Uni Münster erhält größte deutschsprachige Bibliothek des Informationsrechts

Das Institut für Informations- Telekommunikations- und Medienrecht (ITM) der Universität Münster hat die größte deutschsprachige Bibliothek des Informationsrechts \“geerbt\“. Die Sammlung des inzwischen emeritierten Juristen und Mathematikers Prof. Dr. Dr. Herbert Fiedler umfasst mehr als 4.000 Werke.

Die Bibliothek wurde dem Institut von der Hochschul- und Kreisbibliothek Bonn-Rhein-Sieg überlassen. Münster beherbergt nun die europaweit größte Bibliothek zum Computer- und Informationsrecht.

\“Die Fiedler-Sammlung ist weltweit einmalig. Sie zeigt, welche zeitgeschichtlichen Strömungen die Entstehung des Datenschutzes und weitere Themen des Computerrechts beflügelt haben\“, so Prof. Dr. Thomas Hoeren, Leiter des ITM.

Bei den Büchern handelt es sich um teilweise unersetzliche Werke aus der Anfangszeit der Rechts- und Verwaltungsinformatik. Nachdem Prof. Fiedler im Jahre 1994 emeritiert wurde, war seine Institutsbibliothek von der Universität Bonn an die Fachhochschule Bonn-Rhein-Sieg in Sankt Augustin übergeben worden, wo sie in Vergessenheit zu geraten drohte.

Im Rahmen des jüngst begonnenen DFG-Projekts \“Geschichte des Informationsrechts\“ gelang es Prof. Hoeren, die vollständige Bibliothek an das ITM zu holen, wo sie nun unter wissenschaftsgeschichtlichen und wissenschaftstheoretischen Gesichtspunkten ausgewertet wird. Das Projekt befasst sich mit den historischen Wurzeln des Datenschutz- und Computerrechts von 1960-1980.

Kontakt:
Institut für Informations-, Telekommunikations- und Medienrecht 
– Zivilrechtliche Abteilung – 
Leonardo-Campus 9
48149 Münster
Tel.: 0251/83-38600
Fax: 0251/83-38601
www.uni-muenster.de/Jura.itm/hoeren/

Quelle: WWU Münster, Pressestelle, 14.4.2008

Stadtarchiv Jülich sichtet seinen Fotobestand

Von 1948 bis 2006 hat Heinz Breuer fast alle Ereignisse in Stetternich und rund um Jülich im Foto festgehalten. Für das Stadtarchiv Jülich ist diese Foto- und Negativsammlung aus dem Nachlass Breuers ein wertvoller, bislang aber noch ungeborgener Schatz. Denn die Erschließung bereitet viel Arbeit.

Archivleiter Dr. Horst Dingstühler bat daher bei der Jahreshauptversammlung des Freundeskreises Stadtarchiv Jülich erfolgreich um Unterstützung dieses Vorhabens. Nunmehr sichten drei Ehrenamtliche seit einem Monat einmal in der Woche Tausende von Negativen, tüten Negativstreifen ein und beschriften sie. Außerdem stehen noch einige hundert Bilder zur Sichtung an. Die Fotomotive repräsentieren in städtebaulicher und volkskundlicher Sicht die Stadt(teil)entwicklung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Kontakt:
Stadtarchiv Jülich
Dr. Horst Dinstühler
Kleine Rurstraße 20
52428 Jülich
Telefon: 02461/936320
Fax: 02461/936367
archiv@juelich.de

Quelle: Aachener Zeitung, 11.4.2008

Ehrenamtliche Fotoarchivierung in Geesthacht

Im Keller des Geesthachter Rathauses sichten derzeit einmal in der Woche Mitglieder des Heimatbunds und Geschichtsvereins Herzogtum Lauenburg, Bezirksgruppe Geesthacht, das Fotoarchiv der Stadtverwaltung. Tausende Bilder werden per PC katalogisiert und archiviert – immer in Absprache mit dem Archivar Dr. William Boehart. 1.100 Fotos aus der Zeit vor dem Jahr 1950 sind bereits archiviert, 8.000 gesichtet worden. 

