Esoterik aus Elberfeld

Die Forschung zur Kultur- und Wissenschaftsgeschichte von als „esoterisch“ bezeichneten Modellen und Weltanschauungen in westlichen Ländern ist vor allem im Rahmen der Religionsgeschichte seit geraumer Zeit im Aufschwung begriffen. Von einiger Bedeutung dürften in diesem Zusammenhang noch vorhandene schriftliche Hinterlassenschaften und Nachlässe von Protagonisten dieser ausgesprochen heterogenen ‚Szene’ sein. 

Mit dem Teilnachlass von Karl Weidner aus Elberfeld befindet sich umfangreiches Material eines bislang nur Insidern bekannten Esoterikers und ‚Geheimwissenschaftlers’ im Archiv des Instituts für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e.V. (IGPP). Weidner wurde am 13. März 1887 in Elberfeld bei Wuppertal geboren. Der in Bonn promovierte Mathematiker und Wissenschaftsphilosoph beschäftigte sich seit den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts mit einer ganzen Palette esoterischer Themen. 

Wirft man einen Blick in seine Aufzeichnungen, stößt man auf Studien zur Alchemie und Magie, zur Hierologie, zu Pyramiden, zur Kabbala und Mythologie, zur „dogmatischen Metaphysik“ sowie auf seltsame spiritistische Protokolle. Vor allem jedoch kreisten Weidners Studien immer wieder um die Astrologie. Für seine zahlreichen Publikationen auf diesem Gebiet wählte er mit „Dr. Christian Wöllner“ teilweise ein Pseudonym. 1926/1927 veröffentlichte Weidner alias Wöllner zwei Bücher esoterischen Inhalts. Nicht verwirklicht werden konnte hingegen die Publikation einer großen „Geschichte der Astrologie“ (1937). 

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Abb.: "Schematische Figur eines Spielsteins zum Tao-Spiel, ½ nat. Größe", 1925 (IGPP-Archiv 10/32)

Weiterhin versuchte sich Karl Weidner als Erfinder und meldete beispielsweise 1925 das Patent für ein „Tao-Brettspiel“ an. Wann Karl Weidner gestorben ist, ist noch ungeklärt. Die spätesten überlieferten Aufzeichnungen stammen aus der zweiten Hälfte der 1950er Jahre. 

Kontakt:
Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e.V.
Institutsarchiv
Uwe Schellinger M.A.
Wilhelmstraße 3a
79098 Freiburg i.Br
0761/2072161
schellinger@igpp.de
www.igpp.de

Quelle: Uwe Schellinger, Schaufenster ins IGPP-Archiv Nr. 04-08, 1.4.2008

Stadtarchiv Siegen gewährt Einblick in seine literarische Schatzkammer

Einen seltenen Einblick in seine literarische Schatzkammer gewährt das Stadtarchiv Siegen seinen Besuchern im Rahmen der Präsentationsreihe \“AN’S LICHT GEHOLT – Schätze aus den Magazinen des Stadtarchivs\“ ab Freitag, 4. April 2008. Anlässlich des 1995 ins Leben gerufenen Welttag des Buches am 23. April 2008, mit dem die UNESCO sowohl das Kulturgut Buch als auch das Lesen durch eine Vielzahl von Aktivitäten zu fördern gedenkt, werden Liebhaber bibliophiler Editionen sicherlich ebenso auf ihre Kosten kommen wie Geschichtsinteressierte und Freunde historischer Buchdrucke. Ausgestellt werden seltene Publikationen mit Bezug zur Geschichte der Stadt Siegen und des Siegerlandes, die in den knapp drei Jahrhunderten zwischen 1556 und 1838 veröffentlicht wurden. Mit der Präsentation des opulenten, 1556 zu Eisleben gedruckten Werkes “Von Einer Disciplin, Dadurch zucht, tugend und Erbarkeit mügen gepflanzet und erhalten werden“ wird an Leben und Wirken des Erasmus Sarcerius erinnert. Dieser gehört fraglos zu den bemerkenswertesten Gestalten der Reformationszeit und wurde 1536 von Wilhelm Graf zu Nassau, Katzenelnbogen, Vianden und Diez, genannt der “Reiche“, nach Siegen berufen. Hier fungierte Sarcerius zwei Jahre lang als Rektor der Lateinschule im ehemaligen Franziskanerkloster, ehe er 1538 nach Dillenburg übersiedelte, um sich in den Dienst der gräflichen Kirchenpolitik zu stellen. Durch seine humanistischen, pädagogischen und theologischen Studien sollte Sarcerius auch das geistige Leben unserer Region maßgeblich beeinflussen. 

