterländischer Mundart. Der rote Ausstellungsfaden spinnt sich bis in die Gegenwart, nicht zuletzt mit Beispielen zur Renaissance der plattdeutschen Literatur und Hinweisen auf die niederdeutsche Bühne in Münster. 

Besucher können selbst aktiv werden. Vier Audiostationen geben Hörproben zum Wandel des Niederdeutschen. Ein gut bestückter Literaturbereich lädt zum Stöbern und Lesen ein. Eigens anfertigen lassen hat das Stadtmuseum zwei Faksimiles – hier darf ausdrücklich angefasst und geblättert werden. Ob Bült oder Gruetgasse, Drubbel oder Katthagen – plattdeutsche Spuren im heutigen Münster lassen sich in einer Inszenierung der Straßennamen verfolgen. Die Kenntnis des Plattdeutschen geht zwar stetig zurück. Dr. Barbara Rommé: „Das heißt aber nicht, dass man das kulturelle Erbe der niederdeutschen Sprache vergessen darf“. Die Ausstellung “Plattdeutsch macht Geschichte“, ist vom 8. November 2008 bis 8. Februar 2009 im Stadtmuseum Münster zu besichtigen. Geöffnet ist sie dienstags bis freitags von 10 bis 18 Uhr sowie samstags/sonntags von 11 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei. Das Begleitbuch zur Ausstellung ist für 19,80 Euro zu erwerben.

Kontakt
Stadtmuseum Münster
Dr. Barbara Rommé
Salzstraße 28
48143 Münster
Tel.: 0251 / 492 – 45 03
Fax: 0251 / 492 – 77 26
museum@stadt-muenster.de

Quelle: Pressemitteilung Stadt Münster, 7.11.2008

Bundesarchiv präsentiert im Digitalen Bildarchiv jetzt auch Bilder der Bundesbildstelle

Am 5. November 2008 werden über das Digitale Bildarchiv des Bundesarchivs (http://www.bild.bundesarchiv.de/) 60.000 Fotos des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung (BPA) für die Recherche und den Download im Internet freigeschaltet. Gleichzeitig sind diese Bilder auch über die Internetadresse http://www.bundesbildstelle.de/ online erreichbar.

In den Jahren von 1949 bis heute entstanden für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung mehr als zwei Millionen Fotos zu den politischen Aktivitäten der Bundeskanzler, der Bundesminister sowie des Bundespräsidenten. Das Presse- und Informationsamt der Bundesregierung hat jetzt in Zusammenarbeit mit dem Bundesarchiv im Internet den Zugriff auf ca. 60.000 Bilder ermöglicht. Dabei handelt es sich um ein Projekt im Rahmen des „Umsetzungsplanes 2007 / E-Government 2.0 des Bundes\“.

Durch die Arbeit offizieller Fotografen der Bundesregierung wächst der BPA-Bildbestand kontinuierlich. Pro Jahr dokumentieren sie etwa 1.000 politische Ereignisse wie Staatsbesuche, Vertragsunterzeichnungen und Festakte fotografisch. Ergänzt wird der Bildbestand durch den Ankauf bzw. den Erwerb einzelner Fotos oder ganzer Bildarchive, wie des Nachlasses von Richard Schulze-Vorberg oder des Archivs von Georg Munker. Das Bildmaterial des BPA kann für Internetbeiträge oder andere Veröffentlichungen genutzt werden, z. B. für Zeitungen, Zeitschriften, Verlage, Stiftungen und Institutionen. Die Nutzung erfolgt im Regelfall zu marktüblichen Nutzungsgebühren. Zuvor ist eine Registrierung durch das Bundesarchiv erforderlich. Ausgewählte Fotos werden darüber hinaus frei zugänglich und nutzungshonorarfrei angeboten. Der BPA-Bildbestand wird mehrmals täglich aktualisiert.

Mit diesen z. T. aktuellen Bildern des BPA sind über das „Digitale Bildarchiv\“ nun Bilder von den Anfängen der Bundesrepublik Deutschland bis zum heutigen Tag in einer Datenbank recherchierbar und nach vorheriger Registrierung auch in hoher Auflösung herunterladbar. 

Digitales Bildarchiv des Bundesarchivs: http://www.bild.bundesarchiv.de/  
Digitales Bildarchiv der Bundesregierung: http://www.bundesbildstelle.de/ 

Kontakt
Bundesarchiv
Dr. Oliver Sander
Potsdamer Straße 1
56075 Koblenz
Tel.: 0261/505-478
o.sander@barch.bund.de

Quelle: Bundesarchiv, Pressemitteilung, 5.11.2008; Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, Pressemitteilung, Nr.: 395, 5.11.2008

Umzug des Hauptstaatsarchivs Dresden abgeschlossen

Das Hauptstaatsarchiv Dresden hat seinen im August eingeweihten Magazinneubau in Betrieb genommen (siehe Bericht vom 31.7.2008). Ab 17. November 2008 – zwei Wochen früher als geplant – werden die Benutzungsbeschränkungen, die während des Umzugs der Archivalien galten, wieder aufgehoben.

