Archivfest im Stadtarchiv Wiesbaden

Das Stadtarchiv Wiesbaden feiert am Freitag, 21. November 2008, ab 19 Uhr in seinen Räumlichkeiten sein drittes Archivfest, diesmal unter dem Motto: „Ordnung muss sein!“ Was so streng klingt, kommt an diesem Abend mit leichtem Augenzwinkern daher, denn: Von der Obrigkeit und öffentlichen Institutionen erlassene Regeln des menschlichen Zusammenlebens enthalten – aus heutiger Sicht – manch Kurioses und Amüsantes. Tatsächlich ist Ordnung allenfalls das halbe Leben. Wie wichtig die Selbstbeschränkung und richtige Balance von Verfügungen aller Art ist, hat gerade die deutsche Geschichte deutlich gemacht. Ganz anders sieht es aus, wenn es um Zeitzeugnisse geht. Hier ist eine möglichst perfekte Ordnung Trumpf und Pflicht archivarischer Arbeit. Diese beiden Aspekte von Ordnung spiegelt das Programm des Archivfests wider.

Lesungen aus städtischen Ordnungen, Richtlinien und Handlungsempfehlungen einzelner Institutionen der letzten 250 Jahre, vorgetragen von Schülern der Schauspielschule Genzmer sollen die teils abenteuerlichen Ideen verdeutlichen. Anschließend wird im Rahmen einer Archivführung und einer Power-Point-Präsentation anschaulich gemacht, wie im Stadtarchiv Wiesbaden stets aufs Neue die Ordnung erkämpft wird, die erforderlich ist, um eine tragfähige Basis für die Erinnerungskultur in Wiesbaden zu wahren und auszuweiten. Darüber hinaus bietet Ulrich Kirchen, Vorsitzender des Fördervereins Stadtarchiv einen Rückblick auf die erfolgreichen Initiativen des Vereins und einen Ausblick auf künftige Vorhaben. 

Kontakt
Stadtarchiv Wiesbaden
Im Rad 42 
65197 Wiesbaden 
Tel.: 0611 / 31 – 3329, 31 – 3747 oder 31 – 5429 
Fax: 0611 / 31 – 3977 
stadtarchiv@wiesbaden.de 

Quelle: Rathausnachrichten Wiesbaden, 14.11.2008

Workshop »Informationsportal Zwangsarbeit im NS-Staat« im Bundesarchiv Berlin-Lichterfelde

Die Abteilung Deutsches Reich und die Stabsstelle hatten für den 13. November 2008 zu einem Workshop im Rahmen des gemeinsam betreuten Projekts des Bundesarchivs \“Informationsportal Zwangsarbeit im NS-Staat\“ in die Dienststelle Berlin-Lichterfelde eingeladen. Daraufhin fanden sich 29 Vertreter von Staats-, Kommunal- und Kirchenarchiven, vom Internationalen Suchdienst sowie von Gedenkstätten, Museen und bürgerlichen Initiativen zu einer äußerst lebendigen und ertragreichen Arbeitstagung ein. Besonders willkommen geheißen wurden die ausländischen Gäste vom Tschechischen Nationalarchiv in Prag und von der Ukrainischen Nationalen Stiftung \“Verständigung und Aussöhnung\“ in Kiew.

