Siebzig Jahre Mannesmann-Archiv

In der Mülheimer Archivlandschaft konnten in diesem Jahr mehrere Jahrestage gefeiert werden: Im Frühjahr, am 12. April 2008, vollendete der langjährige Leiter des Mannesmann-Archivs, Professor Dr. Horst A. Wessel, sein 65. Lebensjahr. Am 1. Juni 2008 konnte das Archiv der Mannesmannröhren-Werke selbst seinen 70. Geburtstag feiern.

Der anstehende 50. Geburtstag der Mannesmannröhren-Werke 1940 hatte die Konzernspitze zum Jahreswechsel 1937/38 bewogen, ein Archiv aufzubauen. Zum 1. Juni 1938 wurden die beiden Historiker Dr. Heinrich Koch und seine Stellvertreterin Dr. Ilse Barleben eingestellt. Ihre vordringliche Aufgabe war die Erstellung einer Festschrift zum Jubiläum, die sie 1940 unter dem Titel "Kleine Chronik der Mannesmannröhren-Werke" vorlegen konnten. 

Das Mannesmann-Archiv fand seinen Sitz im Mannesmann-Verwaltungsgebäude an der Reichstraße in Düsseldorf. Der Zweite Weltkrieg machte dann aber eine Evakuierung notwendig. Archivleiter Koch befand sich zudem von Juni 1941 bis September 1945 im Kriegsdienst und in Kriegsgefangenschaft. Nach dem Krieg kämpfte Mannesmann um das wirtschaftliche Überleben; erst 1955 war die Mannesmann AG wieder zusammen geschlossen. 1958 begann Heinrich Koch mit dem abermaligen Aufbau des Mannesmann-Archivs

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Abb.: Gebäude des Mannesmann-Archivs in Mülheim und Blick in einen der Magazinräume (Foto: Mannesmann-Archiv)

Das, was von den Akten übrig geblieben war, transportierte Koch mit dem Pferdewagen durch die Stadt. Kornelia Rennert: „Der Aufbau musste rund 20 Jahre nach Gründung des Archivs also nahezu neu beginnen. Vieles aber war unwiederbringlich verloren. Die Prognose Kochs „Das Archiv von Mannesmann aufzubauen ist eine Lebensarbeit” sollte sich bewahrheiten. 

1972 wurde Dr. Lutz Hatzfeld der Nachfolger Kochs. Bereits 1969 hatten Mannesmann (Röhren) und Thyssen (Stahl) ihre historische Arbeitsteilung vereinbart. Das Archiv ging 2001 auf die Mannesmannröhren-Werke über, die ihren Sitz 1993 von Düsseldorf nach Mülheim verlagert hatten. 1983 übernahm Professor Horst A. Wessel die Archivleitung und die bis dahin angesammelten 3,5 Regalkilometer Akten. Insbesondere Unternehmensfilme und audiovisuelle Medien kamen durch sein Engagement hinzu. Nachfolgerin von Horst A. Wessel ist seine bisherige Stellvertreterin Kornelia Rennert M.A. (45).

Kornelia Rennert absolvierte nach ihrem Studium der Germanistik und Geschichte in Bonn eine Archivar-Ausbildung in Köln. Nach Stationen beim DGB und bei Klöckner kam Rennert 1994 zum Mannesmann-Archiv. Nun hat sie die Leitung des Mannesmann-Archivs übernommen, das nicht nur nach ihrer Einschätzung "hervorragend aufgestellt" ist. Das Konzernarchiv verfügt derzeit über rund 14.000 Regalmeter historische Unterlagen, drei Millionen Fotos und 10.000 Filme, die der Forschung zugänglich sind. Es besitzt vier Tochterarchive und einen Personalstand von vier Mitarbeitern im Konzernarchiv. 

Zu seinem 65. Geburtstag widmeten Freunde, Kollegen, langjährige Wegbegleiter und Schüler dem bisherigen Archivleiter Horst A. Wessel eine Festschrift unter dem Titel "Geschichte – Unternehmen – Archive". Wessel, der sich 1995 habilitierte und seit vielen Jahren Lehrbeauftragter für Wirtschafts-, Sozial und Unternehmensgeschichte an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf ist, habe sich um das Verhältnis zwischen unternehmerischer Wirtschaft und ihrer historischen Erforschung in hervorragender Weise verdient gemacht und die Wirtschafts- und Unternehmensgeschichte durch sein persönliches Engagement seit vielen Jahren nachhaltig ge fördert. 