Einen weiteren Höhepunkt bilden zwei Denkschriften, die während der oranien-nassauischen Zeit zu Ehren von Wilhelm V. Batavus, Prinz zu Oranien und Fürst zu Nassau (1748-1806) und Wilhelm Friedrich Erbprinz von Oranien-Nassau (1772-1843), dem späteren Wilhelm I. König der Niederlande, veröffentlicht wurden. Die Regenten hatten 1789 bzw. 1802 der Stadt Siegen einen Besuch abgestattet und wurden in der Krönchenstadt von den Bewohnern enthusiastisch begrüßt. Die beiden Werke sind nicht nur relevante Dokumente zur Stadtgeschichte, sondern liefern einen anschaulichen Beweis für die enge historische Verbindung zwischen dem Siegerland und den Niederlanden. Einen Hauch von Exotik und Orientalistik verströmt ein dritter Schwerpunkt der Ausstellung. Gezeigt wird die deutsche Erstausgabe des Buches “Beschreibungen Afrikas“ aus der Feder des maurischen Geographen Leo Africanus (zirka 1490-1550), das 1805 in Herborn von dem gebürtigen Dillenburger Georg Wilhelm Lorsbach (1752-1816) herausgegeben wurde. Komplettiert wird die Präsentation durch zwei kirchengeschichtliche Schriften des Superintendenten Johann Friedrich Bender (1789-1805), darunter ein seltenes schriftliches Denkmal zur Erinnerung an die Wiedereinweihung der Martinikirche am 17. Juni 1838. Freunde literarischer Kostbarkeiten sollten sich die Präsentation Siegerländer Drucke im Stadtarchiv Siegen keinesfalls entgehen lassen.

Kontakt
Stadtarchiv Siegen
KrönchenCenter
Markt 25
57072 Siegen
Tel.: 0271 / 404 – 3095
Fax: 0271 / 404 – 3099
l_burwitz@siegen.de 

Quelle: Aktuelles Stadtarchiv Siegen; Siegener Zeitung, 1.4.2008

Archiv-Recherche für Laien im Stadtarchiv Münster

Die einen wollen Vereinsforschung betreiben. Oder wissen, wie sich ihr Stadtteil entwickelt hat. Andere interessieren sich für die Geschichte ihrer Familie. Archivarbeit leicht gemacht: Praktische Unterstützung bietet das Stadtarchiv Münster interessierten Laien am Montag, 7. April 2008. \“Suchen, Finden, Arbeiten\“ heißt der kostenfreie ganztägige Orientierungskurs von 10 bis 16 Uhr. Wie finde ich Schriften, Fotos, Zeitungsartikel zu dem Thema, das mich interessiert? Wie arbeite ich mit Textquellen? Gibt es im Archiv Hinweise auf die Herkunft meiner Familie? Praxis steht bei diesem Angebot für Einsteiger ganz oben. \“Für viele ist die deutsche Schrift Hindernis und Hemmschwelle. Darum gibt es Übungen, die das Lesen erleichtern\“, kündigt Roswitha Link vom Stadtarchiv Münster an. Außerdem helfen Interpretationshinweise im Umgang mit Akten und Urkunden. Tipps für den Umgang mit den Datenbanken runden das Tagesseminar ab. Der Teilnehmerkreis ist begrenzt. Daher bittet das Stadtarchiv um Anmeldung.