Nach der Begrüßung durch den Leiter der Abteilung Deutsches Reich, Herrn Dr. Hans-Dieter Kreikamp, in der er auf die gute Kooperation der Archive bei der Nachweisbeschaffung für ehemalige NS-Zwangsarbeiter einging und auf die damit gekoppelte Bedeutung des laufenden Projekts hinwies, informierte Herr Karsten Kühnel die Anwesenden in seinem Einführungsvortrag über die Vorgeschichte, die Zielsetzung und den bisherigen Verlauf des Projekts "Informationsportal Zwangsarbeit im NS-Staat". Er betonte, dass es ein großes Anliegen des Bundesarchivs sei, durch die hier angebotenen Informationen zur gesellschaftlichen Rehabilitation der Opfer und ihrer Nachkommen in ihren Heimatländern beizutragen. Aus archivfachlicher Sicht sei das Projekt geboten gewesen, um die Vielzahl neuer Kenntnisse, die von den Archivaren bei der Recherche nach Beschäftigungsnachweisen für ehemalige Zwangsarbeiter in der Phase des Leistungsprogramms der Stiftung \“Erinnerung, Verantwortung und Zukunft\“ und ihrer Partnerorganisationen gewonnen worden waren, für künftige Forschungen zu sichern und für einen zentralen Informationszugang zu bündeln. Deshalb stehe im Mittelpunkt des Informationsportals ein Archive übergreifendes Spezialinventar zu Beständen, die Auskünfte zum Einsatz von Zwangsarbeitern, zu ihrer Anwerbung und Rekrutierung, ihren Lebens- und Arbeitsbedingungen, ihren Familien, zur Organisation des Arbeitseinsatzes und zu vielen weiteren Fragestellungen Auskunft geben können. Darüber hinaus enthalte das Portal eine Literaturdatenbank, die vom Bundesarchiv als Spezialbibliographie betreut werde.

Der Nachmittag stand ganz im Zeichen der Beschäftigung mit den datenbankgestützten Anwendungen des Portals. Ausführlich wurden Fragen zur Dateneingabe und -ausgabe unter Heranziehung archivfachlicher Kriterien diskutiert. Unter anderem entfachte sich die Diskussion über der Frage nach der Behandlung von Kopien, einer grundlegenden Frage z.B. für Gedenkstätten hinsichtlich einer Beteiligung am Portal. Herr Kühnel betonte, dass man bei allen fachlichen Bedenken, die ja angebracht seien, der Intention des Gesamtprojekts nicht gerecht würde, wenn nicht auch bei der Inventarerstellung das Nutzerinteresse im Vordergrund stünde. Demnach sei es erwünscht, alle Stellen nachzuweisen, die Zugang zu einschlägigem Material böten. Herr Jörg Winkler (Stabsstelle) führte den Teilnehmern die in Koblenz programmierten Recherchefunktionen vor und gab einen Einblick in den derzeitigen Entwicklungsstand einer kartographisch gesteuerten Suche nach Archivbeständen innerhalb des Portals.

Zum Abschluss der Veranstaltung befassten sich die Teilnehmer noch mit den Portalmodulen zur historisch-politischen Bildung. Besondere Beachtung fanden dabei die Präsentationen solcher archivalischer Dokumente in digitalisierter Form, die sonst nur schwer zugänglich oder von grundsätzlicher Bedeutung sind. Am Ende des Workshops hatten sich für alle Beteiligten und den Veranstalter eine Menge neuer Anregungen zur Zusammenarbeit ergeben. Es wurde auch deutlich, dass das durch die Stiftung \“Erinnerung, Verantwortung und Zukunft\“ finanzierte und somit erst ermöglichte Projekt auf Grund seiner weit fortgeschrittenen Akzeptanz auf dem besten Weg ist, die daran geknüpften Erwartungen immer mehr zu erfüllen.

Kontakt:
Bundesarchiv Berlin-Lichterfelde 
Abteilung Deutsches Reich (R)
Informationsportal Zwangsarbeit im NS-Staat
Karsten Kühnel, M.A.
Finckensteinallee 63
12205 Berlin
Tel.: 03018 / 7770 – 455
k.kuehnel@barch.bund.de

