Feldpostsammlung Hasenjaeger fürs Stadtarchiv Mülheim

Rund 150 Feldpostbriefe aus dem Zweiten Weltkrieg wurden jetzt offiziell dem Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr übergeben. Das Besondere ist neben der enormen Zahl ihr Autor: Gunther Hasenjaeger, Sohn des damaligen Mülheimer Oberbürgermeisters Edwin Hasenjaeger.

Die Sammlung umfasst Briefe aus den Jahren 1939 bis 1943, die der junge Gunther Hasenjaeger an seinen Vater Edwin und seine Mutter Gertrud, bisweilen auch an seine Geschwister Gisbert und Margarete, geschrieben hat. Aus Russland, wohin Hasenjaeger 1941 abkommandiert worden war, schildert er beispielsweise im Oktober schildert Szenen bei der Essensausgabe: "Bei der Brotausgabe waren einzelne zerbrochene Brote übrig geblieben. […] Auf diese Brotkrumen stürzten sich die Essensholer wie hungrige Tiere und klaubten sich das Zeug in den Mund und in die Kochgeschirre. Es kam beinah zu Schlägereien. Für einen Film von diesem Vorfall würde die englische Propaganda zahlreiche Pfunde zahlen. Also die Kompanie hungert." 

Ungefähr alle zwei bis drei Tage kam ein Brief von Gunther in Mülheim an. Auf diese Weise hielt er Kontakt zu seiner Familie. Die Briefe waren für ihn eine wichtige Stütze inmitten der Wirren und Schrecken des Krieges. Nach seinem Tod an der Ostfront im Februar 1943 ließ der trauernde Vater eine Holzschatulle für die Briefe anfertigen, die im Gedenken an den Sohn auf eine Kommode gestellt und wie ein Schatz gehütet wurde.

Die Briefe überdauerten alles: den großen Angriff auf Mülheim 1943, bei dem die elterliche Wohnung in der Teinerstraße zerstört wurde, den Tod der Mutter, den Tod des Vaters, den Tod der Stiefmutter, den Tod des ältesten Bruders Gisbert, der die Briefe als \“Stammhalter\“ der Familie in Plettenberg aufbewahrte. Danach gelangten sie an die Schwester Margarete zurück nach Mülheim. Als letztes der Kinder von Edwin Hasenjaeger entschloss sich Margarete Pferdmenges geb. Hasenjaeger, die zeitgeschichtlich wertvollen Dokumente dem Mülheimer Stadtarchiv zu übergeben und somit der Nachwelt zur Verfügung zu stellen.

Kontakt:
Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr
Aktienstraße 85
45473 Mülheim an der Ruhr 
Tel: 02 08 / 4 55 42 60
Fax: 02 08 / 4 55 42 79
stadtarchiv@stadt-mh.de

Quelle: Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr, Aktuelle Mitteilung; Antonia Röder, Der Westen, 25.1.2008

Wilhelm Löhe und die Diakonie in Bayern

„Die Kraft der Nächstenliebe“ ist der Titel einer Ausstellung, die das Stadtmuseum Ludwig Erhard und das Diakonische Werk Fürth konzipiert haben. Anlass ist der 200. Geburtstag von Wilhelm Löhe, eines der größten Söhne der Stadt Fürth und Gründervater der Diakonie in Bayern. Die Ausstellung ist vom 14. Februar bis 20. März 2008 zu sehen. Ihre Realisierung wurde unterstützt durch das Archiv der Diakonie Neuendettelsau und das Haus der Bayerischen Geschichte.

\"Wilhelm

Wilhelm Löhe wurde am 21. Februar 1808 in Fürth geboren. Seine Vaterstadt entwickelte sich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einer aufstrebenden Industriestadt. Dies bedeutete aber auch gravierende soziale Probleme und Notsituationen. Löhe, als durchaus eigenwilliger lutherischer Pfarrer, sah die Not seiner Zeit mit wachen Augen und begriff tätige Nächstenliebe als zentrale Aufgabe der Kirche. So gründete er 1854 in Neuendettelsau die erste Diakonissenanstalt in Bayern. Die dortige Ausbildung junger Frauen in Krankenpflege und Erziehung markiert auch den Anfang qualifizierter Berufe im Pflege- und Sozialbereich. Die Ausstellung zeichnet die Entwicklung der Diakonie nach und zeigt Exponate aus dem persönlichen Leben Wilhelm Löhes. Sie beschreibt am Beispiel der Stadt Fürth Aspekte der lokalen Sozialgeschichte und informiert über die aktuelle Arbeit der Diakonie vor Ort. In den Tondokumenten eines eigens produzierten Audioguides kommen Zeitzeugen zu Wort.

