75 Jahre Landeskirchliches Archiv Hannover

Am 10. November 2008 feierte das Archiv der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers sein 75-jähriges Jubiläum. Landesbischöfin Dr. Margot Käßmann predigte in dem Gottesdienst zum Jubiläum in der Neustädter Hof- und Stadtkirche Hannover. Mit Grußworten waren der Präsident des Niedersächsischen Landesarchivs, Dr. Bernd Kappelhoff, die Leiterin des Verbandes kirchlicher Archive, Dr. Bettina Wischhöfer, und der Vorsitzende des Historischen Vereins für Niedersachsen, Dr. Manfred v. Boetticher, vertreten. Während des anschließenden Festakts hielt Prof. Dr. Thomas Vogtherr (Universität Osnabrück), Vorsitzender der Historischen Kommission der Länder Niedersachsen und Bremen, den Vortrag „Landesgeschichte und Kirchengeschichte. Das Beispiel Niedersachsen“. Dr. Hans Otte, der Leiter des landeskirchlichen Archivs, sprach über die Geschichte des Archivs unter dem Titel „Die Archivalien sind selbst in die Hand zu nehmen“.

Das Landeskirchliche Archiv ist das zentrale Archiv der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers. Es verwahrt die Unterlagen der kirchenleitenden Organe und vieler kirchlicher Einrichtungen, Kirchenkreise und Kirchengemeinden, unterhält Sammlungen zur Archiv- und Kirchengeschichte und verfügt über eine umfangreiche Handbibliothek. Die Überlieferung reicht teilweise bis ins 12. Jahrhundert zurück. Einzelne Bestände können seit kurzem in einem "Online-Archiv" recherchiert werden. Bis 1919 hatten die Konsistorien in Aurich, Hannover, Osnabrück und Stade ihre älteren Akten, die zumeist aus der Zeit vor 1750 stammten, an die jeweils zuständigen Staatsarchive abgegeben. Als sich nach der Trennung von Kirche und Staat bei der Benutzung kirchlicher Akten Probleme ergaben, forderte die Landessynode seit 1926 mehrfach die Gründung eines eigenen Landeskirchenarchivs. Am 9. November 1933 wurde es schließlich errichtet.

Kontakt
Archiv der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers
Ltd. Archivdirektor PD Dr. Hans Otte
Goethestr. 27 
30169 Hannover 
Tel.: 0511 / 1241 – 755
Fax: 0511 / 1241 – 770 
archiv@evlka.de 

Quelle: Pressemitteilung Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannover, 6.11.2008

Plattdeutsch macht Geschichte

Sie prägt Münster und das Münsterland: Die niederdeutsche Sprache – im alltäglichen Gebrauch heute nahezu verschwunden – ist wichtiger Teil der regionalen Identität. Das Stadtmuseum Münster zeichnet in Kooperation mit der Niederdeutschen Abteilung der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster erstmals für eine Region in Deutschland die bewegte Geschichte der niederdeutschen Schriftlichkeit im Wandel der Jahrhunderte nach. Für diese anschauliche Zeitreise in Wort und Ton von ersten Überlieferungen um 800 bis hin zu den „plattdeutschen Spuren“ im Münster der Gegenwart kehrten kostbare Leihgaben und Raritäten aus bundesdeutschen Archiven in ihr Entstehungsgebiet zurück. 

Der Ausstellungstitel greift in zweifachem Sinn. „Ohne Kenntnis des Niederdeutschen kann die Geschichte dieser Stadt nicht geschrieben werden“, betont Museumsdirektorin Dr. Barbara Rommé. „Bis weit ins 17. Jahrhundert hinein sind die Quellen in dieser Sprache abgefasst“. Gezeigt wird so nicht allein der Weg, den die geschriebene Sprache nahm, sondern Plattdeutsch macht hier buchstäblich Geschichte. Kooperationspartner der Ausstellung ist neben der Universität Münster auch die Augustin Wibbelt-Gesellschaft e.V