\“Die Stadtentwicklung und die Feste in Geesthacht wurden schon seit Jahrzehnten auf Bildern festgehalten\“, erklärt Bürgermeister Ingo Fokken. Allerdings liegen viele davon bisher unsortiert in Kartons. Gleichwohl bestünde eine hohe Nachfrage nach Bildmotiven aus der Geesthachter Geschichte. 15.000 Bilder warten noch in den Kartons darauf, begutachtet zu werden. \“In drei bis vier Jahren werden wir wohl ein perfektes Archiv haben\“, meint Boehart gegenüber den Lübecker Nachrichten

Kontakt:
Stadtarchiv Geesthacht
Dr. William Boehart
Bergedorfer Straße 28
D-21502 Geesthacht
Telefon: 04152/ 835979
william.boehart@geesthacht.de

Quelle: Timo Jann, Lübecker Nachrichten, 12.4.2008

Arbeitsbesuch des sächsischen Innenministers im Hauptstaatsarchiv Dresden

Am 14. April 2008 besichtigte Staatsminister Dr. Albrecht Buttolo das Hauptstaatsarchiv Dresden an seinem neu eröffneten Interimsstandort in der Marienallee 12. Der sächsische Innenminister nutzte den Arbeitsbesuch, um sich von den Archivaren über den Stand der Bau- und Sanierungsmaßnahmen der Archivgebäude und laufende Arbeitsschwerpunkte informieren zu lassen.

Seit Februar 2008 hat das Hauptstaatsarchiv seinen Lesesaal vorübergehend in die früheren Räume der Landesbibliothek verlagert, um seinen Besuchern auch während der Bauarbeiten an den denkmalgeschützten Gebäuden in der Archivstraße die Einsichtnahme in historische Akten, Urkunden und Karten zu ermöglichen. 

Bis Ende 2010 sollen Erweiterung und Modernisierung der fast 100 Jahre alten Zweckgebäude im Regierungsviertel abgeschlossen sein. Danach können die fast 47 Regalkilometer Akten, etwa 50.000 Urkunden und fast 370.000 Karten des Hauptstaatsarchivs in die angestammten Räumlichkeiten zurückgeführt werden. Neben modernster Magazintechnik wird das Haus dann – erstmals in seiner fast 175jährigen Geschichte – auch über eigene Ausstellungsflächen verfügen, in denen Archivare ihre Schätze der Öffentlichkeit präsentieren können.

Minister Buttolo überzeugte sich von der Funktionalität der Servicebereiche des Archivs, das mit jährlich fast 10.000 Besuchern zu den meistfrequentierten Archiven Deutschlands gehört und in seinem Sprengel 218 Behörden des Freistaats betreut. Mit fast 4.000 Bescheiden im Jahr beantwortet das Archiv nicht nur wissenschaftliche, sondern auch eine große Zahl an amtlichen Anfragen. Nachdem in den vergangenen Jahren vor allem Auskünfte zur Entschädigung ehemaliger Zwangsarbeiter anfielen, stehen zur Zeit wieder Anfragen der Ämter zur Regelung offener Vermögensfragen im Vordergrund.

Besonderer Höhepunkt des Archivbesuchs war die Präsentation neuester Angebote für die Archivnutzer. Mit inzwischen über 100 Findbüchern im Internet bietet das Hauptstaatsarchiv seit kurzem die Möglichkeit, in den Beständen des Sächsischen Staatsarchivs auch online zu recherchieren. – In Folge einer Serverumstellung hat sich die Internetadresse des Sächsischen Staatsarchivs dieser Tage geändert. Die \“Hauptseite\“, das so genannte Themenportal, ist nun unter www.archiv.sachsen.de zu finden oder weiterhin über den Alias www.sachsen.de/archiv. Das Verwaltungsportal ist jetzt über www.staatsarchiv.smi.sachsen.de zu erreichen.

Mit der Überlieferung der sächsischen Innenminister aus der Zeit von 1831-1945 ist bereits einer der wichtigsten Quellenbestände zur sächsischen Landesgeschichte online verfügbar, wie sich Minister Buttolo beim Stöbern in den Akten seiner Amtsvorgänger selbst vergewissern konnte. Neben der Entwicklung von Strategien zur Langzeitarchivierung elektronischer Unterlagen aus der Verwaltung zählen die Retrokonversion der zum Teil noch aus dem 18. Jahrhundert stammenden hand- und maschinenschriftlichen Findmittel und die anschließende Internetpräsentation der Recherchedatenbanken zu den derzeit wichtigsten Vorhaben des Hauptstaatsarchivs.