Info:
Ausstellung „Die Kraft der Nächstenliebe – Wilhelm Löhe und die Diakonie in Bayern“ vom 14. Februar – 20. März 2008 im Stadtmuseum Ludwig Erhard

Die Vernissage am 14. Februar 2008, 11.00 Uhr, wird von einem Stehempfang mit Musik und Buffet begleitet. Der Komponist und Pianist Heinrich Hartl spielt Klavierkompositionen zwischen Avantgarde und Jazz. Einführende Worte sprechen der Oberbürgermeister der Stadt Fürth, Dr. Thomas Jung, und Dr. Ludwig Markert, Präsident des Diakonischen Werkes Bayern.

Am 17.2., 11.00 Uhr, spricht Alexander Jungkunz, Journalist der Nürnberger Nachrichten, in seinem Festvortrag unter der Überschrift „Not-Wendigkeiten“ über die Aktualität Wilhelm Löhes heute. Anschließend findet eine Sonderführung statt. Das bekannte Fürther Trio FÜ-JAZZ sorgt für die musikalische Umrahmung der Veranstaltung.

Die Ausstellung ist interessierten Besuchern in den Öffnungszeiten von Freitag 8.00 – 14.00 Uhr sowie Samstag und Sonntag 14.00 – 17.00 Uhr zum Preis von Euro 2,- (Erwachsene) / 1,50 (ermäßigt) zugänglich.
Sonderführungen finden auch am 16.2., 23.2., 1.3., 8.3., 15.3., jeweils um 15.00 Uhr, statt. Sonderöffnungszeiten mit Gruppenführungen können gerne unter Tel.: 0911/979 222 90 vereinbart werden.

Mit der Finissage einschließlich einer Sonderführung und Chansons mit Ruth Sandhagen, Gesang, und Gregory Gaynair am Klavier klingt die Ausstellung am 20.3.2008, um 17.00 Uhr aus.

Kontakt:
Stadtmuseum Ludwig Erhard
Ottostraße 2
90762 Fürth
Tel: (0911) 97 92 22 90
info@stadtmuseum-fuerth.de 

Letzter Band des Braunschweiger Urkundenbuchs erschienen

Das Urkundenbuch der Stadt Braunschweig, zentrales Quellenwerk zur mittelalterlichen Geschichte der bedeutenden Hansestadt, ist abgeschlossen. Der achte und letzte Band, den das Stadtarchiv Braunschweig jetzt vorgelegt hat, behandelt die Jahre 1388 bis 1400. In zwei Teilbänden werden auf insgesamt 1.841 Seiten die Texte zahlreicher Urkunden und Briefe sowie Auszüge aus der reichen Stadtbuchüberlieferung des Braunschweiger Stadtarchivs abgedruckt. 

\"Papsturkunde,

Die umfangreiche und inhaltlich überaus vielfältige Edition erlaubt einen faszinierenden Einblick in nahezu alle Lebensbereiche der mittelalterlichen Stadt und wird durch Regesten des Rechtsinhalts der jeweiligen Urkunden, einen wissenschaftlichen Apparat sowie einen detaillierten Orts-, Personen- und Sachindex mustergültig erschlossen. Bearbeitet hat den Band wie schon die Vorgänger der Mittelalterhistoriker Josef Dolle.

Die Anfänge der Arbeiten am Urkundenbuch reichen bis ins 19. Jahrhundert zurück. Der erste, von Ludwig Hänselmann bearbeitete Band erschien bereits 1873. Bis 1912 folgten drei weitere Bände, in denen die Quellen zur Geschichte der Stadt bis 1350 abgedruckt wurden. 