Die Ausstellung präsentiert bedeutende Originalzeugnisse, darunter Handschriften und Drucke aus Archiven und Bibliotheken in Berlin, Hamburg und Göttingen. Predigten und Rechnungen, Grammatikbücher für Latein, Noten und Rezeptbücher markieren markante Etappen des Sprachwandels – vom Altsächsischen (bis 1150/1200) über das Mittelniederdeutsche (bis 1600/1650) bis zur plattdeutschen Sprache der Gegenwart. Mit der altsächsischen „Freckenhorster Heberolle“ (Abgabenregister) aus der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts sieht der Ausstellungsbesucher die älteste Überlieferung des Niederdeutschen im Münsterland. „Eine bischöfliche Urkunde von 1320 ist das älteste mittelniederdeutsche Dokument aus Münster selbst“, erläutert Dr. Friedel Roolfs vom Germanistischen Institut, Abteilung Niederdeutsche Sprache und Literatur. Mit der Leihgabe der „Kölner Bibel“ (um 1478/79) ist dem Museum ein besonderer Coup gelungen. Die ins Niederdeutsche übersetzte Bibel mit Glossen (Erklärung schwieriger Wörter) besticht durch ihre reichhaltige Ausstattung mit über 100 feinsten Holzschnitten. 

Einen ebenso kostbaren Schatz stellt die „Steinfurter Maerlant-Handschrift dar. Der Kodex aus dem 15. Jahrhundert aus der Schlossbibliothek des Fürsten zu Bentheim überliefert Texte prominenter niederländischer Dichter des Mittelalters. Noch älter ist das „Münsterische Walther-Fragment. Die Liederhandschrift datiert aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Sie bietet als einzige Überlieferung Originalnoten zu einigen Liedern des Dichters und Minnesängers Walther von der Vogelweide, darunter das berühmte „Palästinalied“. Das letzte gedruckte Buch in mittelniederdeutscher Schreibsprache ist ein Lektionar aus dem Jahre 1706. Es diente für Andacht und religiöse Unterweisung. Ende des 18. Jahrhunderts ist der Beginn der Mundartliteratur anzusetzen: Gezeigt wird mit einem Spottgedicht auf Franz Freiherr von Fürstenberg von 1780/82 der früheste Text in münsterländischer Mundart. Der rote Ausstellungsfaden spinnt sich bis in die Gegenwart, nicht zuletzt mit Beispielen zur Renaissance der plattdeutschen Literatur und Hinweisen auf die niederdeutsche Bühne in Münster. 

Besucher können selbst aktiv werden. Vier Audiostationen geben Hörproben zum Wandel des Niederdeutschen. Ein gut bestückter Literaturbereich lädt zum Stöbern und Lesen ein. Eigens anfertigen lassen hat das Stadtmuseum zwei Faksimiles – hier darf ausdrücklich angefasst und geblättert werden. Ob Bült oder Gruetgasse, Drubbel oder Katthagen – plattdeutsche Spuren im heutigen Münster lassen sich in einer Inszenierung der Straßennamen verfolgen. Die Kenntnis des Plattdeutschen geht zwar stetig zurück. Dr. Barbara Rommé: „Das heißt aber nicht, dass man das kulturelle Erbe der niederdeutschen Sprache vergessen darf“. Die Ausstellung “Plattdeutsch macht Geschichte“, ist vom 8. November 2008 bis 8. Februar 2009 im Stadtmuseum Münster zu besichtigen. Geöffnet ist sie dienstags bis freitags von 10 bis 18 Uhr sowie samstags/sonntags von 11 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei. Das Begleitbuch zur Ausstellung ist für 19,80 Euro zu erwerben.