Info:
Wilfried Feldenkirchen / Susanne Hilger / Kornelia Rennert (Hg.):
Geschichte – Unternehmen – Archive. Festschrift für Horst A. Wessel zum 65. Geburtstag
548 Seiten, € 39,90
ISBN 978-3-8375-0007-3
Essen 2008

Kontakt:
Mannesmann-Archiv
Wiesenstr. 36
45473 Mülheim an der Ruhr
Telefon: +49 (0) 208 458-1666 
Telefax: +49 (0) 208 458-1670 
info@mannesmann-archiv.de
www.mannesmann-archiv.de

Quelle: Frank Meßing, WAZ Mülheim, 8.10.2008; Klartext-Verlag.

Fotoausstellung zum Historischen Fünfeck im Wiesbadener Marktkeller

Das Historische Fünfeck in Wiesbaden, umschlossen von der Wilhelmstraße als Prachtstraße mit Kurhaus und Theater im Osten, der Rheinstraße im Süden, der Schwalbacher Straße im Westen und der Röder- sowie Taunusstraße im Norden, verkörpert heute das Handelszentrum der Landeshauptstadt. An den Rändern des Historischen Fünfecks liegen einige wichtige Plätze.

Das Herzstück der Wiesbadener Fußgängerzone besteht aus Kirch- und Langgasse sowie dem Mauritiusplatz. Der Mauritiusplatz geht auf einen ehemaligen Versammlungsraum der Wiesbadener Kaufleute im 3. Jahrhundert zurück. Seine Namengebung fand er durch den ersten Kirchenbau Ende des 8. Jahrhunderts. Nach der Zerstörung der letzten Kirche im Jahre 1850 wurde der Platz bis zur Schulgasse eingeebnet und diente verschiedenen Nutzungen, beispielsweise dem Andreasmarkt. Die neue gründerzeitliche Stadt empfand die umgebende Altstadt als beengend und rückständig, was zu Begradigungen und zur Schaffung von Blockrandstrukturen führte. 

Das Historische Fünfeck ist Teil der Rahmenplanung für die westliche Innenstadt Wiesbadens. Neue Sichtweisen auf das Historische Fünfeck bietet eine Ausstellung, die das Stadtarchiv Wiesbaden derzeit in Kooperation mit dem Stadtmuseum vorbereitet. Das Projekt wird vom 22. Oktober bis zum 26. November 2008 im Marktkeller zu sehen sein. Die in Fotografien aus verschiedenen Epochen des 19. und 20. Jahrhunderts konservierten Ansichten aus dem Historischen Fünfeck offenbaren spannende Details, erzählen Bildergeschichten und vermitteln einzigartige Momentaufnahmen aus 120 Jahren Alltag in der Wiesbadener Innenstadt. Die Ausstellung sei eine Leistungsschau des außerordentlich umfangreichen Bildarchivs im Stadtarchiv Wiesbaden, erläutert Archivleiterin Brigitte Streich gegenüber dem Wiesbadener Kurier.

Mit der kürzlichen Ausstellung "Höppli und Chomicki at work" sollte ausgelotet werden, ob und wie sich der Marktkeller als Ort für solche Präsentationen wie der anstehenden Fotoausstellung eignet und vom Publikum angenommen wird. Die Ausstellung \“Höppli & Chomicki at work\“ zeigte im Marktkeller den Aufbau einer Ausstellung mit den Figuren und der Bauornamentik von der \“Thonwarenfabik\“ Höppli sowie Projektionen von Fotos mit Wiesbadener Fassaden, angefertigt von Stanislaw Chomicki. Insgesamt 6.000 Besucher kamen insbesondere während des Stadtfestes in den Marktkeller. Sie konnten den Theatermalerinnen zuschauen und sich zwischen Höppli-Figuren fotografieren lassen.

Kontakt:
Stadtarchiv Wiesbaden
Im Rad 42 
65197 Wiesbaden 
Telefon: 0611/31-3329
Fax: 0611 / 31-3977 
stadtarchiv@wiesbaden.de

Quelle: Wiesbadener Kurier, 6.10.2008; Landeshauptstadt Wiesbaden, Neugestaltung der Fußgängerzone, o.D.; Rathausnachrichten, Ausstellung „Höppli & Chomicki“ im Rathausfoyer, 7.10.2008; Stadtarchiv Wiesbaden, Aktuell Ausstellung, o.D.