Quelle: Aktuelles Bundesarchiv, 18.11.2008

Schüler erforschen heimische Wirtschaftsgeschichte im Stadtarchiv Meerbusch

Schüler der neunten Klassen des Meerbusch-Gymnasiums aus Strümp erforschten kürzlich im Stadtarchiv Meerbusch die Geschichte der heimischen Wirtschaft. Hierbei handelte es sich um Schüler, die das Differenzierungsangebot Regiodata – einem Querschnittsfach aus Erdkunde und Geschichte – gewählt hatten. Gemeinsam mit dem Lehrer Karl-Heinz Renner hatte es sich Stadtarchivar Michael Regenbrecht zum Ziel gesetzt, den Schülern zu vermitteln, dass Zeitgeschehen nicht nur in Geschichtsbüchern, sondern auch vor der eigenen Haustür nacherlebt werden kann. Michael Regenbrecht stellte deshalb den Schülern auch umfangreiches Material für ihre Nachforschungen zur Verfügung. Diese waren denn auch ziemlich erstaunt darüber, im Archiv eine so große Menge an Zeitdokumenten, Akten und Ausstellungsstücken vorzufinden. Michael Regenbrecht zeigte den Schülern, wie man erfolgreich im Archiv recherchiert und unter anderem anhand von Originaldokumenten wie z. B. Zeitungsausschnitten, Festschriften, Fotos, Filmen, Gewerbekarteien, Werbeanzeigen, Arbeitsordnungen, Bauanträgen und Bauplänen viel über die lokale Geschichte erfahren kann. Um Schülern die Bedeutung von Archiven bei der Bearbeitung regionaler Themen vor Augen zu führen, ist der Stadtarchivar auch gerne bereit, in den Schulen selbst für eine enge Zusammenarbeit zwischen beiden Einrichtungen zu werben.

Kontakt
Stadtarchiv Meerbusch
Karl-Borromäus-Str. 2a
40667 Meerbusch (Brüderich)
Tel.: 02132 / 80406
Fax: 02132 / 971894
archiv@meerbusch.de 

Quelle: Jens Jüttner, RP Online, 13.11.2008

100 Jahre Frauenstudium in Gießen

Unter dem Titel \“Vom heimischen Herd in die akademische Welt. 100 Jahre Frauenstudium an der Universität Gießen, 1908 – 2008\“ wird vom 26. Oktober bis zum 12. Dezember 2008 im Hauptgebäude der Universität (Rektoratszimmer) die historische Ausstellung zum Jubiläum zu sehen sein. Mit neuen Forschungsergebnissen gelingt es darin dem Ausstellungsteam Dr. Eva-Marie Felschow, Leiterin des Universitätsarchivs Gießen, Dr. Irene Häderle und Dr. Carsten Lind, einen Bogen zu spannen von den schwierigen Anfängen des Frauenstudiums über die wechselhaften Jahre in Weimarer Zeit und Nationalsozialismus bis in die nahe Vergangenheit, als das Frauenstudium einen spektakulären Aufschwung erlebte. Dabei werden vor dem Hintergrund der jeweiligen gesellschaftlichen Verhältnisse Einzelpersönlichkeiten aus Studium und Lehre vorgestellt, aber auch Zusammenhänge erklärt und Entwicklungslinien aufgezeigt. Ein Teil der Ausstellung widmet sich der Entstehung der neuen Frauenbewegung an der Justus-Liebig-Universität Gießen, als sich Studentinnen zum ersten Mal in ihrer Geschichte gemeinsam gegen ihre Benachteiligung an der Universität zur Wehr setzten. Die spannende Geschichte des Frauenstudiums in Gießen wird mit zahlreichen, zum großen Teil bislang unveröffentlichten Schrift-, Ton- und Bilddokumenten aus Privatbesitz und Archiven für die Betrachterinnen und Betrachter lebendig gemacht.

Kontakt
Universitätsarchiv Gießen 
Dr. Eva Marie Felschow
Otto-Behaghel-Str. 8 
35394 Gießen 
Tel.: 0641 / 99 – 14060
eva-marie.felschow@admin.uni-giessen.de