Kontakt
Stadtmuseum Münster
Dr. Barbara Rommé
Salzstraße 28
48143 Münster
Tel.: 0251 / 492 – 45 03
Fax: 0251 / 492 – 77 26
museum@stadt-muenster.de

Quelle: Pressemitteilung Stadt Münster, 7.11.2008

Bundesarchiv präsentiert im Digitalen Bildarchiv jetzt auch Bilder der Bundesbildstelle

Am 5. November 2008 werden über das Digitale Bildarchiv des Bundesarchivs (http://www.bild.bundesarchiv.de/) 60.000 Fotos des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung (BPA) für die Recherche und den Download im Internet freigeschaltet. Gleichzeitig sind diese Bilder auch über die Internetadresse http://www.bundesbildstelle.de/ online erreichbar.

In den Jahren von 1949 bis heute entstanden für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung mehr als zwei Millionen Fotos zu den politischen Aktivitäten der Bundeskanzler, der Bundesminister sowie des Bundespräsidenten. Das Presse- und Informationsamt der Bundesregierung hat jetzt in Zusammenarbeit mit dem Bundesarchiv im Internet den Zugriff auf ca. 60.000 Bilder ermöglicht. Dabei handelt es sich um ein Projekt im Rahmen des „Umsetzungsplanes 2007 / E-Government 2.0 des Bundes\“.

Durch die Arbeit offizieller Fotografen der Bundesregierung wächst der BPA-Bildbestand kontinuierlich. Pro Jahr dokumentieren sie etwa 1.000 politische Ereignisse wie Staatsbesuche, Vertragsunterzeichnungen und Festakte fotografisch. Ergänzt wird der Bildbestand durch den Ankauf bzw. den Erwerb einzelner Fotos oder ganzer Bildarchive, wie des Nachlasses von Richard Schulze-Vorberg oder des Archivs von Georg Munker. Das Bildmaterial des BPA kann für Internetbeiträge oder andere Veröffentlichungen genutzt werden, z. B. für Zeitungen, Zeitschriften, Verlage, Stiftungen und Institutionen. Die Nutzung erfolgt im Regelfall zu marktüblichen Nutzungsgebühren. Zuvor ist eine Registrierung durch das Bundesarchiv erforderlich. Ausgewählte Fotos werden darüber hinaus frei zugänglich und nutzungshonorarfrei angeboten. Der BPA-Bildbestand wird mehrmals täglich aktualisiert.

Mit diesen z. T. aktuellen Bildern des BPA sind über das „Digitale Bildarchiv\“ nun Bilder von den Anfängen der Bundesrepublik Deutschland bis zum heutigen Tag in einer Datenbank recherchierbar und nach vorheriger Registrierung auch in hoher Auflösung herunterladbar. 

Digitales Bildarchiv des Bundesarchivs: http://www.bild.bundesarchiv.de/  
Digitales Bildarchiv der Bundesregierung: http://www.bundesbildstelle.de/ 

Kontakt
Bundesarchiv
Dr. Oliver Sander
Potsdamer Straße 1
56075 Koblenz
Tel.: 0261/505-478
o.sander@barch.bund.de

Quelle: Bundesarchiv, Pressemitteilung, 5.11.2008; Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, Pressemitteilung, Nr.: 395, 5.11.2008

Umzug des Hauptstaatsarchivs Dresden abgeschlossen

Das Hauptstaatsarchiv Dresden hat seinen im August eingeweihten Magazinneubau in Betrieb genommen (siehe Bericht vom 31.7.2008). Ab 17. November 2008 – zwei Wochen früher als geplant – werden die Benutzungsbeschränkungen, die während des Umzugs der Archivalien galten, wieder aufgehoben.

Seit Juni wurden die wertvollen Bestände des Hauptstaatsarchivs aus dem 1915 erbauten Altmagazin in den direkt daneben errichteten Neubau verlagert. 30 Regalkilometer Akten, 180.000 Karten, 54.000 Pergamenturkunden, unzählige Fotos, Filme und Plakate mussten bewegt werden. Nach fast 100 Jahren ununterbrochener Nutzung stehen die denkmalgeschützten Altgebäude in der Archivstraße nun leer. 