Akener Pfarrer rettet Kirchenarchiv

Die verwaltungsgemeinschaftsfreie Stadt Aken (Elbe) liegt am Südufer der mittleren Elbe im Landkreis Anhalt-Bitterfeld (Sachsen-Anhalt). Sie wurde 1219 erstmals urkundlich erwähnt. Bis in das 17. Jahrhundert reichen indes die Archivalien der zum Kirchenkreis Egeln gehörenden evangelischen Kirchengemeinde Aken zurück.

Als der mittlerweile emeritierte Pfarrer Friedrich Dickmann im November 1991, aus Marburg kommend, die Pfarrstelle in Aken übernahm, fand er das Pfarrarchiv im Südturm der zuvor aufgegebenen Marienkirche in einem miserablen Zustand vor. Die Akten waren verschmutzt, feucht, durch Vandalismus beschädigt und durcheinander gebracht. Nach jahrelanger Ordnungs- und Verzeichnungstätigkeit konnte er in der vergangenen Woche aber nunmehr das Archiv der Öffentlichkeit vorstellen.

Das Archiv der Kirchengemeinde Aken umfasst auch Unterlagen aus den Orten Chörau und Micheln. Die Stadt Aken stellte für die Aufarbeitung des Materials zwei große Räume im städtischen Bauhof zur Verfügung. Pfarrer i.R. Dickmann hat die Archivalien durchgesehen und katalogisiert. Jetzt sind die gesamten Archivbestände auf CD-ROM erfasst.

Die Bestände geben Auskunft über wichtige Details der örtlichen Geschichte, zum Beispiel Statistiken über die Entwicklung der Kirchengemeinde sowie der Einwohnerschaft. Sie beinhalten aber auch königliche Verordnungen und Edikte aus dem 17. und 18. Jahrhundert und geben Einblicke in das damalige Schulwesen, da die Kirche bekanntlich bis zum Ende des Ersten Weltkriegs die Aufsicht über die Schulen in Aken und über die Dorfschulen in Chörau, Susigke, Menneweitz, Kühren, Lödderitz, Micheln und Klietzen besaß. 

Neben dem Pfarrarchiv hat Friedrich Dickmann auch die im Pfarrhaus untergebrachte Kirchenbibliothek durchgesehen und geordnet. 

Kontakt:
Ev. Kirchengemeinde Aken/Elbe
Poststr. 38
06385 Aken
Telefon 034909/82300
Fax 034909/339033
kirche-aken@gmx.de

Quelle: Wladimir Kleschtschow, Mitteldeutsche Zeitung, 5.10.2008

Streit um Standort des Kölner Stadtarchivs

Das Historische Archiv der Stadt Köln, eines der größten Kommunalarchive Deutschlands, konnte 2007 sein 150-jähriges Jubiläum feiern (siehe Bericht vom 29.3.2007). Es ist 1971 aus dem Gereonskloster, wo es seit 1892 angesiedelt war, an die Severinstraße verlegt worden. Damals plante man, spätestens nach dreißig Jahren einen neuen Standort für das Stadtarchiv zu suchen. Mittlerweile erreicht die Aufnahmekapazität des Archivs ihre Grenzen. Die Rückkehr des Stadtarchivs an seinen alten Ort wäre möglich. Voraussetzung ist allerdings ein Umbau des Gereonsklosters.

Noch im Frühjahr hatte die Stadt Köln diesen Schritt geplant: das Ende des 19. Jahrhunderts entstandene Gebäude sollte ebenso wie die benachbarte Kapelle restauriert und zusätzlich ein neuer Archiv- und Verwaltungstrakt errichtet werden. Nach einer ersten Schätzung sollten sich die Baukosten auf rund 40 Mio. Euro belaufen. Vergleichsberechnungen der städtischen Gebäudewirtschaft ergaben jedoch: Ein Neubau an anderer Stelle wäre rund 17 bis 21 Millionen Euro billiger.

Dies allerdings bezweifelt das Kölner „Aktionsbündnis Stadtbaukultur“. Es kritisiert deshalb die nunmehrige Entscheidung der Stadtspitze heftig, auf eine Rückkehr des Stadtarchivs in das Gereonsviertel aus Kostengründen zu verzichten und verlangt ein neues Gutachten.