Kontakt:
Sächsisches Staatsarchiv
Hauptstaatsarchiv Dresden
Marienallee 12
01099 Dresden 
Telefon: 0351/8006-0 
Telefax: 0351/8021274 
poststelle-d@sta.smi.sachsen.de 
www.archiv.sachsen.de

Quelle: Sächsisches Staatsarchiv – Hauptstaatsarchiv Dresden, Presseinformation, 14.4.2008

Forschungsarbeit zur Heidelberger Portheim-Stiftung

Der Abschlussbericht über die Stiftungsgeschichte der Josefine und Eduard von Portheim-Stiftung ist jetzt in der Buchreihe der Stadt Heidelberg beim Verlag Regionalkultur erschienen. Titel: „Die Josefine und Eduard von Portheim-Stiftung für Wissenschaft und Kunst 1919 bis 1955 – Heidelberger Mäzenatentum im Schatten des Dritten Reiches“. Damit ist er nun der gesamten Öffentlichkeit zugänglich.

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Die Buchvorstellung erfolgte am 9. April 2008 im Heidelberger Rathaus mit dem Autor des Buches Prof. Dr. Frank Engehausen, dem Vorsitzenden des Stiftungskuratoriums Dr. Jobst Wellensiek, dem Rektor der Universität Heidelberg Prof. Dr. Bernhard Eitel, Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner, Bürgermeister Dr. Joachim Gerner als Kuratoriumsmitglied, dem Geschäftsführer des Verlags Regionalkultur Reiner Schmidt sowie Dr. Peter Blum, Leiter des Stadtarchivs Heidelberg und Herausgeber der Buchreihe.

Ende 2005 hatten das Kuratorium der Portheim-Stiftung und das Rektorat der Universität Heidelberg den Historiker Prof. Dr. Frank Engehausen mit der Aufarbeitung der Stiftungsgeschichte beauftragt. Nach anderthalbjähriger Forschungsarbeit legte Engehausen im September 2007 seinen Abschlussbericht vor, in dem er die Aktivitäten der Portheim-Stiftung von ihrer Gründung 1919 bis in das Jahr 1955 umfassend darstellt.

Die von Portheim-Stiftung wurde 1919 von dem wohlhabenden jüdischen Privatgelehrten Prof. Dr. Victor Goldschmidt und seiner Ehefrau Leontine gegründet. Stiftungszweck war die Förderung von Wissenschaft und Kunst. 1921 erwarb Goldschmidt das Palais Weimar, das in der Folge seine Sammlungen aufnahm. Es bildete damit den Gründungsbestand des noch heute dort existierenden Völkerkundemuseums sowie den Sitz von Stiftung und Museum. In den folgenden Jahren machte das Ehepaar wiederholt erhebliche Zustiftungen. Bis zum Zweiten Weltkrieg unterhielt die Stiftung zusätzlich zum Museum eine Reihe von Forschungseinrichtungen.

1933 starb Goldschmidt und seine Witwe übernahm an seiner Stelle den Kuratoriumsvorsitz. Doch wegen ihrer jüdischen Herkunft war sie vermehrt Schikanen ausgesetzt, so dass sie unter dem Druck des wachsenden Antisemitismus 1935 den Kuratoriumsvorsitz wieder niederlegte.

Nach dem Rücktritt Leontine Goldschmidts verlor die Stiftung zunehmend ihre Autonomie, das eigenständige wissenschaftliche Profil der Stiftung verblasste zusehends. So befand sich seit 1935 die Leitung der Stiftung – entgegen dem ausdrücklichen Willen Goldschmidts, der immer ihre Autonomie betont hatte – in den Händen von Universitätsangehörigen. Bis 1941 erfolgten zahlreiche Verkäufe und Schenkungen von der Stiftung an die Universität. Insbesondere die Schenkungen bezeichnet Engehausen in seinen Ausführungen heute als zumindest „anstößig“. Einen Teil dieser Schenkungen, darunter eine wertvolle spätmittelalterliche Handschrift sowie eine größere Zahl von Inkunabeln und alten Drucken, hat die Universität im letzten Jahr offiziell an die Portheim-Stiftung zurückgegeben.

„Ich bin froh, dass es gemeinsam mit dem Kuratorium und der Universität gelungen ist, die Stiftungsgeschichte wissenschaftlich aufzuarbeiten. Ich bedanke mich bei allen Beteiligten, allen voran bei Prof. Dr. Frank Engehausen für seine akribische Arbeit. Die Geschichte der Portheim-Stiftung liegt nicht länger im Dunkeln, Fakten ersetzen nunmehr Vermutungen“, so Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner.