Kontakt
Stadtarchiv Münster
An den Speichern 8
48157 Münster
Tel.: 02 51 / 4 92 – 47 03
Fax: 02 51 / 4 92 – 77 27
LinkRoswitha@stadt-muenster.de

Quelle: Pressemeldung Stadt Münster, 1.4.2008

Vortrag über Schiller und »Die beunruhigende Reliquie« im DLA Marbach

Wenn es um den Nachlass Friedrich Schillers geht, richtet sich der Blick der Forschung meist auf Manuskripte und Briefe. Im Deutschen Literaturarchiv Marbach werden aber nicht nur Handschriften des Klassikers aufbewahrt, sondern auch Haarlocken, Strümpfe und Tabakdosen aus seinem Besitz. Über derlei »untote Reste« und »heilige Zeichen« in der Hinterlassenschaft Schillers und anderer Schriftsteller spricht am Dienstag, 1. April 2008, 20 Uhr, Prof. Dr. Valentin Groebner, Professor für Geschichte des Mittelalters und der Renaissance an der Universität Luzern, im Deutschen Literaturarchiv. Groebners Vortrag »Die beunruhigende Reliquie« ist der zweite Beitrag in der Reihe »Dichterruhm und Unsterblichkeit«, mit der das Deutsche Literaturarchiv schon jetzt auf das Schillerjahr 2009 aufmerksam macht. Neben Schillers Körperreliquien und ihrer Bedeutung für die Rezeption des Dichters im 19. und 20. Jahrhundert beleuchtet der Kulturhistoriker auch den Nachlass von Eduard Mörike und von Autoren des 20. Jahrhunderts. Den Abend moderiert Dr. Frank Druffner, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Archivs. Der Eintritt kostet 5,-/3,- Euro. In der Reihe »Dichterruhm und Unsterblichkeit« analysieren national und international bekannte Referenten den geistes- sowie literaturgeschichtlich bedeutenden Aspekt der Dichterverehrung. Gefördert wird die Reihe von der Arbeitsgemeinschaft Literarischer Gesellschaften und Gedenkstätten e. V.

Kontakt:
Deutsches Literaturarchiv Marbach
Dr. Frank Druffner
Postfach 1162
71666 Marbach am Neckar
Tel.: 07144 / 848 – 750
Fax: 07144 / 848 – 191
Frank.Druffner@dla-marbach.de

Quelle: Pressemitteilung Deutsches Literaturarchiv Marbach, 25.3.2008

Buchprojekt zur Karlsruher Jugendarbeit

Aufgrund zahlreicher Dokumentationen über den Stadtjugendausschuss im Stadtarchiv Karlsruhe plant dieses gemeinsam mit dem Förderkreis des Stadtjugendausschuss Karlsruhe eine Aufarbeitung der Jugendarbeit vor Ort seit ihren Anfängen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Zusätzlich zu den eigenen Unterlagen werden auch die Archive der katholischen und der evangelischen Kirchengemeinden sowie die sämtlicher Mitgliedsverbände durchforstet. Darüber hinaus wird auch großer Wert auf die Befragung von Zeitzeugen gelegt. Um ein möglichst vollständiges Bild zu erhalten, wird die Karlsruher Bevölkerung nun gebeten, Informationen und möglichst viel Bildmaterial für das geplante Buchprojekt zur Verfügung zu stellen, das in der Reihe \“Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs\“ erscheinen soll. Ansprechpartner neben dem Stadtarchiv Karlsruhe sind auch Volkmar Hafner-Koch vom Stadtjugendausschuss (Tel.: 0721 / 133 – 5670) sowie Kurt Roth, Vorsitzender des Förderkreises des Stadtjugendausschuss (Tel.: 0721 / 59 66 260).