Ab 17. November 2008 werden alle Archivbestände, die wegen des Umzugs gesperrt werden mussten, wieder zugänglich sein und können im derzeitigen Ausweichquartier des Hauptstaatsarchivs in der Marienallee 12 genutzt werden. Mit der in nur vier Monaten bewältigten Räumung wird Baufreiheit für die Sanierung des Altmagazins und der bisherigen Lesesäle geschaffen. 2010 soll die Maßnahme abgeschlossen sein. Anschließend werden Teile des Archivguts und der Inhalt verschiedener Ausweichdepots in das Altmagazin zurückverlagert. 

Schon jetzt verfügt das Hauptstaatsarchiv über modernste Magazintechnik, die den Schrift- und Bilddokumenten aus 1000 Jahren sächsischer Geschichte optimale Bedingungen bietet. Der gerade in Betrieb genommene Magazinneubau, der in der Rekordzeit von nur eineinhalb Jahren fertig gestellt wurde, ist der erste staatliche Hochbau Sachsens, der in Passivbauweise errichtet wurde. Er wird den modernsten Ansprüchen an Sicherheit und Brandschutz gerecht und ist als qualitätsgeprüftes Passivhaus zertifiziert. Das Magazinklima wird durch einen Rotationswärmetauscher mit Wärmerückgewinnung und eine ressourcenschonenden Kühlung aus vier Grundwasserbrunnen erzeugt. Neben einer Restaurierungs- und Fotowerkstatt ist das Gebäude auf acht Geschossen mit Kompaktregalanlagen ausgestattet, in denen auch die einzigartige Siegelsammlung des Archivs untergebracht ist, die mit fast 180.000 Stück zu den größten ihrer Art in Deutschland zählt. Mit einer Kapazität für 32 Regalkilometer Akten und 460.000 Karten steht genügend Raum zur Verfügung, um auch künftig entstehendes Archivgut für die Nachwelt zu sichern.

Kontakt:
Sächsisches Staatsarchiv
Hauptstaatsarchiv Dresden
Marienallee 12
01099 Dresden 
Telefon: 0351/8006-0 
Telefax: 0351/8021274
poststelle-d@sta.smi.sachsen.de

Mülheimer Schüler recherchierten Biographien aus der Nazizeit

Achtundzwanzig Schülerinnen und Schüler der Klasse 9d der Otto-Pankok-Schule in Mülheim an der Ruhr recherchierten in der vorvergangenen Woche einen Vormittag lang im Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr, wie die NRZ berichtet. Archivar Jens Roepstorff legte ihnen Bücher, Akten, Zeitungsausschnittsammlungen und Fotos vor. Die Klasse von Geschichtslehrer Hans-Werner Nierhaus zeigte sich beeindruckt davon, dass die im Stadtarchiv lagernden Urkunden teilweise bis ins 13. Jahrhundert zurückreichen.

Die Schülerinnen und Schüler hatten aber einen konkreten Rechercheauftrag. Denn sie können an einer Gedenkveranstaltung zum 9. November in der Heinrich-Thöne-Volkshochschule Mülheim mitwirken, die an die siebzig Jahre zurückliegende Reichspogromnacht erinnern wird. Diese Matinee, die um 11.00 Uhr beginnt, steht unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld und wird gemeinsam von der Mülheimer Initiative für Toleranz MIT, VHS, Stadtbücherei, Stadtarchiv, Theater an der Ruhr und Otto-Pankok-Gymnasium ausgerichtet. Neben den Schülerinnen und Schülern sind der jüdische Künstler Dany Bober, der mit einer \“jüdischen Zeitreise\“ auftreten wird, auch Künstlerinnen und Künstler des Theaters an der Ruhr an der Gestaltung des Programms beteiligt. Der Eintritt zu dieser Veranstaltung ist frei.