Seit Juni wurden die wertvollen Bestände des Hauptstaatsarchivs aus dem 1915 erbauten Altmagazin in den direkt daneben errichteten Neubau verlagert. 30 Regalkilometer Akten, 180.000 Karten, 54.000 Pergamenturkunden, unzählige Fotos, Filme und Plakate mussten bewegt werden. Nach fast 100 Jahren ununterbrochener Nutzung stehen die denkmalgeschützten Altgebäude in der Archivstraße nun leer. 

Ab 17. November 2008 werden alle Archivbestände, die wegen des Umzugs gesperrt werden mussten, wieder zugänglich sein und können im derzeitigen Ausweichquartier des Hauptstaatsarchivs in der Marienallee 12 genutzt werden. Mit der in nur vier Monaten bewältigten Räumung wird Baufreiheit für die Sanierung des Altmagazins und der bisherigen Lesesäle geschaffen. 2010 soll die Maßnahme abgeschlossen sein. Anschließend werden Teile des Archivguts und der Inhalt verschiedener Ausweichdepots in das Altmagazin zurückverlagert. 

Schon jetzt verfügt das Hauptstaatsarchiv über modernste Magazintechnik, die den Schrift- und Bilddokumenten aus 1000 Jahren sächsischer Geschichte optimale Bedingungen bietet. Der gerade in Betrieb genommene Magazinneubau, der in der Rekordzeit von nur eineinhalb Jahren fertig gestellt wurde, ist der erste staatliche Hochbau Sachsens, der in Passivbauweise errichtet wurde. Er wird den modernsten Ansprüchen an Sicherheit und Brandschutz gerecht und ist als qualitätsgeprüftes Passivhaus zertifiziert. Das Magazinklima wird durch einen Rotationswärmetauscher mit Wärmerückgewinnung und eine ressourcenschonenden Kühlung aus vier Grundwasserbrunnen erzeugt. Neben einer Restaurierungs- und Fotowerkstatt ist das Gebäude auf acht Geschossen mit Kompaktregalanlagen ausgestattet, in denen auch die einzigartige Siegelsammlung des Archivs untergebracht ist, die mit fast 180.000 Stück zu den größten ihrer Art in Deutschland zählt. Mit einer Kapazität für 32 Regalkilometer Akten und 460.000 Karten steht genügend Raum zur Verfügung, um auch künftig entstehendes Archivgut für die Nachwelt zu sichern.

Kontakt:
Sächsisches Staatsarchiv
Hauptstaatsarchiv Dresden
Marienallee 12
01099 Dresden 
Telefon: 0351/8006-0 
Telefax: 0351/8021274
poststelle-d@sta.smi.sachsen.de

Mülheimer Schüler recherchierten Biographien aus der Nazizeit

Achtundzwanzig Schülerinnen und Schüler der Klasse 9d der Otto-Pankok-Schule in Mülheim an der Ruhr recherchierten in der vorvergangenen Woche einen Vormittag lang im Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr, wie die NRZ berichtet. Archivar Jens Roepstorff legte ihnen Bücher, Akten, Zeitungsausschnittsammlungen und Fotos vor. Die Klasse von Geschichtslehrer Hans-Werner Nierhaus zeigte sich beeindruckt davon, dass die im Stadtarchiv lagernden Urkunden teilweise bis ins 13. Jahrhundert zurückreichen.

Die Schülerinnen und Schüler hatten aber einen konkreten Rechercheauftrag. Denn sie können an einer Gedenkveranstaltung zum 9. November in der Heinrich-Thöne-Volkshochschule Mülheim mitwirken, die an die siebzig Jahre zurückliegende Reichspogromnacht erinnern wird. Diese Matinee, die um 11.00 Uhr beginnt, steht unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld und wird gemeinsam von der Mülheimer Initiative für Toleranz MIT, VHS, Stadtbücherei, Stadtarchiv, Theater an der Ruhr und Otto-Pankok-Gymnasium ausgerichtet. Neben den Schülerinnen und Schülern sind der jüdische Künstler Dany Bober, der mit einer \“jüdischen Zeitreise\“ auftreten wird, auch Künstlerinnen und Künstler des Theaters an der Ruhr an der Gestaltung des Programms beteiligt. Der Eintritt zu dieser Veranstaltung ist frei.

\"Schülerinnen

Abb.: Schülerinnen und Schüler des Otto-Pankok-Gymnasiums forschen und recherchieren im Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr. Die Ergebnisse werden im Rahmen einer Gedenkveranstaltung zum 9. November präsentiert (24.10.2008), Foto: Walter Schernstein

Die Otto-Pankok-Schüler forschten über Täter, Opfer und Zeitzeugen der NS-Herrschaft in Mülheim an der Ruhr. So lernten sie, dass Günther Smend, ein Schüler ihrer Schule zur damaligen Zeit, nicht nur ein guter Sportler war, sondern später als Offizier zum militärischen Widerstand gehörte und deshalb hingerichtet wurde. \“Dass ein Schüler unserer Schule sich gegen Hitler stellte, obwohl die meisten für ihn waren\“, finden die Schülerinnen und Schüler bewundernswert. 