Kontakt
Institut für Stadtgeschichte
Stadtarchiv Karlsruhe
Markgrafenstraße 29
76124 Karlsruhe
Tel.: 0721 / 133 – 4223
Tel.: 0721 / 133 – 4225 
Fax: 0721 / 133 – 4299 
archiv@ kultur.karlsruhe.de

Quelle: ka-news, 30.3.2008

Neuer Leiter des Archivzentrums der Universitätsbibliothek Frankfurt am Main

Nach über einjähriger Vakanz ist das Archivzentrum der Universitätsbibliothek Frankfurt am Main neu besetzt. Seit Anfang März 2008 leitet Dr. Mathias Jehn dieses Spezialarchiv und löst damit Joachim Stollberg ab, der in den Ruhestand verabschiedet wurde. Das Archivzentrum verwahrt als öffentliches Archiv wertvolle Originaldokumente von bedeutenden Philosophen wie Arthur Schopenhauer, Max Horkheimer und Herbert Marcuse. In den Nachlässen befinden sich bedeutende Manuskripte, Testamente und Bibliotheksbestände vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart, aber auch Unterlagen bedeutender Persönlichkeiten und Institutionen des Frankfurter Raumes. Die schriftliche Überlieferung wird ergänzt durch Gemälde, Fotos, Zeitungen, Sammlungen zur Zeitgeschichte und Museumsgut. 

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Herr Jehn wurde 1970 in Bad Brückenau geboren. Er studierte von 1992 bis 1998 Geschichte, Kulturanthropologie und Evangelische Theologie in Frankfurt am Main und Florenz. Nach der Promotion in Mittelalterliche Geschichte an der Universität Bologna im Jahre 2002 folgten das Archivreferendariat beim Landesarchiv Nordrhein-Westfalen in Münster und der Abschluss zum Archivassessor im Jahre 2005 an der Archivschule Marburg. Daraufhin sammelte er als Archivar erste Berufserfahrungen in einigen Erschließungsprojekten an den Staatsarchiven Düsseldorf und Marburg. Zuletzt war er von 2006 bis Anfang 2008 Projektkoordinator des Projekts nestor – Kompetenznetzwerk Langzeitarchivierung und Langzeitverfügbarkeit digitaler Ressourcen in Deutschland. Herr Jehn veröffentlichte Artikel zur politischen Stellung der Bologneser Juristen des 13. Jahrhunderts, zur archivischen Überlieferungsbildung von Massenakten und zur Digitalen Langzeitarchivierung.

Die Hauptaufgabe von Herrn Jehn wird sein, das Archiv weiter an moderne archiv- und bibliotheksfachliche Standards heranzuführen. Da auch das Archivzentrum durch den Zusammenschluss der ehemaligen Stadt- und Universitätsbibliothek mit der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt im Jahre 2005 eine Neuausrichtung erfahren hat, wird das Archivzentrum sein Dokumentationsprofil weiter ausbauen und den Benutzer in Zukunft neue Service- und Nutzungsangebote im Archiv bieten. Zugleich findet eine systematische Ergänzung der teilweise sehr lückenhaften und teils unerschlossenen Nachlässen und Sammlungen statt. Mittelfristig soll hier ein modernes Recherchesystem entstehen, das die Benutzerfreundlichkeit in den Vordergrund stellt: Wissenschaftler, Städteforscher, Journalisten und alle anderen Interessierten sollen künftig selbst am Bildschirm nach Schlagwörtern und Namen in den Sammlungen suchen können. 

Kontakt:
Dr. Mathias Jehn
Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg 
Archivzentrum
Bockenheimer Landstrasse 134-138
60325 Frankfurt am Main
Tel: 069/ 798-39007
archivzentrum@ub.uni-frankfurt.de
www.ub.uni-frankfurt.de/archiv.html.

Stadtarchiv Worms übernimmt Nachlass von Adam Antes

Vor einigen Wochen starb mit Irene Antes die Witwe des für Worms und die Region wichtigen und anerkannten Bildhauers und Grafikers Adam Antes (1891-1984). Die Nachfahren haben sich im Sinne der Verstorbenen dankenswerterweise dazu entschlossen, seinen schriftlichen und künstlerischen Nachlass der Stadt Worms zu überlassen, so dass Dokumente und Skulpturen erschlossen und gezeigt werden können und geschlossen zusammenbleiben. Ohne Frage gehört Antes zu den wenigen unstrittig bedeutenden, auch überregional beachteten Künstlern des letzten Jahrhunderts aus Worms. Aus einfachen Verhältnissen stammend, kam er nach einer Lehre als Steinmetz und Bildhauer in Verbindung zum Umkreis der Darmstädter Mathildenhöhe, war von 1919 bis 1944 dort in seinem Atelier tätig und musste nach den Verheerungen der vormaligen Landeshauptstadt seine Wirkungsstätte verlegen, zunächst nach Monsheim, später wieder in seine Geburtsstadt, in der er vor fast 25 Jahren hochbetagt starb.

