Seit kurzem befindet sich ein reich verziertes, ledergeprägtes Fotoalbum im Besitz des Universitätsarchivs Leipzig. Ein einzigartiges Dokument, das frühere Schüler am 10. Dezember 1895 ihrem verehrten Professor Ferdinand Zirkel zur Feier seiner 25jährigen Lehrtätigkeit an der Universität Leipzig überreichten. Dieses Fotoalbum ist für wissenschaftshistorische Untersuchungen von großer Bedeutung – für die Universität Leipzig ist es zugleich ein wertvolles Zeugnis für die Erinnerungskultur aus vergangenen Tagen. Ferdinand Zirkel (1838-1912) hatte ab 1870 die Professur für Mineralogie als Nachfolger des berühmten Mineralogen Carl Friedrich Naumann an der Universität Leipzig inne, zuvor war er als Professor für Mineralogie an den Universitäten Kiel und Lemberg tätig gewesen. Größere Studienreisen hatten ihn bis dahin unter anderem nach Island (1860), Schottland, den Pyrenäen und Nordamerika (1874) zur \“geologischen Durchforschung des 40. Breitengrades\“ geführt. Zirkel war auch für seine Pionierarbeit bei der mikroskopischen Untersuchung von Mineralien und Gesteinen bekannt und trieb die Entwicklungen in der mineralogischen Wissenschaft erheblich voran. Nach fast 40 Jahren an der Universität Leipzig legte Ferdinand Zirkel im Jubiläumsjahr 1909 sein Lehramt nieder. Von seinem umfangreichen wissenschaftlichen Werk sind u.a. \“Die mikroskopische Beschaffenheit der Mineralien und Gesteine (1872)\“ und das klassische Werk \“Lehrbuch der Petrographie\“ (1866) zu nennen.
Das Fotoalbum ist überaus schmuckvoll gestaltet, enthält aber auch einen großen Faktenreichtum. Die Angaben über Studienzeiten, Promotionen und die aktuelle Berufsstellung der ehemaligen Studenten Zirkels, die aus ganz Deutschland, aber auch von weither, aus Nord- und Südamerika, Skandinavien und Japan kamen, dokumentieren eine anhaltend enge Bindung an den akademischen Lehrer. Unter den 100 Konterfeis finden sich berühmte Namen, wie Albrecht Penck (1858-1945), Johannes Walther (1860-1937) oder Heinrich Vater (1859-1930). Einer der Schüler war Dr. Karl Vogelsang (1866 – 1920), der 1894 nach bestandenem Examen bei Zirkel als Bergassessor auf mehreren Kontinenten die Bergreviere bereiste. Seit 1901 war er im preußischen Staatsdienst tätig und wurde 1908 Oberberg- und Hüttendirektor in Eisleben. 1920 wurde Vogelsang von aufständischen Arbeitern bei einem Streik erschossen. Zu Ferdinand Zirkels Studenten gehörte auch der spätere Professor für Geologie und Mineralogie an der Kaiserlichen Universität Tokyo, der Japaner Bundjiro Koto (1956 – 1935), dessen bedeutendste mineralogische Entdeckung seinen Namen trägt und sich noch heute als eigenständiger Begriff im Duden findet. Mit seinen Untersuchungen zur Anordnung und Benennung der Gebirgsketten in Korea wurde Koto in Asien berühmt. Die Vereinigte Geologische Gesellschaft in Japan stiftete einen nach ihm benannten Preis.
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Quelle: Jens Blecher, Pressemitteilung Universität Leipzig, 25.11.2008