Info:
Frank Engehausen:
Die Josefine und Eduard von Portheim-Stiftung für Wissenschaft und Kunst 1919 bis 1955 – Heidelberger Mäzenatentum im Schatten des Dritten Reiches,
ISBN 978-3-89735-531-6, 248 S., 22,80 Euro.

Quelle: Stadt Heidelberg, Pressemitteilung, 10.4.2008

Stadtarchiv Leuna ist umgezogen

Im Stadtarchiv Leuna lagern neben historischen Archivalien, die etwa einhundert laufende Meter Regalfläche einnehmen, verschiedene Nachlässe sowie die Akten der Verwaltung. Zu denen aus dem Leunaer Rathaus kamen noch Unterlagen der früheren Verwaltungsgemeinschaft Kötzschau hinzu. Alte Adressbücher finden sich ebenso wie eine Fotosammlung oder Unterlagen über die Entstehung der Gartenstadt, die im früheren Leuwo-Archiv lagerten. 

Insgesamt beherbergt das Leunaer Stadtarchiv 800 laufende Meter Akten. Da das Rathaus diese Masse nicht mehr fassen konnte, ist das Stadtarchiv Leuna vom Rathaus in ein neues Domizil gezogen. Es befindet sich nunmehr im Glasbau am Gesundheitszentrum nahe dem Haupttorplatz. 

Im dortigen Sockelgeschoss wurden bisher ungenutzte Räumlichkeiten dergestalt umgebaut, dass ein modernes Archiv entstand. Beispielsweise mussten aus Sicherheitsgründen überall Brandschutztüren eingebaut werden. Die Stadt investierte rund 72.000 Euro in das Vorhaben. Archivar Ralf Schade zeigt sich sehr zufrieden mit seiner neuen Arbeitsstätte und der modernen Ausstattung des Stadtarchivs nach dem Umbau.

Info:
Stadtarchiv Leuna 
Ansprechpartner: Herr Schade
Rudolf-Breitscheidt-Straße 18
06237 Leuna
Tel: 03461 / 814959
stadtarchiv@leuna.de

Öffnungszeiten: Montag und Mittwoch 7-15 Uhr, Dienstag 7-18 Uhr, Donnerstag 7-16 Uhr, Freitag 7-12 Uhr. 

Quelle: Elke Jäger, MZ/Neuer Landbote, 11.4.2008

Zwangsarbeit und katholische Kirche 1939-1945

Als „wichtigen Baustein auf dem Weg zukunftsgerichteter Versöhnungsarbeit“ bezeichnete Karl Kardinal Lehmann die wissenschaftliche Dokumentation „Zwangsarbeit und katholische Kirche 1939-1945“, die am 8.4.2008 in Mainz vorgestellt wurde. Der 703-seitige Band dokumentiert das Schicksal von fast 6.000 Zwangsarbeitern, die während des Zweiten Weltkrieges zum Arbeitseinsatz in katholischen Einrichtungen verpflichtet waren. Neben einer historischen Einführung, einer Datendokumentation und Berichten aus den 27 Bistümern werden die Arbeit des Entschädigungsfonds der katholischen Kirche in Deutschland und die kirchlichen Versöhnungsinitiativen dargestellt. 

Mit der Publikation werde ein „vergessenes Kapitel kirchlicher Zeitgeschichte wissenschaftlich aufgearbeitet“, die Erinnerung an „das Schicksal und die Leiden der aus ganz Europa zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppten Männer, Frauen, Jugendlichen und Kinder“. Zwischen 1939 und 1945 arbeiteten nachweislich insgesamt 4.829 Zivilarbeiter und 1.075 Kriegsgefangene in insgesamt 776 katholischen Einrichtungen, u. a. in Krankenhäusern, Heimen, auf Klosterhöfen und Pfarrökonomien. Die hauptsächlich aus Polen, der Ukraine und der Sowjetunion stammenden Zwangsarbeiter waren überwiegend in Land- und Forstwirtschaft sowie in der Haus- und Garten- bzw. Friedhofsarbeit tätig. 