Erst nach einer langen Pause gelang die Fortsetzung. Sie wäre ohne die großzügige Unterstützung zahlreicher Förderer nicht möglich gewesen. Um das Urkundenbuch haben sich die Hans und Helga Eckensberger-Stiftung, die von Dammsche Stiftung, die STIFTUNG NORD/LB • ÖFFENTLICHE, die Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz, die Richard Borek-Stiftung, die Stiftung der Niedersächsischen Bauindustrie, die Historische Kommission für Niedersachsen und Bremen sowie das Land Niedersachsen verdient gemacht. Seit 1994 konnten auf diese Weise bereits drei material- und inhaltsreiche Bände publiziert werden.

Die Edition erscheint im Rahmen der Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen und wird von der Hahnschen Buchhandlung in Hannover verlegt. Mit dem achten Band ist das Projekt abgeschlossen: Ab dem 15. Jahrhundert ist das hauptsächlich im Stadtarchiv aufbewahrte Quellenmaterial zu umfangreich, um es in Buchform herauszugeben. Der neue Band des Urkundenbuchs ist im Buchhandel erhältlich und kann in Kürze auch in der Stadtbibliothek im Schloss eingesehen werden. 

Info:
Urkundenbuch der Stadt Braunschweig, Bd. 8 (1388-1400), 
bearbeitet von Josef Dolle (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen, Bd. 240) , 
ISBN 978-3-7752-6040-4. 79,90 Euro.

Kontakt:
Stadtarchiv Braunschweig
Schlossplatz 1
38100 Braunschweig
Tel: (0531) 470-4711 
Fax: (0531) 470-4725 
stadtarchiv@braunschweig.de

Quelle: Stadt Braunschweig, Pressemitteilung, 23.1.2008 (Foto: Stadtarchiv Braunschweig)

Nachbarn im Konflikt – Quellen und Forschungen zur Geschichte der Stadt Münster

Allen Bemühungen des münsterschen Stadtrates zum Trotz waren Schweine im 17. Jahrhundert ein alltäglicher Anblick auf den Straßen und in den Gassen der Stadt. Und sie waren immer wieder Anlass für Streitigkeiten. Sie liefen in fremde Häuser oder Fuhrwerken unter die Räder. Einmal biss ein Schwein einem Kind die Hand ab. Nachbarn gerieten in Streit, weil der eine angeblich ein Schwein des anderen gestohlen hatte. Der Beschuldigte behauptete dagegen, das nachbarliche Schwein habe sich in seinen Stall verirrt… 

Streit unter Nachbarn hat es schon immer gegeben. Das belegt auch der neueste Band der vom Stadtarchiv Münster herausgegebenen "Quellen und Forschungen zur Geschichte der Stadt Münster" (Nr. 24) mit dem Titel "Nachbarn im Konflikt". Die Historikerin Dr. Christine Schedensack hat Zank und Streit der Jahre 1600 bis 1650 erforscht und hier zusammengetragen. 

Nicht nur Schweine sorgten für nachbarliche Konflikte. Das Zusammenleben in den engen räumlichen Verhältnissen der Stadt war immer wieder Anlass für Streitigkeiten, die auch vor Gericht führen konnten. So wurden nicht selten die schmalen Gänge zwischen den Häusern für die Notdurft missbraucht, wie etwa von \“der Nagelschen\“ nach dem Genuss einer Kanne Bier. Das gefiel Nachbarin Else tor Füchten gar nicht. Streit und Beleidigungen waren die Folge. Auch der Gestank im Schweinestall der Witwe Nickhorn führte zur Beschwerde ihres Nachbarn Niclaes Warburg und beide vor den Kadi. 

Ob Schweine nicht wissen, wo sie hingehören oder der Zweig des Obstbaumes hinter dem Gartenzaun den Falschen zur Ernte verleitet, Nachbarschaftskonflikte scheinen zeitlos. Auch die Versuche der Konfliktregelung im 17. Jahrhundert – von der Vermittlung bis zur gerichtlichen Auseinandersetzung – wirken hochaktuell. 