Kontakt:
Historisches Archiv der Stadt Köln
Severinstr. 222-228
50676 Köln
Telefon: 0221-221-22329
Telefax: 0221-221-22480
HistorischesArchiv@stadt-koeln.de

Quelle: Sandra Kiepels, Kölner Stadt-Anzeiger, 3.10.2008; FDP-Fraktion im Rat der Stadt Köln, Meldung, 18.9.2008

Lampertheimer Archiveinblicke

Die rund 30.000 Einwohner umfassende Stadt Lampertheim in Hessen grenzt an Baden-Württemberg und an Rheinland-Pfalz. Sie ist eine der südlichsten Städte Hessens. Zu Lampertheim gehören die Stadtteile Hofheim, Hüttenfeld, Neuschloß und Rosengarten. Das Archiv im Stadthaus von Lampertheim ist das Archiv für ganz Lampertheim – einschließlich aller Stadtteile. Auf die Feststellung, das man die Geschichte Lampertheims nicht isoliert betrachten könne, legt Stadtarchivar Hubert Simon wert.

Die Lampertheimer Zeitung widmet ihm eine "Homestory". Hubert Simon (50) ist seit 23 Jahren Stadtarchivar von Lampertheim. Seit rund acht Jahren verzeichnet er Archivalien aus Hofheim, erschließt dadurch Archivnutzern neue Quellen auch zu den Stadtteilen. 

Nach dem Abitur absolvierte der in Würzburg geborene und in Aschaffenburg aufgewachsene Simon an der Münchner Fachhochschule eine Ausbildung zum Diplom-Archivar. Anschließend war er bei der Erzdiözese München und Freising sowie beim Stadtarchiv Würzburg beschäftigt, bevor er 1985 die Stelle des Stadtarchivars von Lampertheim übernehmen konnte.

Im Gegensatz zum größeren Würzburger Stadtarchiv sei er in Lampertheim allein verantwortlich und habe daher "eine sehr vielseitige Tätigkeit\“, so Simon. Zahlreiche telefonische und schriftliche Anfragen erreichen ihn von Bürgern, die sich für historische Themen oder für die Familienforschung interessieren. Er pflegt täglich eine Zeitungsausschnittssammlung, die er per Karteikarte verschlagwortet.

Hubert Simon unterstützt zudem Autoren von Büchern über Lokalgeschichte redaktionell und übernimmt auf Wunsch auch das Lektorat oder beteiligt sich mit eigenen Beiträgen an den Publikationen. Für eine Ausstellung über die Geschichte Hofheims, die derzeit im dortigen Alten Rathaus zu sehen ist, hat er ebenso Texte beigesteuert, wie er ab und an lokalgeschichtliche Vorträge hält. Nicht zuletzt ist der Stadtarchivar auch Geschäftsführer des Heimat-, Kultur- und Museumsvereins Lampertheim. \“Ich fühle mich privilegiert, denn ich habe eine Arbeit, die Spaß macht\“, sagt Hubert Simon. 

Kontakt:
Stadtarchiv Lampertheim
Römerstraße 102
68623 Lampertheim
Tel.: 06206/935-321

Quelle: Oliver Lohmann, Lampertheimer Zeitung, 4.10.2008

Ausstellung »Heiratsgut und Morgengabe«

Um die Geschichte des Heiratens geht es zwischen 4. und 31. Oktober 2008 im Obstbaumuseum Lana. Das Südtiroler Landesarchiv zeigt in Zusammenarbeit mit dem Bildungsausschuss Lana die Ausstellung \“Heiratsgut und Morgengabe. Hochzeiten in Vergangenheit und Gegenwart\“. Eröffnet wurde die Ausstellung am 3. Oktober durch die zuständige Kulturlandesrätin für Familie, Denkmalpflege und deutsche Kultur, die Direktorin des Südtiroler Landesarchivs, Christine Roilo, den Bürgermeister von Lana und Vorsitzenden des Südtiroler Obstbaumuseums und des Bildungsausschusses Lana, Christoph Gufler.

Wird heute in erster Linie Liebe als Grundlage für eine Heirat genannt, so standen früher andere Beweggründe im Vordergrund: Der Adel bestand auf die angemessene Fortsetzung des Stammbaumes, auch ging es um Vermögens- und Besitzmehrung. Überleben und soziale Sicherheit spielten bei den unteren sozialen Schichten die wesentliche Rolle. Wie die Heiratsgründe haben sich auch die Gepflogenheiten, Vorschriften und Voraussetzungen geändert. 

„Wie das Brautkleid weiß wurde“ und „Heiraten erlaubt?“ sind nur einige der Themen, denen auf den Grund gegangen wird. Glanzstücke der Ausstellung sind historische Fotos von Brautpaaren aus Lana, Heiratsverträge und andere Urkunden aus dem Südtiroler Landesarchiv, sowie eine Auswahl von Hochzeitskleidern aus den letzten 100 Jahren.