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Abb.: Schülerinnen und Schüler des Otto-Pankok-Gymnasiums forschen und recherchieren im Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr. Die Ergebnisse werden im Rahmen einer Gedenkveranstaltung zum 9. November präsentiert (24.10.2008), Foto: Walter Schernstein

Die Otto-Pankok-Schüler forschten über Täter, Opfer und Zeitzeugen der NS-Herrschaft in Mülheim an der Ruhr. So lernten sie, dass Günther Smend, ein Schüler ihrer Schule zur damaligen Zeit, nicht nur ein guter Sportler war, sondern später als Offizier zum militärischen Widerstand gehörte und deshalb hingerichtet wurde. \“Dass ein Schüler unserer Schule sich gegen Hitler stellte, obwohl die meisten für ihn waren\“, finden die Schülerinnen und Schüler bewundernswert. 

Abschreckendes liefert hingegen die Personalakte des Brandmeisters Alfred Freter. Als Chef der Mülheimer Feuerwehr missachtete er den Löschbefehl, ließ die Synagoge vorsätzlich abbrennen und achtete nur darauf, dass das Feuer nicht auf die Nachbarhäuser übergriff. Freter wurde erst 1959 \“wegen Fluchtgefahr\“ verhaftet und vor Gericht gestellt. – Die Otto-Pankok-Schüler empfanden es als spannend, mit authentischem Quellenmaterial arbeiten zu können. So lange sei das alles ja noch nicht her, stellt eine Schülerin fest. Und ein Klassenkamerad ergänzt: \“Das Thema ist angesichts von Neonazis immer noch relevant.\“

Kontakt:
Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr
Aktienstr. 85
45473 Mülheim an der Ruhr
Telefon: 0208-455-4260
Telefax: 0208-455-4279
stadtarchiv@stadt-mh.de

Otto-Pankok-Schule
Gymnasium der Stadt Mülheim an der Ruhr mit Sekundarstufe 1 und 2
Von-Bock-Str. 81
Tel.: 0208-455 3960
45468 Mülheim an der Ruhr

Quelle: Thomas Emons, NRZ, 25.10.2008

Lüneburger Stadtarchivarin tritt nach 35 Jahren in den Ruhestand

Seit mindestens 500 Jahren werden im Stadtarchiv Lüneburg Unterlagen aus über acht Jahrhunderten geordnet und dauerhaft aufbewahrt. Alles, was sich an schriftlicher Überlieferung des städtischen Gemeinwesens erhalten hat, von der ältesten Originalurkunde aus dem Jahre 1229 bis zu den jüngsten Aktenablieferungen der Stadtverwaltung, ist hier sorgfältig ausgewählt worden und für alle Interessierten einsehbar. Die Stadtrechtsurkunde aus dem Jahre 1248 zum Beispiel ist als Original in recht gutem Zustand erhalten. Sie schreibt das Privileg Lüneburgs fest, ein eigenes Stadtrecht zu entwickeln und damit nicht mehr an das Landesrecht gebunden zu sein.

Mehr als 35 Jahre lang war Dr. Uta Reinhardt für die archivalische Überlieferung der "Salzstadt" zuständig; seit August 1973 leitete sie das Lüneburger Stadtarchiv (siehe den Bericht vom 30.7.2007). Zum 31. Oktober 2008 trat die 65-jährige Lüneburger Stadtarchivarin in den Ruhestand. Mit einem Festakt im Huldigungssaal des Rathauses schied sie aus dem Amt. Bis Juni 2009 wird die gelernte Mediävistin allerdings als so genannte geringfügig Beschäftigte weiter im Stadtarchiv tätig sein, vor allem, um den bevorstehenden Umzug des Stadtarchivs in das Gebäude der ehemaligen Landeszentralbank zu beaufsichtigen. Jahrelang kämpfte sie um neue Räume für das Stadtarchiv. Auch als Erste Vorsitzende des Fördervereins des Deutschen Salzmuseums wird sie im Zuge der Neustrukturierung der Museumslandschaft noch genug zu tun haben.

