Reichsarchiv Kopenhagen erhält Jahrzehnte verschwundenes Siegel

Jahrzehntelang war eines der acht Siegel einer Urkunde aus dem Jahre 1575, in der es um Dinggerechtigkeiten in der Karlslundharde geht, verschwunden. Die Urkunde gelangte im Zuge des Austausches von Archivalien nach dem Deutsch-Dänischen Archivabkommen vom 15. Dezember 1933 zwar vom Landesarchiv Schleswig-Holstein, Schleswig, ins Reichsarchiv, Kopenhagen; das achte Siegel aber blieb verschollen. Vor einigen Jahren wurde das Siegel im Landesarchiv in Schleswig gefunden; es ist gut erhalten. Prof. Dr. Rainer Hering, Leiter des Landesarchivs Schleswig-Holstein, überreichte das Siegel zum Abschluss des Festaktes "75 Jahre Deutsch-Dänisches Archivabkommen" in Schleswig an Reichsarchivar Dr. Johan Peter Noack. "Das ist ein Zeichen unserer guten Zusammenarbeit", freute sich der Reichsarchivar.

Das Archivabkommen sei "auf deutscher Seite nicht dem nationalsozialistischen Deutschland, sondern der Weimarer Republik zu verdanken", hatte Hering zuvor betont. "Unterschriftsreif war das Abkommen bereits im Herbst 1932; aufgrund der politisch instabilen Lage im Deutschen Reich konnte es erst ein Jahr später unterschrieben werden." Bis heute würden historisch Interessierte beiderseits der Grenze von den Regelungen des Abkommens profitieren, sagte Hering, seien es Familienforscher, Ortschronisten oder Universitätsprofessoren. "Daher ist dieser Vertrag ein wichtiges Beispiel konstruktiver deutsch-dänischer Zusammenarbeit selbst in schwieriger Zeit, bei der nicht nationales Pathos ausschlaggebend war, sondern in sachorientierter Weise die Wünsche der Menschen, die die Vergangenheit aufarbeiten – seien sie nun Dänen oder Deutsche."

Zweieinhalb Jahre nach Unterzeichnung seien die vielen Akten ausgetauscht worden, berichtete der dänische Generalkonsul Prof. Dr. Henrik Becker-Christensen, Flensburg. Vom Staatsarchiv Kiel (heute Landesarchiv Schleswig) gingen zwischen 20 und 24 Tonnen Archivalien nach Kopenhagen, von dort nach Kiel waren es zwischen 12 und 15 Tonnen. Außerdem wurden im Grenzgebiet etwa drei Tonnen Archivmaterial von Apenrade und Tondern nach Kiel geschickt, während das neue Landesarchiv Nordschleswig in Apenrade sechs Tonnen Archivmaterial aus dem Süden erhielt. Aus dem Abkommen gehe zudem hervor, "dass dänische Forscher von Abgaben für die Archivbenutzung im Staatsarchiv in Kiel so lange befreit sein sollten, wie bei wissenschaftlichen Studien bei dänischen Archiven keine Abgaben erhoben würden", sagte Becker-Christensen. Zudem habe man sich verpflichtet, dass keine der Parteien eine Vernichtung ausgetauschter oder früher abgegebener Dokumente vornehmen dürfe, ohne die andere Partei zuvor darüber zu unterrichten, "die damit die Gelegenheit erhält, jene Akten zu übernehmen, die vernichtet werden sollten". 

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Fax: 04621 / 8618 – 01
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Quelle: Nordschleswig, 17.12.2008

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