Die Ausstellung \“Heiratsgut und Morgengabe\“ ist bis 31. Oktober 2008 geöffnet und jeweils von Dienstag bis Samstag zwischen 10 und 12.30 Uhr und zwischen 14 und 17 Uhr zugänglich. Sonntags ist kann die Ausstellung durchgehend von 11 bis 17 Uhr besucht werden.

Bei einer Rahmenveranstaltung zur Ausstellung wird die Historikerin Siglinde Clementi am Mittwoch, 8. Oktober 2008, um 20 Uhr bei \“Kultur.Lana\“ über die \“Historische Bedeutung der Ehe\“ sprechen.

Link: Faltblatt zur Ausstellung

Kontakt:
Südtiroler Obstbaumuseum
Brandis-Waalweg 4
I-39011 Lana
Tel. 0473 56 43 87
Fax 0473 56 51 60 
info@obstbaumuseum.it

Quelle: Provinz Bozen, Pressemitteilung Schule / Kultur, 30.9.2008

Projektarchivierung leicht gemacht

Das Archiv des Instituts für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e.V. (IGPP) hat als ausgesprochenes Wissenschaftsarchiv die vorrangige Aufgabe, die Inhalte der durchgeführten Experimente, Projekte und Studien des Gesamtinstituts langfristig zu sichern. In ihrem eigenen Interesse sind die jeweils beteiligten Wissenschaftler/innen dazu aufgerufen, ihre Arbeit zunächst sorgfältig zu dokumentieren. Durch die Aufbewahrung der Untersuchungsunterlagen im Institutsarchiv sollen ihre Forschungsergebnisse langfristig und möglichst lückenlos nachvollziehbar gehalten werden. 

Bei den je nach wissenschaftlicher Disziplin sehr verschieden konzipierten und mit unterschiedlichen Methoden durchgeführten Studien aus den Arbeitsbereichen des Instituts steht jeweils eine neue archivische Bewertung des eingereichten Materials an. Relativ leicht nimmt sich die Archivarbeit dann aus, wenn abgeschlossene Projekte schon vor der Abgabe an das zuständige Archiv gewissenhaft dokumentiert wurden. 

\"Heft

Abb.: Heft ‚Labor-Dokumentation’, 1999 (IGPP-Archiv, Best. W/3)

Als positives Beispiel hierfür kann die Ablieferung von Forschungsmaterialien einer 1999 am Psychophysiologischen Labor des IGPP durchgeführten Studie zum menschlichen Erleben unter verschiedenen ‚veränderten Bewusstseinszuständen’ (Einschlafphasen, Ganzfeld) gelten. Laboraufzeichnungen, Konzepte, Protokolle, Datenmaterial, Transkripte und resultierende Publikationen können der Nachwelt ein genaues Bild der durchgeführten Experimente vor Augen führen. Nicht immer liegen in Wissenschaftsarchiven die Unterlagen in einer derart kompakten Form vor. 

Kontakt:
Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e.V.
Institutsarchiv
Uwe Schellinger M.A.
Wilhelmstraße 3a
79098 Freiburg i.Br
0761/2072161
schellinger@igpp.de
www.igpp.de

Quelle: Uwe Schellinger, Schaufenster ins IGPP-Archiv Nr. 10-08, 1.10.2008

nestor zu Gast in der Britischen Nationalbibliothek

nestor präsentiert den nationalen Ansatz zur Bewahrung des digitalen kulturellen Erbes auf dem internationalen Fachkongress iPRES 2008 in London.

Die iPRES ist einer der großen internationalen Kongresse auf dem Gebiet der digitalen Langzeitarchivierung. Thematisch umfasst er sämtliche Aspekte der Langzeitarchivierung – von möglichen Organisationsstrukturen bis hin zu technischen Implementierungen. Seine Besonderheit ist jedoch der Fokus auf internationalen Austausch. Im Rahmen der iPRES wird konsequent umgesetzt, was die Fachwelt als Voraussetzung für die erfolgreiche Bewältigung der Herausforderung digitaler Langzeitarchivierung betrachtet: länderübergreifende Kooperation und internationale Vernetzung.

Nationale und internationale Initiativen präsentieren sich

In der \“Morning Session\“ der iPRES 2008 am heutigen Dienstag stellte nestor-Koordinatorin Natascha Schumann das deutsche Kompetenznetzwerks im Kontext internationaler Aktivitäten vor. Die Panel-Diskussion, in der auch die jeweiligen Bewahrungsstrategien von Großbritannien, Neuseeland sowie der U.S.A. vorgestellt worden sind, wurde von über 120 interessierten Personen aus Fach- und Unternehmenskreisen besucht.