Der Nachlass, der nach der Abholung nun einer ersten Sichtung unterzogen wurde, umfasst neben Fotografien, Entwürfen und persönlichen Unterlagen auch zur Familie vor allem den reichen Briefwechsel seit ca. 1920 bis in die 1950er Jahre, unter anderem mit Carl Zuckmayer, mit dem er gemeinsam 1929 den Büchner-Preis erhalten hatte. Das Stadtarchiv Worms ist bemüht, den Bestand in absehbarer Zeit zu verzeichnen, um eine nähere Beschäftigung mit Antes, seiner Zeit und seinem persönlichen Umfeld möglich zu machen. Mit der Übernahme gelangten eine Reihe bildhauerischer Werke in die Städtische Gemäldegalerie im Museum Andreasstift, was umso passender erscheint, als dort bereits einige Werke von Antes vorhanden sind. Bereits vor drei Jahren hatte der Wormser Kunstverein, in dem Frau Antes bis zuletzt mitgewirkt hat, eine besonders interessante Seite seines Werks, die Begeisterung für die Fliegerei und Flugobjekte, unter dem Titel ‚Traum vom Fliegen’ zum Thema gemacht. Auch zu diesem Aspekt seiner Tätigkeit findet sich zahlreiches Material. Mit der Bereitschaft der Erben, der Stadt Worms die Hinterlassenschaft von Adam Antes anzuvertrauen, sind nun Archiv und Museum um wertvolles Kulturgut zu einer wichtigen Persönlichkeit des 20. Jahrhunderts reicher geworden.

Kontakt
Stadtarchiv Worms
Hintere Judengasse 6
67547 Worms
Tel.: 062 41 / 8 53 – 47 00
Fax: 062 41 / 8 53 – 47 10
stadtarchiv@worms.de

Quelle: Stadtnachrichten Worms, 25.3.2008

Lehrgang des Südtiroler Landesarchivs gibt Einblick in Chronistentätigkeit

Wer das Geschehen in der eigenen Gemeinde mit Aufmerksamkeit verfolgt und das Zeitgeschehen auch gerne in Wort und Bild festhält, hat schon einen ersten Schritt in Richtung Chronistenarbeit gesetzt. Alle, die sich dieser Tätigkeit systematisch widmen möchten, lädt das Südtiroler Landesarchiv im April zu einem Schnupperkurs nach Schloss Rechtenthal in Tramin. Chronisten werden auch als Geschichtsschreiber bezeichnet. In Südtirol sind sie heute vor allem auf Gemeindeebene tätig, also als Dorfchronisten. Anhand von Bildern und Texten liefern sie Momentaufnahmen des Alltags. Einblick in die Tätigkeit der Dorfchronistinnen und Dorfchronisten können alle Interessierten bei einem zweitägigen Schnupperkurs zur Chronistenarbeit gewinnen, den das Südtiroler Landesarchiv am 21. und 22. April 2008 in der Fortbildungsakademie Schloss Rechtenthal in Tramin veranstaltet. Im Mittelpunkt stehen dabei die fotografische und schriftliche Dokumentation, die Denkmalpflege und das Erfassen von Flurnamen. Die Teilnahme ist kostenlos. Referenten sind der Direktor der Landesabteilung Denkmalpflege, Leo Andergassen, die Archivarin Marlene Huber, die Referentin für das Chronistenwesen am Landesarchiv, Margot Pizzini, Barbara Stocker vom Südtiroler Landesmuseum für Volkskunde, die Beauftragte für das \“Flurnamenprojekt Südtirol\“, Cäcilia Wegscheider, und Helmut Wieser von der Geschichtswerkstatt Freienfeld.