Gemessen an der Gesamtzahl von geschätzten 13 Millionen Zwangsarbeitern erreiche die vergleichsweise geringe Zahl nachgewiesener Arbeitskräfte in katholischen Einrichtungen nicht einmal die Promillegrenze. „Und dennoch bleiben sie eine historische Last, die unsere Kirche auch für die Zukunft herausfordert“, so der ehemalige Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. Bis zum Abschluss der aktiven Suche nach ehemaligen Zwangsarbeitern am 31.12.2004 wurden 587 Fremdarbeiter mit insgesamt 1,5 Millionen Euro entschädigt. Aus dem Versöhnungsfonds wurden 206 Projekte mit 2,71 Millionen Euro gefördert. Die „Resultate der zeitgeschichtlichen Forschungen über den Fremdarbeiter-Einsatz bewahren uns davor, unter eine erfolgreiche Entschädigungs- und Versöhnungsarbeit einen geschichtlichen Schlussstrich zu ziehen“, so Lehmann.

Kardinal Lehmann erinnerte an die Versöhnungsarbeit der vor 60 Jahren gegründeten Pax-Christi-Bewegung, des Maximilian-Kolbe-Werks und der Aktion Sühnezeichen und wies auf die im letzten Jahr errichtete Maximilian-Kolbe-Stiftung für Wege der Versöhnung aus der Kraft der Erinnerung.

Unter dem Titel „Kooperativer Antagonismus“ skizzierte der Direktor der Kommission für Zeitgeschichte e.V., Dr. Karl-Joseph Hummel (Bonn), die Strategie der katholischen Kirche in der nationalsozialistischen Kriegsgesellschaft und stellte die Folgen der Suche nach Zwangsarbeitern für die kirchliche Zeitgeschichtsforschung dar. Der Einsatz ausländischer Arbeitskräfte in der katholischen Kirche sei nicht „flächendeckend“, ja nicht einmal die Regel gewesen, so Hummel. Die Verfolgung der katholischen Kirche habe auch in den Kriegsjahren zugenommen, einen Burgfrieden habe es nicht gegeben. Zwischen 1940 und 1942 ließ Heinrich Himmler mehr als 300 Klöster und katholische Einrichtungen entschädigungslos enteignen, weit über 10.000 Ordensleute wurden aus ihren Häusern ausgewiesen („Klostersturm“). 1943 waren mehr als 3.400 kirchliche und klösterliche Einrichtungen kriegsbedingt in Anspruch genommen. Die Kirche ihrerseits war mit der NS-Kriegsgesellschaft in vielfacher Weise verschränkt und hielt doch weltanschaulich einen klaren, christlich verwurzelten Abstand. Diese Gemengelage der Kriegsjahre beschreibe der Begriff „kooperativer Antagonismus“ besser als die einfache Alternative Kollaboration oder Widerstand. Die endgültige Auseinandersetzung mit der Kirche habe Hitler auf die Zeit nach dem „Endsieg“ vertagt.

Der stellvertretende Vorsitzende der Bundeskonferenz der kirchlichen Archive in Deutschland, Dr. Thomas Scharf-Wrede (Hildesheim), schilderte den Einsatz der Bistumsarchive bei der wissenschaftlichen Aufarbeitung des Einsatzes von Zwangsarbeitern in Einrichtungen der katholischen Kirche. Dabei habe sich die Quellenrecherche von Hirtenworten und Amtsblättern über die Korrespondenzen der Bistumsleitungen, Visitationsberichte und Chroniken bis hin zu Protokollen, Zeitungsartikeln, Lohnbüchern und Zahlungsbelegen erstreckt. Die Bistumsarchive hätten dabei gezeigt, dass sie „Gedächtnis der Bistümer“ seien, so Scharf-Wrede.

Links:

Info:
Zwangsarbeit und katholische Kirche 1939-1945, Geschichte und Erinnerung, Entschädigung und Versöhnung. Eine Dokumentation (= Veröffentlichungen der Kommission für Zeitgeschichte, Reihe B: Forschungen, Band 110), hrsg. im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz von Karl-Joseph Hummel und Christoph Kösters, Paderborn, München, Wien, Zürich 2008, 703 S. (ISBN 978-3-506-75689-3), 48 EURO (Verlagsinformation).