Natascha Schumann präsentierte nestor als ein kollaboratives Projekt, in dem sich Partner aus unterschiedlichen Communities und mit unterschiedlichen Zielsetzungen gemeinsam engagieren. Die Suche nach Lösungen für die Bewahrung digitaler Ressourcen verbindet Museen und Archive mit Bibliotheken und wissenschaftlichen Einrichtungen. Unter dem Dach von nestor hat sich seit 2004 eine belastbare Infrastruktur entwickelt, die aber auch das Engagement von Unternehmen und Menschen aus anderen Bereichen aufnimmt. nestor bietet ihnen die Möglichkeit, sowohl in unterschiedlichen Arbeitspaketen, als auch in den sechs themenbezogenen Arbeitsgruppen mitzuarbeiten. Während die Arbeitspakete versuchen, das Spektrum der Langzeitarchivierung in seinen wesentlichen Strukturen abzubilden, widmen sich die Arbeitsgruppen den verschiedensten inhaltlichen Themen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer engagieren sich im Bereich Vertrauenswürdigkeit digitaler Langzeitarchive sowie deren Zertifizierung, in der Sammlung von Best-Practice-Beispielen für die Langzeitarchivierung unterschiedlicher Medienformate, bei der institutionellen Vernetzung aktueller Langzeitarchivierungsprojekte, bei der Standardisierung, bei der Einbeziehung von GRID- und eScience-Technologien sowie bei der Langzeiterhaltung wissenschaftlicher Rohdaten.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit bei nestor

Für viele ausländische Institutionen ist das deutsche Kompetenznetzwerk ein sehr gutes Rollenvorbild, was institutionsübergreifende Kooperationen anbelangt. Wie kann das Synergie-Potential in der Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Partnern bestmöglich genutzt werden? Welche Problembereiche sind wahrscheinlich, bzw. wie lassen sie sich einvernehmlich lösen? Die nestor-Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Communities verhalf vielen internationalen iPRES-Teilnehmern zu neuen Einsichten in Bezug auf die eigenen Strukturen und Ansätze.

Als ein Fazit der diesjährigen iPRES in London kann festgehalten werden, dass der Stellenwert einer Organisationsstruktur als nicht gering eingeschätzt werden darf. Neben den Tools und Methoden der digitalen Langzeitarchivierung kommt auch dem Aufbau und der Arbeitskultur einer Organisation eine besondere Bedeutung in der Frage zu, wie man Fortschritte in einem der wohl größten Problemfelder der heutigen Wissensgesellschaft erreichen kann.

Das Kompetenznetzwerk nestor

nestor ist ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderter Projektzusammenschluss von derzeit sieben institutionellen Partnern: die Deutsche Nationalbibliothek, die Bayerische Staatsbibliothek, das Bundesarchiv, die Humboldt-Universität zu Berlin, die Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek der Georg-August Universität, das Institut für Museumsforschung sowie die Fernuniversität Hagen. nestor bündelt die deutschen Kompetenzen auf dem Gebiet der Langzeitarchivierung digitaler Ressourcen. Ziel von nestor ist der Aufbau einer dauerhaften Organisationsform für alle Belange der Langzeitarchivierung sowie nationale und internationale Abstimmungen und Aufgabenteilungen. Eine weitere, wichtige Aufgabe ist es, die Öffentlichkeit über die Bedeutung der Bewahrung unseres digitalen kulturellen Erbes zu informieren und aufzuklären.

www.langzeitarchivierung.de

Quelle: nestor/common, Pressemitteilung, 1.10.2008

100 Jahre Fildekenschule Bocholt

Aus Anlass ihres 100-jährigen Bestehens erinnert auch ein vom Stadtarchiv Bocholt ausgewähltes Foto an die Fildekenschule. Das Foto zeigt die heutige Städtische katholische Grundschule am Mühlenweg in ihrer Anfangszeit. Aufgrund der regen Bautätigkeit im Bocholter Stadtteil Fildeken zu Beginn des 20. Jahrhunderts wuchs die Bevölkerung dort stetig an, so dass die Errichtung einer Schule als notwendig erachtet wurde. 

Der Entwurf des damaligen Stadtbaumeisters Hermann Kraatz sah ein Gebäude mit 14 Klassen und zwei Lehrerzimmern, einem „Brausebad“ im Souterrain sowie einer 19×11 Meter großen Turnhalle vor, die im Dachgeschoss des Hauses eingerichtet wurde. 