Info:
Quellen und Forschungen zur Geschichte der Stadt Münster (24). 
Dr. Christine Schedensack: Nachbarn im Konflikt. Entstehung und Beilegung von Rechtsstreitigkeiten um Haus und Hof. Münster 2008 

Kontakt:
Stadtarchiv Münster
An den Speichern 8
48157 Münster
Tel. 02 51/4 92-47 01
Fax 02 51/4 92-77 27
archiv@stadt-muenster.de

Quelle: Stadt Münster, Pressemitteilung, 22.1.2008

Stadtarchiv Bottrop lädt zum Besuch des »Zuges der Erinnerung« ein

Der 27. Januar wird seit 1996 als „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ begangen: Am 27. Januar 1945 wurde das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz von sowjetischen Truppen befreit. Auschwitz steht als Symbol für das Grauen des Dritten Reiches. Mehr als eine Million Männer, Frauen und Kinder wurden in dem Konzentrationslager getötet. Den \“Holocaust-Gedenktag\“ nimmt das Stadtarchiv Bottrop in diesem Jahr zum Anlass, um in besonderer Form mit an die Zeit des Nationalsozialismus zu erinnern. Denn auch Bottroperinnen und Bottroper sind in dieser Zeit verfolgt, nach Auschwitz und in andere Konzentrationslager deportiert und dort ermordet worden.

Durch Deutschland fährt derzeit der \“Zug der Erinnerung". Er fährt auf den Strecken der Deportationszüge der „Deutschen Reichsbahn“ und hält in verschiedenen Bahnhöfen. Sein Ziel ist die Gedenkstätte Auschwitz. Er transportiert eine mobile Ausstellung, die an die vergessenen Opfer des NS-Systems erinnert: Kinder und Jugendliche, die mit der \“Deutschen Reichsbahn\“ in die Vernichtungslager transportiert wurden. Der „Zug der Erinnerung“ besteht aus einer Dampflok und mehreren Ausstellungswagen, in denen Fotos und Briefe der Deportierten gezeigt werden. 

Hier gibt es auch Bezüge zu Bottrop. So wird an Herbert Cohn und Rudolf Konrad Brandt erinnert. Herbert Cohn, 1926 in Essen geboren, lebte mit seiner Familie in Bottrop, Essener Straße 2. Er wurde von Essen aus in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert und fand dort den Tod. Als Todesdatum ist der 8. Mai 1945 angegeben. Rudolf Konrad Brandt wurde 1925 in Bottrop geboren, wo er mit seiner Familie bis 1933 an der Hochstraße 12 lebte. Die Familie wurde 1940 von ihrem damaligen Wohnort Mannheim zunächst in das Internierungslager Gurs im unbesetzten Frankreich verschleppt. Später wurde Rudolf Konrad Brandt von seinen Eltern getrennt, kam nach Auschwitz und ist wohl von dort in das Konzentrationslager Buchenwald verlegt worden. Als Todesdatum ist der 24. Februar 1945 im KZ Buchenwald vermerkt. Die im Bottroper Stadtarchiv gesammelten Informationen über Herbert Cohn und Rudolf Konrad Brandt werden bei einem Besuch der Ausstellung in Essen im nächsten Monat übergeben. Dort werden vor Ort vorhandene Spuren der deportierten Kinder gesammelt. Der \“Zug der Erinnerung\“ nimmt sie mit und wird die Dokumente und Fotos am Ende der Reise in der Gedenkstätte Auschwitz symbolisch hinterlegen.

Info:
Der „Zug Der Erinnerung“ wird am 22. und 23. Februar 2008 im Essener Hauptbahnhof Halt machen. Das Stadtarchiv bietet deshalb am Samstag, dem 23. Februar, eine Fahrt zum Besuch der Ausstellung in Essen an und lädt hierzu alle Interessenten ein. Treffpunkt ist um 14 Uhr am ZOB. Nach einer Führung durch die Ausstellung wird noch Gelegenheit sein, mit einem Zeitzeugen zu sprechen. – Interessenten sind gebeten, sich möglichst bald im Stadtarchiv anzumelden, da die Teilnehmerzahl begrenzt ist. Als Kosten werden nur die Fahrtkosten mit dem Bus (ÖPNV) anfallen.