Quelle: Deutsche Bischofskonferenz, Pressemitteilung 018, 8.4.2008

HiKo-Archiv bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften online

Das Archiv der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (ca. 6 lfm.) dokumentiert das Wirken dieser \“Akademie der deutschen Geschichtswissenschaft\“ (Leopold von Ranke). Das Material reicht von der Gründung durch Statut Maximilians II. von Bayern vom 26. November 1858 bis zum Jahr 1961. Es ist eine erstrangige Quelle für die historiographische Forschung in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Das Online-Findbuch mit ausführlichem Personen-, Institutionen- und Sachregister (139 S. und 336 Nummern, www.historischekommission-muenchen.de, Rubrik \“Geschichte und Aufgaben\“) erschließt:

– Schriftgut des Sekretariats bzw. der Geschäftsstelle der Historischen Kommission,
– Abteilungs- und Projektakten zu vielen der bis heute rund 650 Veröffentlichungen. Dies sind überwiegend die langfristig angelegten
– Quelleneditionen der Kommission
– \“Jahrbücher der Deutschen Geschichte\“,
– \“Deutsche Reichstagsakten\“,
– \“Wittelsbacher Korrespondenzen\“,
– \“Chroniken der deutschen Städte\“,
– \“Handelsakten des Mittelalters und der Neuzeit\“,
– \“Hanserezesse\“,
– \“Geschichte der Wissenschaften in Deutschland\“,
– \“Deutsche Geschichtsquellen des 19. und 20. Jahrhunderts\“,
– Forschungen u. a. in der \“Schriftenreihe der Historischen Kommission\“ und
– \“Allgemeine Deutsche Biographie\“ und \“Neue Deutsche Biographie\“ als maßgebliche historisch-biographische Lexika im deutschen Sprachraum. Zeitlich reicht das Spektrum der Veröffentlichungen vom 14. Jahrhundert bis zur Zeitgeschichte.
– Protokolle und Akten (mit Anträgen, Projektskizzen, Denkschriften, Etatunterlagen etc.) der Jahresversammlungen, dem Entscheidungsorgan der Kommission,
– Korrespondenzen ihrer Präsidenten von Leopold von Ranke, Heinrich von Sybel, Alfred Ritter von Arneth, Moriz Ritter, Erich Marcks, Karl Alexander von Müller, Heinrich Ritter von Srbik und Walter Goetz bis zu Franz Schnabel und Hermann Aubin sowie die Korrespondenzen ihrer Sekretäre, Mitglieder und Mitarbeiter.

Zum Bestand des Archivs, das die Kommission mit Blick auf ihr 150-jähriges Jubiläum im Jahr 2008 von Peter Gohle M.A. ordnen und verzeichnen ließ, gehören auch die Teilnachlässe der Mitglieder Willy Andreas (6 Nummern), Karl Mayr (8 Nummern) und Friedrich Hermann Schubert (10 Nummern).

Auf der Grundlage des Quellenmaterials im Archiv der Historischen Kommission erscheinen zum Jubiläum im Mai 2008 eine Festschrift, eine Chronik sowie ein Sonderheft der Zeitschrift \“Akademie Aktuell\“:

– Lothar Gall (Hrsg.), »… für deutsche Geschichts- und Quellenforschung«. 150 Jahre Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. München: Oldenbourg Wissenschaftsverlag 2008. 384 S., Ln. 49,80 Euro, ISBN 978-3-486-58286-4

– Helmut Neuhaus, 150 Jahre Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Eine Chronik. München: Historische Kommission 2008. 200 S., Edelbroschur, Schutzgebühr 10,00 Euro, ISBN 978-3-929691-12-2

– Akademie Aktuell. Zeitschrift der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Heft 25, 02/2008, 78 S., ISSN 1436-753X

Das Archiv der Historischen Kommission liegt als Depositum im Archiv der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (Alfons-Goppel-Str. 11, 80539 München) und kann dort nach Vereinbarung eingesehen werden. Das Online-Findbuch erreichen Sie unter www.historischekommission-muenchen.de in der Rubrik "Geschichte und Aufgaben". Benutzungsanfragen können direkt an die Archivarin der Akademie gerichtet werden: Dr. Sylvia Krauß (e-mail: krauss@badw.de).

Weitere Informationen: Dr. Karl-Ulrich Gelberg, Geschäftsführer der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Tel. 089/23031-1151, e-mail gelberg@hk.badw.de.