Abschreckendes liefert hingegen die Personalakte des Brandmeisters Alfred Freter. Als Chef der Mülheimer Feuerwehr missachtete er den Löschbefehl, ließ die Synagoge vorsätzlich abbrennen und achtete nur darauf, dass das Feuer nicht auf die Nachbarhäuser übergriff. Freter wurde erst 1959 \“wegen Fluchtgefahr\“ verhaftet und vor Gericht gestellt. – Die Otto-Pankok-Schüler empfanden es als spannend, mit authentischem Quellenmaterial arbeiten zu können. So lange sei das alles ja noch nicht her, stellt eine Schülerin fest. Und ein Klassenkamerad ergänzt: \“Das Thema ist angesichts von Neonazis immer noch relevant.\“

Kontakt:
Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr
Aktienstr. 85
45473 Mülheim an der Ruhr
Telefon: 0208-455-4260
Telefax: 0208-455-4279
stadtarchiv@stadt-mh.de

Otto-Pankok-Schule
Gymnasium der Stadt Mülheim an der Ruhr mit Sekundarstufe 1 und 2
Von-Bock-Str. 81
Tel.: 0208-455 3960
45468 Mülheim an der Ruhr

Quelle: Thomas Emons, NRZ, 25.10.2008

Lüneburger Stadtarchivarin tritt nach 35 Jahren in den Ruhestand

Seit mindestens 500 Jahren werden im Stadtarchiv Lüneburg Unterlagen aus über acht Jahrhunderten geordnet und dauerhaft aufbewahrt. Alles, was sich an schriftlicher Überlieferung des städtischen Gemeinwesens erhalten hat, von der ältesten Originalurkunde aus dem Jahre 1229 bis zu den jüngsten Aktenablieferungen der Stadtverwaltung, ist hier sorgfältig ausgewählt worden und für alle Interessierten einsehbar. Die Stadtrechtsurkunde aus dem Jahre 1248 zum Beispiel ist als Original in recht gutem Zustand erhalten. Sie schreibt das Privileg Lüneburgs fest, ein eigenes Stadtrecht zu entwickeln und damit nicht mehr an das Landesrecht gebunden zu sein.

Mehr als 35 Jahre lang war Dr. Uta Reinhardt für die archivalische Überlieferung der "Salzstadt" zuständig; seit August 1973 leitete sie das Lüneburger Stadtarchiv (siehe den Bericht vom 30.7.2007). Zum 31. Oktober 2008 trat die 65-jährige Lüneburger Stadtarchivarin in den Ruhestand. Mit einem Festakt im Huldigungssaal des Rathauses schied sie aus dem Amt. Bis Juni 2009 wird die gelernte Mediävistin allerdings als so genannte geringfügig Beschäftigte weiter im Stadtarchiv tätig sein, vor allem, um den bevorstehenden Umzug des Stadtarchivs in das Gebäude der ehemaligen Landeszentralbank zu beaufsichtigen. Jahrelang kämpfte sie um neue Räume für das Stadtarchiv. Auch als Erste Vorsitzende des Fördervereins des Deutschen Salzmuseums wird sie im Zuge der Neustrukturierung der Museumslandschaft noch genug zu tun haben.

Das Besondere am Stadtarchiv Lüneburg ist dessen weder durch Brände oder Fluten noch durch Kriege beschädigte und deshalb ungestörte Überlieferung der Stadtgeschichte seit 1229. Daher sind es wahre Schätze, denen im Frühjahr 2009 der Ortswechsel bevorsteht. Vier Kilometer lang reihen sich Akten, Urkunden, Bauzeichnungen und Bücher aneinander. Das bisherige Archiv verteilt seine Schätze auf vier Standorte. Die wertvollsten Urkunden und Dokumente, die bis ins 13. Jahrhundert zurückreichen, liegen in den Räumen zur Waagestraße. Direkt hinter dem Büro der Archivarin stapeln sich über drei Etagen mit Gitterböden beispielsweise uralte Karten und Papiere. Ein weiterer Teil liegt ebenfalls im Rathaus, im Unteren Gewandhaus. Andere Bestände finden sich im Heine-Haus und im Bürgeramt.

Für den Umzug des Lüneburger Stadtarchivs hat das Rathaus rund 300.000 Euro in seinem Etat veranschlagt. Im Januar 2009 sollen die neuen Räume in der ehemaligen Landeszentralbank bezugsfertig sein; dann wird ein platzsparendes Regalsystem eingebaut. Verloren geht an der neuen Adresse der Charme des Alten. Doch für die scheidende Stadtarchivarin Dr. Reinhardt ist es ein notwendiger Wechsel in die Zukunft – damit die Vergangenheit greifbar bleibt.

Kontakt:
Hansestadt Lüneburg – Stadtarchiv 
Lesesaal 
Eingang E, Zimmer 59
Waagestraße 
21335 Lüneburg
Tel. 04131 309-223
Fax: 04131 309-586
stadtarchiv@stadt.lueneburg.de

Quelle: Landeszeitung, 26.10.2008; Sandra Bengsch, Hamburger Abendblatt, 31.10. 2008