Kontakt:
Stadtarchiv Bottrop
Blumenstr. 12-14
46236 Bottrop
Tel. 02041/ 70 37 54

Quelle: Stadt Bottrop, Pressemitteilung, 23.1.2008

Eine jüdische Zeitreise im Haus Witten

Anlässlich des Holocaust-Gedenktages am kommenden Sonntag (27.1.2008) lädt das Wittener Stadtarchiv mit seinen Veranstaltungspartnern Wittenfolk e.V. und der Witten-AG der Deutsch-Israelischen Gesellschaft ab 19 Uhr herzlich zu einem musikalischen Programm von und mit Dany Bober (Gitarre, Gesang) in den Gläsernen Konzertsaal von Haus Witten ein. Unter dem Titel „Eine jüdische Zeitreise“ präsentiert Bober Lieder, Berichte und jüdische Weisheiten.

„Jüdische Kultur ist schon aufgrund ihrer unterschiedlichen geographischen und historischen Bezüge sehr vielfältig“ erklärt Dr. Martina Kliner-Fruck, Leiterin des Stadtarchivs. Unter dem Nationalsozialismus sei die Entwicklung jüdischer Lieder in Europa weitgehend zum Erliegen gekommen. Heute würden viele in diesem Zusammenhang in erster Linie an Klezmer-Musik denken. Kliner-Fruck: „Dass jüdische Musik aber viel mehr als nur das ist, zeigt Dany Bober sehr eindrucksvoll.“

Bober wurde 1948 als Kind deutscher Juden, die vor dem nationalsozialistischen Verfolgungsterror aus Deutschland fliehen mussten, in Israel geboren. 1956 remigrierten seine Eltern mit ihm nach Frankfurt am Main – in die Geburtsstadt seines Vaters. Seit 1976 lebt Dany Bober mit seiner Familie in Wiesbaden und ist als Interpret jüdischer Lieder seit fast zwei Jahrzehnten in Deutschland bekannt.

Für seine Vortragsform hat er das „Feature“ gewählt. Das „Feature“ war in der Weimarer Republik auf deutschen Kleinkunstbühnen eine beliebte Form, Inhalte publikumswirksam zu vermitteln. Im Mittelpunkt eines Theaterstückes steht nicht die Handlung, sondern ein Thema, das mit den unterschiedlichsten Stilelementen wie Liedern, Berichten, Mundartgedichten und Humor präsentiert wird. Von teilweise eigenen Vertonungen der Psalmen König Davids und Salomos führt Dany Bober in seinem Programm über das babylonische Exil und das mittelalterliche Spanien zu den jiddischen Volksweisen Osteuropas. Zwischen den Liedern erzählt er die Geschichte, die den Rahmen zu seinen Liedern bildet.

Kontakt:
Stadtarchiv Witten
Ruhrstraße 69
58452 Witten
Telefon: 02302-581-2415
Telefax: 02302-581-2497
stadtarchiv@stadt-witten.de

Quelle: Stadt Witten, Pressemitteilung, 22.1.2008

Sachsen im Film 1912-1940

Das Sächsische Staatsarchiv Leipzig legt erstmals eine Video-DVD mit historischen Filmaufnahmen vor. Der zeitliche Rahmen erstreckt sich auf die Jahre 1912 bis 1940.

In einer einmaligen Kinoaufführung präsentiert das Staatsarchiv Leipzig die historischen Filmaufnahmen  aus einem Abschnitt deutscher und sächsischer Geschichte, der wie kaum ein anderer von tiefen politischen, wirtschaftlichen und sozialen Umbrüchen geprägt war. Die jeweils circa 3-minütigen Clips – insgesamt 29 Beiträge in einer Gesamtlänge von ca. 90 Minuten – thematisieren dabei verschiedene Bereiche des wirtschaftlichen und kulturellen Lebens, aber auch des Alltags.

Gezeigt werden u. a. ein öffentlicher Auftritt des deutschen Kaisers in Coswig, eine Wanderung durch die Oberlausitz, Feuerwehrübungen, Produktion und Betriebsfeiern sächsischer Unternehmen, Autorennen sowie ein Festumzug zum 700-jährigen Stadtjubiläum Zschopaus im Jahr 1938. Das ursprünglich stumme Ausgangsmaterial wurde im Video-Schnitt bearbeitet und vertont. 