Quelle: Pressemitteilung Justus-Liebig-Universität Gießen, 17.10.2008

Archivleiterwechsel im Stadtarchiv München

Der bisherige Leiter des Stadtarchivs München, Dr. Richard Bauer, geht Ende November 2008 in den Ruhestand. In seiner fast 28 Jahre langen Dienstzeit konnte er nicht nur die Renovierung des Altbaus an der Winzererstraße in Angriff nehmen, sondern auch den Neubau eines Magazintrakts an der Schleißheimer Straße verwirklichen. Aufgrund seiner jahrzehntelangen intensiven Beschäftigung mit der Stadtgeschichte hat Dr. Bauer zahlreiche Bücher und wissenschaftliche Aufsätze zur Münchner Geschichte veröffentlicht. Dieser Tätigkeit möchte er sich auch in den nächsten Jahren weiterhin widmen. Sein Nachfolger als Archivleiter wird Dr. Michael Stephan, der bisher als Archivdirektor in der Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns tätig war. Sein neues Amt tritt er am 1. Dezember 2008 an. Nach seinem Studium in München absolvierte er die Bayerische Archivschule. Seine erste Anstellung fand er im Bayerischen Hauptstaatsarchiv, wo er zunächst in der Abteilung \“Nachlässe und Sammlungen" tätig war. Durch zahlreiche Ausstellungen und Publikationen machte er sich in den folgenden Jahren einen Namen. In seiner neuen Tätigkeit möchte er gerne die Möglichkeiten der Recherche von Beständen im Internet erweitern sowie sich für die Schaffung geeigneter Ausstellungsräume im Stadtarchiv München einsetzen. Zudem plant er, eine Münchner Enzyklopädie zu verfassen, in der alles Wichtige zu München zu finden ist.

Kontakt
Stadtarchiv München
Winzererstr. 68
80797 München
Tel.: 089 / 233 – 0308
Fax: 089 / 233 – 30830
stadtarchiv@muenchen.de 

Quelle: Wolfgang Görl, Süddeutsche Zeitung, 15.11.2008; Wolfgang Görl, Süddeutsche Zeitung, 15.11.2008

Neue Leiterin des Kasseler Stadtarchivs

Zum 1. Dezember 2008 übernimmt Dr. Sigrid Schieber die Leitung des Kasseler Stadtarchivs. Die 36-jährige Archivarin und promovierte Historikerin tritt damit die Nachfolge von Frank-Roland Klaube an, der vor kurzem in den Ruhestand gewechselt war. Diese Personalentscheidung teilten jetzt Oberbürgermeister Bertram Hilgen und Bürgermeister Thomas-Erik Junge, gleichzeitig zuständiger Dezernent für das Stadtarchiv, mit. Dr. Sigrid Schieber leitet derzeit noch die "Koordinierungsstelle Retrokonversion\“ an der Archivschule in Marburg. Berufliche Erfahrung als Archivarin sammelte sie unter anderem beim Landesarchiv Baden-Württemberg sowie beim Hessischen Hauptstaatsarchiv in Wiesbaden. Ihr Studium der Geschichte mit den Nebenfächern Philosophie und Germanistik absolvierte die gebürtige Saarländerin an der Justus-Liebig-Universität in Gießen. Im Jahr 2004 schloss sie ihre Promotion zur frühneuzeitlichen Wetzlarer Stadtgeschichte ab. Neben archivarischer und geschichtswissenschaftlicher Fachkenntnis und Berufserfahrung verfügt Dr. Schieber über umfangreiche Fremdsprachen- und IT-Kenntnisse sowie über Erfahrung in der Öffentlichkeitsarbeit. 

Kontakt
Stadtarchiv Kassel
Wildemannsgasse 1 / Marstall
34117 Kassel 
Tel.: 0561 / 787 – 4050 
Fax: 0561 / 787 – 4060 
stadtarchiv@stadt-kassel.de 

Quelle: Pressemitteilung Stadt Kassel, 14.11.2008

Forschungszentrum Kriegsverbrecherprozesse offiziell eröffnet

An der Philipps-Universität Marburg ist am 13.11.2008 das „Internationale Forschungs- und Dokumentationszentrum Kriegsverbrecherprozesse“ offiziell eröffnet worden (International Research and Documentation Center War Crimes Trials, ICWC). Der Heidelberger Historiker Professor Dr. Edgar Wolfrum hielt hierbei den Festvortrag zum Thema „NS-Kriegsverbrecherprozesse und die geschichtspolitische Kultur der Bundesrepublik Deutschland“. Das ICWC ist durchaus keine Unbekannte in Marburg“, erläuterte Professor Dr. Christoph Safferling, Geschäftsführender Direktor des ICWC, den Anlass der Gründungsfeier in der Aula der Alten Universität. Schon seit dem Jahr 2003 kooperieren Rechtswissenschaftler, Historiker und Sozialwissenschaftler in dem interdisziplinären Zentrum der Universität, um Entstehung, Entwicklung und gegenwärtige Praxis des Völkerstrafrechts zu erforschen, wie es in nationalen und internationalen Strafverfahren zu den Kriegs- und Menschheitsverbrechen des Nationalsozialismus’ Gestalt angenommen hat. Während das Zentrum bislang in einem „eher informellen Zusammenschluss“ der beteiligten Wissenschaftler bestand, wie Prof. Safferling sagte, ist seit Kurzem eine Satzung für das ICWC in Kraft, so dass es seine Aktivitäten nunmehr im rechtlichen Rahmen einer universitären Einrichtung entfaltet. 