Kontakt
Südtiroler Landesarchiv
Armando-Diaz-Straße 8
I – 39100 Bozen
Tel.: 0471 / 411940
Fax: 0471 / 411959
landesarchiv@provinz.bz.it 

Quelle: Pressemitteilung Autonome Provinz Bozen, 25.3.2008

Experimentelle Archäologie im Geschichtsunterricht

Im Wintersemester haben Geschichtsstudenten der Universität des Saarlandes mit ihrer Dozentin Christine van Hoof in einem Seminar ein Projekt zur möglichen Anwendung experimenteller archäologischer Methoden im Geschichtsunterricht erarbeitet. Vom 1. bis 4. April 2008 zeigen die Studenten nun Schülern der Regionalschule in Birkenfeld unter anderem wie man mit Steinzeitfarben malt oder welche Zutaten in ein Mittelalter-Gericht gehören. Das Projekt wird in Zusammenarbeit mit Dr. Thomas Fritsch, dem archäologischen Leiter des Keltenrings Otzenhausen, mit dem Erlebnismuseum Birkenfeld, dem Stadtarchiv Birkenfeld und der Dillinger Hütte durchgeführt. Eine Studentin stellt mit Schülern aus Farbpigmenten, die mit Quark oder Eiern vermischt werden, Steinzeitfarben her und bemalt dann eine Wand der Schule mit Steinzeitmotiven oder – je nach Witterung – einen Felsbrocken auf dem Schulgelände. In einem anderen Projekt stellen Schüler und Studenten aus den Stängeln von Papyrusstauden (einige Exemplare stammen aus dem Botanischen Garten der Universität des Saarlandes) Blätter wie im Alten Ägypten her und beschreiben sie anschließend. 

Ein Student untersucht mit Schülern die Grundnahrungsmittel von der Antike bis heute und stellt dann zusammen mit der Schulküche für die gesamte Schule Gerichte aus diesen Grundnahrungsmitteln zusammen (Antike: Fladenbrot; Mittelalter: Eintopf aus Hülsenfrüchten; Neuzeit: Kartoffelgerichte). In Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv werden Dokumente aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg zusammengestellt, welche die Wichtigkeit der Kartoffel als Grundnahrungsmittel belegen. In einem Mittelalterprojekt beschäftigen sich Schüler und Studenten mit Kleidung und deren Farben. Eine in Birkenfeld tätige Schneiderin, die für Mittelalter-Gruppen Kleidung herstellt, zeigt ihre Kreationen. Anschließend färben die Schüler selbst mit Hilfe von Birkenblättern in den Werkräumen T-Shirts. Für ältere Schüler steht auch ein Projekt zur Gewinnung von Eisen aus Eisenerz auf dem Programm. Dabei können die Teilnehmer Freihandversuche zur Verhüttung von Eisenerz und Kupfer im Chemiesaal durchführen und einen keltischen Rennofen (Ofen zur Gewinnung von Eisen) aus einer Lehm-Stroh-Mischung bauen. Mit Hilfe des von der Dillinger Hütte zur Verfügung gestellten Eisenerzes wird dieser Ofen dann auch befahren werden. Ein Highlight am Ende des Projekts ist die Besichtigung des Hochofens der Dillinger Hütte. Alle Projekte werden mit Videokameras aufgezeichnet und schriftlich festgehalten. Die Beteiligten präsentieren ihr Material am 12. April 2008 im Erlebnismuseum Birkenfeld. Wenn das Projekt abgeschlossen ist, werden die Studenten die Ergebnisse im Internet  veröffentlichen. 