Premiere am Dienstag, 22. Januar, um 18 Uhr im Staatsarchiv Leipzig, Schongauerstr. 1, Leipzig 

Info:
Staatsarchiv Leipzig (Hg.) \“Land, Leute und Maschinen. Sachsen im Film 1912-1940\“, Bearb. von Stefan Gööck, Musik von Hubertus Schmidt. Veröffentlichungen des Sächischen Staatsarchivs D2. Mitteldeutscher Verlag, DVD, ca. 90 min, ISBN 978-3-89812-528-4

Österreichisches Wissensnetzwerk Digitale Langzeitarchivierung

Nachdem Mitte Oktober 2007 auf Initiative des Bundeskanzleramts Österreich, des Österreichischen Staatsarchivs und der Österreichischen Nationalbibliothek die Konstituierung des österreichischen Wissensnetzwerks "Digitale:Langzeitarchivierung" erfolgt ist, findet nunmehr am 30. Januar 2008 die 2. Arbeitssitzung dieses Netzwerkes Dig:LA statt.

\"Digitale:Langzeitarchivierung\"

Auf dem Tagesprogramm stehen Erfahrungsberichte von Organisationen aus Deutschland und der Schweiz, welche bereits digitale Unterlagen archivieren. Die Chancen und Risken digitaler Langzeitarchivierung werden ebenso beleuchtet wie die Möglichkeit der Nutzung digitaler Daten für die Entwicklung im Zusammenhang mit Portallösungen. Ein Themenschwerpunkt wird die Möglichkeit der Finanzierung und Förderung von Projekten im Rahmen der digitalen Langzeitarchivierung sein.

Abgerundet wird das Programm mit Berichten über Digitalisierung und Archivierungssysteme. In einem eigens eingerichteten, moderierten Fragenforum werden Ihre Fragen zu den Impulsreferaten von den Vortragenden gerne behandelt.

Link: Programmübersicht

Programm zur 2. Arbeitssitzung Netzwerk Dig:LA

9:00–10:00 Uhr Registrierung

10:00–10:30 Uhr Begrüßung und Themeneinstieg

Generaldirektor Dr. Lorenz Mikoletzky, Österreichisches Staatsarchiv 
Sektionschef Dr. Manfred Matzka, Bundeskanzleramt 
Generaldirektorin Dr. Johanna Rachinger, Österreichische Nationalbibliothek 

10:30–11:30 Uhr Internationale Impulsreferate

SCHWEIZ 
Dr. Krystyna W. OHNESORGE – „Vom digitalen Dossier bis zur digitalen Archivierung im Schweizerischen Bundesarchiv“ 

DEUTSCHLAND 
Dr. Gerald MAIER / Dr. Christian KEITEL – „Die Archivierung digitaler Unterlagen im Landesarchiv Baden-Württemberg“ 

11:30–11:50 Uhr Kaffeepause

11:50–13:00 Uhr Impulsreferate zum Thema Offenes Archiv Informations System (OAIS) 
Ausblick – Vision

Mag. Berthold KONRATH / Mag. Susanne FRÖHLICH (Österreichisches Staatsarchiv) – „Digitales Schriftgut als Paradigmenwechsel? Chancen, Risiken und Herausforderungen für die digitale Langzeitarchivierung“ 

Dr. Herbert HUTTERER (Österreichisches Staatsarchiv) – „Aus der Ferne beseh\’n ist alles schön? Die Bereitstellung digitaler Unterlagen für Behörden und Öffentlichkeit“ 

Mag. Siegfried STEINLECHNER (ORF) – „Bibliotheken, Archive, Museen Österreichs (BAM-Austria) – erste Schritte auf dem Weg zu einer gemeinsamen Lösung. Einzeln stark – gemeinsam stärker!“ 

13:00–14:00 Uhr Mittagspause

14:00-14:30 Uhr Fragenforum

Moderation: Christian Rupp, Sprecher der Plattform Digitales:Österreich
Die Fragen zu den Referaten am Vormittag werden thematisch gegliedert und durch die Vortragenden beantwortet.