„Die Einweihung des Zentrums ist ein wichtiger Meilenstein für die wissenschaftliche Profilierung der Philipps-Universität“, erklärte Professor Dr. Gerhard Heldmaier, Vizepräsident der Philipps-Universität Marburg. In seinem Grußwort hob er das „Innovationspotenzial“ der Einrichtung hervor: Die erforderliche Zusammenarbeit verschiedener Fachgebiete „lässt Überraschungen erwarten“, so Prof. Heldmaier. Das ICWC hat sich zum Ziel gesetzt, das Völkerstrafrecht und dessen Anwendung unter rechtswissenschaftlichen, geschichtswissenschaftlichen und sozialwissenschaftlichen Aspekten zu erforschen. Basis der Arbeit bildet die umfassende und voll digitalisierte Dokumentation historischer Quellen zu Kriegsverbrecherprozessen insbesondere nach 1945. Diese Quellen sind bislang über zahllose Archive weltweit verstreut. Das Marburger Zentrum wird sie der internationalen Forschung in elektronischer Form zur Verfügung stellen. „Diese Arbeit wird noch Jahrzehnte in Anspruch nehmen“, erklärte Zentrumsleiter Prof. Safferling in seiner kurzen Vorstellung des ICWC. 

Zugleich ist geplant, die bereits etablierte Stellung des Zentrums in einschlägigen Forschungsnetzwerken durch internationale Konferenzen weiter auszubauen. So kooperieren die Marburger Wissenschaftler seit 2007 mit dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag, dessen Rechtsprechung unter anderem auf dem in Marburg dokumentierten und für Den Haag systematisch ausgewerteten historischen Völkerstrafrecht aufbaut. Vertreter des Internationalen Strafgerichtshofs werden demnächst an einer internationalen Tagung teilnehmen, die das ICWC vom 4. bis 6. Dezember 2008 anlässlich des 60. Jahrestags der UN-Völkermordkonvention durchführt. Enge Kontakte bestehen auch zum Khmer Rouge-Tribunal im kambodschanischen Phnom Penh, dem die Marburger Wissenschaftler umfangreiche Aktenbestände zur Verfügung stellen konnten. „Das ICWC ist weltweit das einzige Zentrum, das in der Lage ist, das Informationsbedürfnis des kambodschanischen Tribunals zu erfüllen“, erläuterte Safferling.

Der Heidelberger Historiker Professor Dr. Edgar Wolfrum hielt die Festrede. ICWC-Vizedirektor Professor Dr. Eckart Conze stellte anschließend den Festredner Edgar Wolfrum vor, der sich in seinem Werk unter anderem intensiv der Geschichtspolitik und Erinnerungskultur gewidmet habe. Wolfrum ging in seinem Vortrag der Frage nach, wie sich das veränderliche Selbstbild der Bundesrepublik in der wechselvollen Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit spiegelt. Dabei finde „immer ein Wettstreit um die Erinnerung statt, bei dem es um Interesse und Macht geht“, so der Heidelberger Historiker.