Kontakt
Christine van Hoof
Institut für Alte Geschichte
Tel.: 0681 / 302 – 3687
c.vanhoof@mx.uni-saarland.de 

Kreisarchiv Birkenfeld, Kreisverwaltung
Schloßallee 11
D-55765 Birkenfeld
Tel.: (06782) 15-147
Fax: (06782) 15-490
info@landkreis-birkenfeld.de
www.landkreis-birkenfeld.de

Quelle: Uni-Protokolle der Universität des Saarlandes, 27.3.2008

Neheim-Hüstener Geschichte verzeichnet

2.300 Akten in 600 Archivkartons – Sebastian Post hat während seines dreimonatigen Praktikums im Stadtarchiv Arnsberg ein gewaltiges Arbeitspensum absolviert. Zum Glück für alle, die sich für die Geschichte Neheims interessieren, denn der Student der Fachhochschule Potsdam mit dem Studienabschluss \“Diplom-Archivar\“ verzeichnete die Verwaltungsakten der Stadt Neheim-Hüsten von 1941-1975. Der gebürtige Neheimer bewertete über dreitausend Akten.

Bei jeder einzelnen Akte musste er eine Entscheidung treffen über Vernichtung (Kassation) oder dauerhafte Aufbewahrung im historischen Archiv. Letztendlich verzeichnete er mit einer neuen Archivsoftware über 2.300 Akten. Sie stehen nun erstmalig interessierten Bürgerinnen und Bürgern zur Einsichtnahme und freien Recherche zur Verfügung.

Die Neheim-Hüstener Akten bilden nun einen der größten Bestände im Stadtarchiv. Das Findbuch, in dem sie verzeichnet sind, ist über 400 Seiten stark. Es wird in Kürze auch über den Internet-Auftritt der Stadt (www.arnsberg.de) und das landesweite Portal www.archive.nrw.de recherchierbar sein. Die Originalakten selbst können dann im Stadtarchiv eingesehen werden.

Der Aktenbestand dokumentiert hochinteressante Abschnitte der Stadtgeschichte, so die letzten Jahre der nationalsozialistischen Diktatur und des Zweiten Weltkrieges, natürlich auch die Möhnekatastrophe und den Einsatz von \“Fremdarbeitern\“. Besonders gut überliefert sind die Nachkriegsjahre und die britische bzw. belgische Besatzung, die zahlreiche Wohnhäuser beschlagnahmte aber auch den demokratischen Neubeginn in Neheim-Hüsten unterstützte.

Großen Raum nimmt die Lösung der Probleme ein, die mit dem Zustrom tausender Vertriebener und Flüchtlinge auftraten bis hin zu ihrer gelungenen Integration. Einblicke in persönliches Leid und Elend gestatten Akten des Sozial- und Jugendamtes: der Krieg und die Entwurzelung Tausender warfen lange Schatten bis weit in die 1960er Jahre.

Ebenfalls gut verfolgen lässt sich die städtebauliche Entwicklung, die Erschließung von Neubaugebieten (z.B. Moosfelde, Rusch, Bergheim) oder der Bau der Umgehungsstraße und des Trauringes – beide ebenfalls schon Geschichte – sowie der Bau des neuen Rathauses.

Spannend der Aufbau der städtischen Kulturarbeit nach dem Krieg, die Wirtschaftswunderjahre und der Ausbau von Schulen und Freizeiteinrichtungen. Der Aufstieg vieler Unternehmen in der Stadt und manchmal auch ihr Niedergang spiegeln sich in den Unterlagen. Schon früh wird die Frage der Kommunalen Neugliederung diskutiert. Mit ihr endet die Stadt Neheim-Hüsten, die 1975 Teil der heutigen Stadt Arnsberg wird.

Die Stadt Neheim-Hüsten wurde während des Dritten Reiches am 1. April 1941 durch den Zusammenschluss der Stadt Neheim und der Freiheit Hüsten \“geboren\“. Sie war damals die größte Stadt im Kreis Arnsberg und existierte über 30 Jahre lang bis zur Kommunalen Neugliederung, als am 1. Januar 1975 die neue Stadt Arnsberg entstand.

Kontakt:
Stadtarchiv Arnsberg
Rathausplatz 1
59759 Arnsberg
Telefon: 02932-201-1241 / 201-1859
Telefax: 02932/201-1426
stadtarchiv@arnsberg.de

Quelle: Stadt Arnsberg, Pressemeldung, 27.3.2008