14:30–15:45 Uhr Finanzierung und Fördermöglichkeiten zum Thema „digitale Langzeitarchivierung“

Mag. Daniela HACKL (FFG) – „eContentplus Förderung 2008 – Verbessertes Service und noch mehr digitale Inhalte für die European Digital Library (EDL)“ 

DI Jürgen RATTENBERGER (FFG) – „Forschung für Digitale Bibliotheken in der dritten IKT-Ausschreibung im 7. EU-Forschungsrahmenprogramm“ 

Fragenforum zum Thema Fördermöglichkeit

15:45–16:15 Uhr Kaffeepause

16:15–17:15 Uhr Nationale Impulsreferate

Dr. Heinrich BERG (Wiener Stadt- und Landesarchiv) – „Das Wiener Archivinformationssystem (WAIS)“ 

Dr. Josef RIEGLER (Steiermärkisches. Landesarchiv) – „Zwischen Informationsverlust und Datenflut. Aspekte der Erstellung und langfristigen Nutzung von digitalisiertem Archivgut“ 

Mag. Michaela BRODL (Österreichische Nationalbibliothek) – „Klangerlebnisse der Zeitgeschichte. Zur Digitalisierung analoger Tondokumente in der Österreichischen Nationalbibliothek“ 

spätestens 17:15–17:30 Uhr Conclusio und Ausblick

Verlosung – Moderation: Christian Rupp, Sprecher der Plattform Digitales:Österreich 
Schlussworte: 
Generaldirektor Dr. Lorenz Mikoletzky, Österreichisches Staatsarchiv 
Generaldirektorin Dr. Johanna Rachinger, Österreichische Nationalbibliothek 

Ab 17:30 Uhr
Weinverkostung, Führung durch das Österreichische Staatsarchiv

Info:
2. Arbeitssitzung des österreichischen Wissensnetzwerks Digitale:Langzeitarchivierung (Dig:LA) 
30. Januar 2008, 10 bis max. 17:30 Uhr 
Österreichisches Staatsarchiv, Nottendorfer Gasse 2, 1030 Wien 

Kontakt:
gdpost@oesta.gv.at oder (+43 1) 512 54 34/12

850-Jahr-Feier des ältesten Schriftdokuments in Mecklenburg

Im Januar des Jahres 1158 wurde in Rom vom Papst Hadrian IV. und 20 Kardinälen ein feierliches Privileg unterschrieben, mit dem die Stiftung des Bistums zu Ratzeburg durch Herzog Heinrich den Löwen bestätigt wurde. Diese Urkunde ist das älteste hier erhaltene Schriftstück des Landes und befindet sich im Besitz des Landesarchivs Schwerin

Auf das große schriftliche Kulturerbe verwies der mecklenburg-vorpommersche Ministerpräsident Dr. Harald Ringstorff anlässlich der 850-Jahr-Feier des ältesten Schriftdokuments in Mecklenburg am 18. Januar 2008 im Schweriner Schloss: \“Unsere Archive sind reich bestückt. Allein das seit Jahrhunderten gewachsene Landeshauptarchiv gehört nicht nur zu den größten Archiven Norddeutschlands, sondern sogar des gesamten Ostseeraums\“, sagte der Ministerpräsident. 

\“Die in den Archiven gesammelten Urkunden, Akten und sonstigen Schriftstücke sind wichtige Zeugen der Entwicklung unseres Landes. Sie sind Teil unserer Erinnerungskultur und dienen unserem kollektiven Gedächtnis. Aus diesen Dokumenten erschließt sich uns, wie frühere Generationen ihre Rechtsgeschäfte regelten, Handel betrieben und politisch agierten. Archive dienen auch dazu, dass Geschichte nicht nur aus subjektiv gefärbten Erinnerungen, Erzählungen und Mythen überliefert wird. Das ist eine gesellschaftspolitische Aufgabe, denn wuchernde Legenden haben gerade in der Geschichte des 20. Jahrhunderts eine brisante Rolle gespielt\“, so Ringstorff weiter. 