Das Besondere am Stadtarchiv Lüneburg ist dessen weder durch Brände oder Fluten noch durch Kriege beschädigte und deshalb ungestörte Überlieferung der Stadtgeschichte seit 1229. Daher sind es wahre Schätze, denen im Frühjahr 2009 der Ortswechsel bevorsteht. Vier Kilometer lang reihen sich Akten, Urkunden, Bauzeichnungen und Bücher aneinander. Das bisherige Archiv verteilt seine Schätze auf vier Standorte. Die wertvollsten Urkunden und Dokumente, die bis ins 13. Jahrhundert zurückreichen, liegen in den Räumen zur Waagestraße. Direkt hinter dem Büro der Archivarin stapeln sich über drei Etagen mit Gitterböden beispielsweise uralte Karten und Papiere. Ein weiterer Teil liegt ebenfalls im Rathaus, im Unteren Gewandhaus. Andere Bestände finden sich im Heine-Haus und im Bürgeramt.

Für den Umzug des Lüneburger Stadtarchivs hat das Rathaus rund 300.000 Euro in seinem Etat veranschlagt. Im Januar 2009 sollen die neuen Räume in der ehemaligen Landeszentralbank bezugsfertig sein; dann wird ein platzsparendes Regalsystem eingebaut. Verloren geht an der neuen Adresse der Charme des Alten. Doch für die scheidende Stadtarchivarin Dr. Reinhardt ist es ein notwendiger Wechsel in die Zukunft – damit die Vergangenheit greifbar bleibt.

Kontakt:
Hansestadt Lüneburg – Stadtarchiv 
Lesesaal 
Eingang E, Zimmer 59
Waagestraße 
21335 Lüneburg
Tel. 04131 309-223
Fax: 04131 309-586
stadtarchiv@stadt.lueneburg.de

Quelle: Landeszeitung, 26.10.2008; Sandra Bengsch, Hamburger Abendblatt, 31.10. 2008

Privat-Esoteriker

Die Erforschung des Esoterischen als bedeutendem Teil der europäischen Kultur- und Religionsgeschichte hat sich im zurückliegenden Jahrzehnt zu einer anerkannten Teildisziplin kulturwissenschaftlicher und historischer Arbeit entwickelt. 

Dies führt zu der Überlegung, ob und inwieweit sich die verschiedenen Facetten der Esoterik auch in archivischen Überlieferungen nachweisen lassen. Verstärkt gilt dies für das 20. Jahrhundert, das bislang kaum im Fokus der Forschungsaktivitäten steht. Private Nachlässe oder Sammlungen könnten möglicherweise Hinweise auf die konkreten Träger esoterischen Gedankenguts liefern und zu einer Sozialgeschichte der neueren Esoterik motivieren. 

Bei der zumeist nur bedingt öffentlichen Struktur esoterisch orientierter Kreise oder Organisationen ist allerdings zu vermuten, dass letztlich nur wenig Material aus diesem Umfeld den Weg in die etablierten Archive gefunden hat. Insofern ist gerade die weitere Suche nach aussagekräftigen persönlichen Unterlagen und deren archivische Sicherung ein lohnendes Aufgabenfeld. 

Im Archiv des Instituts für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene (IGPP) werden einige kleinere Nachlässe von Personen aufbewahrt, die man als Privat-Esoteriker bezeichnen kann. Leider ist über manche dieser Personen derzeit kaum mehr als der Name bekannt. Von anderen weiß man, dass sie sich esoterischen Aktivitäten neben ihrem bürgerlichen Beruf widmeten. So etwa der Lederfabrikant Dr. Adolf Schoeler (1899-1991) aus dem südbadischen Laufenburg, Alchemist, offenbar Mitglied der völkischen Guido-von-List-Gesellschaft und von seinen esoterischen Freunden „Atys“ genannt.