Kontakt
Philipps-Universität Marburg
Professor Dr. Christoph Safferling
Fachbereich Rechtswissenschaften
35032 Marburg
Tel.: 0 64 21 / 28 – 2 31 19
Fax: 0 64 21 / 28 – 2 17 28
VSTR@staff.uni-marburg.de

Philipps-Universität Marburg
Professor Dr. Eckart Conze,
Fachbereich Geschichte und Kulturwissenschaften
35032 Marburg
Tel.: 06421 / 28 – 24610 
Fax: 06421 / 28 – 25700 
ng2@staff.uni-marburg.de

Quelle: Aktuelles Philipps-Universität Marburg, 14.11.2008

Bayerische Staatsbibliothek gibt Werke aus der Bibliothek Thomas Manns zurück

Die Bayerische Staatsbibliothek gibt am Mittwoch, 19. November 2008 in Zürich 75 Bände aus der Privatbibliothek Thomas Manns, die 1933 von den Nationalsozialisten beschlagnahmt wurde, an das Thomas-Mann-Archiv in Zürich zurück. Es handelt sich dabei um Übersetzungen der Werke Thomas Manns in die verschiedensten Sprachen aus den ersten drei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts. Seit 2003 beteiligt sich die Bayerische Staatsbibliothek aktiv in Eigeninitiative und mit Nachdruck an der Aufgabe, nach NS-Raubgut in ihrem Verantwortungsbereich zu fahnden. Sie orientiert sich damit an der Verpflichtung, die alle öffentlichen Institutionen der Bundesrepublik Deutschland 1999 in einer gemeinsamen Erklärung zur Auffindung und zur Rückgabe NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturgutes, insbesondere aus jüdischem Besitz eingegangen sind. 

Im August 1933 wurde das Haus Thomas Manns in München von den Nationalsozialisten beschlagnahmt. In den Monaten zuvor gelang es der Familie, gut die Hälfte bis zwei Drittel der dort untergebrachten Privatbibliothek Manns nach Zürich in Sicherheit zu bringen. Der Rest fiel in die Hände der NS-Behörden. Die danach gezielt aussortierten Übersetzungen von Thomas Manns Werken wurden an die Bayerische Staatsbibliothek überstellt. Dazu zählen beispielsweise Übersetzungen der großen Romane „Die Buddenbrooks“ oder „Der Zauberberg“. In zwei Bänden finden sich Unterschriften von Thomas Mann, außerdem tragen mehrere Bände Widmungen der Übersetzer an den Autor. Nach einem Hinweis aus dem Umfeld des Thomas-Mann-Archivs in Zürich machte sich die bibliotheksinterne Arbeitsgruppe zum Auffinden von NS-Raubgut 2007 auf die Suche nach den Beständen. Insgesamt konnten 61 Titel in 75 Bänden als Werke aus der Privatbibliothek Manns identifiziert werden. Sie werden nun in Abstimmung mit Herrn Professor Frido Mann, dem Enkel Thomas Manns und Sprecher der Familie, an das Thomas-Mann-Archiv in Zürich zurückgegeben. 

Nach dem Tode Thomas Manns im Jahre1955 übergab die Erbengemeinschaft 1956 seinen literarischen Nachlass, persönliche Gedenkstücke und die Ausstattung seines letzten Arbeitszimmers der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH). Diese gründete in der Folge das Thomas-Mann-Archiv (TMA). Dieses beherbergt den Grossteil der noch vorhandenen Thomas-Mann-Autographen. In feuerfesten Safes lagern Manuskripte, Tagebücher, Notizbücher, Briefe und andere Handschriften mehr. Dazu kommen aufschlussreiche Vorarbeiten und Arbeitsmaterialien zu verschiedenen Werken und ihren Frühstufen. Das TMA hat den ihm übergebenen Nachlass nicht nur erschlossen, sondern nach Kräften auch ergänzt und Werkausgaben, Übersetzungen, Briefe, Schallplatten und andere Tonträger, Fotografien, Mikrofilme, Zeitungsartikel zu Tausenden und Zehntausenden gesammelt. Auch die Sekundärliteratur wird mit möglichster Vollständigkeit zusammengetragen. Die Bestände werden in verschiedenen Katalogen nachgewiesen. Das TMA hat des Weiteren wichtige Editionen erarbeitet, Quellenforschung betrieben und maßgebende Interpretationen vorgelegt. Seit 1967 gibt das Archiv zudem die Thomas-Mann-Studien heraus und ist Mitherausgeber des 1988 begründeten Thomas Mann Jahrbuchs. Geleitet wird das Thomas-Mann-Archiv seit 1994 von Dr. Thomas Sprecher. Die wissenschaftliche Benützung des TMA steht im Rahmen der Benützungsordnung allen Interessierten nach Voranmeldung von Montag bis Freitag offen. 