\"Historisches

Abb.: Historisches Foto der Fildekenschule (Stadtarchiv Bocholt)

Die Pläne fanden die Zustimmung der Ratsmitglieder, so dass mit dem Bau des Schulsystems VI im Oktober 1907 begonnen werden konnte. Das stattliche Gebäude mit einer Grundfläche von 1.070 Quadratmetern wurde schließlich am 1. Oktober 1908 feierlich eingeweiht und Friedrich Norpoth zum Hauptlehrer ernannt. 

1930 erhielt es den Namen „Fildekenschule“. Im ersten Jahr besuchten 194 Jungen und 189 Mädchen den Unterricht. Neben den Volks- und Grundschülern der katholischen Fildekenschule nutzten – bedingt auch durch den späteren Rückgang der Schülerzahlen – zeitweise die städtische Bildstelle (1935-1959), die Bischöfliche Fachschule für Sozialpädagogik (1970-1973) sowie die Hermann-Ehlers-Schule (1968-2005) Räume im Haus am Mühlenweg. 

Im Zuge der Umstrukturierungsmaßnahmen im Schulbereich wurde die Fildekenschule, die derzeit rund 120 Schulkinder zählt und 2011 geschlossen wird, zum Schuljahresbeginn 2008 in das Schulgebäude an der Weserstraße verlegt und ihre bisherigen Räume der benachbarten Melanchthon-Hauptschule zur Verfügung gestellt.

Link: www.fildekenschule.bocholt.de 

Kontakt:
Stadtarchiv Bocholt
Münsterstr.76
46397 Bocholt
Tel.: 02871 / 953 – 349
Fax: 02871 / 953 – 347
stadtarchiv@mail.bocholt.de

Quelle: Stadt Bocholt, Pressemitteilung, 30.9.2008

»Völklinger Schätze«. Neue Schriftenreihe des Stadtarchivs Völklingen

Das Stadtarchiv Völklingen verwahrt die historischen Aktenbestände der Stadt Völklingen und des ehemaligen Amtes Ludweiler seit etwa 1750. Die Erschließungsarbeiten im Stadtarchiv Völklingen schreiten voran. Der weitaus größte Teil des Archivgutes wartet zwar noch auf seine Bearbeitung, doch schon jetzt wurden einige echte Schätze zu Tage gefördert.

Aus diesem Grund hat sich die Stadt Völklingen im Jahr 2007 dazu entschlossen, eine kleine Publikationsreihe zu starten, um die Völklinger Bürgerinnen und Bürger an der reichhaltigen Stadtgeschichte teilhaben zu lassen, die im Völklinger Stadtarchiv ihren Niederschlag gefunden hat.

\"Collage

Unter dem treffenden Titel »Völklinger Schätze« berichtet das Stadtarchiv seither zweimal im Jahr über besondere Archivalien oder interessante Themen zur Völklinger Stadtgeschichte. Als kleine Besonderheit enthält jede Ausgabe den herausnehmbaren Faksimiledruck einer Archivalie.

Das Ziel ist dabei vor allem, die Völklinger für die Geschichte ihrer Stadt zu interessieren und sie damit auch zu einem Besuch im Völklinger Stadtarchiv zu animieren. Das neue Archivmagazin möchte dazu einen Beitrag leisten.

Die »Völklinger Schätze« können gegen einen kleinen Unkostenbeitrag in Höhe von 3,50 Euro im Stadtarchiv Völklingen, bei Bücher Balzert, beim Heimatkundlichen Verein Warndt e.V. in Ludweiler, bei der Tourist-Information im Alten Bahnhof, im Büro der VHS im Alten Rathaus, in der Stadtbücherei sowie im Bürgerbüro im Neuen Rathaus erworben werden.

Bisher erschienen:

Heft 1 (01/2007): Der Warndt im Dreißigjährigen Krieg. Die Fergersche Warndtkarte von 1640. – vergriffen –
Die Warndtkarte des Georg Ferger ist eine auf Hadernpapier handgezeichnete und kolorierte Landkarte im Format 74×65 cm. Die mittlerweile mehrfach restaurierte Karte wurde in der letzten Phase des Dreißigjährigen Krieges angefertigt. Das Gebiet des Warndts hatte durch die Kriegsereignisse schwer gelitten. Einige Dörfer waren regelrecht entvölkert. Dies scheint die Motivation des Nassau-Sarrbrücker Försters Georg Ferger (+1675) aus Spittel gewesen zu sein, die Karte zu zeichnen. Er wollte offenbar die Warndtgrenzen, wie im Völklinger Schöffenweistum angegeben waren, mithilfe seiner Karte vor dem Vergessenwerden bewahren. Bei der Völklinger Karte soll es sich um eine genaue Kopie des Fergerschen Originals handeln.