Quelle: Bayerische Akademie der Wissenschaften, Presse Info 04/2008, 9.4.2008

Die 68er in Hamburg – Gesellschaft in Bewegung

Ende der 1960er Jahre – unruhige Zeiten, nicht nur in Deutschland. Die Jugend revoltiert gegen Althergebrachtes und Obrigkeit, gegen Altnazis und Männerherrschaft, gegen den Staat und bestehende Werte. Auch in Hamburg wird demonstriert. Gegen den Vietnamkrieg, den Schahbesuch, die Springerpresse und gegen die (Hoch-) Schulpolitik. Die Gesellschaft ändert sich – für immer. 

Das Staatsarchiv Hamburg zeigt in seiner Ausstellung zur 68er Bewegung in Hamburg unter dem Motto „Gesellschaft in Bewegung“ Originaldokumente wie Fotos, Flugblätter, Plakate und Akten, die den Besuchern einen Einblick geben, was in Hamburg geschehen ist, wofür die „68er“ standen, welche Rolle ihre Forderungen in Hamburg spielten und wie die „68er“ die Gesellschaft veränderten. 

Mittelpunkt der Ausstellung bildet dabei das Originalbanner „Unter den Talaren Muff von 1000 Jahren“, das die Studenten Detlev Albers und Gert Hinnerk Behlmer als Zeichen des Protestes und für die Öffnung und Demokratisierung der Hochschulen bei der feierlichen Rektoratsübergabe in der Hamburger Universität 1967 vor den Professoren hergetragen haben. 

Info:
„Die 68er in Hamburg – Gesellschaft in Bewegung“ 
Ausstellung im Staatsarchiv Hamburg vom 14. April bis 23. Mai 2008 

Die Ausstellung ist im Foyer des Staatsarchivs, Kattunbleiche 19 (nahe U-Bahn Wandsbek Markt), montags bis freitags 10-16 Uhr, mittwochs bis 18 Uhr zu besichtigen. Der Eintritt ist frei. 

Quelle: Staatsarchiv, Aktuelles, 7.4.2008, Die WELT, 8.4.2008

Erstes Verzeichnis von Filmbeständen für Berlin und Brandenburg

Die Medien Bildungsgesellschaft Babelsberg veröffentlicht mit dem „CineArchiv Wegweiser 2008“ erstmals ein Verzeichnis audiovisueller Materialien und Archive in Berlin und Brandenburg.

Das über 100 Adressen umfassende Quellenverzeichnis präsentiert eine systematische Erfassung von Filmbeständen sowie deren Besitzer und Lagerungsort in der Region Berlin-Brandenburg. Zu jeder einzelnen Quellenangabe erhält der Benutzer ausführliche Informationen u.a. zu Umfang, Inhalt und Zeitbezug des Filmbestandes sowie zu den vorhandenen Filmformaten und Nutzungsmöglichkeiten. Der „CineArchiv-Wegweiser“ bietet somit Filmschaffenden, Interessierten und wissenschaftlich Arbeitenden ein wertvolles Nachschlagewerk bei der Suche nach bekannten und unbekannten Filmschätzen. 

Ab sofort ist der „CineArchiv Wegweiser 2008“ unter www.mb-babelsberg.de kostenfrei herunterzuladen oder als broschierte Ausgabe direkt bei der Gesellschaft gegen eine Schutzgebühr zu beziehen.

Die Publikation wurde im Rahmen des von der Medien Bildungsgesellschaft Babelsberg initiierten Projektes „CineArchiv digital“ erstellt, dessen Schwerpunkt auf der Nutzbarmachung historischer Filmbestände und der Migration der Inhalte in die digitale Welt liegt.

Auch zukünftig wird die Medien Bildungsgesellschaft Babelsberg an diesem fortzuschreibenden Projekt arbeiten und damit die Bemühungen auf dem Gebiet der Erschließung und Digitalisierung historischer Filmdokumente verstärken.

Das Projekt wurde realisiert mit Unterstützung der Medienboard Berlin-Brandenburg GmbH.

Kontakt:
Medien Bildungsgesellschaft Babelsberg gemeinnützige GmbH 
Frau Claire Müller 
Dianastraße 44 / 14482 Potsdam
Tel.: +49.(0)331.721 21 69 
Fax: +49.(0)331.721 21 77
cmueller@mb-babelsberg.de 
www.mb-babelsberg.de 
www.cinearchiv.de

Quelle: Medien Bildungsgesellschaft Babelsberg gGmbH, Pressemitteilung, 27.3.2008