\"Sammlung

Abb.: Sammlung Peter Pierre, Straßburg (18??-19??): Kladde „Occultus, Volume II“ (1926-1928) [über den Nachlasser ist bislang nicht bekannt] (IGPP-Archiv, 10/23/1)

Kontakt:
Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e.V.
Institutsarchiv
Uwe Schellinger M.A.
Wilhelmstraße 3a
79098 Freiburg i.Br
0761/2072161
schellinger@igpp.de
www.igpp.de

Quelle: Uwe Schellinger, Schaufenster ins IGPP-Archiv Nr. 11-08, 1.11.08

Langzeitarchivierung und Dritter Korb zur Reform des Urheberrechts

Die am 30. Oktober 2008 zu Ende gegangene Urheberrechtstagung 2008 in Göttingen fragte nach den Erwartungen und Anforderungen an eine weitere Reform des Urheberrechts aus Sicht von Bibliotheken, Universitäten und Verlagen. Eine gewichtige, von der Fachwelt anerkannte Stimme hatte bei der Tagung das Deutsche Kompetenznetzwerk für Langzeitarchivierung nestor, dessen Task Force \“Recht\“ von Dr. Eric Steinhauer, stellvertretendem Direktor der Universitätsbibliothek Magdeburg, vorgestellt wurde. Hier droht aus heutiger Sicht bei der Sicherung der Langzeitverfügbarkeit digitaler Objekte eine empfindliche Lücke.

Die Task Force \“Recht\“ wurde als Teil der nestor-Arbeitsgruppe \“Kooperative Langzeitarchivierung\“ eingerichtet, um urheberrechtliche Grenzen sowie Rechtsprobleme, wie sie bei der digitalen Langzeitarchivierung auftreten können, zu diskutieren und Verbesserungsvorschläge zu erarbeiten. Ihr Schwerpunkt liegt auf dem jetzt anstehenden sog. Dritten Korb zur Reform des Urheberrechtsgesetzes, der spezifische Regelungen für die Arbeit der Gedächtnisorganisationen enthalten soll.

Dr. Steinhauer stellte in seinem Vortrag klar, dass die digitale Langzeitarchivierung als öffentliche Aufgabe politisch gewollt sei und der Gesetzgeber deshalb in der Pflicht stehe, einen geeigneten urheberrechtlichen Rahmen bereitzustellen. Hierbei will ihn das Kompetenznetzwerk nestor unterstützen. \“Das geltende Urheberrecht erlaubt den Gedächtnisinstitutionen keine digitale Langzeitarchivierung, es sei denn, sie schließen individuelle Vereinbarungen mit den Rechteinhabern ab; eine illusorische Vorstellung angesichts der großen Mengen digitaler Dokumente. Ohne eine eigene urheberrechtliche Befugnis zur Langzeitarchivierung sind die Gedächtnisinstitutionen gegenwärtig nicht arbeitsfähig und können ihrem gesetzlichen Auftrag zur Sammlung und Archivierung digitaler Ressourcen nicht nachkommen\“, so Dr. Steinhauer, der u.a. in München und Stuttgart Bibliotheksrecht lehrt, zur grundsätzlichen Situation der Gedächtnisorganisationen.

Dass es weiteren Bedarf für Änderungen des Urheberrechts gibt, erkannte auch der Gesetzgeber, der bereits während des noch laufenden Gesetzgebungsverfahrens für den Zweiten Korb weitere Reformschritte ankündigte. Obgleich ein Schaden beim Urheber schwer vorstellbar ist, wenn nicht-kommerzielle Bibliotheken und Archive urheberrechtlich geschützte Webseiten oder Teile von Webseiten mittels Web-Harvesting archivieren, so drohen ihnen dennoch urheberrechtliche Unterlassungs- und Vernichtungsansprüche oder gar strafrechtliche Verfolgung. Um diesen Missstand abzustellen und Rechtssicherheit zu schaffen, seien alle Bibliotheken und Archive aufgerufen, sich stärker als bisher in die urheberrechtlichen Diskussionen mit einzubringen, so Dr. Steinhauer.

Kontakt:
Projektkoordination nestor
Natascha Schumann c/o Deutsche Nationalbibliothek
Adickesallee 1, D – 60322 Frankfurt
Tel.: +49 – 69 – 1525 – 1141
Fax: +49 – 69 – 1525 – 1799
n.schumann@d-nb.de
www.langzeitarchivierung.de

Quelle: Kompetenznetzwerk nestor, Pressemitteilung, 30.10.2008