Heft 2 (02/2007): "… möge aus diesem Haus nur Gutes hervorgehen …" Die Einweihung des Rathauses zu Völklingen am 9. November 1907.
Der Umbau des Alten Rathauses der Stadt Völklingen nach den Plänen des damaligen Gemeindebaumeisters Hermann Eichner im Jugendstil wurde am 9. November 1907 eingeweiht. Der Bericht über dieses Fest wurde auf der Titelseite der Völklinger Zeitung vom 12. November 1907 gedruckt. Der zweiten Ausgabe der »Völklinger Schätze« liegt diese Zeitungsseite als Faksimiledruck bei. 

Heft 3 (01/2008): Das Denkmal Allen Opfern des Bildhauers Benno Elkan in Völklingen.
Anlässlich eines aktuellen Projektes der Stadt Völklingen wird in diesem Heft an das künstlerisch ausdrucksstarke Mahnmal zum Gedenken an die Opfer des Ersten Weltkrieges, das von 1925 bis 1935 auf dem Völklinger Ehrenfriedhof stand und dann zerstört wurde, und an seinen Schöpfer, den jüdischen Bildhauer Benno Elkan aus Frankfurt am Main, erinnert. Elkan ist auch der Erschaffer der großen bronzenen Menora, die heute in Jerusalem gegenüber der Knesset steht. Die Zerstörung des Völklinger Denkmals direkt nach der Eingliederung des Saargebiets in das Deutsche Reich im Jahre 1935 kam einem Akt beispielloser Barbarei gleich. \“Blind durch die nationalsozialistische Rassenideologie wurden nicht nur bedeutende literarische Werke ins Feuer geworfen wie beispielsweise die von Erich Maria Remarque, Heinrich und Thomas Mann oder Erich Kästner,\“ erläutert Oberbürgermeister Klaus Lorig. \“Es wurden auch die Werke bildender Künstler zerstört, die nicht dem nationalsozialistischen Ideal entsprachen. Da es sich bei diesen Kunstwerken im Gegensatz zu den verbrannten Büchern in der Regel um Unikate gehandelt hat, sind diese Meisterwerke heute ein für allemal verloren.\“ Die Stadt Völklingen beabsichtigt nun, im Andenken an das Werk des Künstlers Benno Elkan – der nach der Meinung der Zeitgenossen der damaligen Gemeinde Völklingen das schönste Denkmal im Saargebiet und weit darüber hinaus beschert hatte – ein neues, vom Elkanschen Werk inspiriertes Denkmal zu errichten. Dieses neue Denkmal, das von einer Völklinger Künstlerin gestaltet werden wird, soll nicht nur als Mahnung gegen sinnlose Gewalt und Krieg dienen, sondern gleichwohl als Monument gegen Intoleranz und Fanatismus verstanden werden.

Heft 4 (02/2008): 100 Jahre Feuerlöschwesen in Völklingen 1830-1930
Für die Freiwillige Feuerwehr Völklingen ist das Jahr 2008 ein besonderes Jahr, nämlich ein Jahr der Jubiläen. Die Löschzüge IV, V und VI – also Wehrden, Fürstenhausen und Geislautern – werden 100 Jahre alt. Das Stadtarchiv Völklingen hat dieses Ereignis zum Anlass genommen, um eine neue Ausgabe der Völklinger Schätze aufzulegen. Das reichlich vorhandene Archivmaterial zur Geschichte der Feuerwehren in Völklingen hat Stadtarchivar Achim Becker zu einem anschaulichen Beitrag zusammengefasst. Dabei spannt er den Bogen von den Anfängen der Brandbekämpfung in der preußischen Rheinprovinz, zu der seinerzeit auch die Bürgermeistereien Völklingen und Ludweiler gehörten, bis zum Erwerb der ersten Feuerwehrfahrzeuge in der damaligen Gemeinde Völklingen.

Kontakt:
Stadtarchiv Völklingen
Stadtarchivar Achim Becker M.A.
Alter Bahnhof
66333 Völklingen
Tel. (0 68 98) 13-2432
achim.becker@voelklingen.de