So seien Archivbestände für Historiker wahre Fundgruben. Längst vergangene Welt werde wieder lebendig. Dass das Interesse an Archiven groß ist, unterstreiche auch ein reger Publikumsverkehr. \“Und deshalb ist es auch gut, dass sie sich auch als Dienstleister für Forschung und Bildung verstehen.\“ 

Doch gehe die Bedeutung der Archive weit darüber hinaus: \“Gerade bei der Aufarbeitung unserer jüngeren geschichtlichen Vergangenheit im Zusammenhang mit der Klärung offener Vermögensfragen, der Erstellung von Rentenbescheiden und Rehabilitationsverfahren haben die Archive eine sehr wichtige Arbeit geleistet.\“ 

Der Ministerpräsident hob hervor, dass ein funktionierendes Archivwesen wichtig bleibt. \“Deshalb ist auch die Landesregierung bemüht, insbesondere die Bedingungen für den Fachbereich Landesarchiv weiter zu verbessern. Seit den 90er Jahren wurde in mehreren Bauabschnitten der Gebäudekomplex in der Graf-Schack-Allee instand gesetzt. Allein für die Bauunterhaltung und die großen Baumaßnahmen wurden mehr als 2,6 Millionen Euro aufgewendet. In einem weiteren Bauabschnitt ist nun das traditionelle Verwaltungsgebäude an der Reihe. Das bedeutet alles in allem weitere rund drei Millionen Euro.\“ 

Der Ministerpräsident forderte dazu auf, den Anlass nicht nur zu nutzen, um den Blick zurück in die lange und bewegte Vergangenheit unseres Landes zu richten: \“Ebenso müssen wir den Blick nach vorn richten. Auch im Zeitalter der modernen Nachrichtentechniken, elektronischen Akten und sekundenschnellen Datenübermittlung ist es wichtig, Informationen für die Nachwelt zu erhalten.\“ Hierin bestünde die besondere Aufgabe der jungen Archivarinnen und Archivare. 

Kontakt:
Landesarchiv Schwerin
Graf-Schack-Allee 2
19053 Schwerin 
Tel.: 0385 / 59 296-0,
Fax: 0385 / 59 296-12,
poststelle@landeshauptarchiv-schwerin.de

Quelle: Land Mecklenburg-Vorpommern, Pressemitteilung des Ministerpräsidenten, Nr. 16/2008, 18.1.2008

Chronik eines jüdischen Anwalts nun im Stadtarchiv Mainz

Die Judenverfolgung während der NS-Zeit zwang auch den Mainzer Rechtsanwalt Paul Simon (1884-1977) dazu, mit seiner Familie in die USA auszuwandern. Seine Lebenserinnerungen sind 2003 unter dem Titel "Meine Erinnerungen" in Verbindung mit dem Verein für Sozialgeschichte Mainz von dem Rechtsanwalt Dr. Tillmann Krach bearbeitet und publiziert worden. Krach hatte das Manuskript der von Simon verfassten Lebenserinnerungen in den 1990er Jahren von dessen Söhnen erhalten und übergab das Original nunmehr dem Stadtarchiv Mainz.

Städtische Akten aus der NS-Zeit gibt es in Mainz nicht, da alle Dokumente nach Auskunft des Stadtarchivdirektors Dr. Wolfgang Dobras bei den Bombardements der Alliierten während des Zweiten Weltkriegs zerstört worden sind. Aus diesem Grund seien die privaten Aufzeichnungen Paul Simons ein bedeutendes zeitgeschichtliches Zeugnis. Dieses Dokument, das mehr als eine Familienchronik sei, mache deutlich, "wie er aus der Mainzer Gesellschaft ausgegrenzt wurde und unter welchen menschenunwürdigen Bedingungen er leben musste", so Dobras gegenüber der Allgemeinen Zeitung.

Kontakt:
Stadtverwaltung Mainz
47 – Stadtarchiv
Rheinallee 3 B
55116 Mainz
Telefon: 06131/12 21 78
Telefax: 06131/12-35 69
stadtarchiv@stadt.mainz.de
www.stadtarchiv.mainz.de

Quelle: Oliver Kreft, Allgemeine Zeitung, 18.1.2008