Die Bayerische Staatsbibliothek freut sich, dass die Bücher nun im Thomas-Mann-Archiv wieder mit den erhaltenen Teilen der Arbeitsbibliothek des Schriftstellers vereint sind. Sie bedauert zutiefst die Hintergründe und Umstände, wie sie 1933 ins Haus gelangten, ebenso die damalige Verstrickung der Bibliothek in das geschehene Unrecht. Weitere Rückgaben von NS-Raubgut werden derzeit vorbereitet, neben jüdischen Vorbesitzern etwa auch an die Zeugen Jehovas, Freimaurerlogen oder an die Vereinigung Katholischer Religionslehrer sowie Organisationen der Arbeiterbewegung. 

Kontakt
Bayerische Staatsbibliothek 
Dr. Stephan Kellner 
Ludwigstr. 16
80539 München 
Abteilung Bestandsaufbau und Erschließung 
Tel.: 089 / 28 638 2278 
stephan.kellner@bsb-muenchen.de 

Thomas-Mann-Archiv der ETH Zürich
Schönberggasse 15
CH-8001 Zürich
Tel.: ++41 44 632 40 45
Fax: ++41 44 632 12 54
tma@tma.gess.ethz.ch

Quelle: Aktuelles Bayerische Staatsbibliothek, 11.11.2008; Thomas-Mann-Archiv

Verfolgte und Verfolger in Lingen während der NS-Zeit

Aus Anlass des Gedenkens 70 Jahre Reichspogromnacht fand am 1.November 2008 der 7. Tag der Lingener Geschichte zum Thema: „Verfolgte und Verfolger in Lingen während der NS-Zeit“ statt. Organisiert und durchgeführt wurde der 7. Tag der Lingener Geschichte vom Heimatverein Lingen, dem Stadtarchiv Lingen und dem Forum Juden – Christen. Rund 70 Besucher verfolgten interessiert die aufschlussreichen Vorträge. Die Veranstaltung begann mit einem Vortrag des neuen Stadtarchivars Dr. Stephan Schwenke zum Thema: \“Gleichschaltung und Ausschaltung. Das Vorgehen der NSDAP gegen ihre politischen Gegner im Raum Lingen.\“ Danach folgte ein Vortrag von Dr. Axel Metz, Bistumsarchiv Münster, mit dem Thema: \“Koexistenz oder Konfrontation. Das Verhältnis von Kirche und Nationalsozialismus im Raum Lingen.\“ Zum Abschluss referierte Dr. Ludwig Remling, der bis zum Frühjahr 2008 das Lingener Stadtarchiv geleitet hatte, über „Das Schicksal der Lingener Juden während der NS-Zeit“.

Auch in Lingen wurde im Laufe des Novemberpogroms die1878 eingeweihte Synagoge vollständig durch ein Feuer zerstört, während die jüdische Schule verschont wurde. Zeitzeugen berichten, dass ihre Nähe zu einer Bäckerei sie vor den Flammen bewahrt hatte. Im Jahr 1997 erwarb die Stadt Lingen die Schule. Nach der Renovierung wurde 1998 der „Gedenkort Jüdische Schule“ eingeweiht. Heute dokumentiert dort eine Ausstellung die 250-jährige jüdische Geschichte der Stadt Lingen von den Anfängen Ende des 17. Jahrhunderts bis zu den Deportationen der Familien 1941/42 nach Riga und Theresienstadt. Auf Wandtafeln kann man viel über die Lingener Juden erfahren und verschiedene Kultgegenstände betrachten. Besichtigungen und Führungen, auch für Schulklassen, sind nach Absprache mit der Stadt möglich. 

Kontakt
Stadtarchiv Lingen
(im Obergeschoss der Stadt- und Hochschulbibliothek)
Dr. Stephan Schwenke
Baccumer Straße 22
49808 Lingen (Ems)
Tel.: 0591 / 9167 – 111
Fax: 0591 / 9167 – 140
s.schwenke@stadtarchiv-lingen.de

Quelle: Aktuelles, Marktplatz Emsland; Sehenswertes Stadt Lingen; Forum Juden – Christen Altkreis Lingen

100 Jahre Studium für Frauen in Münster

Im Stadtmuseum Münster ist vom 19. Oktober 2008 bis zum 18. Januar 2009 die Ausstellung „‚Laßt sie doch denken!‘ 100 Jahre Studium für Frauen in Münster“ zu sehen, die unter der Leitung von Dr. Veronika Jüttemann von der Kontaktstelle Studium im Alter und Dr. Sabine Happ vom Universitätsarchiv Münster in Kooperation mit dem Fachbereich Design der Fachhochschule Münster durch eine Gruppe von Geschichtsstudentinnen und älteren Studierenden erarbeitet wurde. 

Im Wintersemester 1908/09 durften sich in Münster die ersten sechs Studentinnen einschreiben. Als letzter Staat im Deutschen Reich hatte sich auch Preußen dazu entschlossen, Frauen ein Hochschulstudium zu ermöglichen. Gemeinsam mit 1713 männlichen Kommilitonen besuchten die Studentinnen Vorlesungen und Seminare. Heute gibt es an der Westfälischen Wilhelms-Universität 38 000 Studierende – 53 Prozent davon sind Frauen. Die Ausstellung zeigt auf, wie es den Frauen im Laufe dieser 100 Jahre ergangen ist, welche Erfolge sie errungen haben und welchen Schwierigkeiten sie sich bis heute stellen müssen. Neben einem chronologischen Überblick setzt die Ausstellung thematische Schwerpunkte. Die soziale Situation der Studentinnen und Wissenschaftlerinnen wird genauso präsentiert wie deren politische Aktivitäten, ihre Berufswege inner- und außerhalb der Universität oder die ersten Studentinnenverbindungen.  Konkrete Lebensgeschichten von Absolventinnen oder Professorinnen illustrieren die zahlreichen Informationen. Persönliche Dokumente und Fotos, aber auch zeitgenössische Satiren, zeichnen ein lebensnahes Bild dieser 100 bewegten Jahre und gewähren auch einen Blick hinter die Fassaden der studierenden und studierten Frauen. 

Die Debatten um das Studium von Frauen im vergangenen Jahrhundert waren eng verknüpft mit den jeweils vorherrschenden Frauenbildern. Als Symbol für die Widerstände, Begrenzungen und Vorurteile, gegen die Frauen ankämpfen mussten und müssen, steht in der Ausstellung ein plastisch abgeformter Frauenkörper.  Ein Klischee, das, einem Korsett ähnlich, nur einen Teil des Frauenkörpers wiedergibt, der die wesentlichen physischen Merkmale zeigt. Gefüllt ist dieses Korsett mit Schlagworten, die das vorherrschende Rollenklischee benennen; konfrontiert wird es mit den Fakten und Entwicklungen des Frauenstudiums der jeweiligen Zeitabschnitte.  Begleitend zur Ausstellung erscheint ein Sammelband mit vertiefenden Quellen. Unter dem Titel \“\’Lasst sie doch denken!\‘ 100 Jahre Studium für Frauen in Münster\“ ist er im Shop des Stadtmuseums Münster und im Buchhandel  für 19,90 Euro erhältlich.  Über das Begleitprogramm zur Ausstellung informiert zusätzlich ein Faltblatt.

Kontakt
Universitätsarchiv Münster
Leonardo-Campus 21
48149 Münster
Tel.: 0251 / 83 – 3 20 99
Fax: 0251 / 83 – 3 17 77
uni-archiv@uni-muenster.de

Stadtmuseum Münster
Salzstraße 28
48143 Münster
Tel.: 0251 / 492 – 45 03
Fax: 0251 / 492 – 77 26
museum@stadt-muenster.de

Quelle: Pressemeldung Stadt Münster, 20.10.2008